Gutzkow an Daniel Sanders. Geehrter Herr, schon seit Jahr u. Tag hab’ ich eine Verschuldung ge-
gen Sie auf dem Herzen.
Dr. Wolfsohn gab mir eines Tages ein Blättchen, auf dem
Sie eine sehr treffliche Bemerkung über die nothwendige Umstellung in
einem goethischen Gedicht gemacht habenSanders, Daniel: Zur Kritik unserer Goethe-Ausgaben. In: Gutzkow, Karl (Hg.): Unterhaltungen am häuslichen Herd. Leipzig 1857, S. 92-94. [Online verfügbar: BSB digital, abgerufen am 13.12.2018.](http://mdz-nbn-resolving.de/urn:nbn:de:bvb:12-bsb10616956-4). Ich freute mich es in meinem
JournalUnterhaltungen am häuslichen Herd. Herausgegeben von Karl Gutzkow. Leipzig 1852–1862. abdrucken zu lassen und schäme mich um zu gestehen, ich habe es
verloren.
Ich bin sonst von der größten Gewissenhaftigkeit im Aufbewahren der
mir anvertrauten Manuscripte und mit diesen muß ich das unange-
nehme Begegniß haben!
Nun quält mich schon lange der Gedanke: Was werden Sie von
mir halten? Wie werden Sie sich das Ausbleiben der Benutzung
einer so wertvollen Mittheilung erklären?
Endlich kann ich nicht länger widerstehen. Ich schreibe Ihnen lieber
u.und gebe Ihnen das offenoffene Geständniß mit Hinzufügung der Bitte, mir
jene Entdeckung noch einmal zu notieren.
Arbeiten Sie an Ihrem großen Werke? Oder welcher andre Gegen-
stand nim̃t Ihre Muße in Anspruch? Findet sich nicht einmal eine
geeignete Mittheilung für meine UnterhaltungenUnterhaltungen am häuslichen Herd. Herausgegeben von Karl Gutzkow. Leipzig 1852–1862.? Ich verspreche sie
besser zu wahren, als ich mir mit den fFrüheren habe zu Schulden
kom̃en lassen.
Ich grüße Sie herzlich u.und bin hochachtungsvoll u.und ganz ergebenst
der Ihrige
Gutzkow
Dresden, 25. Aug.August 56. (Im Bes.Besitz v.von S.’sSanders‘ Pflegesohn Alxdr.Alexander Koner, Strelitz i.in Me.Mecklenburg)