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Staats- und Gelehrte Zeitung des Hamburgischen unpartheyischen Correspondenten. Nr. 71, Hamburg, 4. Mai 1790.

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Mit allergnädigster Kayserlichen Freyheit.
Staats- und [Abbildung] Gelehrte
Zei- tung
des Hamburgischen unpartheyischen
CORRESPONDENTEN.

Anno 1790.    (Am Dienstage, den 4 May.)    
Num. 71.



[Beginn Spaltensatz]

Zu Toulon sind 2 unserer Fregatten von Algier an-
gekommen, worauf sich Herr von Senneville befand,
den der König wegen einiger von den Algierern genom-
menen Französischen Fahrzeuge dahin geschickt hatte.
Er ist vom Bey eben nicht freundschaftlich aufgenom-
men worden. Er hat für die Freyheit der Französischen
Selaven für jeden Capitain 10000 Livres, für die bey-
den Zimmermeister 8000, und 5000 für jeden Matro-
sen verlangt. Jndessen hat Herr von Senneville, zur
Sicherheit unserer Schiffahrt, einen neuen Tractat
mit dem Dey auf 100 Jahre geschlossen.

Das Chatelet hat über 32 Beschuldigte, die an der
Ermordung des Maire von St. Denis Antheil gehabt
haben sollen, das Urtheil gesprochen. Zwey sollen
gehenkt werden. Einige sind in Freyheit gesetzt, noch
andere mit Gefängnißstrafe belegt worden.

Da das Chatelet noch sortfährt, genaue Nachrichten
über die Seenen zu Versailles vom 5ten und 6ten Octo-
ber einzuziehen, und verschiedene Deputirte der Na-
tionalversammlung darinn verwickelt seyn sollen; so
giebt man sich alle Mühe, um diese Procedur aufzu-
halten. Der bekannte District der Franziscaner hat
sogar die Nationalversammlung in einer Addresse ge-
beten, dem Chatelet die Untersuchung über Verbrechen
der beleidigten Majestät zu nehmen, und ein eigenes
Tribunal zu diesem Behuf zu errichten. Herr Linguet
hat diese Addresse gemacht, und man versichert, die
meisten der 60 Districte von Paris hätten sie unter-
schrieben. Man beschuldigt das Chatelet in selbiger,
daß es aristocratisch denke, und den Aristocraten ge-
wogen sey, daß es unschuldige Deputirte in Verdacht
zu bringen suche. (Das Chatelet hat in dieser Affaire
240 Zeugen abgehört, die ihm alle vom Untersuchungs-
Ausschuß selbst aufgegeben worden.) Jndessen hat das
Chatelet schon die Vorsicht gehabt, die Abschriften der
[Spaltenumbruch] Jnformationen zu vervielfältigen, um sie einst durch
den Druck bekannt machen zu lassen.

Die rechte Seite der Nationalversammlung hat eine
Declaration aufgesetzt, welche in die Provinzen ge-
schickt werden soll, worinn Nachricht gegeben wird,
was in der Nationalversammlung über die Katholische
Religion und über die geistlichen Güter vorgefallen ist.
Sie ist bereits von 330 Deputirten unterschrieben,
und wird noch von 400 unterzeichnet werden.

Herr von Bergasse, Deputirter von Lyon, hat ge-
gen die errichteten Aßignate oder National-Billets aufs
stärkste protestirt, und sucht zu beweisen, daß sowol die
innere Handlung im Lande, als auch das Commerz
nach auswärts, gänzlich dadurch werde zerstöhrt wer-
den. Heute oder morgen wird auch eine Schrift von
dem Herrn Bergasse erscheinen, worinn er das Decret
auf die lebhafteste Art angreift, nach welchem die jetzi-
gen Deputirten bey der Nationalversammlung solange
bleiben sollen, bis die Constitution zu Stande seyn wird.

Jm Hotel der Jnvaliden war ein Soldat gestorben,
der von einem Ragout gegessen hatte, das lange Zeit
in einem kupfernen Gefäße aufbehalten war. Man er-
mangelte nicht, an die Thür des Versammlungssaals der
Nationalversammlung eine Schrift anzuschlagen, worinn
den Aristocraten diese Vergiftung zugeschrieben ward.

Jn den Sitzungen der Nationalversammlung vom
Freytag, Sonnabend und Sonntag, sind verschiedene
Decrete über Lehnssachen gemacht worden. Auch ward
der Graf von Luzerne wieder von St. Domingo aus
hart verklagt; es ward aber auf diesen Punkt nichts
entschieden.

Die Nationalversammlung kostet, sowol für die
1200 Deputirte, als für Kanzley-Unkosten, täglich
24000 Livres, also jährlich 8 Millionen 640000 Livres.


Von den in Metz vorgefallenen Unruhen hat man
folgende Nachrichten erhalten:

Mit allergnaͤdigſter Kayſerlichen Freyheit.
Staats- und [Abbildung] Gelehrte
Zei- tung
des Hamburgiſchen unpartheyiſchen
CORRESPONDENTEN.

Anno 1790.    (Am Dienſtage, den 4 May.)    
Num. 71.



[Beginn Spaltensatz]

Zu Toulon ſind 2 unſerer Fregatten von Algier an-
gekommen, worauf ſich Herr von Senneville befand,
den der Koͤnig wegen einiger von den Algierern genom-
menen Franzoͤſiſchen Fahrzeuge dahin geſchickt hatte.
Er iſt vom Bey eben nicht freundſchaftlich aufgenom-
men worden. Er hat fuͤr die Freyheit der Franzoͤſiſchen
Selaven fuͤr jeden Capitain 10000 Livres, fuͤr die bey-
den Zimmermeiſter 8000, und 5000 fuͤr jeden Matro-
ſen verlangt. Jndeſſen hat Herr von Senneville, zur
Sicherheit unſerer Schiffahrt, einen neuen Tractat
mit dem Dey auf 100 Jahre geſchloſſen.

Das Chatelet hat uͤber 32 Beſchuldigte, die an der
Ermordung des Maire von St. Denis Antheil gehabt
haben ſollen, das Urtheil geſprochen. Zwey ſollen
gehenkt werden. Einige ſind in Freyheit geſetzt, noch
andere mit Gefaͤngnißſtrafe belegt worden.

Da das Chatelet noch ſortfaͤhrt, genaue Nachrichten
uͤber die Seenen zu Verſailles vom 5ten und 6ten Octo-
ber einzuziehen, und verſchiedene Deputirte der Na-
tionalverſammlung darinn verwickelt ſeyn ſollen; ſo
giebt man ſich alle Muͤhe, um dieſe Procedur aufzu-
halten. Der bekannte Diſtrict der Franziſcaner hat
ſogar die Nationalverſammlung in einer Addreſſe ge-
beten, dem Chatelet die Unterſuchung uͤber Verbrechen
der beleidigten Majeſtaͤt zu nehmen, und ein eigenes
Tribunal zu dieſem Behuf zu errichten. Herr Linguet
hat dieſe Addreſſe gemacht, und man verſichert, die
meiſten der 60 Diſtricte von Paris haͤtten ſie unter-
ſchrieben. Man beſchuldigt das Chatelet in ſelbiger,
daß es ariſtocratiſch denke, und den Ariſtocraten ge-
wogen ſey, daß es unſchuldige Deputirte in Verdacht
zu bringen ſuche. (Das Chatelet hat in dieſer Affaire
240 Zeugen abgehoͤrt, die ihm alle vom Unterſuchungs-
Ausſchuß ſelbſt aufgegeben worden.) Jndeſſen hat das
Chatelet ſchon die Vorſicht gehabt, die Abſchriften der
[Spaltenumbruch] Jnformationen zu vervielfaͤltigen, um ſie einſt durch
den Druck bekannt machen zu laſſen.

Die rechte Seite der Nationalverſammlung hat eine
Declaration aufgeſetzt, welche in die Provinzen ge-
ſchickt werden ſoll, worinn Nachricht gegeben wird,
was in der Nationalverſammlung uͤber die Katholiſche
Religion und uͤber die geiſtlichen Guͤter vorgefallen iſt.
Sie iſt bereits von 330 Deputirten unterſchrieben,
und wird noch von 400 unterzeichnet werden.

Herr von Bergaſſe, Deputirter von Lyon, hat ge-
gen die errichteten Aßignate oder National-Billets aufs
ſtaͤrkſte proteſtirt, und ſucht zu beweiſen, daß ſowol die
innere Handlung im Lande, als auch das Commerz
nach auswaͤrts, gaͤnzlich dadurch werde zerſtoͤhrt wer-
den. Heute oder morgen wird auch eine Schrift von
dem Herrn Bergaſſe erſcheinen, worinn er das Decret
auf die lebhafteſte Art angreift, nach welchem die jetzi-
gen Deputirten bey der Nationalverſammlung ſolange
bleiben ſollen, bis die Conſtitution zu Stande ſeyn wird.

Jm Hotel der Jnvaliden war ein Soldat geſtorben,
der von einem Ragout gegeſſen hatte, das lange Zeit
in einem kupfernen Gefaͤße aufbehalten war. Man er-
mangelte nicht, an die Thuͤr des Verſammlungsſaals der
Nationalverſammlung eine Schrift anzuſchlagen, worinn
den Ariſtocraten dieſe Vergiftung zugeſchrieben ward.

Jn den Sitzungen der Nationalverſammlung vom
Freytag, Sonnabend und Sonntag, ſind verſchiedene
Decrete uͤber Lehnsſachen gemacht worden. Auch ward
der Graf von Luzerne wieder von St. Domingo aus
hart verklagt; es ward aber auf dieſen Punkt nichts
entſchieden.

Die Nationalverſammlung koſtet, ſowol fuͤr die
1200 Deputirte, als fuͤr Kanzley-Unkoſten, taͤglich
24000 Livres, alſo jaͤhrlich 8 Millionen 640000 Livres.


Von den in Metz vorgefallenen Unruhen hat man
folgende Nachrichten erhalten:

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[[1]/0001] Mit allergnaͤdigſter Kayſerlichen Freyheit. Staats- und [Abbildung] Gelehrte Zei- tung des Hamburgiſchen unpartheyiſchen CORRESPONDENTEN. Anno 1790. (Am Dienſtage, den 4 May.) Num. 71. Schreiben aus Paris, vom 26 April. Zu Toulon ſind 2 unſerer Fregatten von Algier an- gekommen, worauf ſich Herr von Senneville befand, den der Koͤnig wegen einiger von den Algierern genom- menen Franzoͤſiſchen Fahrzeuge dahin geſchickt hatte. Er iſt vom Bey eben nicht freundſchaftlich aufgenom- men worden. Er hat fuͤr die Freyheit der Franzoͤſiſchen Selaven fuͤr jeden Capitain 10000 Livres, fuͤr die bey- den Zimmermeiſter 8000, und 5000 fuͤr jeden Matro- ſen verlangt. Jndeſſen hat Herr von Senneville, zur Sicherheit unſerer Schiffahrt, einen neuen Tractat mit dem Dey auf 100 Jahre geſchloſſen. Das Chatelet hat uͤber 32 Beſchuldigte, die an der Ermordung des Maire von St. Denis Antheil gehabt haben ſollen, das Urtheil geſprochen. Zwey ſollen gehenkt werden. Einige ſind in Freyheit geſetzt, noch andere mit Gefaͤngnißſtrafe belegt worden. Da das Chatelet noch ſortfaͤhrt, genaue Nachrichten uͤber die Seenen zu Verſailles vom 5ten und 6ten Octo- ber einzuziehen, und verſchiedene Deputirte der Na- tionalverſammlung darinn verwickelt ſeyn ſollen; ſo giebt man ſich alle Muͤhe, um dieſe Procedur aufzu- halten. Der bekannte Diſtrict der Franziſcaner hat ſogar die Nationalverſammlung in einer Addreſſe ge- beten, dem Chatelet die Unterſuchung uͤber Verbrechen der beleidigten Majeſtaͤt zu nehmen, und ein eigenes Tribunal zu dieſem Behuf zu errichten. Herr Linguet hat dieſe Addreſſe gemacht, und man verſichert, die meiſten der 60 Diſtricte von Paris haͤtten ſie unter- ſchrieben. Man beſchuldigt das Chatelet in ſelbiger, daß es ariſtocratiſch denke, und den Ariſtocraten ge- wogen ſey, daß es unſchuldige Deputirte in Verdacht zu bringen ſuche. (Das Chatelet hat in dieſer Affaire 240 Zeugen abgehoͤrt, die ihm alle vom Unterſuchungs- Ausſchuß ſelbſt aufgegeben worden.) Jndeſſen hat das Chatelet ſchon die Vorſicht gehabt, die Abſchriften der Jnformationen zu vervielfaͤltigen, um ſie einſt durch den Druck bekannt machen zu laſſen. Die rechte Seite der Nationalverſammlung hat eine Declaration aufgeſetzt, welche in die Provinzen ge- ſchickt werden ſoll, worinn Nachricht gegeben wird, was in der Nationalverſammlung uͤber die Katholiſche Religion und uͤber die geiſtlichen Guͤter vorgefallen iſt. Sie iſt bereits von 330 Deputirten unterſchrieben, und wird noch von 400 unterzeichnet werden. Herr von Bergaſſe, Deputirter von Lyon, hat ge- gen die errichteten Aßignate oder National-Billets aufs ſtaͤrkſte proteſtirt, und ſucht zu beweiſen, daß ſowol die innere Handlung im Lande, als auch das Commerz nach auswaͤrts, gaͤnzlich dadurch werde zerſtoͤhrt wer- den. Heute oder morgen wird auch eine Schrift von dem Herrn Bergaſſe erſcheinen, worinn er das Decret auf die lebhafteſte Art angreift, nach welchem die jetzi- gen Deputirten bey der Nationalverſammlung ſolange bleiben ſollen, bis die Conſtitution zu Stande ſeyn wird. Jm Hotel der Jnvaliden war ein Soldat geſtorben, der von einem Ragout gegeſſen hatte, das lange Zeit in einem kupfernen Gefaͤße aufbehalten war. Man er- mangelte nicht, an die Thuͤr des Verſammlungsſaals der Nationalverſammlung eine Schrift anzuſchlagen, worinn den Ariſtocraten dieſe Vergiftung zugeſchrieben ward. Jn den Sitzungen der Nationalverſammlung vom Freytag, Sonnabend und Sonntag, ſind verſchiedene Decrete uͤber Lehnsſachen gemacht worden. Auch ward der Graf von Luzerne wieder von St. Domingo aus hart verklagt; es ward aber auf dieſen Punkt nichts entſchieden. Die Nationalverſammlung koſtet, ſowol fuͤr die 1200 Deputirte, als fuͤr Kanzley-Unkoſten, taͤglich 24000 Livres, alſo jaͤhrlich 8 Millionen 640000 Livres. Von den in Metz vorgefallenen Unruhen hat man folgende Nachrichten erhalten:

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Zitationshilfe: Staats- und Gelehrte Zeitung des Hamburgischen unpartheyischen Correspondenten. Nr. 71, Hamburg, 4. Mai 1790, S. [1]. In: Deutsches Textarchiv <https://www.deutschestextarchiv.de/hc_710405_1790/1>, abgerufen am 29.03.2024.