Rom, den 16 Junii.
Se. Heiligkeit haben dem Katholiſchen Koͤnig Ihre
Freude uͤber die Schwangerſchaft der Prinzeßinn von
Aſturien bezeuget, und ſich erboten, bey dem zu erwar-
tenden Kinde die Pathenſtelle zu vertreten, welches Se.
Majeſtaͤt mit Vergnuͤgen angenommen haben.
Der Cardinal Marefoſchi hat den Jeſuiten in dem
Irlaͤndiſchen Collegio ihren Abſchied gegeben, und bloß
der Rector iſt da geblieben.
Livorno, den 21 Junii.
Am Sonnabend begaben ſich die Rußiſchen Officiers
an Bord ihrer Schiffe, und Sonntags ſollten ſich auch
die Oberofficiers, auf ausdruͤcklichen Befehl Sr. Excel-
lenz, des Grafen von Orlow, einſchiffen, welches aber
wegen eines entſtandenen Sturmes nicht geſchehen
konnte. Den 19ten dieſes, fruͤh, als ſich der Wind ge-
legt hatte, gab das Rußiſche Hauptſchiff des Vice-Ad-
mirals Greigg mit dem gewoͤhnlichen Kanonenſchuß das
Zeichen zur Abfahrt, und ſobald der Wind guͤnſtig wer-
den wird, gehet die ganze Flotte nach der Levante. Der
Herr Vice-Admiral Greigg hat das dreytaͤgige Fieber,
und es iſt noch nicht gewiß, ob er im Stande ſeyn wird,
jetzt ſchon mitzuſegeln. Der Graf von Orlow wird
noch mit einigen der vornehmſten Officiers einige Tage
hier bleiben.
Den 16ten kamen die vor einiger Zeit von hier ab-
gegangenen 4 Hollaͤndiſchen Kriegsſchiffe von Cagliari
zuruͤck, und den 18ten kam ein Sicilianiſches Kriegs-
ſchiff, der heilige Joſeph, aus Neapolis hier an, wel-
ches Don Michele Pignatelli nach Marſeille bringen
wird, von da er als Sicilianiſcher Geſandte nach London
gehet.
Venedig, den 21 Junii.
Mit den letzten Briefen aus Corfu iſt die Nachricht
eingegangen, daß unſer neue Bailo, Paolo Renier,
den 22ſten May von da nach Conſtantinopel habe ab-
gehen wollen. Sein Schiff wird noch von einem an-
dern vom erſten Range, die Treue genannt, und von
einem Kauffahrdenſchiffe begleitet werden. Sollten die
Gallioten des Großherrn wegen der kriegeriſchen Um-
ſtaͤnde ihn nicht, wie gewoͤhnlich, in Tenedos in Em-
pfang nehmen, um ihn durch die Dardanellen zu fuͤh-
ren; ſo wird er ſich mit ſeinem Gefolge auf das Kauf-
fahrdenſchiff begeben, und mit ſelbigem die Reiſe nach
Conſtantinopel fortſetzen.
Florenz, den 22 Junii.
Am Mittewochen kam der letztgedachte Raguſaniſche
Courier von Livorno wieder zuruͤck, und ſetzte ſogleich
ſeine Reiſe nach Raguſa fort. Man ſagt, daß dieſer
Republik die von den Ruſſen verlangte Neutralitaͤt nicht
zugeſtanden worden.
Ein Franzoͤſiſcher Courier, welcher von Rom hier
durchgegangen iſt, hat die Nachricht mitgebracht, daß
am 17ten daſelbſt Conſiſtorium gehalten worden. Der
Pabſt haͤtte auch neue Cardinaͤle gemacht, aber ſie noch
in petto behalten.
Trieſt, den 24 Junii.
Den 15ten des vorigen Monats kam hier eine halbe
Galliote aus Tripolis mit 50 Mann Equipage an. Sie
hatten 3 Griechiſche Sclaven an Bord, eine Mutter
mit 2 Kindern, deren Vater von ihnen zu der Zeit, da
ſie dieſe Ungluͤcklichen genommen, war umgebracht
worden. Dieſe Tripolitaner ſuchten mit dieſen Sclaven
die hier wohnenden Griechen zu beſchimpfen, und tauch-
ten ſelbige in die See, wodurch ihre Landsleute zum
Mitleiden bewogen wurden, und ſie fuͤr 250 Zechinen
loszukaufen beſchloſſen.
Beſchluß der Nachrichten aus London,
vom 28 May.
Aus Portsmouth wird unterm 22ſten dieſes Folgen-
des gemeldet: “Die Nachricht, daß die Fregatte Tweed
1200000 Spaniſche Thaler mitgebracht habe, iſt ſehr
uͤbertrieben geweſen. Kein Schiff hat ſeit 12 Jahren
1 Million Spaniſcher Thaler nach England gebracht.
Die Spanier entwaffnen ihre Flotte zu Cadix; arbeiten
aber ſtark an ihren Fortificationen. Der Marquis von
Victoria, der ſchon 117 Jahr alt iſt, hat das Commando
zur See daſelbſt. Ehedem war er unter dem Namen
Don Navarro bekannt, da er die Flotte in dem Treffen
mit Matthews und Leſtock commandirte. Der gegen-
waͤrtige Gouverneur zu Cadix iſt ein Bruder des be-
kannten Don Franciſco Bucarelli, jetzigen Vicekoͤnigs
von Mexico.
Zu Quebeck iſt vor einiger Zeit ein Tumult zwiſchen
den Einwohnern und Soldaten vorgefallen, bey wel-
chem auf beyden Seiten viele verwundet worden. Von
Penſacola, in dem weſtlichen Florida, wird geſchrieben,
daß keine Handlung daſelbſt ſey, weil den Spaniern die
Handlung mit den Englaͤndern verboten worden.
Die Antwort des Koͤnigs auf die vom Lord Mayor
zu uͤbergebende Remonſtranz iſt ſchon aufgeſetzt, und
dem Grafen von Chatham und andern Haͤuptern der
Oppoſition mitgetheilet worden, welche uͤber die Wuͤrde,
die darinn herrſchet, ihre Verwunderung bezeuget.
Der Stadt-Rath hat den Vorſatz noch nicht fahren
laſſen, mit dem Ritter Norton, wegen Gefangenneh-
mung des Lord Mayors, einen Proceß anzufangen. Man
will nur erſt die Antwort des Koͤnigs auf die Remon-
ſtranz abwarten.
Unſer Miniſterium iſt uͤber den Entſchluß des Katho-
liſchen Koͤnigs, keine fremde Kriegsfregatten in irgend
einen Spaniſchen Haven einlaufen zu laſſen, in großer
Verlegenheit. Unſern Fregatten, die nach der Mittel-
laͤndiſchen See gehen, und von da zuruͤckkommen, wird
dies am beſchwerlichſten ſeyn, welche ſich oft zu ihrer
groͤßten Bequemlichkeit in den Spaniſchen Haven mit
den noͤthigen Proviſionen verſehen haben.
Die Depeſchen, welche von unſerm Geſandten am
Schwediſchen Hofe eingegangen, enthalten unter andern
die Nachricht von der großen Liebe der ganzen Nation
gegen den neuen Koͤnig. Man hoͤrt jetzt nichts mehr
von Unterhandlungen zwiſchen unſerm und gedachtem
Hofe, da der Subſidien-Tractat der Krone Schweden
mit Frankreich ſchon erneuert worden.
Zu Portsmouth erwartet man 2 Infanterie-Regi-
menter, die daſelbſt verbleiben, und an der Wiederher-
ſtellung der Fortificationen und Magazine, welche durch
den letzten Brand verwuͤſtet worden, arbeiten ſollen.
Warſchau, den 26 Junii.
So eben iſt vor Abgang der Poſt folgende Declara-
tion von dem Rußiſch-Kayſerl. Herrn Ambaſſadeur
oͤffentlich bekannt gemacht worden:
Von Seiten Ihrer Kayſerl. Majeſtaͤt aller Reußen ꝛc.
Ich Caſpar von Saldern, wirklicher geheimer Rath
und Rußiſcher Ambaſſadeur, Ritter, ꝛc. Mache
allen und jeden, welchen daran gelegen, bekannt:
Die großmuͤthigen Bemuͤhungen, welche meine Aller-
gnaͤdigſte Monarchinn beſtaͤndig anwendet, den
Fortgang der Unordnung und des Verbrechens zu hem-
men, und das uneigennuͤtzige Verlangen, welches Sie
beſeelet, der Nation wieder Ruhe und Sicherheit zu ver-
ſchaffen, ein Verlangen, welches Sie ihr durch die neu-
lich Sr. Pohlniſchen Majeſtaͤt uͤbergebene und durch
den Druck bekannt gemachte Declaration feyerlich zu
erkennen gegeben, haͤtten wenigſtens die Wirkung haben
ſollen, daß man ſich, zufolge des lebhaſteſten Beſtre-
bens des vernuͤnftigſten Theils der Nation, um die
Wiederherſtellung der oͤffentlichen Sicherheit bemuͤhet
haͤtte.
Allein, ich ſehe mit eben ſo viel Erſtaunen, als Un-
willen, daß alle und jede ſich auf bloße Klagen uͤber das
oͤffentliche Ungluͤck einſchraͤnken. Das Gouvernement iſt
wirklich, oder ſtellet ſich wenigſtens, ſich in einer Traͤgheit
und voͤlligen Unthaͤtigkeit zu befinden. Ein großer Theil
der Einwohner bricht uͤber dieſes Ungluͤck in unfruchtbare
Seufzer aus, ob ſie ſich gleich der Gewalt einer Menge
Raͤuber und Elenden ausgeſetzt ſehen. Dieſe niedertraͤch-
tigen Straßenraͤuber, welche ſogar heimlich mitten in der
Hauptſtadt wohnhaft ſind, finden ſich vor aller Nachſu-
chung ſicher, weil ihnen niemand verwehret, ſich des ſchein-
baren Namens derjenigen zu bedienen, welche zur Sicher-
heit wider eingebildete Schrecken die Waffen ergriffen ha-
ben. Die allzu große Nachſicht fuͤr den Titel, welchen
ſich dieſe Elenden anmaßen, unter deſſen Decke ſie vor
Nachſuchungen ſicher ſind, verurſacht Verbrechen und
Raͤubereyen, welche alle policirte Nationen mit Abſcheu
und Entſetzen anſehen. Es gehet kein Tag, geſchweige
denn eine Woche vorbey, da man nicht Nachricht ein-
ziehet, daß dieſe Elenden die Reiſenden angegriffen, und
ihre Raͤubereyen ungeſtraft ausgeuͤbet haben. Alles
dieſes gehet um die Reſidenz herum vor, von welcher
ſich niemand eine halbe Meile zu entfernen getrauet,
ohne ſich den Angriffen dieſer Strafbaren auszuſetzen.
Nicht zufrieden mit dieſem, werden die Poſten, die
Couriers und die Staffetten entweder umgebracht, oder
erſaͤufet, oder ihrer Briefſchaften beraubet, ſo daß alle
oͤffentliche Sicherheit fuͤr die Correſpondenz der hier re-
ſidirenden Miniſter gefaͤhrlich geworden, ja gar unter-
brochen iſt.
Dieſer Urſachen wegen, und in dem Stande einer
ſchrecklichen Anarchie, welcher ich und alle hier reſidi-
rende Miniſter der gekroͤnten Haͤupter uͤberliefert ſind,
und erklaͤre ich im Namen von Seiten Ihrer Kayſerl.
Majeſtaͤt aller Reußen, daß alle Chefs und Comman-
danten ihrer Truppen Befehl erhalten werden, auf die
Reinigung der Landſtraßen und der um dieſe Haupt-
ſtadt herumliegenden Gegenden von dieſem Ungeziefer
von Raͤubern und Boͤſewichtern, namentlich von denen,
die ſich 2 Meilen um Warſchau aufhalten, alle ihre Auf-
merkſamkeit zu richten. Eben dieſe Befehle werden
ſich uͤber alle Poſtſtraßen erſtrecken, beſonders uͤber die,
welch von hier nach Willemberg gehet, als die einzige,
zu der ſowol ich als die andern Miniſter ihre Zuflucht nehmen muͤſſen, um ſich der Couriers zu bedienen,
welche Ihre Kayſerl. Majeſtaͤt ſo freygebig fuͤr das
Publicum unterhalten.
Ich erklaͤre uͤberdies noch, daß beſagte Chefs und
Commandanten, welchen dieſe Raͤuber in die Haͤnde
fallen werden, weit entfernt ihnen als Gefangenen, die
von den verſchiedenen Corps der unſchuldigen Schlacht-
Opfer der Verfuͤhrung des hohen Adels und ihrer eige-
nen Verblendung gemacht werden, zu begegnen, mit ih-
nen als mit den allerniedertraͤchtigſten Boͤſewichtern
umgehen ſollen, welche die Geſetze aller Nationen zu
den haͤrteſten Strafen verdammen.
Mit einem Wort ſollen ſie, nach dem Beyſpiele des
Herrn Caſtellans von Crakau, Groß-Kron-Generals, in
Feſſel geleget und mit aller Strenge, welche ihre Schand-
thaten verdienen, verurtheilt werden.
Zu deſſen Urkunde ich gegenwaͤrtige Declaration mit
meiner eigenen Hand unterſschrieben, ſie mit meinem
Wappen unterſiegeln, und meiner Kanzeley Befehl ge-
ben laſſen, den Druck derſelben zu befoͤrdern, um ſie
dem Publico bekannt zu machen.
Warſchau, den 26ſten Junii, 1771.
(L. S.)C. von Saldern
Stockholm, den 28 Junii.
Die Rede, welche Se. Majeſtaͤt, der Koͤnig, im Reichs-
Saale, beym Anfange des Reichstages, den 25ſten Junii
dieſes Jahrs an die Reichsſtaͤnde gehalten, iſt nunmehro
im Druck erſchienen. Hier iſt eine Ueberſetzung davon:
Wohlgebohrne, Edle und Wahlfaͤhige,
Ehrwuͤrdige und Wohlgelahrte,
Hochedelgebohrne, Verſtaͤndige, Wohlgeachtete,
Eherenveſte und Redliche,
Gute Herren und Schwediſche Maͤnner!
Dieſe Stunde, und ſelbſt der Platz, den ich itzt bekleide,
erinnert ſowol Sie, als mich, an unſern gemein-
ſchaftlichen und großen Verluſt. Wie zuletzt die Staͤnde
des Reichs dieſen Saal verließen, blieb Ihnen noch ſein
holder und lieber Vater, ein milder, ein geehrter Koͤnig,
von geliebten Unterthanen und dreyen Soͤhnen umge-
ben, welche einzig und allein darum ſtritten, auf die
wuͤrdigſte Art ihre Ehrfurcht und Liebe fuͤr einen ange-
beteten Vater, und einen gnaͤdigen Herrn an den Tag
zu legen. Nun finden Sie ſtatt deſſen drey vaterloſe
Kinder, welche ihre Thraͤnen mit den Ihrigen vermi-
ſchen, und deren Leid von Ihren Thraͤnen aufs neue er-
wecket wird.
Die Herzen getreuer Unterthanen ſind die groͤßten
Belohnungen guter Koͤnige, und die Thraͤnen, welche
Sie itzund vergießen, ſind die praͤchtigſten Ehrenſaͤulen,
die Sie Ihnen aufrichten koͤnnen, auch die beſte Ermun-
terung fuͤr mich, dem Wege zu folgen, welchen ſo große
Koͤnige und ein lieber von mir nie zu vergeſſender Va-
ter fuͤr mich gebahnet haben. Dieſes bleibe fuͤr mich
eine Erinnerung, durch Milde und Guͤte Ihre Liebe und
Vertrauen zu gewinnen.
Ich rufe hier dasjenige nicht zuruͤcke, was ſich ſeit
Ihrer letzten Zuſammenkunft zugetragen hat. Meine
Abweſenheit hat mich verhindert, etwas zum allgemei-
nen Beſten auszurichten; Sie ſollen von denen Nach-
richten, welche Sie erhalten werden, Erklaͤrung zu ge-
waͤrtigen haben.
Friede und Stille, Freundſchaft und Vertrauen mit
den Nachbarn und uralten Freunden des Reichs, Sicher-
heit und Ruhe im Reiche, ſind Fruͤchte von dem reifen
Rath und der Vorſichtigkeit, mit welcher das Reich in
meiner Abweſenheit regieret worden iſt, und welches ich
itzt allhier offenbar und mit Vergnuͤgen erkenne.
Was die Abſicht Ihrer gegenwaͤrtigen Zuſammenkunft
betrifft, glaube ich nicht noͤthig zu haben, zu erinnern.
Sie wiſſen, was die große Veraͤnderung, welche itzo ge-
ſchehen, von Ihnen fordert; Sie kennen Ihre Rechte,
und eben um dieſe zu bewachen, ſind Sie nun zuſam-
menberufen. Ich wuͤnſche Ihnen dazu Gluͤck und des
Hoͤchſten Segen, und daß Einigkeit und gleiche Gedan-
ken, innerliche Freundſchaft und Liebe, naͤchſt der Gnade
Gottes, Ihren Rathſchlaͤgen einen gluͤcklichen Ausgang
zuwege bringen moͤgen.
Unter Ihnen gebohren und auferzogen, habe ich ſchon
von den zarteſten Jahren an gelernet, mein Vaterland
zu lieben, es fuͤr mein groͤßtes Gluͤck anzuſehen, ein
Schwede, und fuͤr die groͤßte Ehre, der erſte Mitbuͤrger
unter einem freyen Volke zu ſeyn. Mein Verlangen
iſt erfuͤllet, wenn die Gluͤckſeligkeit, Ehre und Selbſt-
ſtaͤndigkeit des Reiches, durch Ihre Anordnungen ein-
gerichtet und beveſtiget werden.
Es iſt mein groͤßter Wunſch, uͤber ein gluͤckliches
Volk zu herrſchen; es iſt die aͤußerſte Grenze meiner
Ehrbegierde, ein freyes Volk zu leiten. Glauben Sie
nicht, gute Schwediſche Maͤnner! daß dieſes bloße Worte
ohne Meynung ſeyn: es iſt das, was mein Herz geden-
ket: Ein Herz, welches von der lebhafteſten Liebe fuͤr
die Ehre und fuͤrs Vaterland brennet, welches zu ſtolz
iſt, dasjenige zu verſprechen, was es nicht halten will,
und zu aufrichtig, das zu ſagen, was es nicht gedenket.
Ich habe verſchiedene Laͤnder geſehen, ich habe ver-
ſchiedener Voͤlker Denkungsart, Sitten und Einrichtung
ihrer Regierung, ihren groͤßern oder kleinern Wohlſtand
kennen lernen. Ich habe gefunden, daß weder eine un-
umſchraͤnkte Gewalt, Pracht und Ueppigkeit, noch zu
genaue Sparſamkeit oder Schaͤtze, das Gluͤck oder das
Vergnuͤgen ausmachen, wo Liebe fuͤr das Vaterland
und Einigkeit vermiſſet wird. Es kommt alſo auf Sie
an, das gluͤcklichſte Volk auf dem Erdboden zu ſeyn.
Laſſen Sie dieſe unſere Verſammlung des Reichs zu
ewigen Zeiten, in unſern Zeitbuͤchern durch Aufopfe-
rung alles Haſſes und aller eigennuͤtzigen Abſichten, zum
Beſten des Allgemeinen, bezeichnet werden. Ich werde
ſo viel, als mein perſoͤnlicher Antheil erfordert, bey-
tragen, Ihre zerſtreuten Sinnen zu ſammeln, Ihre
getrenneten Herzen zu vereinigen, um zu einer gluͤckli-
chen Stunde fuͤr das Reich, dieſe Reichs-Zuſammen-
kunft zu endigen, zu deren Anfang ich Ihnen des Hoͤch-
ſten Segen wuͤnſche.
Ich verbleibe Ihnen ſammt und ſonders mit Koͤnigl.
Gnade und Gunſt wohl gewogen.
Hamburg, den 8 Julii.
Aus Schleswig iſt die Nachricht eingegangen, daß
Se. Hochgraͤfl. Excellenz, Herr Friedrich Ludwig, Graf
von Dehn, ehemaliger Statthalter der Herzogthuͤmer
Schleswig und Holſtein ꝛc. den 3ten dieſes das Zeitliche
mit dem Ewigen verwechſelt haben.
Von gelehrten Sachen.
“Allgemeine Deutſche Bibliothek. Des 14ten Ban-
“des zweytes Stuͤck. Berlin und Stettin, verlegts
“Friedrich Nicolai. 1771.” In dieſem Stuͤcke ſind,
außer hundert und einigen vierzig kurz angezeigten
Schriften, folgende Buͤcher ausfuͤhrlich recenſiret: 1)
Gedanken vom Vocabellernen beym Unterrichte in Schu-
len, von M. Ehlers. Auch dieſe kleine Schrift verraͤth
die gruͤndlichen Einſichten ihres Verfaſſers, und enthaͤlt
haͤufige Spuren von ſeinem wahren Eifer fuͤr das Beſte
der Jugend. 2) Beytraͤge zum Gebrauch der Mathe-
matik und deren Anwendung, durch J. H. Lambert
Zweyter Theil. Sie enthalten 12 Abhandlungen, aus
welchen der tiefſinnige, ſchoͤpferiſche und unermuͤdete
Geiſt hervorleuchtet, den man aus den uͤbrigen Schriften
dieſes beruͤhmten Gelehrten bereits zur Genuͤge kennet.
3) J. F. le Bret Staatsgeſchichte der Republik Vene-
dig, ꝛc. Erſter Theil. Der Verfaſſer hat den Ruhm,
die erſte pragmatiſche Geſchichte nicht nur fuͤr die Deut-
ſchen, ſondern auch fuͤr andere Nationen, von einem
Staate geſchrieben zu haben, der von allen Staaten,
welche die Aufmerkſamkeit eines Philoſophen verdienen,
ihnen vielleicht bisher am wenigſten bekannt war. 4)
Von den Krankheiten des Hofes und der Weltleute,
von D. Langhans. Von den Krankheiten vornehmer
und reicher Perſonen an Hoͤfen und in großen Staͤdten,
vom Herrn Tiſſot aus dem Franzoͤſiſchen. Sehr brauch-
bar. Die Deutſche Ueberſetzung der letzten Abhandlung
iſt hoͤchſt elend. 5) Herrn M. Sarcone Geſchichte der
Krankheiten, die durch das ganze Jahr 1764. in Neapel
ſind beobachtet worden. Erſter Theil. Aus dem Italie-
niſchen uͤberſetzt durch D. J. Ch. Schmid von Bellikon.
Jeder wuͤrdige Arzt wird es ſich zum Verdienſt anrech-
nen, dieſes vortreffliche Werk zu kennen. 6) Praktiſcher
Unterricht in der Vieh-Arzeneykunſt, von R. C. P. Erx-
leben. Die gute Ordnung, die genaue Beſchreibung
der Krankheiten, der kurze und doch deutliche Ausdruck
und die vernuͤnftig angemeſſene Heilart machen dieſen
Unterricht zum erſten Buch in ſeiner Art. 7) Medicina
ex pulſa ſive ſyſtema doƐtrinae ſphigmycae. D. Soleilhet
epiſtola ad clariſſimam Roux circa pulſ. doctrinam cum
praeſatione J. Hutrenbacher. 8) Magazin fuͤr die neue
Hiſtorie und Geographie, angelegt von D. U. F. Buͤſching.
4ter Theil. 9) Des Elementarbuchs fuͤr die Jugend
und fuͤr ihre Lehrer und Freunde in geſitteten Staͤnden,
von J. B. Baſedow, 1ſtes, 2tes und 3tes Stuͤck. 10)
Vorſchlag und Nachricht von bevorſtehender Verbeſſe-
rung des Schulweſens, ꝛc. von J. B. Baſedow. 11)
Chriſtliche Kirchengeſchichte von J. M. Schroeckh. 2ter
Theil. Die Erzaͤhlung ſcheint dem Recenſenten nicht
recht aus dem eigentlichen Stoff der Begebenheiten her-
genommen zu ſeyn, und ſich oft mehr bey Nebenumſtaͤn-
den und außerweſentlichen Veraͤnderungen der chriſtli-
chen Kirche zu verweilen, als ihren Wachsthum und die
Art ihrer Ausbildung aus dem damaligen Zuſtande der
Welt und der Menſchen anſchauend vor Augen zu ſtellen.
12) D. A. F. Buͤſchings allgemeine Anmerkungen uͤber
die ſymboliſchen Schriften der Evangeliſch-Lutheriſchen
Kirche. J. M. Goetzens nothwendige Erinnerungen
zu des Hn. D. Buͤſchings allgemeinen Anmerkungen. —
D. A. F. Buͤſchings allgemeine Anmerkungen uͤber
die ſymboliſchen Schriften der Evangeliſch-Lutheriſchen
Kirche. 2te Ausgabe. Deſſelben Zuſaͤtze und Veraͤnde-
rungen zu und in ſeinen Anmerkungen. 13) Hiſtoria
juris cimbrici a J. G. Gadendam. 14) J. F. Hanſens
vollſtaͤndigere Staatsbeſchreibung des Herzogthums
Schleswig. Ein nachahmungswuͤrdiges Muſter einer
guten Landesbeſchreibung. 15) Muſikaliſche Gedichte
von S. Herr D. Schiebeler, der den Metaſtaſio ſo
fleißig ſtudiret, hat unter den Deutſchen Dichtern den
groͤßten Beruf, fuͤr die Muſik zu ſchreiben. 16) Nach-
richten von Kuͤnſtlern und Kunſtſachen. Zweyter Theil.
17) Die Begebenheiten der Phil. Damien. Pflichten
des chriſtlichen Dichters in dem Dramatiſchen, und Beur-
theilung der Jungfer Meyern, Ph. Damien und des
Marmonteliſchen Beliſaire, von J. B. Koͤlbele. Phil.
Damien iſt ſo wie Jgfr. Meyern eine ſchlechte Carri-
catur; und in den Pflichten des chriſtlichen Dichters iſt
Denkungsart, Ausdruck, Orthographie, ja, ſelbſt die
Abſicht der Schrift hoͤchſt ſeltſam und laͤcherlich. 18)
M. C. G. Steinbergs bibliſche Erzaͤhlungen, nebſt ihrer
Vertheidigung. Da der Unglaube die bibliſche Geſchichte
deſto heftiger angreifet, je weniger er die Lehren der
chriſtlichen Religion verwerflich machen kann, ſo iſt die
Vertheidigung der bibliſchen Geſchichte fuͤr Leute, die
zur Beveſtigung ihres Glaubens leſen, ſehr heilſam,
denen auch dieſe Arbeit zu empfehlen iſt.
Nachricht.
In dem am verwichenen Freytage bey H. C. Grund
fertig gewordenen 9ten Stuͤck der Wochenſchrift: Nah-
rung des Vergnuͤgens fuͤr denkende Leſer, geben uns
die Verfaſſer eine Methode an die Hand, wie man alles
erfaͤhrt, was in der ganzen Stadt paßirt. Alsdann folgt
eine Vertheidigung des Herrn D. Pauli.
Die 56ſte Ziehung der Reichsſtadt Augsburgiſchen
Zahlen-Lotterie geſchahe den 28ſten Junii, wobey die
Nummern:
aus dem Gluͤcksrade erſchienen. Die allhier gefallene
ſehr betraͤchtliche Gewinne koͤnnen nun, wo die Einlage
geſchehen, gegen Einlieferung der Gewinn-Billets
ſtuͤndlich in Empfang genommen werden. Die 57ſte
Ziehung geſchiehet den 20ſten dieſes.Hamburg, den
8ten Julii, 1771.
J.C. Seyferth,
Reichsſtadt Augsburgiſcher Commiſſaire, wohn-
haft auf dem großen Burſtah.
In dem bekannten Zahlen-Lotterie-Comtoir in
Hamburg auf Kayſers Hof werden die Einnahme-Liſten
folgender Zahlen-Lotterien geſchloſſen und abgeſchickt:
der Anſpacher und Friedberger den 10ten Julii, der
Dillinger den 11ten, der Maynzer und Stralſunder
den 12ten, der Gothaer den 13ten, und der Eutiner
den 16ten dieſes. Zu der Braunſchweiger und allen
andern hier gangbaren Zahlen-Lotterien gebe ich taͤglich
Billets aus, und koͤnnen alle hieſige und auswaͤrtige
Liebhaber dieſer Lotterien nicht allein Collecten unter
ſehr billigen Bedingungen von mir erhalten, ſondern
auch, wenn ſie mir Auftraͤge zu Einſaͤtzen geben wollen,
ſich die reellſte Bedienung verſprechen.
Hamburg, den
9ten Julii, 1771.
Mannes.
Durch den Auctionarium, Joh. Diederich Klefeker,
ſollen folgende Auctionen gehalten werden:
Montags, den 15ten Julii, in einem wohlbekannten
Hauſe gegen der großen Michaeliskirche uͤber, ſauber ge-
bundene durchgaͤngig wohlconditionirte auserleſene theo-
logiſche, inſonderheit hiſtoriſche zu den ſchoͤnen, auch
andern Wiſſenſchaften gehoͤrige Deutſche, Portugieſiſche,
Franzoͤſiſche, Hollaͤndiſche, und in andern Sprachen ver-
faſſete Werke und Buͤcher, nachher auch einige Buͤcher-
Repoſitoria, wovon das Verzeichniß bey demſelben, wie
auch bey E. Hochedl. Raths Buchdrucker, Piſcator, fuͤr
1ßl. den Armen zum Beſten ausgegeben wird.
Montags, den 29ſten Julii, auf der großen Bleichen
im zweyten Hauſe vom Heuberge, wohlconditionirte
theologiſche, juriſtiſche, hiſtoriſche, und zu andern Wiſ-
ſenſchaften gehoͤrige Werke und Buͤcher, worunter die
beſten Claßiſchen Autores, auserleſenen Hamburgenſia,
Impreſſa und Manuſcripten. Das Verzeichniß iſt bey
dem Auctionaris und bey E. Hochedl. Raths Buchdrucker,
Piſcator, fuͤr 6 Pf. den Armen zum Beſten, zu haben.
Montags, den 12ten Auguſt, auf dem Eimbeckiſchen
Hauſe, wohlconditionirte theologiſche, juriſtiſche, hiſto-
riſche, zu den ſchoͤnen und andern Wiſſenſchaften gehoͤ-
rige gebundene, auch richtig collationirte mehrentheils
neue, ungebundene Deutſche, Franzoͤſiſche und Lateini-
ſche Werke und Buͤcher. Das Verzeichnis iſt bey dem
Auctionaris und bey E. Hochedl. Raths Buchdrucker,
Piſcator, fuͤr 6 Pf. den Armen zum Beſten, zu haben.