7.
Hr Oberbergrath von Humboldt.
Statt fernerer Briefe, hat das Publikum, zu-
folge der letzten Nachrichten, unſern beruͤhmten
Landsmann ſchon ſeit dem Ende des abgewiche-
nen Jahrs in Europa perſoͤnlich ſelbſt vermu-
thet. Seine Zuruͤckkunft iſt indeß aus triftigen
Gruͤnden und mit weiſer Vorſicht verzoͤgert, die
Zeit aber im geringſten nicht unnuͤtz fuͤr die
Wiſſenſchaften hingebracht worden. Ruhige Be-
ſonnenheit und feuriger Eifer verbinden ſich in
dem ſeltenſten Grade in dieſem ſeltenen Mann.
Er hat am 23 September 1803 wieder an
ſeinen Hrn Bruder den Kgl. Preußiſchen Ge-
ſandten in Rom geſchrieben, aus Mechvakan in
Neu-Spanien (oder in der Provinz Mexiko).
Er ſetzt nun ſeine Abreiſe aus Amerika weiter
hinaus, als in ſeinen fruͤheren Briefen. Theils
richtete das Schwarze Erbrechen in Veracruz
noch viele Verheerungen an; theils hielt es
ſchwer, und werde auch (meint er) ſo bald
nicht moͤglich ſein, ein gutes Schif zu bekom-
men. Jn beiden Punkten wolle er aber erſt
Mai 1804.
voͤllige Sicherheit abwarten, eh er ſeine Ruͤck-
kehr nach Europa antrete, welches alſo wohl bis
zum Fruͤhjahr des gegenwaͤrtigen Jahrs anſtehn
koͤnne. Uebrigens genoß er, und ſein Reiſege-
faͤhrte Hr BomplandBonpland, der beſten Geſundheit.
Heil ihm! und Heil uns, wenn wir ihn —
lieber etwas ſpaͤter, als minder wohlbehalten —
wiederſehn! Vielleicht durchſchift er itzt ſchon
den Ozean. Moͤgen alle gute Winde den mit
ſolchen Kenntniſſen und ſolchen Schaͤtzen aus der
andern Welt Heimkehrenden geleiten!
Der unermuͤdliche Forſcher befand ſich da-
malda-
mals (gegen Ende vorigen Septembers) auf einer
Reiſe im noͤrdlichen Theile Neuſpaniens, welche
ſchon zwei Monate dauerte, vorzuͤglich der Vol-
kane wegen. Dieſe, ſowie uͤberhaupt die Be-
ſchaffenheit unſers Erdballs im Großen und ſo-
genannt Kleinen, zogen waͤhrend ſeiner ganzen
langen Wanderung immer beſonders ſeine Auf-
merkſamkeit an ſich (man ſ. ſeine Briefe in der
Monatſchrift, unter andern Julius und Auguſt
1803). Jtzt iſt er mit ſeinem Gefaͤhrten in den
Schlund des noch brennenden Berges bei Tor-
cello bis auf 70 Klaſter hinunter geſtiegen, und
nur noch 15 Kl. von dem Feuerboden des Kra-
ters entfernt geweſen. Der itzt genannte Vol-
kan im Mexikaniſchen entſtand erſt am 29 Sep-
7. A. v. Humboldt.
tember 1759. Unſer Reiſender verſichert, vor-
zuͤglich durch die Unterſuchung deſſelben befrie-
digende Aufſchluͤſſe uͤber die Natur der feuer-
ſpeienden Berge erhalten zu haben.
Der uͤbrige Jnhalt beſtand meiſt in Wie-
derholung der fruͤheren Berichte, die er oͤfter
meldet, weil ſo viele Briefe verloren gehn, und
er nicht wiſſen kann welcher gerade ankommen
wird. Das iſt auch in ſeinen Schreiben an An-
dere der Fall. So ſteht itzt wiederum in den
Pariſer Annales du Muséum national d'Hi-
ſtoire naturelle ein, jedoch aͤlterer, Brief des
Hrn Alexander von Humboldt, wie ſchon einmal
an Herrn Delambre (man ſ. Oktober 1803 Nr
1). Alles was der itzige enthaͤlt, iſt aus den
vorigen von uns mitgetheilten Briefen dem Deut-
ſchen Publikum bereits hinlaͤnglich bekannt; —
bis auf eine merkwuͤrdige Nachricht von den
Suͤdamerikaniſchen Krokodilen. Eine anatomi-
ſche Entdeckung unſers Reiſenden uͤber dieſe
Thierart ſtand ſchon einmal kurz erwaͤhnt Mo-
natſchr. Junius 1802 S. 453. Hier werden aber
hoͤchſt wichtige Unterſuchungen erzaͤhlt, die er
an ganzen Haufen, man koͤnnte ſagen eingefang-
nen Heerden, lebendiger Krokodile gemacht hat,
und dabei die verſchiedenen Arten dieſer grauſa-
men Thiere in Suͤdamerika angegeben. Wann
Mai 1804.
werden wir von den Aegyptiſchen eben ſo ge-
naue Nachrichten erhalten?
Der gedachte Theil des Humboldtſchen Schrei-
bens in den Franzoͤſiſchen Annalen wird den Le-
ſern im naͤchſtfolgenden Stuͤcke mitgetheilt wer-
den, da es itzt an Raum dazu gebricht; uͤberſetzt
und mit Anmerkungen verſehn von Hrn Gehei-
menrath Karſten, dem wir auch den angefuͤhr-
ten Brief im Oktoberheft verdanken.