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Neue Rheinische Zeitung. Nr. 213. Köln, 4. Februar 1849. Beilage.

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Beilage zu Nr. 213 der Neuen Rheinischen Zeitung.
Organ der Demokratie.
Sonntag 4. Februar 1849.
[Italien]

[Fortsetzung] das kirchliche sondern auf das plebejische Rom. Die Kanonen erschalten den ganzen Tag, und wie früher zum Kelche, so drängten die Römmer sich jetzt zur Urne. Am ersten Tage wurden 12,000 Stimmzettel abgegeben; und am andern Tage hatte sich diese Zahl um 6000 vermehrt. Es ist dies freilich erst die Hälfte der auf der Stimmliste eingetragenen Personen. Aber bedenkt man, welche Einflüsse der päbstliche Bann, und die priesterlichen Einflüsse ausüben konnten, so ist dies erhaltene Resultat immer noch beträchtlich und jedenfalls ist diese Zahl schon hinreichend, um dem zu erwählenden Deputirten eine mehr als zureichende Legitimität zu sichern.

Zu Civita-Vecchia war die Zahl der Stimmenden ebenfalls sehr bedeutend; sie belief sich über 3000. Die Urne war im Theatersaale aufgestellt, und die Truppen, Nationalgarde, die Korporationen mit den Autoritäten und dem apostolischen Delegirten bildeten eine Prozession, eine politische Prozession, die an Feierlichkeit Alles übertraf, was die kirchliche Herrlichkeit zu geben vermochte. Die Priester erschienen nicht, aber die Bauern, durch ihre würdige Haltung, bewiesen, daß das politische Bewußtsein sich der kirchlichen Vormundschaft entschlagen kann. In Rom nahm ein Theil des Klerus Theil am Votum.

068 Florenz, 24. Jan.

Das Parlament von Toskana hat in seiner Sitzung vom 23. Januar einstimmig den Gesetzentwurf des Ministeriums, in Betreff der Wahl der Repräsentanten Toskana's zur konstituirenden Versammlung, angenommen.

068 Genua, 24. Januar.

Ueber Radetzki's Plan kann kein Zweifel mehr obwalten: was er will, das ist die Zerschmetterung Venedigs. Wir haben eine Zeit lang uns der Illusion hingeben können, als sende er einen Theil seiner Truppen nach Ungarn; aber jetzt stellt es sich klar heraus, daß seine ganze Macht gegen Venedig gerichtet ist. Ein Theil der Garnison ist freilich in Mailand geblieben, aber fast die ganze übrige Truppenmacht konzentrirt sich in einem bei Cremona befestigten Lager, um den linken Flügel der Adda-Linie zu decken. Ungeheure Festungsarbeiten werden vorgenommen, um eben so die verschiedenen Punkte der Po-Linie zu beschützen. Alle diese Arbeiten sind offenbar dazu bestimmt, die Operationen der Armee, die auf Venedig marschirt, gegen jeden möglichen Ueberfall sicher zu stellen. So kann Oesterreich sich zu jeder Stunde eines Uebergangs über's rechte Po-Ufer bemeistern. Was heißt das anders, als daß Oesterreich sich auf dem Kongreß von Brüssel nur mit einem fait accompli einfinden will? Und ist dies fait accompli etwas Anderes, als eben dieser Po-Uebergang und die Besetzung Venedigs?

Waffenstillstand? Hört der Waffenstillstand nicht auf mit dem Angriff auf Venedig? Jetzt darf unsere Regierung nicht länger säumen den Waffenstillstand zu brechen. Oder sollen wir etwa kalten Blutes einem Unternehmen zuschauen, dessen Ausführung unser Untergang ist. Die Regierung bedenke, daß zwischen dem Angriffe auf Malghera und der Belagerung Alessandriens kein Unterschied zu machen. Das eine Faktum zieht nothwendiger Weise das andere nach sich, und weder vom diplomatischen noch vom militärischen Standpunkte kann dies in Abrede gestellt werden.

* Genua, 25. Jan.

Der hier erscheinende "Corriere mercantile" meldet aus Palermo unterm 8. Januar:

"Sollen wir uns an den Sohn Joachim Murat's wenden? Wir kennen seinen Charakter nicht näher. Da er jedoch der Sohn des Fürsten ist, der auf Befehl eines neapolitanischen Bourbon in Pizzo erschossen wurde, so muß er wohl von dem heißen Wunsche beseelt sein, das Blut seines Vaters zu rächen. Daher wollen wir ihm dieselbe Einladung zusenden, die früher an den Herzog von Genua ergangen, und hoffen, daß er eilen werde, sich an die Spitze der Sicilier zu stellen."

068 Neapel, 20. Januar.

Paris! Pius der IX. kann sich von diesem Gedanken nicht trennen. Immer richtet er sehnsüchtig-fromme Blicke nach der Stadt hin, von wo aus zwei Kandidaten der Präsidentschaft so fromme Wünsche und fromme Einladungen an ihn ergehen ließen. Pius IX. erwartet sein Heil von Paris, und hat den Kardinal Gizzi mit einer besondern Mission dahin beordert. Es ist zu hoffen, daß bei der Ankunft Gizzi's die frommen Präsidenten in der Lage sein werden, vom Pabst einen frommen Schutz zu verlangen.

Spanien.
Madrid, 26. Januar.

Narvaez hat sich mit dem Deputirten Sagasti duellirt. Niemand verwundet. Aus den baskischen Provinzen nur Siegesbülletins.

Großbritannien.
068 London, 1. Februar.

Heute eröffnete die liebenswürdige Viktoria, die in ihrer politischen Stellung ebenso nachgiebig und gefällig ist, wie sie en famille die kleine eigensinnige Haustyrannin zu spielen liebt, ihr geliebtes Parlament in höchsteigner Person. Da wir nächstens ein ähnliches konstitutionelles Schauspiel zu erwarten haben, so werden wir wohlthun, etwas auf die Details dieser tragikomischen Haupt- und Staatsaktion einzugehn.

"Ihre Majestät und ihr erhabner Gatte fuhren durch ein Spalier von Soldaten nach dem Parlamentshause, wo ihre Ankunft mit Kanonendonner und Fanfaren begrüßt wurde. Hier ordnete sich die Prozession und zog in's Oberhaus. Voran die Herolde in ihren Staatsröcken, vorn und hinten das königliche Wappen, dann der Lord-Kanzler mit seiner unendlichen Perücke, die großen Staatswürdenträger in ihrer modrigen Kleidung aus dem 15ten Jahrhundert, und endlich "Ihre Majestät" in einem Kleide, dessen Schleppe von sechs Pagen, den schönsten Knaben der englischen Squirearchie, getragen wurden. Wo mag die arme Person nur die Schleppe gelassen haben, während sie im Wagen saß!

Die Pairs und Pairinnen standen auf; die Königin setzte sich auf den Thron, Prinz Albert setzte sich zu ihrer Linken; auf den Befehl Victoria's setzten sich die Pairs und Pairinnen.

Der Lord-Kanzler überreichte der kleinen Haus- und Landesmutter die Thronrede, und Viktoria befahl, daß man die Gemeinen kommen lassen möge. Diese erschienen sofort an der Barre des Hauses, hinter welcher sie sich demüthig, stehend und unbedeckten Hauptes, zu verhalten haben, so lange es Ihrer allergnädigsten Majestät beliebt.

Nachdem alle diese aus der bekannten "Erbweisheit ohne Gleichen" entsprossenen unumgänglichen Ceremonien, die wir Herrn Manteuffel zur Nachahmung empfehlen, durchgemacht waren, las "Ihre allergnädigste Majestät eine allergnädigste Rede ab", wie der Standard sagt.

Diese allergnädigste Rede enthält natürlich wieder nichts als leere Phrasen. Victoria freut sich, daß im Norden wie im Süden Europas die kriegführenden Mächte einen Waffenstillstand geschlossen; sie erzählt, daß "die Kriegführung in Sizilien von so empörenden Umständen begleitet war, daß der britische und franz. Admiral, von Menschlichkeitsmotiven getrieben, sich ins Mittel legten. (Schönes Kompliment für den Hrn. Bruder in Neapel.) Dann erzählt sie, wie sie hier wie überall als Friedensvermittlerin ihr Bestes gethan habe und daß eine furchtbare durchaus unprovozirte Rebellion in Pendschab ausgebrochen sei, die indeß die Ruhe des britischen Indiens nicht störe. Dann heißt es:

"Ich empfehle Eurer Aufmerksamkeit abermals die Beschränkungen, welche die Schifffahrtsgesetze dem Handel auferlegen. Solltet Ihr finden, daß diese Gesetze ganz oder theilweise für die Erhaltung unserer Seemacht unnöthig sind, so werdet Ihr es ohne Zweifel für angemessen erachten, sie abzuschaffen oder zu modifiziren."

Denn werden bedeutende Reduktionen gegen die Budgetsätze des vorigen Jahrs versprochen, und die Freude über die in England ununterbrochen erhaltene Ruhe ausgedrückt. Ueber Irland heißt es:

"Die Insurrektion in Irland ist nicht erneuert worden, aber ein Geist des Mißvergnügens besteht noch, und zu noch großem Bedauern bin ich genöthigt, eine Verlängerung jener Vollmachten, die Ihr in der letzten Session nöthig hieltet für die Aufrechthaltung der öffentlichen Ruhe, auf bestimmte Zeit zu verlangen."

Nachdem man sich gefreut daß der Handel wieder am Emporkommen und die Staatseinkünfte am Steigen sind, wird ganz nebenbei das Mißrathen der Kartoffelernte in Irland beklagt und wie gewöhnlich, zur Berathung von (nutzlosen und zwecklosen) Armengesetz-Maßregeln für Irland nutzlos und zwecklos aufgefordert.

Schließlich dankt sie Gott und ihrem Volke für den loyalen Geist der Nation und hofft, die Kammern würden ihr helfen, das Gerüst der Konstitution aufrechtzuerhalten, das auf Freiheit und Gleichheit basirt sei.

O "Erbweisheit ohne Gleichen"!

* London, 30. Jan.

Die unter englischer Oberhoheit stehende Vancouver's Insel, auf welcher die Agenten der Hudsons-Bay-Compagnie die eigentlichen Souveräne sind, wird allem Anscheine nach sehr bald eine wichtige Rolle spielen unter den Handelsstationen des großen oder stillen Oceans. Für Kolonisirung ist sie geeigneter als manche andere Gegenden, nach denen gegenwärtig so viele Auswanderer hinströmen. Der eine dort aufgefundene Hafen, Camosack genannt, ist eben so sicher als leicht zugänglich, und paßt sich ganz zu einem bequemen Zufluchtsort für die in jenen Gewässern fahrenden Schiffe. Es ist dort der größte Ueberfluß an trefflichem Schiffsbauholz.

Das Klima auf der Vancouver's-Insel ist mild und gesund und paßt zum Anbau von allen in England gebräuchlichen Getreidearten. Die Kartoffeln gedeihen vorzüglich und die dortigen Indianer treiben fleißig Feldbau und sind friedliche und gegen die Weißen freundlich gesinnte Leute. Der Hafen Camosack ist den Gegenden, wo Wallfische gefangen werden, näher als Californien oder die Sandwich-Inseln. Die Vancouver's-Insel besitzt zugleich in ihrem nordöstlichen Theil unermeßliche Lager von trefflicher Steinkohle, die noch dazu so sehr zu Tage tritt, daß sie sich mit leichtester Mühe gewinnen läßt.

Auch eine Menge Bleiminen sind bereits entdeckt worden. Ist aber erst die westliche Route nach Indien, China und Japan eröffnet, so wird der eigentliche Werth der gedachten Insel erst vollständig an's Licht treten.

Ostindien.
*

Die mit Expreß über Marseille angelangten Nachrichten sind datirt:

Calcutta, 25. Dezember, aus dem Lager der Pendschab-Armee vom 20. Dezember, Madras, 29. Dezember und Bombay, den 3. Dezember.

Die Streitkräfte Schier-Singh's hatten sich am Ihelum stark verschanzt. In den verschiedenen Lagern der (englischen) Pendschab-Armee ruthen alle Angriffsoperationen.

Diese Ruhe wird wahrscheinlich andauern, bis das Bombay-Corps und die Abtheilung des General Whish, nach der Einnahme von Multan mitzuwirken im Stande sein werden. Lord Gough ist mit der Haupt-Division die Zeit über in Ramnugger geblieben, nur in den letzten Tagen hatte er den größten Theil seiner Division an die Gränze vorgeschoben.

Der Vortrab ist in Hilah und 14 (engl.) Meilen davon befindet sich das verschanzte Lager Schier-Singh's. Letzterer hat eine äußerst vortheilhafte Stellung inne und soll an 30,000 Mann und 50 Geschütze zur Verfügung haben. Die Hälfte seiner Truppen sind reguläres Militär. Den englischen Vortrab kommandirt General Thackwell. Der Uebergang über den Fluß Tschenab bei Vizierabad wird von 2 Cavallerie-Regimentern und einer leichten Feldbatterie bewacht. Attock vertheidigt sich zwar noch wacker, geräth jedoch aus Mangel an Verstärkung in eine täglich kritischere Lage.

Aus dem Dschullunder Dohb nur günstige Nachrichten. Die dortigen Insurgenten sind auf allen Punkten geschlagen worden.

Andrerseits aber ist die Mittheilung eingegangen, daß ein Corps der Dhost Mahomed'schen Truppen in Peschawer eingedrungen.

Die "Delhi Gazette" vom 27. Dez. berichtet, daß die Bombay-Division bereits am 20. und 21. Dezbr. vor Multan eingetroffen ist und daß alle Anstalten zur Erstürmung der Stadt getroffen waren. Zwischen Tschutter Singh und Dhost Mahomed Khan soll es zu einer Verständigung gekommen sein.

Redakteur en chef Karl Marx.
Essen, 1. Febr.

Von dem benachbarten Städtchen Werden aus, ist der hiesige liberale Oberlandesgerichtsassessor Hueck denuncirt, weil er dort gesagt haben soll: "Das Gouvernement hat uns viel versprochen und wenig gehalten. Es hat uns betrogen!" Der Denunciant ist der Abgeordnete a. D. Hr. Forstmann zu Werden, ein weggelaufenes Mitglied der äußersten Rechten der seligen Nationalversammlung zu Berlin, später erst recht rechts zu Brandenburg. Dieser Herr ließ sich in die Fachkommission für Bergwerksangelegenheiten deshalb wählen, weil er, wie er selbst sagte, vom Bergbaue nichts verstehe. Dieser Herr ist der Denunciant, der sich den Wahlmännern für die erste Kammer dadurch sehr empfiehlt. Noch ein anderer Beamter, Gerichtssekretär Köhler zu Werden, ist, jedoch anonym, denuncirt, wegen irgend einer unschuldigen Aeußerung. Ein und zwanzig Zeugen wußten zur Sache gar nichts, der Zweiundzwanzigste sagte: Er hat in seinen Reden Se. Majestät den König beleidigt, er hat ihn nicht Majestät, er hat ihn blödsinnig genannt. Schrecklicher Hochverrath!

Recklinghausen, 1. Februar.

Ich hätte vermuthet, in Ihrem Blatte, dem würdigsten Organe des Fortschrittes, den Ausfall unserer Wahlen für die I. und II. Kammer lesen zu können, allein ich täuschte mich. Nun so mögen Sie es noch erfahren: Zur II Kammer wurden die von uns zu wählenden 12 Kandidaten in dem Volks- und Handwerker-Vereine namentlich in dem Letzteren bezeichnet. Von diesen Kandidaten gingen trotz aller reactionären Wahlumtriebe 11 Kandidaten mit großer Majorität durch, während ein Kandidat und deshalb durchfiel, weil man durch dessen, bei der Wahl, auf dem Altare des Preußen-Vereins niedergelegtes Opfer für ein preußisches Kriegsschiff eines besseren belehrt wurde. Glauben Sie mir, unsere Bevölkerung, die seit Jahrhunderten unter der Knute der Geistlichkeit gestanden, weiß, an wen sie sich zu halten hat. Die jetzige Wahl hat es bewiesen, daß wir der jetzigen Regierung abhold sind. So mußte ein Director Nieberding, Mitglied der höchsten Aristokratie, einem simplem Privatschreiber, aber Präsident unseres Volksvereins, einem Anstreicher, einem Goldschmidt und einem Holzhändler das Feld räumen. Ueberhaupt die Demokratie blieb Siegerin. Die Wahl zur 1. Kammer ist ebenfalls liberal ausgefallen. Mögen unsere Wahlmänner nun ebenfalls im Sinne ihrer Comittenten stimmen und alles anwenden, den reaktionären Director Evelt aus Dorsten zu verdrängen.

Endenich bei Bonn, 29. Januar.

Heute vor acht Tagen war unser Ort der Schauplatz eines wahren Sieges der Demokratie; sämmtlich gewählte fünf Wahlmänner zur zweiten Kammer sind entschiedene Demokraten und gingen alle fünf mit fast Stimmen-Einhelligkeit aus der Wahlurne hervor. Heute bei der Wahl eines Wahlmannes zur ersten Kammer, die unter der Aegide des Freiherrn v. Carnap (rühmlichst bekannt durch die Bereitwilligkeit, den Einwohnern seiner Residenz Bornheim, die Vortrefflichkeit des schwarz-weißen Königthums durch die Galgenzeitung zu beweisen, und ähnlicher guter Werke), der als Wahlkommissar die Wahlverhandlung leitete, von einem Theile des Kreises Bonn hier im Orte vorgenommen wurde, siegte ebenso die volksthümliche Partei.

Denn trotzdem, daß der hochwohlgeborne Herr Wahlkommissar durch die unrechtmäßig verweigerte Annahme einer schriftlichen Erklärung vor der Wahl zwei liberal gesinnte Urwähler zwang, welche ohne Annahme dieser Erklärung nicht wählen zu können erklärten, auf die Ausübung Ihres Wahlrechtes zu verzichten und trotzdem, daß der Herr Wahlkommissär, der, wie die Urwähler in einer Vorversammlung das Vergnügen hatten zu hören, die Verfassung vom 5. Dezbr. v. J. nicht allein angenommen, sondern mit vielem Dank angenommen wissen wollte, wie es den Anschein hatte, sehr gerne selbst gewählt worden wäre, wurde dennoch -- wer wagte es zu ahnen -- ein im nahe gelegenen Dörfchen Meßdorf wohnender Gutsbesitzer, der, wie allgemein bekannt, ein sehr freisinniger Mann ist, als Wahlmann zur 1. Kammer gewählt.

Noch muß ich bemerken, daß, nachdem die beiden obenerwähnten Urwähler die Wahlversammlung bereits verlassen hatten, ein Mitglied um das Wort bat, und dasselbe erhielt; dieses Mitglied suchte nun dem Hochwohlgebornen Herrn Wahlkommissar zu beweisen, daß er wohl eine solche Erklärung habe annehmen können, als aber der weise Herr bemerkte, daß man sein ungesetzliches Benehmen nicht acceptiren wolle, brach er die Debatte mit Bezugnahme auf einen § des Wahlgesetzes ab.

Handelsnachrichten. [irrelevantes Material]
Meteorologische Beobachtungen. [irrelevantes Material]

Deutsches Kaffeehaus.

Heute Sonntag den 4. Februar 1849 Große Karnevalistische ABEND-UNTERHALTUNG und Damensitzung.

Abends 8 Uhr.

Programm und Lieder werden an der Kasse verabreicht.

Franz Stollwerck.

Vereinigter 1. und 2. gesell. Dombau-Verein.

Heute Abend 7 Uhr Versammlung. Breitstraße bei Menzen, im Palast.

Theatralische Abend-Unterhaltung.

Bürger- u. Handwerker-Gesang-Verein.

Versammlung heute Nachmittags 2 Uhr, Mühlengasse Nr. 1. pr. Direktion: W. Herr, Lehrer.

Hotel Royal 26 New-Bridge-Street Blackfriars London bei C. de Keyser.

Das einzige Hotel in London, wo sämmtliche Bedienung in deutscher und französischer Sprache Statt findet.

Agentur-Gesuch.

Für ein lukratives Geschäft, welches ohne Fonds in allen Ländern betrieben werden kann. Die Provision ist 25 Prozent und wird nur ausgebreitete Bekanntschaft und Reellität verlangt. Besonders Bewohnern kleiner Orte anzuempfehlen. Reflektirende wollen sich nur an Unterzeichneten wenden, der darüber Auskunft ertheilt.

Hildesheim. Carl Müller.

Beilage zu Nr. 213 der Neuen Rheinischen Zeitung.
Organ der Demokratie.
Sonntag 4. Februar 1849.
[Italien]

[Fortsetzung] das kirchliche sondern auf das plebejische Rom. Die Kanonen erschalten den ganzen Tag, und wie früher zum Kelche, so drängten die Römmer sich jetzt zur Urne. Am ersten Tage wurden 12,000 Stimmzettel abgegeben; und am andern Tage hatte sich diese Zahl um 6000 vermehrt. Es ist dies freilich erst die Hälfte der auf der Stimmliste eingetragenen Personen. Aber bedenkt man, welche Einflüsse der päbstliche Bann, und die priesterlichen Einflüsse ausüben konnten, so ist dies erhaltene Resultat immer noch beträchtlich und jedenfalls ist diese Zahl schon hinreichend, um dem zu erwählenden Deputirten eine mehr als zureichende Legitimität zu sichern.

Zu Civita-Vecchia war die Zahl der Stimmenden ebenfalls sehr bedeutend; sie belief sich über 3000. Die Urne war im Theatersaale aufgestellt, und die Truppen, Nationalgarde, die Korporationen mit den Autoritäten und dem apostolischen Delegirten bildeten eine Prozession, eine politische Prozession, die an Feierlichkeit Alles übertraf, was die kirchliche Herrlichkeit zu geben vermochte. Die Priester erschienen nicht, aber die Bauern, durch ihre würdige Haltung, bewiesen, daß das politische Bewußtsein sich der kirchlichen Vormundschaft entschlagen kann. In Rom nahm ein Theil des Klerus Theil am Votum.

068 Florenz, 24. Jan.

Das Parlament von Toskana hat in seiner Sitzung vom 23. Januar einstimmig den Gesetzentwurf des Ministeriums, in Betreff der Wahl der Repräsentanten Toskana's zur konstituirenden Versammlung, angenommen.

068 Genua, 24. Januar.

Ueber Radetzki's Plan kann kein Zweifel mehr obwalten: was er will, das ist die Zerschmetterung Venedigs. Wir haben eine Zeit lang uns der Illusion hingeben können, als sende er einen Theil seiner Truppen nach Ungarn; aber jetzt stellt es sich klar heraus, daß seine ganze Macht gegen Venedig gerichtet ist. Ein Theil der Garnison ist freilich in Mailand geblieben, aber fast die ganze übrige Truppenmacht konzentrirt sich in einem bei Cremona befestigten Lager, um den linken Flügel der Adda-Linie zu decken. Ungeheure Festungsarbeiten werden vorgenommen, um eben so die verschiedenen Punkte der Po-Linie zu beschützen. Alle diese Arbeiten sind offenbar dazu bestimmt, die Operationen der Armee, die auf Venedig marschirt, gegen jeden möglichen Ueberfall sicher zu stellen. So kann Oesterreich sich zu jeder Stunde eines Uebergangs über's rechte Po-Ufer bemeistern. Was heißt das anders, als daß Oesterreich sich auf dem Kongreß von Brüssel nur mit einem fait accompli einfinden will? Und ist dies fait accompli etwas Anderes, als eben dieser Po-Uebergang und die Besetzung Venedigs?

Waffenstillstand? Hört der Waffenstillstand nicht auf mit dem Angriff auf Venedig? Jetzt darf unsere Regierung nicht länger säumen den Waffenstillstand zu brechen. Oder sollen wir etwa kalten Blutes einem Unternehmen zuschauen, dessen Ausführung unser Untergang ist. Die Regierung bedenke, daß zwischen dem Angriffe auf Malghera und der Belagerung Alessandriens kein Unterschied zu machen. Das eine Faktum zieht nothwendiger Weise das andere nach sich, und weder vom diplomatischen noch vom militärischen Standpunkte kann dies in Abrede gestellt werden.

* Genua, 25. Jan.

Der hier erscheinende „Corriere mercantile“ meldet aus Palermo unterm 8. Januar:

„Sollen wir uns an den Sohn Joachim Murat's wenden? Wir kennen seinen Charakter nicht näher. Da er jedoch der Sohn des Fürsten ist, der auf Befehl eines neapolitanischen Bourbon in Pizzo erschossen wurde, so muß er wohl von dem heißen Wunsche beseelt sein, das Blut seines Vaters zu rächen. Daher wollen wir ihm dieselbe Einladung zusenden, die früher an den Herzog von Genua ergangen, und hoffen, daß er eilen werde, sich an die Spitze der Sicilier zu stellen.“

068 Neapel, 20. Januar.

Paris! Pius der IX. kann sich von diesem Gedanken nicht trennen. Immer richtet er sehnsüchtig-fromme Blicke nach der Stadt hin, von wo aus zwei Kandidaten der Präsidentschaft so fromme Wünsche und fromme Einladungen an ihn ergehen ließen. Pius IX. erwartet sein Heil von Paris, und hat den Kardinal Gizzi mit einer besondern Mission dahin beordert. Es ist zu hoffen, daß bei der Ankunft Gizzi's die frommen Präsidenten in der Lage sein werden, vom Pabst einen frommen Schutz zu verlangen.

Spanien.
Madrid, 26. Januar.

Narvaez hat sich mit dem Deputirten Sagasti duellirt. Niemand verwundet. Aus den baskischen Provinzen nur Siegesbülletins.

Großbritannien.
068 London, 1. Februar.

Heute eröffnete die liebenswürdige Viktoria, die in ihrer politischen Stellung ebenso nachgiebig und gefällig ist, wie sie en famille die kleine eigensinnige Haustyrannin zu spielen liebt, ihr geliebtes Parlament in höchsteigner Person. Da wir nächstens ein ähnliches konstitutionelles Schauspiel zu erwarten haben, so werden wir wohlthun, etwas auf die Details dieser tragikomischen Haupt- und Staatsaktion einzugehn.

„Ihre Majestät und ihr erhabner Gatte fuhren durch ein Spalier von Soldaten nach dem Parlamentshause, wo ihre Ankunft mit Kanonendonner und Fanfaren begrüßt wurde. Hier ordnete sich die Prozession und zog in's Oberhaus. Voran die Herolde in ihren Staatsröcken, vorn und hinten das königliche Wappen, dann der Lord-Kanzler mit seiner unendlichen Perücke, die großen Staatswürdenträger in ihrer modrigen Kleidung aus dem 15ten Jahrhundert, und endlich „Ihre Majestät“ in einem Kleide, dessen Schleppe von sechs Pagen, den schönsten Knaben der englischen Squirearchie, getragen wurden. Wo mag die arme Person nur die Schleppe gelassen haben, während sie im Wagen saß!

Die Pairs und Pairinnen standen auf; die Königin setzte sich auf den Thron, Prinz Albert setzte sich zu ihrer Linken; auf den Befehl Victoria's setzten sich die Pairs und Pairinnen.

Der Lord-Kanzler überreichte der kleinen Haus- und Landesmutter die Thronrede, und Viktoria befahl, daß man die Gemeinen kommen lassen möge. Diese erschienen sofort an der Barre des Hauses, hinter welcher sie sich demüthig, stehend und unbedeckten Hauptes, zu verhalten haben, so lange es Ihrer allergnädigsten Majestät beliebt.

Nachdem alle diese aus der bekannten „Erbweisheit ohne Gleichen“ entsprossenen unumgänglichen Ceremonien, die wir Herrn Manteuffel zur Nachahmung empfehlen, durchgemacht waren, las „Ihre allergnädigste Majestät eine allergnädigste Rede ab“, wie der Standard sagt.

Diese allergnädigste Rede enthält natürlich wieder nichts als leere Phrasen. Victoria freut sich, daß im Norden wie im Süden Europas die kriegführenden Mächte einen Waffenstillstand geschlossen; sie erzählt, daß „die Kriegführung in Sizilien von so empörenden Umständen begleitet war, daß der britische und franz. Admiral, von Menschlichkeitsmotiven getrieben, sich ins Mittel legten. (Schönes Kompliment für den Hrn. Bruder in Neapel.) Dann erzählt sie, wie sie hier wie überall als Friedensvermittlerin ihr Bestes gethan habe und daß eine furchtbare durchaus unprovozirte Rebellion in Pendschab ausgebrochen sei, die indeß die Ruhe des britischen Indiens nicht störe. Dann heißt es:

„Ich empfehle Eurer Aufmerksamkeit abermals die Beschränkungen, welche die Schifffahrtsgesetze dem Handel auferlegen. Solltet Ihr finden, daß diese Gesetze ganz oder theilweise für die Erhaltung unserer Seemacht unnöthig sind, so werdet Ihr es ohne Zweifel für angemessen erachten, sie abzuschaffen oder zu modifiziren.“

Denn werden bedeutende Reduktionen gegen die Budgetsätze des vorigen Jahrs versprochen, und die Freude über die in England ununterbrochen erhaltene Ruhe ausgedrückt. Ueber Irland heißt es:

„Die Insurrektion in Irland ist nicht erneuert worden, aber ein Geist des Mißvergnügens besteht noch, und zu noch großem Bedauern bin ich genöthigt, eine Verlängerung jener Vollmachten, die Ihr in der letzten Session nöthig hieltet für die Aufrechthaltung der öffentlichen Ruhe, auf bestimmte Zeit zu verlangen.“

Nachdem man sich gefreut daß der Handel wieder am Emporkommen und die Staatseinkünfte am Steigen sind, wird ganz nebenbei das Mißrathen der Kartoffelernte in Irland beklagt und wie gewöhnlich, zur Berathung von (nutzlosen und zwecklosen) Armengesetz-Maßregeln für Irland nutzlos und zwecklos aufgefordert.

Schließlich dankt sie Gott und ihrem Volke für den loyalen Geist der Nation und hofft, die Kammern würden ihr helfen, das Gerüst der Konstitution aufrechtzuerhalten, das auf Freiheit und Gleichheit basirt sei.

O „Erbweisheit ohne Gleichen“!

* London, 30. Jan.

Die unter englischer Oberhoheit stehende Vancouver's Insel, auf welcher die Agenten der Hudsons-Bay-Compagnie die eigentlichen Souveräne sind, wird allem Anscheine nach sehr bald eine wichtige Rolle spielen unter den Handelsstationen des großen oder stillen Oceans. Für Kolonisirung ist sie geeigneter als manche andere Gegenden, nach denen gegenwärtig so viele Auswanderer hinströmen. Der eine dort aufgefundene Hafen, Camosack genannt, ist eben so sicher als leicht zugänglich, und paßt sich ganz zu einem bequemen Zufluchtsort für die in jenen Gewässern fahrenden Schiffe. Es ist dort der größte Ueberfluß an trefflichem Schiffsbauholz.

Das Klima auf der Vancouver's-Insel ist mild und gesund und paßt zum Anbau von allen in England gebräuchlichen Getreidearten. Die Kartoffeln gedeihen vorzüglich und die dortigen Indianer treiben fleißig Feldbau und sind friedliche und gegen die Weißen freundlich gesinnte Leute. Der Hafen Camosack ist den Gegenden, wo Wallfische gefangen werden, näher als Californien oder die Sandwich-Inseln. Die Vancouver's-Insel besitzt zugleich in ihrem nordöstlichen Theil unermeßliche Lager von trefflicher Steinkohle, die noch dazu so sehr zu Tage tritt, daß sie sich mit leichtester Mühe gewinnen läßt.

Auch eine Menge Bleiminen sind bereits entdeckt worden. Ist aber erst die westliche Route nach Indien, China und Japan eröffnet, so wird der eigentliche Werth der gedachten Insel erst vollständig an's Licht treten.

Ostindien.
*

Die mit Expreß über Marseille angelangten Nachrichten sind datirt:

Calcutta, 25. Dezember, aus dem Lager der Pendschab-Armee vom 20. Dezember, Madras, 29. Dezember und Bombay, den 3. Dezember.

Die Streitkräfte Schier-Singh's hatten sich am Ihelum stark verschanzt. In den verschiedenen Lagern der (englischen) Pendschab-Armee ruthen alle Angriffsoperationen.

Diese Ruhe wird wahrscheinlich andauern, bis das Bombay-Corps und die Abtheilung des General Whish, nach der Einnahme von Multan mitzuwirken im Stande sein werden. Lord Gough ist mit der Haupt-Division die Zeit über in Ramnugger geblieben, nur in den letzten Tagen hatte er den größten Theil seiner Division an die Gränze vorgeschoben.

Der Vortrab ist in Hilah und 14 (engl.) Meilen davon befindet sich das verschanzte Lager Schier-Singh's. Letzterer hat eine äußerst vortheilhafte Stellung inne und soll an 30,000 Mann und 50 Geschütze zur Verfügung haben. Die Hälfte seiner Truppen sind reguläres Militär. Den englischen Vortrab kommandirt General Thackwell. Der Uebergang über den Fluß Tschenab bei Vizierabad wird von 2 Cavallerie-Regimentern und einer leichten Feldbatterie bewacht. Attock vertheidigt sich zwar noch wacker, geräth jedoch aus Mangel an Verstärkung in eine täglich kritischere Lage.

Aus dem Dschullunder Dohb nur günstige Nachrichten. Die dortigen Insurgenten sind auf allen Punkten geschlagen worden.

Andrerseits aber ist die Mittheilung eingegangen, daß ein Corps der Dhost Mahomed'schen Truppen in Peschawer eingedrungen.

Die „Delhi Gazette“ vom 27. Dez. berichtet, daß die Bombay-Division bereits am 20. und 21. Dezbr. vor Multan eingetroffen ist und daß alle Anstalten zur Erstürmung der Stadt getroffen waren. Zwischen Tschutter Singh und Dhost Mahomed Khan soll es zu einer Verständigung gekommen sein.

Redakteur en chef Karl Marx.
Essen, 1. Febr.

Von dem benachbarten Städtchen Werden aus, ist der hiesige liberale Oberlandesgerichtsassessor Hueck denuncirt, weil er dort gesagt haben soll: „Das Gouvernement hat uns viel versprochen und wenig gehalten. Es hat uns betrogen!“ Der Denunciant ist der Abgeordnete a. D. Hr. Forstmann zu Werden, ein weggelaufenes Mitglied der äußersten Rechten der seligen Nationalversammlung zu Berlin, später erst recht rechts zu Brandenburg. Dieser Herr ließ sich in die Fachkommission für Bergwerksangelegenheiten deshalb wählen, weil er, wie er selbst sagte, vom Bergbaue nichts verstehe. Dieser Herr ist der Denunciant, der sich den Wahlmännern für die erste Kammer dadurch sehr empfiehlt. Noch ein anderer Beamter, Gerichtssekretär Köhler zu Werden, ist, jedoch anonym, denuncirt, wegen irgend einer unschuldigen Aeußerung. Ein und zwanzig Zeugen wußten zur Sache gar nichts, der Zweiundzwanzigste sagte: Er hat in seinen Reden Se. Majestät den König beleidigt, er hat ihn nicht Majestät, er hat ihn blödsinnig genannt. Schrecklicher Hochverrath!

Recklinghausen, 1. Februar.

Ich hätte vermuthet, in Ihrem Blatte, dem würdigsten Organe des Fortschrittes, den Ausfall unserer Wahlen für die I. und II. Kammer lesen zu können, allein ich täuschte mich. Nun so mögen Sie es noch erfahren: Zur II Kammer wurden die von uns zu wählenden 12 Kandidaten in dem Volks- und Handwerker-Vereine namentlich in dem Letzteren bezeichnet. Von diesen Kandidaten gingen trotz aller reactionären Wahlumtriebe 11 Kandidaten mit großer Majorität durch, während ein Kandidat und deshalb durchfiel, weil man durch dessen, bei der Wahl, auf dem Altare des Preußen-Vereins niedergelegtes Opfer für ein preußisches Kriegsschiff eines besseren belehrt wurde. Glauben Sie mir, unsere Bevölkerung, die seit Jahrhunderten unter der Knute der Geistlichkeit gestanden, weiß, an wen sie sich zu halten hat. Die jetzige Wahl hat es bewiesen, daß wir der jetzigen Regierung abhold sind. So mußte ein Director Nieberding, Mitglied der höchsten Aristokratie, einem simplem Privatschreiber, aber Präsident unseres Volksvereins, einem Anstreicher, einem Goldschmidt und einem Holzhändler das Feld räumen. Ueberhaupt die Demokratie blieb Siegerin. Die Wahl zur 1. Kammer ist ebenfalls liberal ausgefallen. Mögen unsere Wahlmänner nun ebenfalls im Sinne ihrer Comittenten stimmen und alles anwenden, den reaktionären Director Evelt aus Dorsten zu verdrängen.

Endenich bei Bonn, 29. Januar.

Heute vor acht Tagen war unser Ort der Schauplatz eines wahren Sieges der Demokratie; sämmtlich gewählte fünf Wahlmänner zur zweiten Kammer sind entschiedene Demokraten und gingen alle fünf mit fast Stimmen-Einhelligkeit aus der Wahlurne hervor. Heute bei der Wahl eines Wahlmannes zur ersten Kammer, die unter der Aegide des Freiherrn v. Carnap (rühmlichst bekannt durch die Bereitwilligkeit, den Einwohnern seiner Residenz Bornheim, die Vortrefflichkeit des schwarz-weißen Königthums durch die Galgenzeitung zu beweisen, und ähnlicher guter Werke), der als Wahlkommissar die Wahlverhandlung leitete, von einem Theile des Kreises Bonn hier im Orte vorgenommen wurde, siegte ebenso die volksthümliche Partei.

Denn trotzdem, daß der hochwohlgeborne Herr Wahlkommissar durch die unrechtmäßig verweigerte Annahme einer schriftlichen Erklärung vor der Wahl zwei liberal gesinnte Urwähler zwang, welche ohne Annahme dieser Erklärung nicht wählen zu können erklärten, auf die Ausübung Ihres Wahlrechtes zu verzichten und trotzdem, daß der Herr Wahlkommissär, der, wie die Urwähler in einer Vorversammlung das Vergnügen hatten zu hören, die Verfassung vom 5. Dezbr. v. J. nicht allein angenommen, sondern mit vielem Dank angenommen wissen wollte, wie es den Anschein hatte, sehr gerne selbst gewählt worden wäre, wurde dennoch — wer wagte es zu ahnen — ein im nahe gelegenen Dörfchen Meßdorf wohnender Gutsbesitzer, der, wie allgemein bekannt, ein sehr freisinniger Mann ist, als Wahlmann zur 1. Kammer gewählt.

Noch muß ich bemerken, daß, nachdem die beiden obenerwähnten Urwähler die Wahlversammlung bereits verlassen hatten, ein Mitglied um das Wort bat, und dasselbe erhielt; dieses Mitglied suchte nun dem Hochwohlgebornen Herrn Wahlkommissar zu beweisen, daß er wohl eine solche Erklärung habe annehmen können, als aber der weise Herr bemerkte, daß man sein ungesetzliches Benehmen nicht acceptiren wolle, brach er die Debatte mit Bezugnahme auf einen § des Wahlgesetzes ab.

Handelsnachrichten. [irrelevantes Material]
Meteorologische Beobachtungen. [irrelevantes Material]

Deutsches Kaffeehaus.

Heute Sonntag den 4. Februar 1849 Große Karnevalistische ABEND-UNTERHALTUNG und Damensitzung.

Abends 8 Uhr.

Programm und Lieder werden an der Kasse verabreicht.

Franz Stollwerck.

Vereinigter 1. und 2. gesell. Dombau-Verein.

Heute Abend 7 Uhr Versammlung. Breitstraße bei Menzen, im Palast.

Theatralische Abend-Unterhaltung.

Bürger- u. Handwerker-Gesang-Verein.

Versammlung heute Nachmittags 2 Uhr, Mühlengasse Nr. 1. pr. Direktion: W. Herr, Lehrer.

Hotel Royal 26 New-Bridge-Street Blackfriars London bei C. de Keyser.

Das einzige Hotel in London, wo sämmtliche Bedienung in deutscher und französischer Sprache Statt findet.

Agentur-Gesuch.

Für ein lukratives Geschäft, welches ohne Fonds in allen Ländern betrieben werden kann. Die Provision ist 25 Prozent und wird nur ausgebreitete Bekanntschaft und Reellität verlangt. Besonders Bewohnern kleiner Orte anzuempfehlen. Reflektirende wollen sich nur an Unterzeichneten wenden, der darüber Auskunft ertheilt.

Hildesheim. Carl Müller.

<TEI>
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        <titlePart type="main">Beilage zu Nr. 213 der Neuen Rheinischen Zeitung.</titlePart>
        <titlePart type="sub">Organ der Demokratie.</titlePart>
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          <docDate>Sonntag 4. Februar 1849.</docDate>
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      </titlePage>
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        <head>[Italien]</head>
        <div xml:id="ar213b_001" type="jArticle">
          <p><ref type="link_fsg">[Fortsetzung]</ref> das kirchliche sondern auf das plebejische Rom. Die Kanonen erschalten den ganzen Tag, und wie früher zum Kelche, so drängten die Römmer sich jetzt zur Urne. Am ersten Tage wurden 12,000 Stimmzettel abgegeben; und am andern Tage hatte sich diese Zahl um 6000 vermehrt. Es ist dies freilich erst die Hälfte der auf der Stimmliste eingetragenen Personen. Aber bedenkt man, welche Einflüsse der päbstliche Bann, und die priesterlichen Einflüsse ausüben konnten, so ist dies erhaltene Resultat immer noch beträchtlich und jedenfalls ist diese Zahl schon hinreichend, um dem zu erwählenden Deputirten eine mehr als zureichende Legitimität zu sichern.</p>
          <p>Zu Civita-Vecchia war die Zahl der Stimmenden ebenfalls sehr bedeutend; sie belief sich über 3000. Die Urne war im Theatersaale aufgestellt, und die Truppen, Nationalgarde, die Korporationen mit den Autoritäten und dem apostolischen Delegirten bildeten eine Prozession, eine politische Prozession, die an Feierlichkeit Alles übertraf, was die kirchliche Herrlichkeit zu geben vermochte. Die Priester erschienen nicht, aber die Bauern, durch ihre würdige Haltung, bewiesen, daß das politische Bewußtsein sich der kirchlichen Vormundschaft entschlagen kann. In Rom nahm ein Theil des Klerus Theil am Votum.</p>
        </div>
        <div xml:id="ar213b_002" type="jArticle">
          <head><bibl><author>068</author></bibl> Florenz, 24. Jan.</head>
          <p>Das Parlament von Toskana hat in seiner Sitzung vom 23. Januar einstimmig den Gesetzentwurf des Ministeriums, in Betreff der Wahl der Repräsentanten Toskana's zur konstituirenden Versammlung, angenommen.</p>
        </div>
        <div xml:id="ar213b_003" type="jArticle">
          <head><bibl><author>068</author></bibl> Genua, 24. Januar.</head>
          <p>Ueber Radetzki's Plan kann kein Zweifel mehr obwalten: was er will, das ist die Zerschmetterung Venedigs. Wir haben eine Zeit lang uns der Illusion hingeben können, als sende er einen Theil seiner Truppen nach Ungarn; aber jetzt stellt es sich klar heraus, daß seine ganze Macht gegen Venedig gerichtet ist. Ein Theil der Garnison ist freilich in Mailand geblieben, aber fast die ganze übrige Truppenmacht konzentrirt sich in einem bei Cremona befestigten Lager, um den linken Flügel der Adda-Linie zu decken. Ungeheure Festungsarbeiten werden vorgenommen, um eben so die verschiedenen Punkte der Po-Linie zu beschützen. Alle diese Arbeiten sind offenbar dazu bestimmt, die Operationen der Armee, die auf Venedig marschirt, gegen jeden möglichen Ueberfall sicher zu stellen. So kann Oesterreich sich zu jeder Stunde eines Uebergangs über's rechte Po-Ufer bemeistern. Was heißt das anders, als daß Oesterreich sich auf dem Kongreß von Brüssel nur mit einem fait accompli einfinden will? Und ist dies fait accompli etwas Anderes, als eben dieser Po-Uebergang und die Besetzung Venedigs?</p>
          <p>Waffenstillstand? Hört der Waffenstillstand nicht auf mit dem Angriff auf Venedig? Jetzt darf unsere Regierung nicht länger säumen den Waffenstillstand zu brechen. Oder sollen wir etwa kalten Blutes einem Unternehmen zuschauen, dessen Ausführung unser Untergang ist. Die Regierung bedenke, daß zwischen dem Angriffe auf Malghera und der Belagerung Alessandriens kein Unterschied zu machen. Das eine Faktum zieht nothwendiger Weise das andere nach sich, und weder vom diplomatischen noch vom militärischen Standpunkte kann dies in Abrede gestellt werden.</p>
        </div>
        <div xml:id="ar213b_004" type="jArticle">
          <head><bibl><author>*</author></bibl> Genua, 25. Jan.</head>
          <p>Der hier erscheinende &#x201E;Corriere mercantile&#x201C; meldet aus <hi rendition="#g">Palermo</hi> unterm 8. Januar:</p>
          <p>&#x201E;Sollen wir uns an den Sohn <hi rendition="#g">Joachim Murat's</hi> wenden? Wir kennen seinen Charakter nicht näher. Da er jedoch der Sohn des Fürsten ist, der auf Befehl eines neapolitanischen Bourbon in Pizzo erschossen wurde, so muß er wohl von dem heißen Wunsche beseelt sein, das Blut seines Vaters zu rächen. Daher wollen wir ihm dieselbe Einladung zusenden, die früher an den Herzog von Genua ergangen, und hoffen, daß er eilen werde, sich an die Spitze der Sicilier zu stellen.&#x201C;</p>
        </div>
        <div xml:id="ar213b_005" type="jArticle">
          <head><bibl><author>068</author></bibl> Neapel, 20. Januar.</head>
          <p>Paris! Pius der IX. kann sich von diesem Gedanken nicht trennen. Immer richtet er sehnsüchtig-fromme Blicke nach der Stadt hin, von wo aus zwei Kandidaten der Präsidentschaft so fromme Wünsche und fromme Einladungen an ihn ergehen ließen. Pius IX. erwartet sein Heil von Paris, und hat den Kardinal Gizzi mit einer besondern Mission dahin beordert. Es ist zu hoffen, daß bei der Ankunft Gizzi's die frommen Präsidenten in der Lage sein werden, vom Pabst einen frommen Schutz zu verlangen.</p>
        </div>
      </div>
      <div n="1">
        <head>Spanien.</head>
        <div xml:id="ar213b_006" type="jArticle">
          <head>Madrid, 26. Januar.</head>
          <p>Narvaez hat sich mit dem Deputirten Sagasti duellirt. Niemand verwundet. Aus den baskischen Provinzen nur Siegesbülletins.</p>
        </div>
      </div>
      <div n="1">
        <head>Großbritannien.</head>
        <div xml:id="ar213b_007" type="jArticle">
          <head><bibl><author>068</author></bibl> London, 1. Februar.</head>
          <p>Heute eröffnete die liebenswürdige Viktoria, die in ihrer politischen Stellung ebenso nachgiebig und gefällig ist, wie sie en famille die kleine eigensinnige Haustyrannin zu spielen liebt, ihr geliebtes Parlament in höchsteigner Person. Da wir nächstens ein ähnliches konstitutionelles Schauspiel zu erwarten haben, so werden wir wohlthun, etwas auf die Details dieser tragikomischen Haupt- und Staatsaktion einzugehn.</p>
          <p>&#x201E;Ihre Majestät und ihr erhabner Gatte fuhren durch ein Spalier von Soldaten nach dem Parlamentshause, wo ihre Ankunft mit Kanonendonner und Fanfaren begrüßt wurde. Hier ordnete sich die Prozession und zog in's Oberhaus. Voran die Herolde in ihren Staatsröcken, vorn und hinten das königliche Wappen, dann der Lord-Kanzler mit seiner unendlichen Perücke, die großen Staatswürdenträger in ihrer modrigen Kleidung aus dem 15ten Jahrhundert, und endlich &#x201E;Ihre Majestät&#x201C; in einem Kleide, dessen Schleppe von sechs Pagen, den schönsten Knaben der englischen Squirearchie, getragen wurden. Wo mag die arme Person nur die Schleppe gelassen haben, während sie im Wagen saß!</p>
          <p>Die Pairs und Pairinnen standen auf; die Königin setzte sich auf den Thron, Prinz Albert setzte sich zu ihrer Linken; auf den Befehl Victoria's setzten sich die Pairs und Pairinnen.</p>
          <p>Der Lord-Kanzler überreichte der kleinen Haus- und Landesmutter die Thronrede, und Viktoria befahl, daß man die Gemeinen kommen lassen möge. Diese erschienen sofort an der Barre des Hauses, hinter welcher sie sich demüthig, stehend und unbedeckten Hauptes, zu verhalten haben, so lange es Ihrer allergnädigsten Majestät beliebt.</p>
          <p>Nachdem alle diese aus der bekannten &#x201E;Erbweisheit ohne Gleichen&#x201C; entsprossenen unumgänglichen Ceremonien, die wir Herrn Manteuffel zur Nachahmung empfehlen, durchgemacht waren, las &#x201E;Ihre allergnädigste Majestät eine allergnädigste Rede ab&#x201C;, wie der Standard sagt.</p>
          <p>Diese allergnädigste Rede enthält natürlich wieder nichts als leere Phrasen. Victoria freut sich, daß im Norden wie im Süden Europas die kriegführenden Mächte einen Waffenstillstand geschlossen; sie erzählt, daß &#x201E;die Kriegführung in Sizilien von so <hi rendition="#g">empörenden Umständen</hi> begleitet war, daß der britische und franz. Admiral, von <hi rendition="#g">Menschlichkeitsmotiven</hi> getrieben, sich ins Mittel legten. (Schönes Kompliment für den Hrn. Bruder in Neapel.) Dann erzählt sie, wie sie hier wie überall als Friedensvermittlerin ihr Bestes gethan habe und daß eine furchtbare durchaus unprovozirte Rebellion in Pendschab ausgebrochen sei, die indeß die Ruhe des britischen Indiens nicht störe. Dann heißt es:</p>
          <p>&#x201E;Ich empfehle Eurer Aufmerksamkeit abermals die Beschränkungen, welche die Schifffahrtsgesetze dem Handel auferlegen. Solltet Ihr finden, daß diese Gesetze ganz oder theilweise für die Erhaltung unserer Seemacht unnöthig sind, so werdet Ihr es ohne Zweifel für angemessen erachten, sie abzuschaffen oder zu modifiziren.&#x201C;</p>
          <p>Denn werden bedeutende Reduktionen gegen die Budgetsätze des vorigen Jahrs versprochen, und die Freude über die in England ununterbrochen erhaltene Ruhe ausgedrückt. Ueber Irland heißt es:</p>
          <p>&#x201E;Die Insurrektion in Irland ist nicht erneuert worden, aber ein Geist des Mißvergnügens besteht noch, und zu noch großem Bedauern bin ich genöthigt, eine Verlängerung jener Vollmachten, die Ihr in der letzten Session nöthig hieltet für die Aufrechthaltung der öffentlichen Ruhe, auf bestimmte Zeit zu verlangen.&#x201C;</p>
          <p>Nachdem man sich gefreut daß der Handel wieder am Emporkommen und die Staatseinkünfte am Steigen sind, wird ganz nebenbei das Mißrathen der Kartoffelernte in Irland beklagt und wie gewöhnlich, zur Berathung von (nutzlosen und zwecklosen) Armengesetz-Maßregeln für Irland nutzlos und zwecklos aufgefordert.</p>
          <p>Schließlich dankt sie Gott und ihrem Volke für den loyalen Geist der Nation und hofft, die Kammern würden ihr helfen, das Gerüst der Konstitution aufrechtzuerhalten, das auf Freiheit und Gleichheit basirt sei.</p>
          <p>O &#x201E;Erbweisheit ohne Gleichen&#x201C;!</p>
        </div>
        <div xml:id="ar213b_008" type="jArticle">
          <head><bibl><author>*</author></bibl> London, 30. Jan.</head>
          <p>Die unter englischer Oberhoheit stehende Vancouver's Insel, auf welcher die Agenten der Hudsons-Bay-Compagnie die eigentlichen Souveräne sind, wird allem Anscheine nach sehr bald eine wichtige Rolle spielen unter den Handelsstationen des großen oder stillen Oceans. Für Kolonisirung ist sie geeigneter als manche andere Gegenden, nach denen gegenwärtig so viele Auswanderer hinströmen. Der eine dort aufgefundene Hafen, Camosack genannt, ist eben so sicher als leicht zugänglich, und paßt sich ganz zu einem bequemen Zufluchtsort für die in jenen Gewässern fahrenden Schiffe. Es ist dort der größte Ueberfluß an trefflichem Schiffsbauholz.</p>
          <p>Das Klima auf der Vancouver's-Insel ist mild und gesund und paßt zum Anbau von allen in England gebräuchlichen Getreidearten. Die Kartoffeln gedeihen vorzüglich und die dortigen Indianer treiben fleißig Feldbau und sind friedliche und gegen die Weißen freundlich gesinnte Leute. Der Hafen Camosack ist den Gegenden, wo Wallfische gefangen werden, näher als Californien oder die Sandwich-Inseln. Die Vancouver's-Insel besitzt zugleich in ihrem nordöstlichen Theil unermeßliche Lager von trefflicher Steinkohle, die noch dazu so sehr zu Tage tritt, daß sie sich mit leichtester Mühe gewinnen läßt.</p>
          <p>Auch eine Menge Bleiminen sind bereits entdeckt worden. Ist aber erst die westliche Route nach Indien, China und Japan eröffnet, so wird der eigentliche Werth der gedachten Insel erst vollständig an's Licht treten.</p>
        </div>
      </div>
      <div n="1">
        <head>Ostindien.</head>
        <div xml:id="ar213b_009" type="jArticle">
          <head>
            <bibl>
              <author>*</author>
            </bibl>
          </head>
          <p>Die mit Expreß über Marseille angelangten Nachrichten sind datirt:</p>
          <p><hi rendition="#g">Calcutta,</hi> 25. Dezember, aus dem Lager der Pendschab-Armee vom 20. Dezember, <hi rendition="#g">Madras,</hi> 29. Dezember und <hi rendition="#g">Bombay,</hi> den 3. Dezember.</p>
          <p>Die Streitkräfte Schier-Singh's hatten sich am Ihelum stark verschanzt. In den verschiedenen Lagern der (englischen) Pendschab-Armee ruthen alle Angriffsoperationen.</p>
          <p>Diese Ruhe wird wahrscheinlich andauern, bis das Bombay-Corps und die Abtheilung des General Whish, nach der Einnahme von Multan mitzuwirken im Stande sein werden. Lord Gough ist mit der Haupt-Division die Zeit über in Ramnugger geblieben, nur in den letzten Tagen hatte er den größten Theil seiner Division an die Gränze vorgeschoben.</p>
          <p>Der Vortrab ist in Hilah und 14 (engl.) Meilen davon befindet sich das verschanzte Lager Schier-Singh's. Letzterer hat eine äußerst vortheilhafte Stellung inne und soll an 30,000 Mann und 50 Geschütze zur Verfügung haben. Die Hälfte seiner Truppen sind reguläres Militär. Den englischen Vortrab kommandirt General Thackwell. Der Uebergang über den Fluß Tschenab bei Vizierabad wird von 2 Cavallerie-Regimentern und einer leichten Feldbatterie bewacht. Attock vertheidigt sich zwar noch wacker, geräth jedoch aus Mangel an Verstärkung in eine täglich kritischere Lage.</p>
          <p>Aus dem Dschullunder Dohb nur günstige Nachrichten. Die dortigen Insurgenten sind auf allen Punkten geschlagen worden.</p>
          <p>Andrerseits aber ist die Mittheilung eingegangen, daß ein Corps der Dhost Mahomed'schen Truppen in Peschawer eingedrungen.</p>
          <p>Die &#x201E;Delhi Gazette&#x201C; vom 27. Dez. berichtet, daß die Bombay-Division bereits am 20. und 21. Dezbr. vor Multan eingetroffen ist und daß alle Anstalten zur Erstürmung der Stadt getroffen waren. Zwischen Tschutter Singh und Dhost Mahomed Khan soll es zu einer Verständigung gekommen sein.</p>
        </div>
      </div>
      <div>
        <bibl>Redakteur en chef <editor>Karl Marx.</editor>             </bibl>
      </div>
      <div type="jReadersLetters" n="1">
        <div xml:id="ar213b_010" type="jArticle">
          <head>Essen, 1. Febr.</head>
          <p>Von dem benachbarten Städtchen <hi rendition="#g">Werden</hi> aus, ist der hiesige liberale Oberlandesgerichtsassessor Hueck denuncirt, weil er dort gesagt haben <hi rendition="#g">soll:</hi> &#x201E;Das Gouvernement hat uns viel versprochen und wenig gehalten. Es hat uns betrogen!&#x201C; Der Denunciant ist der Abgeordnete a. D. Hr. Forstmann zu Werden, ein weggelaufenes Mitglied der äußersten Rechten der seligen Nationalversammlung zu Berlin, später erst recht rechts zu Brandenburg. Dieser Herr ließ sich in die Fachkommission für Bergwerksangelegenheiten deshalb wählen, weil er, wie er selbst sagte, vom Bergbaue nichts verstehe. Dieser Herr ist der Denunciant, der sich den Wahlmännern für die erste Kammer dadurch sehr empfiehlt. Noch ein anderer Beamter, Gerichtssekretär Köhler zu Werden, ist, jedoch anonym, denuncirt, wegen irgend einer unschuldigen Aeußerung. Ein und zwanzig Zeugen wußten zur Sache gar nichts, der Zweiundzwanzigste sagte: Er hat in seinen Reden Se. Majestät den König beleidigt, er hat ihn <hi rendition="#g">nicht Majestät</hi>, er hat ihn <hi rendition="#g">blödsinnig</hi> genannt. Schrecklicher Hochverrath!</p>
        </div>
        <div xml:id="ar213b_011" type="jArticle">
          <head>Recklinghausen, 1. Februar.</head>
          <p>Ich hätte vermuthet, in Ihrem Blatte, dem würdigsten Organe des Fortschrittes, den Ausfall unserer Wahlen für die I. und II. Kammer lesen zu können, allein ich täuschte mich. Nun so mögen Sie es noch erfahren: Zur II Kammer wurden die von uns zu wählenden 12 Kandidaten in dem Volks- und Handwerker-Vereine namentlich in dem Letzteren bezeichnet. Von diesen Kandidaten gingen trotz aller reactionären Wahlumtriebe 11 Kandidaten mit großer Majorität durch, während ein Kandidat und deshalb durchfiel, weil man durch dessen, bei der Wahl, auf dem Altare des Preußen-Vereins niedergelegtes Opfer für ein preußisches Kriegsschiff eines besseren belehrt wurde. Glauben Sie mir, unsere Bevölkerung, die seit Jahrhunderten unter der Knute der Geistlichkeit gestanden, weiß, an wen sie sich zu halten hat. Die jetzige Wahl hat es bewiesen, daß wir der jetzigen Regierung abhold sind. So mußte ein Director Nieberding, Mitglied der höchsten Aristokratie, einem simplem Privatschreiber, aber Präsident unseres Volksvereins, einem Anstreicher, einem Goldschmidt und einem Holzhändler das Feld räumen. Ueberhaupt die Demokratie blieb Siegerin. Die Wahl zur 1. Kammer ist ebenfalls liberal ausgefallen. Mögen unsere Wahlmänner nun ebenfalls im Sinne ihrer Comittenten stimmen und alles anwenden, den reaktionären Director Evelt aus Dorsten zu verdrängen.</p>
        </div>
        <div xml:id="ar213b_012" type="jArticle">
          <head>Endenich bei Bonn, 29. Januar.</head>
          <p>Heute vor acht Tagen war unser Ort der Schauplatz eines wahren Sieges der Demokratie; sämmtlich gewählte fünf Wahlmänner zur zweiten Kammer sind entschiedene Demokraten und gingen alle fünf mit fast Stimmen-Einhelligkeit aus der Wahlurne hervor. Heute bei der Wahl eines Wahlmannes zur ersten Kammer, die unter der Aegide des Freiherrn v. Carnap (rühmlichst bekannt durch die Bereitwilligkeit, den Einwohnern seiner Residenz Bornheim, die Vortrefflichkeit des schwarz-weißen Königthums durch die Galgenzeitung zu beweisen, und ähnlicher guter Werke), der als Wahlkommissar die Wahlverhandlung leitete, von einem Theile des Kreises Bonn hier im Orte vorgenommen wurde, siegte ebenso die volksthümliche Partei.</p>
          <p>Denn trotzdem, daß der hochwohlgeborne Herr Wahlkommissar durch die unrechtmäßig verweigerte Annahme einer schriftlichen Erklärung vor der Wahl zwei liberal gesinnte Urwähler zwang, welche ohne Annahme dieser Erklärung nicht wählen zu können erklärten, auf die Ausübung Ihres Wahlrechtes zu verzichten und trotzdem, daß der Herr Wahlkommissär, der, wie die Urwähler in einer Vorversammlung das Vergnügen hatten zu hören, die Verfassung vom 5. Dezbr. v. J. nicht allein angenommen, sondern mit vielem Dank angenommen wissen wollte, wie es den Anschein hatte, sehr gerne selbst gewählt worden wäre, wurde dennoch &#x2014; wer wagte es zu ahnen &#x2014; ein im nahe gelegenen Dörfchen Meßdorf wohnender Gutsbesitzer, der, wie allgemein bekannt, ein sehr freisinniger Mann ist, als Wahlmann zur 1. Kammer gewählt.</p>
          <p>Noch muß ich bemerken, daß, nachdem die beiden obenerwähnten Urwähler die Wahlversammlung bereits verlassen hatten, ein Mitglied um das Wort bat, und dasselbe erhielt; dieses Mitglied suchte nun dem Hochwohlgebornen Herrn Wahlkommissar zu beweisen, daß er wohl eine solche Erklärung habe annehmen können, als aber der weise Herr bemerkte, daß man sein ungesetzliches Benehmen nicht acceptiren wolle, brach er die Debatte mit Bezugnahme auf einen § des Wahlgesetzes ab.</p>
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        <head>Handelsnachrichten.</head>
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        <head>Meteorologische Beobachtungen.</head>
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          <p>Heute Sonntag den 4. Februar 1849 Große Karnevalistische <hi rendition="#b">ABEND-UNTERHALTUNG und Damensitzung.</hi> </p>
          <p>Abends 8 Uhr.</p>
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          <p> <hi rendition="#b">Franz Stollwerck.</hi> </p>
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          <p>Heute Abend 7 Uhr Versammlung. Breitstraße bei <hi rendition="#g">Menzen,</hi> im Palast.</p>
          <p>Theatralische Abend-Unterhaltung.</p>
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          <p>Versammlung heute Nachmittags 2 Uhr, Mühlengasse Nr. 1. pr. Direktion: W. Herr, Lehrer.</p>
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          <p> <hi rendition="#b">Hotel Royal 26 New-Bridge-Street Blackfriars London bei C. de Keyser.</hi> </p>
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          <p> <hi rendition="#b">Agentur-Gesuch.</hi> </p>
          <p>Für ein lukratives Geschäft, welches ohne Fonds in allen Ländern betrieben werden kann. Die Provision ist 25 Prozent und wird nur ausgebreitete Bekanntschaft und Reellität verlangt. Besonders Bewohnern kleiner Orte anzuempfehlen. Reflektirende wollen sich nur an Unterzeichneten wenden, der darüber Auskunft ertheilt.</p>
          <p>Hildesheim. <hi rendition="#g">Carl Müller</hi>.</p>
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[1171/0001] Beilage zu Nr. 213 der Neuen Rheinischen Zeitung. Organ der Demokratie. Sonntag 4. Februar 1849. [Italien] [Fortsetzung] das kirchliche sondern auf das plebejische Rom. Die Kanonen erschalten den ganzen Tag, und wie früher zum Kelche, so drängten die Römmer sich jetzt zur Urne. Am ersten Tage wurden 12,000 Stimmzettel abgegeben; und am andern Tage hatte sich diese Zahl um 6000 vermehrt. Es ist dies freilich erst die Hälfte der auf der Stimmliste eingetragenen Personen. Aber bedenkt man, welche Einflüsse der päbstliche Bann, und die priesterlichen Einflüsse ausüben konnten, so ist dies erhaltene Resultat immer noch beträchtlich und jedenfalls ist diese Zahl schon hinreichend, um dem zu erwählenden Deputirten eine mehr als zureichende Legitimität zu sichern. Zu Civita-Vecchia war die Zahl der Stimmenden ebenfalls sehr bedeutend; sie belief sich über 3000. Die Urne war im Theatersaale aufgestellt, und die Truppen, Nationalgarde, die Korporationen mit den Autoritäten und dem apostolischen Delegirten bildeten eine Prozession, eine politische Prozession, die an Feierlichkeit Alles übertraf, was die kirchliche Herrlichkeit zu geben vermochte. Die Priester erschienen nicht, aber die Bauern, durch ihre würdige Haltung, bewiesen, daß das politische Bewußtsein sich der kirchlichen Vormundschaft entschlagen kann. In Rom nahm ein Theil des Klerus Theil am Votum. 068 Florenz, 24. Jan. Das Parlament von Toskana hat in seiner Sitzung vom 23. Januar einstimmig den Gesetzentwurf des Ministeriums, in Betreff der Wahl der Repräsentanten Toskana's zur konstituirenden Versammlung, angenommen. 068 Genua, 24. Januar. Ueber Radetzki's Plan kann kein Zweifel mehr obwalten: was er will, das ist die Zerschmetterung Venedigs. Wir haben eine Zeit lang uns der Illusion hingeben können, als sende er einen Theil seiner Truppen nach Ungarn; aber jetzt stellt es sich klar heraus, daß seine ganze Macht gegen Venedig gerichtet ist. Ein Theil der Garnison ist freilich in Mailand geblieben, aber fast die ganze übrige Truppenmacht konzentrirt sich in einem bei Cremona befestigten Lager, um den linken Flügel der Adda-Linie zu decken. Ungeheure Festungsarbeiten werden vorgenommen, um eben so die verschiedenen Punkte der Po-Linie zu beschützen. Alle diese Arbeiten sind offenbar dazu bestimmt, die Operationen der Armee, die auf Venedig marschirt, gegen jeden möglichen Ueberfall sicher zu stellen. So kann Oesterreich sich zu jeder Stunde eines Uebergangs über's rechte Po-Ufer bemeistern. Was heißt das anders, als daß Oesterreich sich auf dem Kongreß von Brüssel nur mit einem fait accompli einfinden will? Und ist dies fait accompli etwas Anderes, als eben dieser Po-Uebergang und die Besetzung Venedigs? Waffenstillstand? Hört der Waffenstillstand nicht auf mit dem Angriff auf Venedig? Jetzt darf unsere Regierung nicht länger säumen den Waffenstillstand zu brechen. Oder sollen wir etwa kalten Blutes einem Unternehmen zuschauen, dessen Ausführung unser Untergang ist. Die Regierung bedenke, daß zwischen dem Angriffe auf Malghera und der Belagerung Alessandriens kein Unterschied zu machen. Das eine Faktum zieht nothwendiger Weise das andere nach sich, und weder vom diplomatischen noch vom militärischen Standpunkte kann dies in Abrede gestellt werden. * Genua, 25. Jan. Der hier erscheinende „Corriere mercantile“ meldet aus Palermo unterm 8. Januar: „Sollen wir uns an den Sohn Joachim Murat's wenden? Wir kennen seinen Charakter nicht näher. Da er jedoch der Sohn des Fürsten ist, der auf Befehl eines neapolitanischen Bourbon in Pizzo erschossen wurde, so muß er wohl von dem heißen Wunsche beseelt sein, das Blut seines Vaters zu rächen. Daher wollen wir ihm dieselbe Einladung zusenden, die früher an den Herzog von Genua ergangen, und hoffen, daß er eilen werde, sich an die Spitze der Sicilier zu stellen.“ 068 Neapel, 20. Januar. Paris! Pius der IX. kann sich von diesem Gedanken nicht trennen. Immer richtet er sehnsüchtig-fromme Blicke nach der Stadt hin, von wo aus zwei Kandidaten der Präsidentschaft so fromme Wünsche und fromme Einladungen an ihn ergehen ließen. Pius IX. erwartet sein Heil von Paris, und hat den Kardinal Gizzi mit einer besondern Mission dahin beordert. Es ist zu hoffen, daß bei der Ankunft Gizzi's die frommen Präsidenten in der Lage sein werden, vom Pabst einen frommen Schutz zu verlangen. Spanien. Madrid, 26. Januar. Narvaez hat sich mit dem Deputirten Sagasti duellirt. Niemand verwundet. Aus den baskischen Provinzen nur Siegesbülletins. Großbritannien. 068 London, 1. Februar. Heute eröffnete die liebenswürdige Viktoria, die in ihrer politischen Stellung ebenso nachgiebig und gefällig ist, wie sie en famille die kleine eigensinnige Haustyrannin zu spielen liebt, ihr geliebtes Parlament in höchsteigner Person. Da wir nächstens ein ähnliches konstitutionelles Schauspiel zu erwarten haben, so werden wir wohlthun, etwas auf die Details dieser tragikomischen Haupt- und Staatsaktion einzugehn. „Ihre Majestät und ihr erhabner Gatte fuhren durch ein Spalier von Soldaten nach dem Parlamentshause, wo ihre Ankunft mit Kanonendonner und Fanfaren begrüßt wurde. Hier ordnete sich die Prozession und zog in's Oberhaus. Voran die Herolde in ihren Staatsröcken, vorn und hinten das königliche Wappen, dann der Lord-Kanzler mit seiner unendlichen Perücke, die großen Staatswürdenträger in ihrer modrigen Kleidung aus dem 15ten Jahrhundert, und endlich „Ihre Majestät“ in einem Kleide, dessen Schleppe von sechs Pagen, den schönsten Knaben der englischen Squirearchie, getragen wurden. Wo mag die arme Person nur die Schleppe gelassen haben, während sie im Wagen saß! Die Pairs und Pairinnen standen auf; die Königin setzte sich auf den Thron, Prinz Albert setzte sich zu ihrer Linken; auf den Befehl Victoria's setzten sich die Pairs und Pairinnen. Der Lord-Kanzler überreichte der kleinen Haus- und Landesmutter die Thronrede, und Viktoria befahl, daß man die Gemeinen kommen lassen möge. Diese erschienen sofort an der Barre des Hauses, hinter welcher sie sich demüthig, stehend und unbedeckten Hauptes, zu verhalten haben, so lange es Ihrer allergnädigsten Majestät beliebt. Nachdem alle diese aus der bekannten „Erbweisheit ohne Gleichen“ entsprossenen unumgänglichen Ceremonien, die wir Herrn Manteuffel zur Nachahmung empfehlen, durchgemacht waren, las „Ihre allergnädigste Majestät eine allergnädigste Rede ab“, wie der Standard sagt. Diese allergnädigste Rede enthält natürlich wieder nichts als leere Phrasen. Victoria freut sich, daß im Norden wie im Süden Europas die kriegführenden Mächte einen Waffenstillstand geschlossen; sie erzählt, daß „die Kriegführung in Sizilien von so empörenden Umständen begleitet war, daß der britische und franz. Admiral, von Menschlichkeitsmotiven getrieben, sich ins Mittel legten. (Schönes Kompliment für den Hrn. Bruder in Neapel.) Dann erzählt sie, wie sie hier wie überall als Friedensvermittlerin ihr Bestes gethan habe und daß eine furchtbare durchaus unprovozirte Rebellion in Pendschab ausgebrochen sei, die indeß die Ruhe des britischen Indiens nicht störe. Dann heißt es: „Ich empfehle Eurer Aufmerksamkeit abermals die Beschränkungen, welche die Schifffahrtsgesetze dem Handel auferlegen. Solltet Ihr finden, daß diese Gesetze ganz oder theilweise für die Erhaltung unserer Seemacht unnöthig sind, so werdet Ihr es ohne Zweifel für angemessen erachten, sie abzuschaffen oder zu modifiziren.“ Denn werden bedeutende Reduktionen gegen die Budgetsätze des vorigen Jahrs versprochen, und die Freude über die in England ununterbrochen erhaltene Ruhe ausgedrückt. Ueber Irland heißt es: „Die Insurrektion in Irland ist nicht erneuert worden, aber ein Geist des Mißvergnügens besteht noch, und zu noch großem Bedauern bin ich genöthigt, eine Verlängerung jener Vollmachten, die Ihr in der letzten Session nöthig hieltet für die Aufrechthaltung der öffentlichen Ruhe, auf bestimmte Zeit zu verlangen.“ Nachdem man sich gefreut daß der Handel wieder am Emporkommen und die Staatseinkünfte am Steigen sind, wird ganz nebenbei das Mißrathen der Kartoffelernte in Irland beklagt und wie gewöhnlich, zur Berathung von (nutzlosen und zwecklosen) Armengesetz-Maßregeln für Irland nutzlos und zwecklos aufgefordert. Schließlich dankt sie Gott und ihrem Volke für den loyalen Geist der Nation und hofft, die Kammern würden ihr helfen, das Gerüst der Konstitution aufrechtzuerhalten, das auf Freiheit und Gleichheit basirt sei. O „Erbweisheit ohne Gleichen“! * London, 30. Jan. Die unter englischer Oberhoheit stehende Vancouver's Insel, auf welcher die Agenten der Hudsons-Bay-Compagnie die eigentlichen Souveräne sind, wird allem Anscheine nach sehr bald eine wichtige Rolle spielen unter den Handelsstationen des großen oder stillen Oceans. Für Kolonisirung ist sie geeigneter als manche andere Gegenden, nach denen gegenwärtig so viele Auswanderer hinströmen. Der eine dort aufgefundene Hafen, Camosack genannt, ist eben so sicher als leicht zugänglich, und paßt sich ganz zu einem bequemen Zufluchtsort für die in jenen Gewässern fahrenden Schiffe. Es ist dort der größte Ueberfluß an trefflichem Schiffsbauholz. Das Klima auf der Vancouver's-Insel ist mild und gesund und paßt zum Anbau von allen in England gebräuchlichen Getreidearten. Die Kartoffeln gedeihen vorzüglich und die dortigen Indianer treiben fleißig Feldbau und sind friedliche und gegen die Weißen freundlich gesinnte Leute. Der Hafen Camosack ist den Gegenden, wo Wallfische gefangen werden, näher als Californien oder die Sandwich-Inseln. Die Vancouver's-Insel besitzt zugleich in ihrem nordöstlichen Theil unermeßliche Lager von trefflicher Steinkohle, die noch dazu so sehr zu Tage tritt, daß sie sich mit leichtester Mühe gewinnen läßt. Auch eine Menge Bleiminen sind bereits entdeckt worden. Ist aber erst die westliche Route nach Indien, China und Japan eröffnet, so wird der eigentliche Werth der gedachten Insel erst vollständig an's Licht treten. Ostindien. * Die mit Expreß über Marseille angelangten Nachrichten sind datirt: Calcutta, 25. Dezember, aus dem Lager der Pendschab-Armee vom 20. Dezember, Madras, 29. Dezember und Bombay, den 3. Dezember. Die Streitkräfte Schier-Singh's hatten sich am Ihelum stark verschanzt. In den verschiedenen Lagern der (englischen) Pendschab-Armee ruthen alle Angriffsoperationen. Diese Ruhe wird wahrscheinlich andauern, bis das Bombay-Corps und die Abtheilung des General Whish, nach der Einnahme von Multan mitzuwirken im Stande sein werden. Lord Gough ist mit der Haupt-Division die Zeit über in Ramnugger geblieben, nur in den letzten Tagen hatte er den größten Theil seiner Division an die Gränze vorgeschoben. Der Vortrab ist in Hilah und 14 (engl.) Meilen davon befindet sich das verschanzte Lager Schier-Singh's. Letzterer hat eine äußerst vortheilhafte Stellung inne und soll an 30,000 Mann und 50 Geschütze zur Verfügung haben. Die Hälfte seiner Truppen sind reguläres Militär. Den englischen Vortrab kommandirt General Thackwell. Der Uebergang über den Fluß Tschenab bei Vizierabad wird von 2 Cavallerie-Regimentern und einer leichten Feldbatterie bewacht. Attock vertheidigt sich zwar noch wacker, geräth jedoch aus Mangel an Verstärkung in eine täglich kritischere Lage. Aus dem Dschullunder Dohb nur günstige Nachrichten. Die dortigen Insurgenten sind auf allen Punkten geschlagen worden. Andrerseits aber ist die Mittheilung eingegangen, daß ein Corps der Dhost Mahomed'schen Truppen in Peschawer eingedrungen. Die „Delhi Gazette“ vom 27. Dez. berichtet, daß die Bombay-Division bereits am 20. und 21. Dezbr. vor Multan eingetroffen ist und daß alle Anstalten zur Erstürmung der Stadt getroffen waren. Zwischen Tschutter Singh und Dhost Mahomed Khan soll es zu einer Verständigung gekommen sein. Redakteur en chef Karl Marx. Essen, 1. Febr. Von dem benachbarten Städtchen Werden aus, ist der hiesige liberale Oberlandesgerichtsassessor Hueck denuncirt, weil er dort gesagt haben soll: „Das Gouvernement hat uns viel versprochen und wenig gehalten. Es hat uns betrogen!“ Der Denunciant ist der Abgeordnete a. D. Hr. Forstmann zu Werden, ein weggelaufenes Mitglied der äußersten Rechten der seligen Nationalversammlung zu Berlin, später erst recht rechts zu Brandenburg. Dieser Herr ließ sich in die Fachkommission für Bergwerksangelegenheiten deshalb wählen, weil er, wie er selbst sagte, vom Bergbaue nichts verstehe. Dieser Herr ist der Denunciant, der sich den Wahlmännern für die erste Kammer dadurch sehr empfiehlt. Noch ein anderer Beamter, Gerichtssekretär Köhler zu Werden, ist, jedoch anonym, denuncirt, wegen irgend einer unschuldigen Aeußerung. Ein und zwanzig Zeugen wußten zur Sache gar nichts, der Zweiundzwanzigste sagte: Er hat in seinen Reden Se. Majestät den König beleidigt, er hat ihn nicht Majestät, er hat ihn blödsinnig genannt. Schrecklicher Hochverrath! Recklinghausen, 1. Februar. Ich hätte vermuthet, in Ihrem Blatte, dem würdigsten Organe des Fortschrittes, den Ausfall unserer Wahlen für die I. und II. Kammer lesen zu können, allein ich täuschte mich. Nun so mögen Sie es noch erfahren: Zur II Kammer wurden die von uns zu wählenden 12 Kandidaten in dem Volks- und Handwerker-Vereine namentlich in dem Letzteren bezeichnet. Von diesen Kandidaten gingen trotz aller reactionären Wahlumtriebe 11 Kandidaten mit großer Majorität durch, während ein Kandidat und deshalb durchfiel, weil man durch dessen, bei der Wahl, auf dem Altare des Preußen-Vereins niedergelegtes Opfer für ein preußisches Kriegsschiff eines besseren belehrt wurde. Glauben Sie mir, unsere Bevölkerung, die seit Jahrhunderten unter der Knute der Geistlichkeit gestanden, weiß, an wen sie sich zu halten hat. Die jetzige Wahl hat es bewiesen, daß wir der jetzigen Regierung abhold sind. So mußte ein Director Nieberding, Mitglied der höchsten Aristokratie, einem simplem Privatschreiber, aber Präsident unseres Volksvereins, einem Anstreicher, einem Goldschmidt und einem Holzhändler das Feld räumen. Ueberhaupt die Demokratie blieb Siegerin. Die Wahl zur 1. Kammer ist ebenfalls liberal ausgefallen. Mögen unsere Wahlmänner nun ebenfalls im Sinne ihrer Comittenten stimmen und alles anwenden, den reaktionären Director Evelt aus Dorsten zu verdrängen. Endenich bei Bonn, 29. Januar. Heute vor acht Tagen war unser Ort der Schauplatz eines wahren Sieges der Demokratie; sämmtlich gewählte fünf Wahlmänner zur zweiten Kammer sind entschiedene Demokraten und gingen alle fünf mit fast Stimmen-Einhelligkeit aus der Wahlurne hervor. Heute bei der Wahl eines Wahlmannes zur ersten Kammer, die unter der Aegide des Freiherrn v. Carnap (rühmlichst bekannt durch die Bereitwilligkeit, den Einwohnern seiner Residenz Bornheim, die Vortrefflichkeit des schwarz-weißen Königthums durch die Galgenzeitung zu beweisen, und ähnlicher guter Werke), der als Wahlkommissar die Wahlverhandlung leitete, von einem Theile des Kreises Bonn hier im Orte vorgenommen wurde, siegte ebenso die volksthümliche Partei. Denn trotzdem, daß der hochwohlgeborne Herr Wahlkommissar durch die unrechtmäßig verweigerte Annahme einer schriftlichen Erklärung vor der Wahl zwei liberal gesinnte Urwähler zwang, welche ohne Annahme dieser Erklärung nicht wählen zu können erklärten, auf die Ausübung Ihres Wahlrechtes zu verzichten und trotzdem, daß der Herr Wahlkommissär, der, wie die Urwähler in einer Vorversammlung das Vergnügen hatten zu hören, die Verfassung vom 5. Dezbr. v. J. nicht allein angenommen, sondern mit vielem Dank angenommen wissen wollte, wie es den Anschein hatte, sehr gerne selbst gewählt worden wäre, wurde dennoch — wer wagte es zu ahnen — ein im nahe gelegenen Dörfchen Meßdorf wohnender Gutsbesitzer, der, wie allgemein bekannt, ein sehr freisinniger Mann ist, als Wahlmann zur 1. Kammer gewählt. Noch muß ich bemerken, daß, nachdem die beiden obenerwähnten Urwähler die Wahlversammlung bereits verlassen hatten, ein Mitglied um das Wort bat, und dasselbe erhielt; dieses Mitglied suchte nun dem Hochwohlgebornen Herrn Wahlkommissar zu beweisen, daß er wohl eine solche Erklärung habe annehmen können, als aber der weise Herr bemerkte, daß man sein ungesetzliches Benehmen nicht acceptiren wolle, brach er die Debatte mit Bezugnahme auf einen § des Wahlgesetzes ab. Handelsnachrichten. _ Meteorologische Beobachtungen. _ Deutsches Kaffeehaus. Heute Sonntag den 4. Februar 1849 Große Karnevalistische ABEND-UNTERHALTUNG und Damensitzung. Abends 8 Uhr. Programm und Lieder werden an der Kasse verabreicht. Franz Stollwerck. Vereinigter 1. und 2. gesell. Dombau-Verein. Heute Abend 7 Uhr Versammlung. Breitstraße bei Menzen, im Palast. Theatralische Abend-Unterhaltung. Bürger- u. Handwerker-Gesang-Verein. Versammlung heute Nachmittags 2 Uhr, Mühlengasse Nr. 1. pr. Direktion: W. Herr, Lehrer. Hotel Royal 26 New-Bridge-Street Blackfriars London bei C. de Keyser. Das einzige Hotel in London, wo sämmtliche Bedienung in deutscher und französischer Sprache Statt findet. Agentur-Gesuch. Für ein lukratives Geschäft, welches ohne Fonds in allen Ländern betrieben werden kann. Die Provision ist 25 Prozent und wird nur ausgebreitete Bekanntschaft und Reellität verlangt. Besonders Bewohnern kleiner Orte anzuempfehlen. Reflektirende wollen sich nur an Unterzeichneten wenden, der darüber Auskunft ertheilt. Hildesheim. Carl Müller.

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Die angegebenen Seitenzahlen beziehen sich auf die Ausgabe: Neue Rheinische Zeitung. Organ der Demokratie. Bd. 2 (Nummer 184 bis Nummer 301) Köln, 1. Januar 1849 bis 19. Mai 1849. Glashütten im Taunus, Verlag Detlev Auvermann KG 1973.




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Zitationshilfe: Neue Rheinische Zeitung. Nr. 213. Köln, 4. Februar 1849. Beilage, S. 1171. In: Deutsches Textarchiv <https://www.deutschestextarchiv.de/nn_nrhz213b_1849/1>, abgerufen am 28.03.2024.