Wien, den 14 Jan.
(Aus der Hofzeitung.)
Kriegsbegebenheiten.
Da bis jetzt die Waffenſtillſtands-Verhandlungen in
Jtalien noch nicht zum Schluß gebracht werden konn-
ten, mithin die Kriegs-Operationen in dortigen Gegen-
den ihren Fortgang haben, ſo zeiget der die Armee
commandirende General der Cavallerie, Graf von
Bellegarde, aus Montabello unterm 6ten dieſes an,
daß der Feind ſchon am 4ten, unter Beguͤnſtigung der
Nacht, gegen unſere Avantgarde und Stellung bey
Colognola, da er zugleich den rechten Fluͤgel der Avant-
garde durch das Gebuͤrge zu umgehen ſuchte, einen
Angriff unternommen hat.
Da der General der Cavallerie den Schluß gefaßt
hatte, vor der Vereinigung mit dem Corps des F. M.
L. Vukaſſovich in kein Haupttreffen ſich einzulaſſen,
ſo zog die Avantgarde, unter beſtaͤndigem Gefechte,
langſam, in Ordnung und mit ſehr unbedeutendem Ver-
luſte, ſich zuruͤck, bis nahe an die Stellung von Cal-
diero, und als der Feind nun auch dieſe Stellung an-
greifen wollte, ließ der General der Cavallerie die vor-
derſte Spitze der feindlichen Colonne durch den Ober-
ſten Mesco mit dem ſiebenten Huſaren-Regiment an-
fallen, der in dieſelbe einhieb, viele Feinde nieder-
ſaͤbelte, 80 derſelben zu Gefangenen machte, und dieſe
feindliche Colonne auf eine betraͤchtliche Entfernung
zuruͤck warf.
Waͤhrend dieſer Zeit ſetzte der General der Cavalle-
rie die Armee nach und nach in Marſch, lagerte ſel-
bige in der Ebene bey Villa nuova, und die Avant-
garde, welche vom Feinde nur ſchwach verfolgt ward,
ſetzte ſich zwiſchen Soave und Caſtelletto.
Schreiben aus Wien, vom 14 Jan.
Nachſtehendes iſt das Handbillet von Sr. Kayſerl.
Majeſtaͤt an den Erzherzog Carl, wodurch Se. K. H.
zum K. K. Feldmarſchall und Hof-Kriegsraths-Praͤ-
ſidenten ernannt worden:
“Die unwiderlegbarſten Beweiſe, welche Euer Lieb-
den von der liebevolleſten Anhaͤnglichkeit fuͤr meine
Perſon, von dem eifrigſten Beſtreben zum Beſten des
Staats, von erprobter Klugheit und tiefer Einſicht
bey unzaͤhlbaren Gelegenheiten gegeben haben, und nun
in dem entſcheidenden Zeitpunct ſelbſt mit Aufopferung
Dero Geſundheit, bekraͤftigen, haben Euer Liebden,
als meinem vielgeliebteſten Bruder, und beſten Diener
des Staats, meine innigſte Dankbarkeit und mein
unbegraͤnztes Vertrauen in volleſtem Maaße erworben.
Zu einem Merkmaale deſſen ernenne Jch Euer Liebden
zum Feldmarſchall und Kriegs-Praͤſidenten. Dieſe
Hofſtelle, mit allen ihren unterſtehenden Branchen, iſt
von nun an Euer Liebden anvertrauet; Euer Liebden
ſind hierin allein von Mir abhaͤngig, und nur zwi-
ſchen Uns ſoll alles verhandelt werden. Jch habe
die angenehme Ueberzeugung, daß Euer Liebden ſich
in die vollſtaͤndige Kenntniß dieſer Hofſtelle und ihrer
Branchen alsbald ſetzen, und daß Dieſelben ſtrenge
darauf ſehen, damit die Geſchaͤffte gehoͤrig verhandelt,
dann alle Verfuͤgungen und Anſtalten auf das zweck-
maͤßigſte getroffen werden. Auch verſpreche ich Mir
in kurzem einen ausgebreiteten Plan zur Regulirung
des Militair-Syſtems in Meiner Monarchie von Euer
Liebden zu erhalten.
Wien, den 8ten Januar 1801.
Franz.”
Das Hauptquartier der Deutſchen Armee iſt zwar
noch in Schoͤnbrunn, aber ſeit der Ernennung des Erz-
herzogs Carl zum Kriegspraͤſidenten werden fuͤr den-
ſelben in der Hofkriegskanzley die Wohnungen, aus
24 Zimmern beſtehend, mit vieler Eilfertigkeit zuge-
richtet. — Am 11ten dieſes hat der Erzherzog Carl
die Gluͤckwuͤnſche zu ſeiner neuen Wuͤrde angenommen.
Dieſer menſchenfreundliche Held hat in jeder Woche
den Donnerſtag zu einer allgemeinen Audienz, und dazu
beſtimmt, die Klagen des gemeinen Mannes wie jene
der Generals ſelbſt anzuhoͤren.
Die Kriegs-Anſtalten haben hier jetzt ſehr nachge-
laſſen; ſelbſt der General von Zoph, welcher beſtimmt
geweſen iſt, die ſaͤmmtlichen Vertheidigungstruppen in
Wien zu commandiren, iſt von Sr. Kayſerl. Majeſtaͤt
in den Penſionsſtand geſetzt worden. Desgleichen ha-
ben Se. Kayſerl. Majeſtaͤt auch den Feldzeugmeiſter
Lauer in den Penſionsſtand geſetzt.
Von hier aus wird noch immer ſehr viel grobes Ge-
ſchuͤtz und Munition nach den Veſtungen in Maͤhren,
Boͤhmen und nach Ungarn abgefuͤhrt.
Außer dem, daß die Franzoſen dem Gouvernement
in Oberoͤſterreich 8 Millionen Contribution auferlegt
haben, ſetzen ſie noch ein jedes Stift oder Kloſter be-
ſonders in Contributi n o n; ſo haben ſie z. B. dem Praͤ-
laten des Benedictiner-Kloſters zu Seitenſtaͤtten
150000 Fl., innerhalb 8 Tagen, bey militairiſcher Exe-
cution, zu bezahlen auferlegt.
Am 11ten dieſes haben die Franzoſen den angeſehe-
nen Einwohnern zu Linz einen praͤchtigen Freyball ge-
geben.
Ein andres Schreiben aus Wien,
vom 14 Januar.
Der Waffenſtillſtand in Jtalien hatte ſich bisher des-
wegen verzoͤgert, weil der Franzoͤf. General Brune zu
uͤbertriebene Bedingungen und außer Mantua und Pe-
ſchiera noch andre Abtretungen verlangt hatte. Heute
heißt es, der Waffenſtillſtand ſey endlich zu Stande
gekommen und die Kayſerl. Armee wuͤrde ſich aus
Jtalien nach Kaͤrnthen zuruͤckziehen und Mantua und
Peſchiera raͤumen; officiell iſt hieruͤber aber noch nichts
bekannt.
Da der Cabinets-Courier Laforet von Luneville hie-
her zuruͤckgekommen, ſo hieß es dieſer Tage auch, daß
die Friedens-Praͤliminarien ſchon unterzeichnet und von
der Franzoͤſ. Regierung ratificirt waͤren; aber auch die-
ſes bedarf noch naͤherer Beſtaͤtigung.
Als der Erzherzog Carl bey der Deutſchen Armee
ankam, traf er unterwegs Verwundete an, die aus
Mangel an Wagen und Pferden mit Muͤhe von ihren
Cameraden fortgeſchleppt wurden. Sogleich befahl der
edle Prinz, die Pferde von einigen Kanonen abzuſpan-
nen, um die Verwundeten zu tranſportiren, indem
dieſe, wie er aͤußerte, doch wohl mehr werth waͤren,
als einige Kanonen. Als Moreau dieſe menſchenfreund-
liche Handlung erfuhr, gab er Ordre, jene Kanonen
nicht wegzunehmen, indem er, nach ſeiner Aeußerung,
keine Artillerie haben moͤchte, die in Folge der edel-
ſten Geſinnungen der Menſchenliebe im Stich ge-
aſſen worden waͤre.
Bey Sr. Kayſerl. Majeſtaͤt hat ſichs der Erzherzog
Carl ausgebeten, den Erzherzog Johann beſtaͤndig an
der Seite behalten zu duͤrfen.
Se. K. K. Majeſtaͤt haben den beym Hofkriegsrath
angeſtellten Montours-Jnſpector, Generalmajor Stangl,
zum Feldmarſchall-Lieutenant ernannt.
Uebermorgen wird hier im großen Redouten-Saale,
unter der eigenen Direction des Capellmeiſters Joſeph
Haydn, das große Oratorium: die Schoͤpfung, auf-
gefuͤhrt. Die Einnahme iſt zum Vortheile der ver-
wundeten Soldaten. Der Eintrittspreis iſt 2 Gulden;
jedoch will man (wie es in dem Anſchlagszettel heißt)
der mildthaͤtigen Menſchenliebe hiedurch keine Graͤnzen
ſetzen.
Jn Oberoͤſterreich haben die Franzoſen auch eine Re-
quiſition von 10000 Paar Schuhen, eben ſo vielen
Beinkleidern, 20000 Centnern Mehl ꝛc. ausgeſchrieben.
Mayland, den 7 Januar.
Vorgeſtern Abends ward hier im großen Theater
Brune’s Einzug in Verona dem Publico officiell an-
gezeigt. Der Miniſter Petiet erließ folgendes Schrei-
ben an die Regierung:
“Jch habe dieſe Nacht einen Courier vom General
en Chef Brune erhalten. Er ſchreibt mir am 3ten um
Mitternacht von Verona aus: Wir ſind in Verona;
wir haben Berge uͤberſtiegen, welche man in dem letz-
ten Feldzuge fuͤr unuͤberſteiglich hielt; der Feind war
umgeben, und hielt es nicht fuͤr rathſam, uns zu er-
warten.” — Der General en Chef, faͤhrt der Miniſter
Petiet in ſeinem Schreiben fort, ſpricht weder von
Frieden, noch von Waffenſtillſtand; folgendes aber
ſchreibt mir mein Sohn an demſelben Tage: Die
Oeſterreicher ſchickten uns vorgeſtern verſchiedene Parle-
mentairs zu, um uns anzuzeigen, daß zwiſchen der
Franzoͤſ. und Kayſerl. Armee in Deutſchland ein Waffen-
ſtillſtand geſchloſſen worden ſey, und daß der Praͤlimi-
nar-Friede bereits unterſchrieben ſeyn muͤſſe. Der Ge-
neral ließ ihnen antworten: daß er ſeine Operationen
weiter fortfetzen wolle, bis er von der Franzoͤſ. Regie-
rung Ordre erhalte, in ſeinem Marſch Halt zu machen.
Noch hat man auch hier nicht vernommen, daß der von
Deutſcher Seite dem General Brune angetragene Waf-
fenſtillſtand zu Stande gekommen. Dieſer ruͤckte von
Verona gegen Vicenza vor, waͤhrend Macdonald vom
ſuͤdlichen Tyrol her den Kayſerlichen in die linke Flanke
kam. Jn Mantua, welches blokirt iſt, befindet ſich
eine ſtarke Kayſerl. Beſatzung. An den Commandan-
ten von Coni iſt Ordre ergangen, die Belagerungs-
Artillerie vorruͤcken zu laſſen.
Ehe die Kayſerlichen Verona raͤumten, hatten die
Franzoſen noch mehrere Haubitz-Granaten in die Stadt
geworfen.
Am 11ten December hat man zu Rom, Frascati
und in der daſigen Gegend ein leichtes Erdbeben ver-
ſpuͤrt.
General Murat, der die neue Reſerve-Armee her-
beygefuͤhrt hat, iſt am 5ten von hier zu der Haupt-
Armee abgegangen.
Der Verfaſſer eines hier gedruckten Blatts, worin
angefuͤhrt ward, daß General Moreau einen Waffen-
ſtillſtand geſchloſſen und die Friedens-Praͤliminarien zu
Linz unterzeichnet habe, auch daß die Generals Brune
und Macdonald nun ihre Operationen einſtellen muͤßten,
iſt arretirt worden.
Schreiben aus Augsburg, vom 15 Jan.
Der Churfuͤrſt von Bayern hat fuͤr den General
Moreau eine praͤchtige Huthſchleife, (Agraffe) 24000
Gulden an Werth, verfertigen laſſen.
Vorgeſtern iſt eine Abtheilung der Moreauſchen Leib-
Garde zu Muͤnchen eingetroffen. Auch Moreau wird
daſelbſt mit ſeinem Hauptquartier erwartet.
Das Condéiſche Corps ſteht jetzt in der Gegend von
Graͤtz.
Die Schlachten in Jtalien am 25ſten und 26ſten Dec.
werden in Briefen von Militairperſonen, welche den-
ſelben beywohnten, als die hartnaͤckigſten in dieſem
Kriege geſchildert. Bey mehrern Corps, wo man am
26ſten nach lange unterhaltenem Kampfe keine Patro-
nen mehr hatte, griff man einander mit dem Bajon-
nette an, ſchlug ſodann auf einander mit dem Gewehr-
kolben, und wenn dieſer zerſchlagen war, zog man bey
den Haaren einander auf dem Schlachtfelde herum.
Am 1ſten Januar iſt die Feſtung Braunau conven-
tionsmaͤßig von den Franzoſen beſetzt worden.
Es iſt der General Lecourbe, welcher ſein Haupt-
quartier zu Leoben hat.
Die Tyroler Paͤſſe und Graͤnzpoſten ſind nun von den
Franzoſen beſetzt.
Das Truppen-Corps des Generals Hiller iſt ſchon
groͤßtentheils aus Tyrol nach Kaͤrnthen abgezogen.
750 Franzoſen mit einem General, und eben ſo viele
Kayſerliche, unter dem General Chateller, ſind als
Sauvegarde in Tyrol eingeruͤckt.
Da die Feindſeligkeiten in Jtalien bisher noch fort-
dauerten, ſo iſt die Jtalieniſche Poſt nicht angekommen.
Schwaben ſoll nun die anfangs auferlegten Contri-
butionen gaͤnzlich bezahlen.
Schreiben aus Frankfurt, vom 17 Jan.
Gen. Augereau iſt geſtern in Offenbach eingetroffen,
wo er wieder ſein Abſteigequartier im Mertzlerſchen
Hauſe nahm. Von der hieſigen Franzoͤſiſchen Garniſon
ſind 36 Mann Grenadiers als Leibwache dahin abge-
gangen. Auch von Seiten unſers Magiſtrats hat ſich
der Schoͤff Schweizer dahin begeben, um denſelben zu
complimentiren. Morgen wird er hier erwartet. Jn
einigen Tagen geht er nach Paris.
Ein anderes Schreiben aus Frankfurt,
vom 17 Januar.
Bey der Franzoͤſiſch-Bataviſchen Armee iſt nun auch
das Complott gegen den erſten Conſul und die nahe Be-
ſtrafung der Schuldigen, ſo wie die Siege des Gene-
rals Brune, der im Vordringen gegen Venedig war,
in den Armee-Befehl geſetzt. Der Brigade-General
Mallere kommt von Franzoͤſiſcher Seite als neuer
Stadt-Commandant hierher. General Andreoßi kommt
nicht wieder zur Armee zuruͤck, ſondern bleibt als Ge-
neral-Jnſpector der Artillerie im Jnnern. An ſeine
Stelle iſt General Commes der Chef des Generalſtaabs
geworden; Commes iſt ein Schwager von Augereau.
Schreiben aus Hanau, vom 17 Januar.
Der General d’Allaglio ſpeiſete bey der Durchreiſe
zu Nuͤrnberg bey dem Franzoͤſ. Diviſions-General
Barbou zu Mittage. Er erhielt dort die Nachricht
von ſeiner Ernennung zum Feldmarſchall-Lieutenant.
General Augereau hat die Ausfuhr des Getraides
aus den Rheingegenden nach Holland verboten, weil
von dort vieles nach England gehet.
St. Petersburg, den 6 Januar.
Am 25ſten Dec. ward, zufolge der Hofzeitung, nach-
ſtehender Allerhoͤchſter Befehl Sr. Kayſerl. Majeſtaͤt
bey der Parole ertheilt:
“Es ſollen 3 Armeen formirt werden, naͤmlich die
erſte unter dem Commando des Generals von der Ca-
vallerie, Grafen von der Pahlen, bey Breſt in Lit-
thauen, die zweyte unter dem Commando des Gene-
rals von der Jnfanterie, Goleniſchtſchew-Kutuſow,
bey Wladimir in Vollhynien, und die dritte unter dem
Commando des Feldmarſchalls Grafen Saltuͤkow 2. bey
Vitebsk:
Erſtere, unter dem General von der Cavallerie,
Grafen von der Pahlen, beſteht aus 9 Cavallerie-
Regimentern, aus 5 Grenadier-, 14 Musketier- und
aus 4 Jaͤger-Regimentern, ferner aus 10 Grenadier-
Bataillons, aus 3 Artillerie-Regimentern, aus 3 Com-
pagnien reitender Artillerie, aus 3 Pionnier-Compag-
nien, nebſt Mineurs und Sappeurs, und aus 6 Co-
ſacken-Regimentern.
Die zweyte Armee unter dem Commando des Ge-
nerals von der Jnfanterie, G. Kutuſow, beſteht aus
12 Cavallerie-Regimentern, aus 24 Jnfanterie-Regi-
mentern, ferner aus 6 Jaͤger-Regimentern, aus 11
Grenadier-Bataillons, 3 Artillerie-Regimentern, zwey
Compagnien reitender Artillerie, 3 Compagnien Pion-
niers, nebſt Mineurs und Sappeurs, und 7 Coſacken-
Regimentern.
Bey der dritten Armee unter dem Commando des
Feldmarſchalls Grafen Saltuͤkow 2 ſind 3 Cavallerie-
Regimenter, 7 Jnfanterie-Regimenter, ein Grenadier-
Bataillon und 2 Artillerie-Regimenter.
Bey Pinsk wird der General von der Cavallerie,
Orlow 1, mit 20 Regimentern Donſcher Coſacken
ſtehen.
Unter dem Commando des Generals von der Ca-
vallerie, Grafen von der Pahlen, befindet ſich unter
andern in Goldingen das Corps des General-Lieute-
nants Eſſen 1, in Reval das Corps des General-Lieu-
tenants Saken 1; von dem Huſaren-Regiment, Graf
Pahlen 2, werden in Libau zwey Escadrons, in Riga
drey Bataillons vom Bulgakowſchen Garniſon-Regi-
mente ſtehen ꝛc. Das Jaͤger-Regiment Barclai de
Tolli wird von Libau bis Dondangen den Cordon zie-
hen. Zu Cronſtadt, Wiburg, Friedrichshain ꝛc. liegt
eine verhaͤltnißmaͤßige Anzahl von Truppen. An den
Kuͤſten von Finnland ſollen 5 Stuͤck vom 1ſten Artil-
lerie-Regiment und 9 Stuͤck von den Artillerie-Garni-
ſon-Compagnien zu Roggershalm, alſo in allem 24
Artillerie-Stuͤcke, aufgepflanzt werden.
Bey der Armee des Generals von der Cavallerie,
Grafen von der Pahlen, werden 30 Generals ſtehen,
unter andern der General von der Cavallerie, Prinz
Alexander von Wuͤrtemberg, die General-Majors Fuͤrſt
Dolgorukoi 4, Graf Pahlen 3, Gersdorf, Prinz Carl
von Mecklenburg ꝛc.; bey der Armee des Generals
Kutuſow zuſammen 41 Generals, unter andern von
der Cavallerie die General-Lieutenants, Graf Subow 3,
Bauer, Eſſen 2, von der Jnfanterie die General-Lieu-
tenants Graf Langeron, Forſter, General-Major Milo-
radowitſch ꝛc., und bey der Armee des General-Feld-
marſchalls, Grafen Saltuͤkow, zuſammen 9 Generals.
Der General-Lieutenant Knorring 2 hat einen noch
umſtaͤndlichern Bericht uͤber den Sieg eingeſandt, wel-
chen bekanntlich die in Gruſinien befindlichen Rußiſchen
Truppen uͤber den Omar, Chan der Avaren, erſochten
haben. Die Anzahl der Truppen des Omar Chan und
ſeiner Mitgenoſſen, die in Gruſinien eingefallen waren,
und die zum Theil gegen Tiflis vorruͤcken wollten, be-
ſtand wenigſtens aus 15000 Mann. Die Feinde ver-
lohren gegen 2000 Mann an Getoͤdteten und 11 Fah-
nen. Der Omar Chan ward ſelbſt verwundet. Bey
der Bataille wurden verſchoſſen 13031 Gewehr- und
8006 Stutzer-Patronen, 60 Kanonen-Patronen ꝛc. Den
Officiers, die ſich bey der Bataille ausgezeichnet haben,
ſind mehrere Belohnungen, Orden des heil. Johannes
von Jeruſalem und jedem Gemeinen 1 Rubel geſchenkt
worden.
Schreiben aus Stockholm, vom 13 Jan.
Vorgeſtern um 11 Uhr des Vormittags hatten wir
die Freude, unſern verehrten Monarchen von ſeiner
Rußiſchen Reiſe wieder hier eintreffen zu ſehen. Da
der Koͤnig bey der Ankunft zu Abo vernahm, daß die
Paſſage uͤber das Alandiſche Meer der Jahrszeit ohn-
geachtet noch offen war, ſo entſchloſſen ſich Se. Ma-
jeſtaͤt, dieſen kuͤrzern Weg hierher zu nehmen. Die
Ueberfahrt geſchah von Abo auf mehrern Poſtboͤten,
und weil man widriger Winde und ſtuͤrmiſcher Witte-
rung wegen nicht nach Griſſelhamn kommen konnte, ſo
wurde directe auf die hieſigen Scheeren zu geſteuert,
wo Se. Majeſtaͤt zu Capellskaͤr gluͤcklich landeten, und
von da in einer Privarkutſche hieher kamen. Die
Seereiſe iſt nicht ohne Gefahr vor ſich gegangen. Eines der
Poſtboͤte ſtrandete auf einem Felſen. Die Paſſagiers, wor-
unter ſich der Graf von Loͤwenhjelm, Herr von Moͤller-
ſwaͤrd, Baron von Lagerbjelke, Graf Gyllenſtolpe und der
Leibmedicas von Rung befanden, wurden gerettet, ſind
aber noch nicht hier angelangt. Gleich nach der Ruͤck-
kunft Sr. Majeſtaͤt loͤſeten Hoͤchſtdieſelben die verord-
nete Regierung auf, und gaben Tags darauf eine Cour,
die ſehr glaͤnzend und aͤußerſt zahlreich war. Bey die-
ſer Gelegenheit nahmen Se. Majeſtaͤt wegen Dero
Ruͤckkunft die Gluͤckwuͤnſche von den ſaͤmmtlichen Col-
legien und Corps entgegen, und als ſich Hoͤchſtdieſelben
mit Dero Gemahlin des Abends nach dem Schauſpiel
begaben, ſo wurden ſie ſowol unterwegs, als bey der
Ankunft im Opernhauſe, mit dem lauteſten Frohlocken
des Volks empfangen.
Noch ehe unſer Koͤnig am 27ſten Dec. von St. Pe-
tersburg wieder abreiſete, ernannte er zum Comman-
deur vom großen Kreuze des Schwerdt-Ordens den
erſten General-Adjutanten Sr. Ruß. Kayſerl. Majeſtaͤt,
General-Lieutenant Grafen von Liewen.
Vor der Abreiſe des Grafen von Haga von St. Pe-
tersburg ward demſelben noch eine goldne Medaille
uͤberliefert, und unter deſſen Gefolge ausgetheilt, die
auf Befehl des Kayſers, und zwar in Ruͤckſicht auf den
Aufenthalt des Grafen zu St. Petersburg, geſchlagen
worden. Dieſe Medaille ſtellt auf der Vorderſeite das
Bruſtbild des Koͤnigs mit der Umſchrift in Rußiſcher
Sprache: Guſtav Adolph IV. der Koͤnig Schwe-
dens, vor. Auf der Ruͤckſeite lieſet man: den 29ſten
November 1800, als nach der Griechiſchen Zeitrech-
nung der Tag der Ankunft des Grafen zu St. Pe-
tersburg. Am 26ſten Dec. ernannte noch des Kayſers
Majeſtaͤt zum Commandeur des Ordens des heil. Jo-
hannes von Jeruſalem den Kammerherrn und Oberſten
Grafen von Loͤwenhjelm, welcher von hier als Courier
an den Koͤnig nach St. Petersburg abgeſchickt wor-
den war.
Die Neutralitaͤts-Acte der Nordiſchen Maͤchte iſt
zu St. Petersburg ſowol von dem Rußiſchen Kayſer,
als von unſerm Monarchen, auf der Stelle ratificirt
worden.
Bey uns iſt dieſen Winter noch gar kein Schnee
gefallen.
Berlin, den 20 Januar.
Der fuͤr die Koͤnigl. Preußiſchen Staaten ſo merk-
wuͤrdige Kroͤnungstag Koͤnig Friedrichs I. iſt am 18ten
dieſes bey Hofe und in der Stadt mit vieler Theil-
nahme und Freude feyerlich begangen worden. Se.
Majeſtaͤt der Koͤnig gaben ein großes Souper und dar-
auf einen Ball, wozu nicht nur der hieſige hohe Adel,
ſondern auch mehrere Officiers der Potsdamſchen Gar-
niſon eingeladen waren. Jn der Stadt hatten ſich
viele Familien und geſchloſſene Zirkel zur Feyer des
Tags vereinigt, und durch die Guͤte Sr. Majeſtaͤt des
Koͤnigs wurde derſelbe noch vielen andern Perſonen zu
einem herzlichen Freudenfeſt gemacht. Se. Majeſtaͤt
hatten naͤmlich nach Dero bekannten menſchenfreund-
lichen Denkart eine anſehnliche Summe anzuweiſen ge-
ruhet, damit die Mitglieder des Koͤnigl. Cadetten-
und Jnvaliden-Corps und die in den hieſigen wohlthaͤ-
tigen, dem Koͤnigl. Armen-Directorium zur Aufſicht
untergebenen Anſtalt befindlichen Perſonen den Tag
auf eine ungewoͤhnlich frohe Art begehen konnten. Jm
Koͤnigl. Cadettenhauſe wurde des Mittags große Tafel
und des Abends ein großer Ball gegeben. Jm Jnva-
lidenhauſe waren fuͤr jeden Mann 1 Thlr. 12 Gr. an-
gewieſen, welche die Verheiratheten ganz baar erhiel-
ten, damit ſie nebſt Weibern und Kindern ſich nach
eignem Gefallen einen frohen Tag machen moͤchten.
Die Unbeweibten erhielten nur 1 Thlr. baar, wurden
aber dafuͤr mit einer großen Mahlzeit und Wein oͤf-
fentlich bewirthet. Eine gleiche Veranſtaltung war in
dem großen Buͤrgerhoſpital getroffen, wo jeder Hoſpi-
talit bey der fuͤr 12 Gr. die Perſon veranſtalteten
Mahlzeit einen Thaler unter dem Teller fand. Auf
dem Koͤnigl. Theater wurde das vom Herrn Profeſſor
Rhode zum Eintritt des neuen Jahrhunderts verfer-
tigte und vom Herrn Muſik-Director Weber vortref-
lich in Muſik geſetzte Vorſpiel: Die Feyer des Jahr-
hunderts, mit allgemeinem Beyfall ſehr paſſend wie-
derholt und das Ritterſchauſpiel: Ludwig der Sprin-
ger, gegeben.
2000 Armen zu Koͤnigsberg laͤßt der Koͤnig alle 6 Tage
bis zum 1ſten Julii ein ſechspfuͤndiges Brodt gegen
die geringe Bezahlung von 2 guten Groſchen reichen.
Die regierende Herzogin von Sachſen-Hildburghau-
ſen iſt von Mecklenburg-Strelitz und der General-
Lieutenant von Ruͤchel von Potsdam hiet angekommen.
Der Fuͤrſt und die Fuͤrſtin von Radzivil K. H. ſind
nach Rheinsberg abgegangen.
Der Jnſpections-Adjutant bey dem General-Feld-
marſchall, Herrn von Moͤllendorf, Capitain von Hake,
iſt zum Major ernannt.
Der als vorzuͤglicher Kanzelredner bekannte erſte
Prediger an der heil. Geiſtkirche zu Magdeburg, Herr
Ribbeck, iſt zum Conſiſtorialrath daſelbſt ernannt
worden.
Schreiben aus Hannover, vom 18 Januar.
Der Koͤnig hat unterm 9ten dieſes die Oberſtlieute-
nants Loͤw von Steinfurt, Jſenbart, von Reitzenſtein,
Pflueg, von Schmidt, von Wenkſtern, von Linſingen,
Schnering, von Dincklage, Benton, den Prinzen Carl
von Schwarzburg-Sondershauſen und Braun zu Ober-
ſten ernannt.