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Neue Rheinische Zeitung. Nr. 148. Köln, 21. November 1848.

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Neue Rheinische Zeitung
Organ der Demokratie.
No 148. Köln, Dienstag den 21. November. 1848.

Den auswärtigen Freunden der "Neuen Rheinischen Zeitung" zeigen wir hiermit an, daß uns von dem hiesigen Ober-Postamte die Genehmigung ertheilt worden ist, vom heutigen Tage bis Ende Quartals Abonnements zum Preise von 1 Thlr. incl. des Postaufschlags entgegenzunehmen. Wir fordern demnach das auswärtige Publikum zur regen Theilnahme auf.

Köln, 16. November 1848. Die Expedition der "N. Rh. Ztg."

Keine Steuern mehr!!!

Uebersicht.

Deutschland. Köln. (Der Stadtrath). Düsseldorf. (Bewegung. -- Proklamation). Bonn. (Die Steuerverweigerung). Cleve. (Die Adressen des "Pr. St-A."). Crefeld. (Adressen. -- Pastor Schmitz). Gladbach. (Mißtrauensvotum für Rietz) Kreuznach. (Adressen -- Sicherheitsausschuß) Wesel. (Adresse des Gemeinderaths von Wesel an den Gemeinderath von Köln). Koblenz. (Steuerverweigerung). Arnsberg. (Mißtrauensvotum an Gelshorn). Stettin. (Die Zusammenberufung der Landwehr. -- Weitere Details). Berlin. (Die Posener Demarkationslinie). Brünn. (Die Wiener Ereignisse). Wien. (Proklamation Franks. -- Die Entwaffnung. Das neue Ministerium. Befestigungsarbeiten. -- Ungarn -- Hinrichtungen). Frankfurt. (National-Versammlung). München. (Restaurationsgelüste). Stuttgart. (Produktionskosten einer Konigsfamilie). Karlsruhe. (Amnestiefrage) Rastatt. (Keilerei zwischen den Reichstruppen). Kassel. (Adresse an die Preußen.)

Schweiz. Bern. (Wahl des Bundesraths. -- Vermischtes. -- Wahl Defours). Genf. Spaltung der Radikalen von den Altrepublikanern. -- Annullirung der Wahlen des Kantons Freiburg).

Französische Republik. Paris. (Cavaignac. -- Raspail und Ledrü Rollin. -- Louis Napoleon. -- Nationalversammlung vom 17. -- Nationalversammlung vom 18. -- Vermischtes).

Spanien. Madrid. (Cabrera geschlagen.)

Belgien. Brüssel. (Finanzzustände).

Großbritannien. Dublin. (Die Staatsgefangenen. -- Lage des Landes.)

Asien. (Indien. -- China. -- General Whish vor Moolten. -- Einverleibung des Punjab. -- Kriegsmaßregeln.)

Handelsnachrichten.

Deutschland.
* Köln, den 20. Nov.
Der Inhalt dieses Artikels kann aus urheberrechtlichen Gründen nicht angezeigt werden.
* Köln, 20. November.

Die Berliner Post ist gestern Abend ausgeblieben.

109 Düsseldorf, 17. Nov.

Gestern wurde unter dem stürmischsten Jubel der Bevölkerung der ehemalige Chef der Bürgerwehr, Lorenz Cantador, für die Tage der Gefahr zum provisorischen Chef ernannt.

Durch die Wahl dieses Mannes von seltener Entschiedenheit und der erprobtesten Tüchtigkeit hat die Bürgerwehr mehr als durch alle Adressen an den Tag gelegt, welche Haltung sie einschlagen will. Gestern Abend noch erklärte sich das Offizierkorps für permanent, die Offiziere verbleiben beständig in Uniform, die Wachen bleiben Tag und Nacht besetzt, Tag und Nacht werden von der Kommission Kugeln gegossen und Patronen verfertigt, den Privatleuten werden die Gewehre abgeholt und unter die Arbeiter vertheilt, stündlich kömmt eine Deputation von den Bürgergarden der Landgemeinden an, um ihren sofortigen Zuzug der Bürgerwehr zuzusichern. In wenigen Tagen kann hier der ernstlichste Kampf ausbrechen. Ob man uns zu Hülfe kommen wird? Schmach über die Rheinprovinz, wenn sie auch die Ohrfeigen geduldig hinnimmt, die man uns in Berlin täglich ertheilt. Und doch habe ich gerade zu Ihrem Köln das Zutrauen, daß es ruhig zusehen würde, wie Düsseldorf niedergehauen wird bis auf den letzten Mann.

Heute früh wurde folgende Proklamation von dem Chef der Bürgerwehr an die Garden der benachbarten Landgemeinden durch Eilboten versandt:

Mitbürger!

Die Stunde ist gekommen, wo die Bürgerwehr sich zu gemeinschaftlichem Wirken vereinen muß. Das Commando der Bürgerwehr Düsseldorfs fordert daher sämmtliche Bürgergardisten der Umgegend Düsseldorfs und der benachbarten Gemeinden auf, sich

am Sonntag den 19. Novbr., Morgens 9 1/2 Uhr,

in der Alleestraße zu Düsseldorf mit Ihren Waffen zu einer Musterung einzufinden.

Sämmtliche Herren Chefs der resp. Bürgerwehren werden dringend ersucht, das Geeignete zu dem Zwecke veranlassen zu wollen.

Düsseldorf, den 17. Novbr. 1848.

Der provis. Chef der Bürgergarde,

Lor. Cantador.

* Bonn, 19. Nov.

Die Besetzung der Thore durch die Bürgerwehr hat nicht stattgefunden, weil der Zweck dieser Besetzung auf viel einfacherem Wege erlangt ist. Der Oberbürgermeister hat nämlich, als er von dem Beschlusse der Bürgerwehr Kenntniß erhalten, erklärt, daß er (hört! hört!) nichts gegen die Steuerverweigerung einzuwenden habe, und den Steuerdienern befehlen werde, alle denen, die ihre steuerpflichtigen Sachen ohne Zahlung einführen wollten, die Passage freizugeben. Um diesem Beschlusse auch die gehörige Geltung zu verschaffen, hat ein Piquet Bürgerwehr das Zollhaus besetzt. Morgen wird an unsere Thore das von der Bürgerwehr ausgehende Plakat angeheftet werden: Die Steuerverweigerung gesetzlich! -- Zugleich ist die Bewaffnung der Studentenwehr, wo nicht schon auf morgen, doch jedenfalls in den nächsten Tagen festgestellt.

* Cleve, 18. Nov.

Daß "die Reaktion vor Wuth schäumt", geht unwiderleglich aus den vier blamablen Artikeln des gestrigen Staatsanzeigers hervor. Der erste brüstet sich ganz gewaltig mit Zustimmungsadressen, die "in nicht geringerer Anzahl" eingelaufen sein sollen, als die im entgegengesetzten Sinne. Man will nur einige der ersteren Richtung mittheilen und verzeichnet deren wirklich 40, sage vierzig. Wenn aber wirklich mehr als diese 40 eingelaufen sind, dann ist die Auswahl so ungeschickt als möglich getroffen, denn unter diesen 40 hervorgehobenen finden sich: 19. von dem konstitutionellen Verein zu Diersfondt bei Wesel. Dieser Verein besteht bekanntlich aus dem Grafen Stolberg, dessen Rentmeister, Jäger, Kutscher etc., 7. von Einwohnern zu Altengolm bei Fürstenwalde, 9. von den Einwohnern zu Vasewalk, 20. von den Einwohnern zu Wrietzen. Wir werden dem Ministerium in den nächsten 40 Tagen Mißtrauensadressen lediglich aus hiesigem Kreise einsenden.

* Crefeld, 17. Nov.

Eine im Schooße der hiesigen Bürgerschaft beschlossene Zustimmungsadresse an die Nationalversammlung in Berlin ist mit 2870 Unterschriften versehen, am 14. d. an den Präsidenten der Versammlung, Hrn. v. Unruh, abgesandt worden.

Das Gesindel im Preußenverein hingegen hat eine Adresse an den "Allergnädigsten, Großmächtigsten" abgeschickt. Am Schlusse "ersterben" 1100 Individuen, inklusive Frauen und Kinder, die bereits geboren sind, oder doch noch im Laufe dieses Jahres geboren werden.

Unserm Vertreter in Berlin, Herrn Pastor Schmitz in Bockum, der zu den flüchtig gewordenen Abgeordneten gehört, wurde am 15. d. Abends in Anerkennung seiner Verdienste eine Katzenmusik gebracht.

* M. Gladbach, 17. Nov.

In einer zahlreich besuchten Bürgerversammlung wurde gestern einstimmig eine Adresse an unsern Deputirten für Berlin, Regierungsrath Ritz, beschlossen, worin demselben angezeigt wird, daß er das Vertrauen seiner Urwähler nicht besitzt, und aufgefordert wird, sein Mandat niederzulegen. Gleichzeitig wurde beschlossen, die Wahlmänner zu einer Zusammenkunft aufzufordern, um das Weitere zu veranlassen. Bereits am 13. d. wurden zwei, mit 750 Unterschriften bedeckte Adressen an die Nationalversammlung in Berlin abgeschickt, worin derselben für ihre wackere Haltung der entschiedenste Beifall gezollt wird. Seit einigen Tagen wird von der Gegenpartei eine Unterthänigkeits-Adresse an das Ministerium Brandenburg von Haus zu Haus allen Protestanten zur Unterschrift vorgezeigt, die jedoch nur von Pietisten und Stockpreußen gebilligt, von den übrigen Protestanten jedoch entschieden mißbilligt wird.

* Kreuznach, 18. Nov.

Die hochverrätherischen Uebergriffe der Camarilla in die Freiheiten des Volkes haben in Kreuznach alle Gemüther empört und alle Parteien vereinigt, natürlich die ausgenommen, die aus Dummheit oder Habsucht das alte System wünschen. Es wurden bereits zwei Volksversammlungen gehalten. Auf der ersten wurde eine Adresse an die Nationalversammlung berathen und angenommen. In derselben wurde vollkommene Zustimmung zu den Beschlüssen der Nationalversammlung ausgesprochen und versichert, daß wir mit Gut und Blut fur sie einstünden. Der konstitutionelle Verein, der immer etwas Apartes haben will, erließ ebenfalls eine zustimmende Adresse. Die zweite Volksversammlung, die besuchteste in Kreuznach, erließ nochmals eine Adresse, welche die Nationalversammlung anging, die Steuerverweigerung zu dekretiren. Zu gleicher Zeit wurde ein Sicherheitsausschuß gewählt, welcher aus 15 Mitgliedern besteht. Derselbe hat auch die Aufgabe, mit den größern Städten der Rheinprovinz in Veebindung zu treten, um gemeinschaftliche Schritte zu thun.

* Wesel, 18. Nov.

An den Gemeinderath der Stadt Köln. Da die Ereignisse in unserm Vaterlande mehr wie je eine Verständigung sämmtlicher Vertreter der Gemeinden der Rheinprovinz zu gemeinschaftlichem Handeln nöthig machen, so hält es der Gemeinderath der Stadt Wesel für seine Pflicht, den Gemeinderath der Stadt Köln hierdurch aufzufordern:

eine Versammlung der Abgeordneten der Stadt- und Landgemeinden der Rheinprovinz zu berufen und das Erforderliche in dieser Beziehung schleunigst veranlassen zu wollen.

Wesel, den 17. November 1848.

Der Gemeinderath.

An den Gemeinderath der Stadt Köln.

NB. Diese Aufforderung ist am 17. Abends zur Post gegeben worden.

Koblenz, 18. Nov.

In Folge des heute bekannt gewordenen Erlasses der Nationalversammlung, die Verweigerung der Steuerzahlung betreffend, sind heute Morgen schon eine Menge Vieh und Mehl zu den Thoren der Stadt größtentheils unversteuert eingebracht worden. Die Steuerbehörde verlangte nur eine Deklaration; Geld forderte sie nicht, wenn sie keines erhielt.

(Rh. u. M.-Ztg.)
* Arnsberg, 14. Novbr.

Herr Gelshorn!

Wir unterzeichneten Wahlmänner und Urwähler des Wahlbezirks Arnsberg erklären hiermit, daß Sie durch Ihre bisherigen Abstimmungen in der Nationalversammlung klar gezeigt haben, wie Sie zur Lösung Ihrer Aufgabe: die Vertretung der wahren Volksinteresse, nicht befähigt, oder nicht Willens sind, daß Sie namentlich durch Ihr feiges Verlassen des Sitzunglocals am 9. November, sich unwürdig bewiesen haben, uns fernerhin noch bei der Nationalversammlung zu vertreten. Wir fordern Sie auf, Ihr Mandat sofort in die Hände Ihrer Wähler zurückzugeben.

Arnsberg, den 14. Novbr. 1848.

945 Unterschriften.

* Soest, 16. Nov.

Folgendes von 113 Wahlmännern und Urwählern Soest's unterzeichnete Mißtrauensvotum ist dem Herrn etc. Ulrich zugesandt.

An den Deputirten Hrn. Geh. Ob.-Trib.-R. Ulrich in Berlin.

Aus den offiziellen Berichten der öffentlichen Blätter und den Verhandlungen der Nationalversammlung haben die unterzeichneten Wahlmänner ersehen, daß Sie nie die Interessen des Volks und seiner Errungenschaften durch Ihre Abstimmung gewahrt haben. Sie haben im Gegentheil immer mit der Reaktion und den Dienern des Absolutismus gestimmt. Sie haben unser Vertrauen völlig verloren. Die unterzeichneten Bürger, Wahlmänner und Urwähler von Soest drücken Ihnen daher pflichtmäßig ihr Mißtrauen aus und ersuchen Sie, sofort Ihr Mandat in die Hande der Urwähler zurückzugeben.

Soest, den 16. Novbr. 1848.

(Folgen die Unterschriften.)

Stettin.

Die bevorstehende Zusammenberufung der Pommerschen Landwehr (2te und 9te Regiment und Garde-Landwehr-Bataillon) ist ungesetzlich. Der § 8 des Gesetzes vom 3 Sept. 1814 bestimmt:

"Die Landwehr des ersten Aufgebotes ist bei entstandenem Kriege zur Unterstützung des stehenden Heeres bestimmt, sie dient gleich dieser im Kriege im In- und Auslande, im Frieden ist sie dagegen, die zur Bildung und Uebung nöthige Zeit ausgenommen, in ihre Heimath entlassen."
"Ferner setzt die Landwehrordnung vom 21. November 1815 in der Einleitung und in § 1 fest: An den mäßigen Umfang des stehenden Heeres schließt sich künftig die Landwehr, zwar immer zur Vertheidigung des Landes bereit, doch nur versammelt, wenn ein feindlicher Anfall und die eigene Bildung es nothwendig macht."
"Die Landwehr bildet einen Theil der bewaffneten Macht, sie tritt indeß nur bei ausbrechendem Kriege und bei den jährlichen Uebungen zusammen."

Bereits sind durch die hiesige Regierung den betreffenden Behörden die Einstellungsordres für die Wehrmänner zugegangen, und wir fragen, dürfen Anordnungen eines Ministeriums, welches von den treuen Vertretern perhorrescirt und des Landesverraths beschuldigt ist, ausgeführt werden? Das Ministerium, welches das ganze Land gegen sich aufgebracht hat, ruft die Landwehr zusammen. Ein zweifelhaftes Experiment. Will man aber die Wehrmänner, die jetzt zerstreut in den Städten und auf dem Lande leben, vor den Einflüssen der Wühler sichern? Soll der Landwehr die Entscheidung für die Krone abgedrungen werden, ehe die Bewölkerung sich gemeinsam wie ein Mann auf den Willen der Nationalversammlung erheben muß?

(Osts. Z.)
Stettin, 16. Nov.

Die Landwehrmänner werden hier einzeln eingekleidet und dann nach Garz spedirt, weil man sich fürchtet, die Einkleidung in pleno vorzunehmen. Die Einstellungsordr von einem volksfeindlichen, des Hochverraths beschuldigten Miniesterium ausgegangen, hat hier die größte Aufregung hervorgerufen Weil 4 Minister sich auf ihren Sitzen behaupten wollen, müssen 10 Bataillons, jedes zu 800 Mann, also 8000 Mann in unserer Provinz Weib und Kind verlassen, ihre Beschäftigungen aufgeben,

Neue Rheinische Zeitung
Organ der Demokratie.
No 148. Köln, Dienstag den 21. November. 1848.

Den auswärtigen Freunden der „Neuen Rheinischen Zeitung“ zeigen wir hiermit an, daß uns von dem hiesigen Ober-Postamte die Genehmigung ertheilt worden ist, vom heutigen Tage bis Ende Quartals Abonnements zum Preise von 1 Thlr. incl. des Postaufschlags entgegenzunehmen. Wir fordern demnach das auswärtige Publikum zur regen Theilnahme auf.

Köln, 16. November 1848. Die Expedition der „N. Rh. Ztg.“

Keine Steuern mehr!!!

Uebersicht.

Deutschland. Köln. (Der Stadtrath). Düsseldorf. (Bewegung. — Proklamation). Bonn. (Die Steuerverweigerung). Cleve. (Die Adressen des „Pr. St-A.“). Crefeld. (Adressen. — Pastor Schmitz). Gladbach. (Mißtrauensvotum für Rietz) Kreuznach. (Adressen — Sicherheitsausschuß) Wesel. (Adresse des Gemeinderaths von Wesel an den Gemeinderath von Köln). Koblenz. (Steuerverweigerung). Arnsberg. (Mißtrauensvotum an Gelshorn). Stettin. (Die Zusammenberufung der Landwehr. — Weitere Details). Berlin. (Die Posener Demarkationslinie). Brünn. (Die Wiener Ereignisse). Wien. (Proklamation Franks. — Die Entwaffnung. Das neue Ministerium. Befestigungsarbeiten. — Ungarn — Hinrichtungen). Frankfurt. (National-Versammlung). München. (Restaurationsgelüste). Stuttgart. (Produktionskosten einer Konigsfamilie). Karlsruhe. (Amnestiefrage) Rastatt. (Keilerei zwischen den Reichstruppen). Kassel. (Adresse an die Preußen.)

Schweiz. Bern. (Wahl des Bundesraths. — Vermischtes. — Wahl Defours). Genf. Spaltung der Radikalen von den Altrepublikanern. — Annullirung der Wahlen des Kantons Freiburg).

Französische Republik. Paris. (Cavaignac. — Raspail und Ledrü Rollin. — Louis Napoleon. — Nationalversammlung vom 17. — Nationalversammlung vom 18. — Vermischtes).

Spanien. Madrid. (Cabrera geschlagen.)

Belgien. Brüssel. (Finanzzustände).

Großbritannien. Dublin. (Die Staatsgefangenen. — Lage des Landes.)

Asien. (Indien. — China. — General Whish vor Moolten. — Einverleibung des Punjab. — Kriegsmaßregeln.)

Handelsnachrichten.

Deutschland.
* Köln, den 20. Nov.
Der Inhalt dieses Artikels kann aus urheberrechtlichen Gründen nicht angezeigt werden.
* Köln, 20. November.

Die Berliner Post ist gestern Abend ausgeblieben.

109 Düsseldorf, 17. Nov.

Gestern wurde unter dem stürmischsten Jubel der Bevölkerung der ehemalige Chef der Bürgerwehr, Lorenz Cantador, für die Tage der Gefahr zum provisorischen Chef ernannt.

Durch die Wahl dieses Mannes von seltener Entschiedenheit und der erprobtesten Tüchtigkeit hat die Bürgerwehr mehr als durch alle Adressen an den Tag gelegt, welche Haltung sie einschlagen will. Gestern Abend noch erklärte sich das Offizierkorps für permanent, die Offiziere verbleiben beständig in Uniform, die Wachen bleiben Tag und Nacht besetzt, Tag und Nacht werden von der Kommission Kugeln gegossen und Patronen verfertigt, den Privatleuten werden die Gewehre abgeholt und unter die Arbeiter vertheilt, stündlich kömmt eine Deputation von den Bürgergarden der Landgemeinden an, um ihren sofortigen Zuzug der Bürgerwehr zuzusichern. In wenigen Tagen kann hier der ernstlichste Kampf ausbrechen. Ob man uns zu Hülfe kommen wird? Schmach über die Rheinprovinz, wenn sie auch die Ohrfeigen geduldig hinnimmt, die man uns in Berlin täglich ertheilt. Und doch habe ich gerade zu Ihrem Köln das Zutrauen, daß es ruhig zusehen würde, wie Düsseldorf niedergehauen wird bis auf den letzten Mann.

Heute früh wurde folgende Proklamation von dem Chef der Bürgerwehr an die Garden der benachbarten Landgemeinden durch Eilboten versandt:

Mitbürger!

Die Stunde ist gekommen, wo die Bürgerwehr sich zu gemeinschaftlichem Wirken vereinen muß. Das Commando der Bürgerwehr Düsseldorfs fordert daher sämmtliche Bürgergardisten der Umgegend Düsseldorfs und der benachbarten Gemeinden auf, sich

am Sonntag den 19. Novbr., Morgens 9 1/2 Uhr,

in der Alleestraße zu Düsseldorf mit Ihren Waffen zu einer Musterung einzufinden.

Sämmtliche Herren Chefs der resp. Bürgerwehren werden dringend ersucht, das Geeignete zu dem Zwecke veranlassen zu wollen.

Düsseldorf, den 17. Novbr. 1848.

Der provis. Chef der Bürgergarde,

Lor. Cantador.

* Bonn, 19. Nov.

Die Besetzung der Thore durch die Bürgerwehr hat nicht stattgefunden, weil der Zweck dieser Besetzung auf viel einfacherem Wege erlangt ist. Der Oberbürgermeister hat nämlich, als er von dem Beschlusse der Bürgerwehr Kenntniß erhalten, erklärt, daß er (hört! hört!) nichts gegen die Steuerverweigerung einzuwenden habe, und den Steuerdienern befehlen werde, alle denen, die ihre steuerpflichtigen Sachen ohne Zahlung einführen wollten, die Passage freizugeben. Um diesem Beschlusse auch die gehörige Geltung zu verschaffen, hat ein Piquet Bürgerwehr das Zollhaus besetzt. Morgen wird an unsere Thore das von der Bürgerwehr ausgehende Plakat angeheftet werden: Die Steuerverweigerung gesetzlich! — Zugleich ist die Bewaffnung der Studentenwehr, wo nicht schon auf morgen, doch jedenfalls in den nächsten Tagen festgestellt.

* Cleve, 18. Nov.

Daß „die Reaktion vor Wuth schäumt“, geht unwiderleglich aus den vier blamablen Artikeln des gestrigen Staatsanzeigers hervor. Der erste brüstet sich ganz gewaltig mit Zustimmungsadressen, die „in nicht geringerer Anzahl“ eingelaufen sein sollen, als die im entgegengesetzten Sinne. Man will nur einige der ersteren Richtung mittheilen und verzeichnet deren wirklich 40, sage vierzig. Wenn aber wirklich mehr als diese 40 eingelaufen sind, dann ist die Auswahl so ungeschickt als möglich getroffen, denn unter diesen 40 hervorgehobenen finden sich: 19. von dem konstitutionellen Verein zu Diersfondt bei Wesel. Dieser Verein besteht bekanntlich aus dem Grafen Stolberg, dessen Rentmeister, Jäger, Kutscher etc., 7. von Einwohnern zu Altengolm bei Fürstenwalde, 9. von den Einwohnern zu Vasewalk, 20. von den Einwohnern zu Wrietzen. Wir werden dem Ministerium in den nächsten 40 Tagen Mißtrauensadressen lediglich aus hiesigem Kreise einsenden.

* Crefeld, 17. Nov.

Eine im Schooße der hiesigen Bürgerschaft beschlossene Zustimmungsadresse an die Nationalversammlung in Berlin ist mit 2870 Unterschriften versehen, am 14. d. an den Präsidenten der Versammlung, Hrn. v. Unruh, abgesandt worden.

Das Gesindel im Preußenverein hingegen hat eine Adresse an den „Allergnädigsten, Großmächtigsten“ abgeschickt. Am Schlusse „ersterben“ 1100 Individuen, inklusive Frauen und Kinder, die bereits geboren sind, oder doch noch im Laufe dieses Jahres geboren werden.

Unserm Vertreter in Berlin, Herrn Pastor Schmitz in Bockum, der zu den flüchtig gewordenen Abgeordneten gehört, wurde am 15. d. Abends in Anerkennung seiner Verdienste eine Katzenmusik gebracht.

* M. Gladbach, 17. Nov.

In einer zahlreich besuchten Bürgerversammlung wurde gestern einstimmig eine Adresse an unsern Deputirten für Berlin, Regierungsrath Ritz, beschlossen, worin demselben angezeigt wird, daß er das Vertrauen seiner Urwähler nicht besitzt, und aufgefordert wird, sein Mandat niederzulegen. Gleichzeitig wurde beschlossen, die Wahlmänner zu einer Zusammenkunft aufzufordern, um das Weitere zu veranlassen. Bereits am 13. d. wurden zwei, mit 750 Unterschriften bedeckte Adressen an die Nationalversammlung in Berlin abgeschickt, worin derselben für ihre wackere Haltung der entschiedenste Beifall gezollt wird. Seit einigen Tagen wird von der Gegenpartei eine Unterthänigkeits-Adresse an das Ministerium Brandenburg von Haus zu Haus allen Protestanten zur Unterschrift vorgezeigt, die jedoch nur von Pietisten und Stockpreußen gebilligt, von den übrigen Protestanten jedoch entschieden mißbilligt wird.

* Kreuznach, 18. Nov.

Die hochverrätherischen Uebergriffe der Camarilla in die Freiheiten des Volkes haben in Kreuznach alle Gemüther empört und alle Parteien vereinigt, natürlich die ausgenommen, die aus Dummheit oder Habsucht das alte System wünschen. Es wurden bereits zwei Volksversammlungen gehalten. Auf der ersten wurde eine Adresse an die Nationalversammlung berathen und angenommen. In derselben wurde vollkommene Zustimmung zu den Beschlüssen der Nationalversammlung ausgesprochen und versichert, daß wir mit Gut und Blut fur sie einstünden. Der konstitutionelle Verein, der immer etwas Apartes haben will, erließ ebenfalls eine zustimmende Adresse. Die zweite Volksversammlung, die besuchteste in Kreuznach, erließ nochmals eine Adresse, welche die Nationalversammlung anging, die Steuerverweigerung zu dekretiren. Zu gleicher Zeit wurde ein Sicherheitsausschuß gewählt, welcher aus 15 Mitgliedern besteht. Derselbe hat auch die Aufgabe, mit den größern Städten der Rheinprovinz in Veebindung zu treten, um gemeinschaftliche Schritte zu thun.

* Wesel, 18. Nov.

An den Gemeinderath der Stadt Köln. Da die Ereignisse in unserm Vaterlande mehr wie je eine Verständigung sämmtlicher Vertreter der Gemeinden der Rheinprovinz zu gemeinschaftlichem Handeln nöthig machen, so hält es der Gemeinderath der Stadt Wesel für seine Pflicht, den Gemeinderath der Stadt Köln hierdurch aufzufordern:

eine Versammlung der Abgeordneten der Stadt- und Landgemeinden der Rheinprovinz zu berufen und das Erforderliche in dieser Beziehung schleunigst veranlassen zu wollen.

Wesel, den 17. November 1848.

Der Gemeinderath.

An den Gemeinderath der Stadt Köln.

NB. Diese Aufforderung ist am 17. Abends zur Post gegeben worden.

Koblenz, 18. Nov.

In Folge des heute bekannt gewordenen Erlasses der Nationalversammlung, die Verweigerung der Steuerzahlung betreffend, sind heute Morgen schon eine Menge Vieh und Mehl zu den Thoren der Stadt größtentheils unversteuert eingebracht worden. Die Steuerbehörde verlangte nur eine Deklaration; Geld forderte sie nicht, wenn sie keines erhielt.

(Rh. u. M.-Ztg.)
* Arnsberg, 14. Novbr.

Herr Gelshorn!

Wir unterzeichneten Wahlmänner und Urwähler des Wahlbezirks Arnsberg erklären hiermit, daß Sie durch Ihre bisherigen Abstimmungen in der Nationalversammlung klar gezeigt haben, wie Sie zur Lösung Ihrer Aufgabe: die Vertretung der wahren Volksinteresse, nicht befähigt, oder nicht Willens sind, daß Sie namentlich durch Ihr feiges Verlassen des Sitzunglocals am 9. November, sich unwürdig bewiesen haben, uns fernerhin noch bei der Nationalversammlung zu vertreten. Wir fordern Sie auf, Ihr Mandat sofort in die Hände Ihrer Wähler zurückzugeben.

Arnsberg, den 14. Novbr. 1848.

945 Unterschriften.

* Soest, 16. Nov.

Folgendes von 113 Wahlmännern und Urwählern Soest's unterzeichnete Mißtrauensvotum ist dem Herrn etc. Ulrich zugesandt.

An den Deputirten Hrn. Geh. Ob.-Trib.-R. Ulrich in Berlin.

Aus den offiziellen Berichten der öffentlichen Blätter und den Verhandlungen der Nationalversammlung haben die unterzeichneten Wahlmänner ersehen, daß Sie nie die Interessen des Volks und seiner Errungenschaften durch Ihre Abstimmung gewahrt haben. Sie haben im Gegentheil immer mit der Reaktion und den Dienern des Absolutismus gestimmt. Sie haben unser Vertrauen völlig verloren. Die unterzeichneten Bürger, Wahlmänner und Urwähler von Soest drücken Ihnen daher pflichtmäßig ihr Mißtrauen aus und ersuchen Sie, sofort Ihr Mandat in die Hande der Urwähler zurückzugeben.

Soest, den 16. Novbr. 1848.

(Folgen die Unterschriften.)

Stettin.

Die bevorstehende Zusammenberufung der Pommerschen Landwehr (2te und 9te Regiment und Garde-Landwehr-Bataillon) ist ungesetzlich. Der § 8 des Gesetzes vom 3 Sept. 1814 bestimmt:

„Die Landwehr des ersten Aufgebotes ist bei entstandenem Kriege zur Unterstützung des stehenden Heeres bestimmt, sie dient gleich dieser im Kriege im In- und Auslande, im Frieden ist sie dagegen, die zur Bildung und Uebung nöthige Zeit ausgenommen, in ihre Heimath entlassen.“
„Ferner setzt die Landwehrordnung vom 21. November 1815 in der Einleitung und in § 1 fest: An den mäßigen Umfang des stehenden Heeres schließt sich künftig die Landwehr, zwar immer zur Vertheidigung des Landes bereit, doch nur versammelt, wenn ein feindlicher Anfall und die eigene Bildung es nothwendig macht.“
„Die Landwehr bildet einen Theil der bewaffneten Macht, sie tritt indeß nur bei ausbrechendem Kriege und bei den jährlichen Uebungen zusammen.“

Bereits sind durch die hiesige Regierung den betreffenden Behörden die Einstellungsordres für die Wehrmänner zugegangen, und wir fragen, dürfen Anordnungen eines Ministeriums, welches von den treuen Vertretern perhorrescirt und des Landesverraths beschuldigt ist, ausgeführt werden? Das Ministerium, welches das ganze Land gegen sich aufgebracht hat, ruft die Landwehr zusammen. Ein zweifelhaftes Experiment. Will man aber die Wehrmänner, die jetzt zerstreut in den Städten und auf dem Lande leben, vor den Einflüssen der Wühler sichern? Soll der Landwehr die Entscheidung für die Krone abgedrungen werden, ehe die Bewölkerung sich gemeinsam wie ein Mann auf den Willen der Nationalversammlung erheben muß?

(Osts. Z.)
Stettin, 16. Nov.

Die Landwehrmänner werden hier einzeln eingekleidet und dann nach Garz spedirt, weil man sich fürchtet, die Einkleidung in pleno vorzunehmen. Die Einstellungsordr von einem volksfeindlichen, des Hochverraths beschuldigten Miniesterium ausgegangen, hat hier die größte Aufregung hervorgerufen Weil 4 Minister sich auf ihren Sitzen behaupten wollen, müssen 10 Bataillons, jedes zu 800 Mann, also 8000 Mann in unserer Provinz Weib und Kind verlassen, ihre Beschäftigungen aufgeben,

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          <note type="editorial">Edition: <bibl>Karl Marx: Der Stadtrat, vorgesehen für: MEGA<hi rendition="#sup">2</hi>, I/8.         </bibl>                </note>
          <head><bibl><author>*</author></bibl> Köln, den 20. Nov.</head>
          <gap reason="copyright"/>
        </div>
        <div xml:id="ar148-1_002" type="jArticle">
          <head><bibl><author>*</author></bibl> Köln, 20. November.</head>
          <p><hi rendition="#g">Die Berliner Post ist gestern Abend ausgeblieben</hi>.</p>
        </div>
        <div xml:id="ar148-1_003" type="jArticle">
          <head><bibl><author>109</author></bibl> Düsseldorf, 17. Nov.</head>
          <p>Gestern wurde unter dem stürmischsten Jubel der Bevölkerung der ehemalige Chef der Bürgerwehr, Lorenz Cantador, für die Tage der Gefahr zum provisorischen Chef ernannt.</p>
          <p>Durch die Wahl dieses Mannes von seltener Entschiedenheit und der erprobtesten Tüchtigkeit hat die Bürgerwehr mehr als durch alle Adressen an den Tag gelegt, welche Haltung sie einschlagen will. Gestern Abend noch erklärte sich das Offizierkorps für permanent, die Offiziere verbleiben beständig in Uniform, die Wachen bleiben Tag und Nacht besetzt, Tag und Nacht werden von der Kommission Kugeln gegossen und Patronen verfertigt, den Privatleuten werden die Gewehre abgeholt und unter die Arbeiter vertheilt, stündlich kömmt eine Deputation von den Bürgergarden der Landgemeinden an, um ihren sofortigen Zuzug der Bürgerwehr zuzusichern. In wenigen Tagen kann hier der ernstlichste Kampf ausbrechen. Ob man uns zu Hülfe kommen wird? Schmach über die Rheinprovinz, wenn sie auch die Ohrfeigen geduldig hinnimmt, die man uns in Berlin täglich ertheilt. Und doch habe ich gerade zu Ihrem Köln das Zutrauen, daß es ruhig zusehen würde, wie Düsseldorf niedergehauen wird bis auf den letzten Mann.</p>
          <p>Heute früh wurde folgende Proklamation von dem Chef der Bürgerwehr an die Garden der benachbarten Landgemeinden durch Eilboten versandt:</p>
          <p><hi rendition="#g">Mitbürger</hi>!</p>
          <p>Die Stunde ist gekommen, wo die Bürgerwehr sich zu gemeinschaftlichem Wirken vereinen muß. Das Commando der Bürgerwehr Düsseldorfs fordert daher sämmtliche Bürgergardisten der Umgegend Düsseldorfs und der benachbarten Gemeinden auf, sich</p>
          <p>am Sonntag den 19. Novbr., Morgens 9 1/2 Uhr,</p>
          <p>in der Alleestraße zu Düsseldorf mit Ihren Waffen zu einer Musterung einzufinden.</p>
          <p>Sämmtliche Herren Chefs der resp. Bürgerwehren werden dringend ersucht, das Geeignete zu dem Zwecke veranlassen zu wollen.</p>
          <p>Düsseldorf, den 17. Novbr. 1848.</p>
          <p>Der provis. Chef der Bürgergarde,</p>
          <p><hi rendition="#g">Lor. Cantador</hi>.</p>
        </div>
        <div xml:id="ar148-1_004" type="jArticle">
          <head><bibl><author>*</author></bibl> Bonn, 19. Nov.</head>
          <p>Die Besetzung der Thore durch die Bürgerwehr hat nicht stattgefunden, weil der Zweck dieser Besetzung auf viel einfacherem Wege erlangt ist. Der Oberbürgermeister hat nämlich, als er von dem Beschlusse der Bürgerwehr Kenntniß erhalten, erklärt, daß er (hört! hört!) nichts gegen die Steuerverweigerung einzuwenden habe, und den Steuerdienern befehlen werde, alle denen, die ihre steuerpflichtigen Sachen ohne Zahlung einführen wollten, die Passage freizugeben. Um diesem Beschlusse auch die gehörige Geltung zu verschaffen, hat ein Piquet Bürgerwehr das Zollhaus besetzt. Morgen wird an unsere Thore das von der Bürgerwehr ausgehende Plakat angeheftet werden: Die Steuerverweigerung gesetzlich! &#x2014; Zugleich ist die Bewaffnung der Studentenwehr, wo nicht schon auf morgen, doch jedenfalls in den nächsten Tagen festgestellt.</p>
        </div>
        <div xml:id="ar148-1_005" type="jArticle">
          <head><bibl><author>*</author></bibl> Cleve, 18. Nov.</head>
          <p>Daß &#x201E;die Reaktion vor Wuth schäumt&#x201C;, geht unwiderleglich aus den vier blamablen Artikeln des gestrigen Staatsanzeigers hervor. Der erste brüstet sich ganz gewaltig mit Zustimmungsadressen, die &#x201E;in nicht <hi rendition="#g">geringerer</hi> Anzahl&#x201C; eingelaufen sein sollen, als die im entgegengesetzten Sinne. Man will nur einige der ersteren Richtung mittheilen und verzeichnet deren wirklich 40, sage vierzig. Wenn aber wirklich mehr als diese 40 eingelaufen sind, dann ist die Auswahl so ungeschickt als möglich getroffen, denn unter diesen 40 hervorgehobenen finden sich: 19. von dem konstitutionellen Verein zu Diersfondt bei Wesel. Dieser Verein besteht bekanntlich aus dem Grafen Stolberg, dessen Rentmeister, Jäger, Kutscher etc., 7. von Einwohnern zu Altengolm bei Fürstenwalde, 9. von den Einwohnern zu Vasewalk, 20. von den Einwohnern zu Wrietzen. Wir werden dem Ministerium in den nächsten 40 Tagen Mißtrauensadressen lediglich aus hiesigem Kreise einsenden.</p>
        </div>
        <div xml:id="ar148-1_006" type="jArticle">
          <head><bibl><author>*</author></bibl> Crefeld, 17. Nov.</head>
          <p>Eine im Schooße der hiesigen Bürgerschaft beschlossene Zustimmungsadresse an die Nationalversammlung in Berlin ist mit 2870 Unterschriften versehen, am 14. d. an den Präsidenten der Versammlung, Hrn. v. Unruh, abgesandt worden.</p>
          <p>Das Gesindel im Preußenverein hingegen hat eine Adresse an den &#x201E;Allergnädigsten, Großmächtigsten&#x201C; abgeschickt. Am Schlusse &#x201E;ersterben&#x201C; 1100 Individuen, inklusive Frauen und Kinder, die bereits geboren sind, oder doch noch im Laufe dieses Jahres geboren werden.</p>
          <p>Unserm Vertreter in Berlin, Herrn Pastor Schmitz in Bockum, der zu den flüchtig gewordenen Abgeordneten gehört, wurde am 15. d. Abends in Anerkennung seiner Verdienste eine Katzenmusik gebracht.</p>
        </div>
        <div xml:id="ar148-1_007" type="jArticle">
          <head><bibl><author>*</author></bibl> M. Gladbach, 17. Nov.</head>
          <p>In einer zahlreich besuchten Bürgerversammlung wurde gestern einstimmig eine Adresse an unsern Deputirten für Berlin, Regierungsrath Ritz, beschlossen, worin demselben angezeigt wird, daß er das Vertrauen seiner Urwähler nicht besitzt, und aufgefordert wird, sein Mandat niederzulegen. Gleichzeitig wurde beschlossen, die Wahlmänner zu einer Zusammenkunft aufzufordern, um das Weitere zu veranlassen. Bereits am 13. d. wurden zwei, mit 750 Unterschriften bedeckte Adressen an die Nationalversammlung in Berlin abgeschickt, worin derselben für ihre wackere Haltung der entschiedenste Beifall gezollt wird. Seit einigen Tagen wird von der Gegenpartei eine Unterthänigkeits-Adresse an das Ministerium Brandenburg von Haus zu Haus allen Protestanten zur Unterschrift vorgezeigt, die jedoch nur von Pietisten und Stockpreußen gebilligt, von den übrigen Protestanten jedoch entschieden mißbilligt wird.</p>
        </div>
        <div xml:id="ar148-1_008" type="jArticle">
          <head><bibl><author>*</author></bibl> Kreuznach, 18. Nov.</head>
          <p>Die hochverrätherischen Uebergriffe der Camarilla in die Freiheiten des Volkes haben in Kreuznach alle Gemüther empört und alle Parteien vereinigt, natürlich die ausgenommen, die aus Dummheit oder Habsucht das alte System wünschen. Es wurden bereits zwei Volksversammlungen gehalten. Auf der ersten wurde eine Adresse an die Nationalversammlung berathen und angenommen. In derselben wurde vollkommene Zustimmung zu den Beschlüssen der Nationalversammlung ausgesprochen und versichert, daß wir mit Gut und Blut fur sie einstünden. Der konstitutionelle Verein, der immer etwas Apartes haben will, erließ ebenfalls eine zustimmende Adresse. Die zweite Volksversammlung, die besuchteste in Kreuznach, erließ nochmals eine Adresse, welche die Nationalversammlung anging, die Steuerverweigerung zu dekretiren. Zu gleicher Zeit wurde ein Sicherheitsausschuß gewählt, welcher aus 15 Mitgliedern besteht. Derselbe hat auch die Aufgabe, mit den größern Städten der Rheinprovinz in Veebindung zu treten, um gemeinschaftliche Schritte zu thun.</p>
        </div>
        <div xml:id="ar148-1_009" type="jArticle">
          <head><bibl><author>*</author></bibl> Wesel, 18. Nov.</head>
          <p>An den Gemeinderath der Stadt Köln. Da die Ereignisse in unserm Vaterlande mehr wie je eine Verständigung sämmtlicher Vertreter der Gemeinden der Rheinprovinz zu gemeinschaftlichem Handeln nöthig machen, so hält es der Gemeinderath der Stadt Wesel für seine Pflicht, den Gemeinderath der Stadt Köln hierdurch aufzufordern:</p>
          <p rendition="#et">eine Versammlung der Abgeordneten der Stadt- und Landgemeinden der Rheinprovinz zu berufen und das Erforderliche in dieser Beziehung schleunigst veranlassen zu wollen.</p>
          <p>Wesel, den 17. November 1848.</p>
          <p><hi rendition="#g">Der Gemeinderath</hi>.</p>
          <p>An den Gemeinderath der Stadt Köln.</p>
          <p>NB. Diese Aufforderung ist am 17. Abends zur Post gegeben worden.</p>
        </div>
        <div xml:id="ar148-1_010" type="jArticle">
          <head>Koblenz, 18. Nov.</head>
          <p>In Folge des heute bekannt gewordenen Erlasses der Nationalversammlung, die Verweigerung der Steuerzahlung betreffend, sind heute Morgen schon eine Menge Vieh und Mehl zu den Thoren der Stadt größtentheils <hi rendition="#g">unversteuert</hi> eingebracht worden. Die Steuerbehörde verlangte nur eine Deklaration; Geld forderte sie nicht, wenn sie keines erhielt.</p>
          <bibl>(Rh. u. M.-Ztg.)</bibl>
        </div>
        <div xml:id="ar148-1_011" type="jArticle">
          <head><bibl><author>*</author></bibl> Arnsberg, 14. Novbr.</head>
          <p>Herr <hi rendition="#g">Gelshorn</hi>!</p>
          <p>Wir unterzeichneten Wahlmänner und Urwähler des Wahlbezirks Arnsberg erklären hiermit, daß Sie durch Ihre bisherigen Abstimmungen in der Nationalversammlung klar gezeigt haben, wie Sie zur Lösung Ihrer Aufgabe: die Vertretung der wahren Volksinteresse, nicht befähigt, oder nicht Willens sind, daß Sie namentlich durch Ihr feiges Verlassen des Sitzunglocals am 9. November, sich unwürdig bewiesen haben, uns fernerhin noch bei der Nationalversammlung zu vertreten. Wir fordern Sie auf, Ihr Mandat sofort in die Hände Ihrer Wähler zurückzugeben.</p>
          <p>Arnsberg, den 14. Novbr. 1848.</p>
          <p>945 Unterschriften.</p>
        </div>
        <div xml:id="ar148-1_012" type="jArticle">
          <head><bibl><author>*</author></bibl> Soest, 16. Nov.</head>
          <p>Folgendes von 113 Wahlmännern und Urwählern Soest's unterzeichnete Mißtrauensvotum ist dem Herrn etc. Ulrich zugesandt.</p>
          <p>An den Deputirten Hrn. Geh. Ob.-Trib.-R. <hi rendition="#g">Ulrich</hi> in Berlin.</p>
          <p>Aus den offiziellen Berichten der öffentlichen Blätter und den Verhandlungen der Nationalversammlung haben die unterzeichneten Wahlmänner ersehen, daß Sie nie die Interessen des Volks und seiner Errungenschaften durch Ihre Abstimmung gewahrt haben. Sie haben im Gegentheil immer mit der Reaktion und den Dienern des Absolutismus gestimmt. Sie haben unser Vertrauen völlig verloren. Die unterzeichneten Bürger, Wahlmänner und Urwähler von Soest drücken Ihnen daher pflichtmäßig ihr Mißtrauen aus und ersuchen Sie, sofort Ihr Mandat in die Hande der Urwähler zurückzugeben.</p>
          <p>Soest, den 16. Novbr. 1848.</p>
          <p>(Folgen die Unterschriften.)</p>
        </div>
        <div xml:id="ar148-1_013" type="jArticle">
          <head>Stettin.</head>
          <p>Die bevorstehende Zusammenberufung der Pommerschen Landwehr (2te und 9te Regiment und Garde-Landwehr-Bataillon) ist <hi rendition="#g">ungesetzlich</hi>. Der § 8 des Gesetzes vom 3 Sept. 1814 bestimmt:</p>
          <p rendition="#et">&#x201E;Die Landwehr des ersten Aufgebotes ist bei entstandenem Kriege zur Unterstützung des stehenden Heeres bestimmt, sie dient gleich dieser <hi rendition="#g">im Kriege</hi> im In- und Auslande, im Frieden ist sie dagegen, die zur Bildung und Uebung nöthige Zeit ausgenommen, in ihre Heimath entlassen.&#x201C;<lb/>
&#x201E;Ferner setzt die Landwehrordnung vom 21. November 1815 in der Einleitung und in § 1 fest: An den mäßigen Umfang des stehenden Heeres schließt sich künftig die Landwehr, zwar immer zur Vertheidigung des Landes bereit, doch nur versammelt, wenn <hi rendition="#g">ein feindlicher Anfall</hi> und die eigene Bildung es nothwendig macht.&#x201C;<lb/>
&#x201E;Die Landwehr bildet einen Theil der bewaffneten Macht, sie tritt indeß <hi rendition="#g">nur bei ausbrechendem Kriege</hi> und bei den <hi rendition="#g">jährlichen Uebungen</hi> zusammen.&#x201C;</p>
          <p>Bereits sind durch die hiesige Regierung den betreffenden Behörden die Einstellungsordres für die Wehrmänner zugegangen, und wir fragen, dürfen Anordnungen eines Ministeriums, welches von den treuen Vertretern perhorrescirt und des Landesverraths beschuldigt ist, ausgeführt werden? Das Ministerium, welches das ganze Land gegen sich aufgebracht hat, ruft die Landwehr zusammen. Ein zweifelhaftes Experiment. Will man aber die Wehrmänner, die jetzt zerstreut in den Städten und auf dem Lande leben, vor den Einflüssen der Wühler sichern? Soll der Landwehr die Entscheidung für die Krone abgedrungen werden, ehe die Bewölkerung sich gemeinsam wie ein Mann auf den Willen der Nationalversammlung erheben muß?</p>
          <bibl>(Osts. Z.)</bibl>
        </div>
        <div xml:id="ar148-1_014" type="jArticle">
          <head>Stettin, 16. Nov.</head>
          <p>Die Landwehrmänner werden hier einzeln eingekleidet und dann nach Garz spedirt, weil man sich fürchtet, die Einkleidung in pleno vorzunehmen. Die Einstellungsordr von einem volksfeindlichen, des Hochverraths beschuldigten Miniesterium ausgegangen, hat hier die größte Aufregung hervorgerufen Weil 4 Minister sich auf ihren Sitzen behaupten wollen, müssen 10 Bataillons, jedes zu 800 Mann, also 8000 Mann in unserer Provinz Weib und Kind verlassen, ihre Beschäftigungen aufgeben,
</p>
        </div>
      </div>
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</TEI>
[0773/0001] Neue Rheinische Zeitung Organ der Demokratie. No 148. Köln, Dienstag den 21. November. 1848. Den auswärtigen Freunden der „Neuen Rheinischen Zeitung“ zeigen wir hiermit an, daß uns von dem hiesigen Ober-Postamte die Genehmigung ertheilt worden ist, vom heutigen Tage bis Ende Quartals Abonnements zum Preise von 1 Thlr. incl. des Postaufschlags entgegenzunehmen. Wir fordern demnach das auswärtige Publikum zur regen Theilnahme auf. Köln, 16. November 1848. Die Expedition der „N. Rh. Ztg.“ Keine Steuern mehr!!! Uebersicht. Deutschland. Köln. (Der Stadtrath). Düsseldorf. (Bewegung. — Proklamation). Bonn. (Die Steuerverweigerung). Cleve. (Die Adressen des „Pr. St-A.“). Crefeld. (Adressen. — Pastor Schmitz). Gladbach. (Mißtrauensvotum für Rietz) Kreuznach. (Adressen — Sicherheitsausschuß) Wesel. (Adresse des Gemeinderaths von Wesel an den Gemeinderath von Köln). Koblenz. (Steuerverweigerung). Arnsberg. (Mißtrauensvotum an Gelshorn). Stettin. (Die Zusammenberufung der Landwehr. — Weitere Details). Berlin. (Die Posener Demarkationslinie). Brünn. (Die Wiener Ereignisse). Wien. (Proklamation Franks. — Die Entwaffnung. Das neue Ministerium. Befestigungsarbeiten. — Ungarn — Hinrichtungen). Frankfurt. (National-Versammlung). München. (Restaurationsgelüste). Stuttgart. (Produktionskosten einer Konigsfamilie). Karlsruhe. (Amnestiefrage) Rastatt. (Keilerei zwischen den Reichstruppen). Kassel. (Adresse an die Preußen.) Schweiz. Bern. (Wahl des Bundesraths. — Vermischtes. — Wahl Defours). Genf. Spaltung der Radikalen von den Altrepublikanern. — Annullirung der Wahlen des Kantons Freiburg). Französische Republik. Paris. (Cavaignac. — Raspail und Ledrü Rollin. — Louis Napoleon. — Nationalversammlung vom 17. — Nationalversammlung vom 18. — Vermischtes). Spanien. Madrid. (Cabrera geschlagen.) Belgien. Brüssel. (Finanzzustände). Großbritannien. Dublin. (Die Staatsgefangenen. — Lage des Landes.) Asien. (Indien. — China. — General Whish vor Moolten. — Einverleibung des Punjab. — Kriegsmaßregeln.) Handelsnachrichten. Deutschland. * Köln, den 20. Nov. _ * Köln, 20. November. Die Berliner Post ist gestern Abend ausgeblieben. 109 Düsseldorf, 17. Nov. Gestern wurde unter dem stürmischsten Jubel der Bevölkerung der ehemalige Chef der Bürgerwehr, Lorenz Cantador, für die Tage der Gefahr zum provisorischen Chef ernannt. Durch die Wahl dieses Mannes von seltener Entschiedenheit und der erprobtesten Tüchtigkeit hat die Bürgerwehr mehr als durch alle Adressen an den Tag gelegt, welche Haltung sie einschlagen will. Gestern Abend noch erklärte sich das Offizierkorps für permanent, die Offiziere verbleiben beständig in Uniform, die Wachen bleiben Tag und Nacht besetzt, Tag und Nacht werden von der Kommission Kugeln gegossen und Patronen verfertigt, den Privatleuten werden die Gewehre abgeholt und unter die Arbeiter vertheilt, stündlich kömmt eine Deputation von den Bürgergarden der Landgemeinden an, um ihren sofortigen Zuzug der Bürgerwehr zuzusichern. In wenigen Tagen kann hier der ernstlichste Kampf ausbrechen. Ob man uns zu Hülfe kommen wird? Schmach über die Rheinprovinz, wenn sie auch die Ohrfeigen geduldig hinnimmt, die man uns in Berlin täglich ertheilt. Und doch habe ich gerade zu Ihrem Köln das Zutrauen, daß es ruhig zusehen würde, wie Düsseldorf niedergehauen wird bis auf den letzten Mann. Heute früh wurde folgende Proklamation von dem Chef der Bürgerwehr an die Garden der benachbarten Landgemeinden durch Eilboten versandt: Mitbürger! Die Stunde ist gekommen, wo die Bürgerwehr sich zu gemeinschaftlichem Wirken vereinen muß. Das Commando der Bürgerwehr Düsseldorfs fordert daher sämmtliche Bürgergardisten der Umgegend Düsseldorfs und der benachbarten Gemeinden auf, sich am Sonntag den 19. Novbr., Morgens 9 1/2 Uhr, in der Alleestraße zu Düsseldorf mit Ihren Waffen zu einer Musterung einzufinden. Sämmtliche Herren Chefs der resp. Bürgerwehren werden dringend ersucht, das Geeignete zu dem Zwecke veranlassen zu wollen. Düsseldorf, den 17. Novbr. 1848. Der provis. Chef der Bürgergarde, Lor. Cantador. * Bonn, 19. Nov. Die Besetzung der Thore durch die Bürgerwehr hat nicht stattgefunden, weil der Zweck dieser Besetzung auf viel einfacherem Wege erlangt ist. Der Oberbürgermeister hat nämlich, als er von dem Beschlusse der Bürgerwehr Kenntniß erhalten, erklärt, daß er (hört! hört!) nichts gegen die Steuerverweigerung einzuwenden habe, und den Steuerdienern befehlen werde, alle denen, die ihre steuerpflichtigen Sachen ohne Zahlung einführen wollten, die Passage freizugeben. Um diesem Beschlusse auch die gehörige Geltung zu verschaffen, hat ein Piquet Bürgerwehr das Zollhaus besetzt. Morgen wird an unsere Thore das von der Bürgerwehr ausgehende Plakat angeheftet werden: Die Steuerverweigerung gesetzlich! — Zugleich ist die Bewaffnung der Studentenwehr, wo nicht schon auf morgen, doch jedenfalls in den nächsten Tagen festgestellt. * Cleve, 18. Nov. Daß „die Reaktion vor Wuth schäumt“, geht unwiderleglich aus den vier blamablen Artikeln des gestrigen Staatsanzeigers hervor. Der erste brüstet sich ganz gewaltig mit Zustimmungsadressen, die „in nicht geringerer Anzahl“ eingelaufen sein sollen, als die im entgegengesetzten Sinne. Man will nur einige der ersteren Richtung mittheilen und verzeichnet deren wirklich 40, sage vierzig. Wenn aber wirklich mehr als diese 40 eingelaufen sind, dann ist die Auswahl so ungeschickt als möglich getroffen, denn unter diesen 40 hervorgehobenen finden sich: 19. von dem konstitutionellen Verein zu Diersfondt bei Wesel. Dieser Verein besteht bekanntlich aus dem Grafen Stolberg, dessen Rentmeister, Jäger, Kutscher etc., 7. von Einwohnern zu Altengolm bei Fürstenwalde, 9. von den Einwohnern zu Vasewalk, 20. von den Einwohnern zu Wrietzen. Wir werden dem Ministerium in den nächsten 40 Tagen Mißtrauensadressen lediglich aus hiesigem Kreise einsenden. * Crefeld, 17. Nov. Eine im Schooße der hiesigen Bürgerschaft beschlossene Zustimmungsadresse an die Nationalversammlung in Berlin ist mit 2870 Unterschriften versehen, am 14. d. an den Präsidenten der Versammlung, Hrn. v. Unruh, abgesandt worden. Das Gesindel im Preußenverein hingegen hat eine Adresse an den „Allergnädigsten, Großmächtigsten“ abgeschickt. Am Schlusse „ersterben“ 1100 Individuen, inklusive Frauen und Kinder, die bereits geboren sind, oder doch noch im Laufe dieses Jahres geboren werden. Unserm Vertreter in Berlin, Herrn Pastor Schmitz in Bockum, der zu den flüchtig gewordenen Abgeordneten gehört, wurde am 15. d. Abends in Anerkennung seiner Verdienste eine Katzenmusik gebracht. * M. Gladbach, 17. Nov. In einer zahlreich besuchten Bürgerversammlung wurde gestern einstimmig eine Adresse an unsern Deputirten für Berlin, Regierungsrath Ritz, beschlossen, worin demselben angezeigt wird, daß er das Vertrauen seiner Urwähler nicht besitzt, und aufgefordert wird, sein Mandat niederzulegen. Gleichzeitig wurde beschlossen, die Wahlmänner zu einer Zusammenkunft aufzufordern, um das Weitere zu veranlassen. Bereits am 13. d. wurden zwei, mit 750 Unterschriften bedeckte Adressen an die Nationalversammlung in Berlin abgeschickt, worin derselben für ihre wackere Haltung der entschiedenste Beifall gezollt wird. Seit einigen Tagen wird von der Gegenpartei eine Unterthänigkeits-Adresse an das Ministerium Brandenburg von Haus zu Haus allen Protestanten zur Unterschrift vorgezeigt, die jedoch nur von Pietisten und Stockpreußen gebilligt, von den übrigen Protestanten jedoch entschieden mißbilligt wird. * Kreuznach, 18. Nov. Die hochverrätherischen Uebergriffe der Camarilla in die Freiheiten des Volkes haben in Kreuznach alle Gemüther empört und alle Parteien vereinigt, natürlich die ausgenommen, die aus Dummheit oder Habsucht das alte System wünschen. Es wurden bereits zwei Volksversammlungen gehalten. Auf der ersten wurde eine Adresse an die Nationalversammlung berathen und angenommen. In derselben wurde vollkommene Zustimmung zu den Beschlüssen der Nationalversammlung ausgesprochen und versichert, daß wir mit Gut und Blut fur sie einstünden. Der konstitutionelle Verein, der immer etwas Apartes haben will, erließ ebenfalls eine zustimmende Adresse. Die zweite Volksversammlung, die besuchteste in Kreuznach, erließ nochmals eine Adresse, welche die Nationalversammlung anging, die Steuerverweigerung zu dekretiren. Zu gleicher Zeit wurde ein Sicherheitsausschuß gewählt, welcher aus 15 Mitgliedern besteht. Derselbe hat auch die Aufgabe, mit den größern Städten der Rheinprovinz in Veebindung zu treten, um gemeinschaftliche Schritte zu thun. * Wesel, 18. Nov. An den Gemeinderath der Stadt Köln. Da die Ereignisse in unserm Vaterlande mehr wie je eine Verständigung sämmtlicher Vertreter der Gemeinden der Rheinprovinz zu gemeinschaftlichem Handeln nöthig machen, so hält es der Gemeinderath der Stadt Wesel für seine Pflicht, den Gemeinderath der Stadt Köln hierdurch aufzufordern: eine Versammlung der Abgeordneten der Stadt- und Landgemeinden der Rheinprovinz zu berufen und das Erforderliche in dieser Beziehung schleunigst veranlassen zu wollen. Wesel, den 17. November 1848. Der Gemeinderath. An den Gemeinderath der Stadt Köln. NB. Diese Aufforderung ist am 17. Abends zur Post gegeben worden. Koblenz, 18. Nov. In Folge des heute bekannt gewordenen Erlasses der Nationalversammlung, die Verweigerung der Steuerzahlung betreffend, sind heute Morgen schon eine Menge Vieh und Mehl zu den Thoren der Stadt größtentheils unversteuert eingebracht worden. Die Steuerbehörde verlangte nur eine Deklaration; Geld forderte sie nicht, wenn sie keines erhielt. (Rh. u. M.-Ztg.) * Arnsberg, 14. Novbr. Herr Gelshorn! Wir unterzeichneten Wahlmänner und Urwähler des Wahlbezirks Arnsberg erklären hiermit, daß Sie durch Ihre bisherigen Abstimmungen in der Nationalversammlung klar gezeigt haben, wie Sie zur Lösung Ihrer Aufgabe: die Vertretung der wahren Volksinteresse, nicht befähigt, oder nicht Willens sind, daß Sie namentlich durch Ihr feiges Verlassen des Sitzunglocals am 9. November, sich unwürdig bewiesen haben, uns fernerhin noch bei der Nationalversammlung zu vertreten. Wir fordern Sie auf, Ihr Mandat sofort in die Hände Ihrer Wähler zurückzugeben. Arnsberg, den 14. Novbr. 1848. 945 Unterschriften. * Soest, 16. Nov. Folgendes von 113 Wahlmännern und Urwählern Soest's unterzeichnete Mißtrauensvotum ist dem Herrn etc. Ulrich zugesandt. An den Deputirten Hrn. Geh. Ob.-Trib.-R. Ulrich in Berlin. Aus den offiziellen Berichten der öffentlichen Blätter und den Verhandlungen der Nationalversammlung haben die unterzeichneten Wahlmänner ersehen, daß Sie nie die Interessen des Volks und seiner Errungenschaften durch Ihre Abstimmung gewahrt haben. Sie haben im Gegentheil immer mit der Reaktion und den Dienern des Absolutismus gestimmt. Sie haben unser Vertrauen völlig verloren. Die unterzeichneten Bürger, Wahlmänner und Urwähler von Soest drücken Ihnen daher pflichtmäßig ihr Mißtrauen aus und ersuchen Sie, sofort Ihr Mandat in die Hande der Urwähler zurückzugeben. Soest, den 16. Novbr. 1848. (Folgen die Unterschriften.) Stettin. Die bevorstehende Zusammenberufung der Pommerschen Landwehr (2te und 9te Regiment und Garde-Landwehr-Bataillon) ist ungesetzlich. Der § 8 des Gesetzes vom 3 Sept. 1814 bestimmt: „Die Landwehr des ersten Aufgebotes ist bei entstandenem Kriege zur Unterstützung des stehenden Heeres bestimmt, sie dient gleich dieser im Kriege im In- und Auslande, im Frieden ist sie dagegen, die zur Bildung und Uebung nöthige Zeit ausgenommen, in ihre Heimath entlassen.“ „Ferner setzt die Landwehrordnung vom 21. November 1815 in der Einleitung und in § 1 fest: An den mäßigen Umfang des stehenden Heeres schließt sich künftig die Landwehr, zwar immer zur Vertheidigung des Landes bereit, doch nur versammelt, wenn ein feindlicher Anfall und die eigene Bildung es nothwendig macht.“ „Die Landwehr bildet einen Theil der bewaffneten Macht, sie tritt indeß nur bei ausbrechendem Kriege und bei den jährlichen Uebungen zusammen.“ Bereits sind durch die hiesige Regierung den betreffenden Behörden die Einstellungsordres für die Wehrmänner zugegangen, und wir fragen, dürfen Anordnungen eines Ministeriums, welches von den treuen Vertretern perhorrescirt und des Landesverraths beschuldigt ist, ausgeführt werden? Das Ministerium, welches das ganze Land gegen sich aufgebracht hat, ruft die Landwehr zusammen. Ein zweifelhaftes Experiment. Will man aber die Wehrmänner, die jetzt zerstreut in den Städten und auf dem Lande leben, vor den Einflüssen der Wühler sichern? Soll der Landwehr die Entscheidung für die Krone abgedrungen werden, ehe die Bewölkerung sich gemeinsam wie ein Mann auf den Willen der Nationalversammlung erheben muß? (Osts. Z.) Stettin, 16. Nov. Die Landwehrmänner werden hier einzeln eingekleidet und dann nach Garz spedirt, weil man sich fürchtet, die Einkleidung in pleno vorzunehmen. Die Einstellungsordr von einem volksfeindlichen, des Hochverraths beschuldigten Miniesterium ausgegangen, hat hier die größte Aufregung hervorgerufen Weil 4 Minister sich auf ihren Sitzen behaupten wollen, müssen 10 Bataillons, jedes zu 800 Mann, also 8000 Mann in unserer Provinz Weib und Kind verlassen, ihre Beschäftigungen aufgeben,

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Kommentar zur DTA-Ausgabe

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Die angegebenen Seitenzahlen beziehen sich auf die Ausgabe: Neue Rheinische Zeitung. Organ der Demokratie. Bd. 1 (Nummer 1 bis Nummer 183) Köln, 1. Juni 1848 bis 31. Dezember 1848. Glashütten im Taunus, Verlag Detlev Auvermann KG 1973.




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Zitationshilfe: Neue Rheinische Zeitung. Nr. 148. Köln, 21. November 1848, S. 0773. In: Deutsches Textarchiv <https://www.deutschestextarchiv.de/nn_nrhz148i_1848/1>, abgerufen am 29.03.2024.