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Neue Rheinische Zeitung. Nr. 259. Köln, 30. März 1849. Beilage.

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Beilage zu Nr. 259 der Neuen Rheinischen Zeitung.
Organ der Demokratie.
Freitag, 30. März 1849.
[Französische Republik]

Präsident. Sie, als Redakteur eines Journals, konnten die Geschichte ernsthaft nehmen?

Zeuge. Verzeihung, Herr Präsident, es gab weder ein Büreau noch eine Versammlung mehr in dem Palais, und ich konnte sehr wohl an die Auflösung glauben. Ich habe indeß noch einige Worte hinzuzufügen. Am Abend des 15. Mai begab ich mich im Auftrag Ribeyrolles', des Redakteur en chef der Reforme, zu Caussidiere, um ihn nach der Veranlassung des Einfalls in die Assemblee zu befragen. Caussidierre antwortete: "Diese Hunde von Royalisten machen es nie anders. Geh, frage Bertoglio; er wird es Dir sagen können."

Zeuge Froussard, Repräsentant, ist nicht erschienen. Der Generalprokurator läßt einen Brief verlesen, worin derselbe erklärt, von dem Angeklagten Larger bei der Erstürmung lebhaft beschützt worden zu sein.

Zeuge Lyonnet, Kapitän im Generalstab, war am 15. Mai an der Versammlung und hat gesehen, wie der General Courtais nach besten Kräften den Andrang des Volks abzuwehren suchte.

Zeuge Marcaire, 26 Jahre alt, hat am 15. Mai die Ordre, keinen Rappel zu schlagen; an die 4. Legion überbracht; die Ordre war von Buchez, dem Präsidenten der Nationalversammlung, unterzeichnet.

Zeuge Viguy, Bildhauer und Aufseher bei der Nationalversammlung, erklärt, daß der General Courtais mehr Kraft als Alle, die sich thätiger Hülfe bei der Räumung des Saales rühmten, zum Schutz der Versammlung aufgeboten habe. Der Zeuge hat gesehen, wie dann der General Courtais auf das Brutalste von der Nationalgarde mißhandelt, sein Degen zerbrochen und seine Epauletten ihm abgerissen wurden.

Eine Reihe anderer Entlastungszeugen sprechen sich in demselben Sinne über das unverdächtige und achtbare Benehmen Courtais aus.

Zeuge Auguste Cremieux, 52 Jahre alt, Volksrepräsentant. Ich habe Sobrier drei- oder viermal zur Zeit, als ich Justizminister war, gesehen, und ich kann sagen, daß ich ihn stets als einen Mann von guter Gesinnung kannte. Am 15. Mai sah ich ihn auf der Tribüne; ich stieg hinter ihm hinauf und sagte: "Wie ! das sind Sie? Was wollen Sie hier?" Sobrier antwortete: "Zum Teufel, ich will den Saal säubern!" und in der That sah ich ihn gleich darauf das Volk in allen Theilen des Saales zum Rückzug auffordern. Am Abend ging ich in die Kaserne am Quai d'Orsay, ließ mehrere der Verhafteten in Freiheit setzen, und andere, die von der Exekutivkommission bezeichnet waren, in die Gefängnisse bringen.

Präsident. Sie haben es also nicht für thunlich gefunden, Sobrier in Freiheit zu setzen?

Zeuge. Herr Arago hatte vor mir Befehl gegeben, ihn in Haft zu behalten, und ich konnte nicht wissen, was vielleicht gegen ihn vorlag.

Zeuge Lascols, 55 Jahre alt, Kaufmann, sagt aus, daß Quentin nicht ausnahmsweise am 15. Mai, sondern regelmäßig, Tag für Tag, Pistolen bei sich getragen.

Zeuge Desportes, 50 Jahre alt, Huissier der Nationalversammlung, hat Quentin an der Tribüne gesehen. Auf seine Frage: was er da mache, habe Quentin geantwortet: "Sie sehen es ja!" Und zu gleicher Zeit habe er mehrere der Eingedrungenen von der Tribüne zu gehen geheißen und das Volk zur Räumung des Saales aufgefordert. Der Zeuge hat nicht gesehen, daß Quentin den Präsidenten bedroht oder kleine Zettel vom Büreau weggenommen hat.

Zeuge Baudry, Proprietaire, hat gesehen, daß der General Courtais das Volk nach allen Kräften zum Rückzug aufforderte, und nur einem Blousenmann, der verwundet vor ihm niederfiel, die Hand zum Aufstehen reichte.

Zeuge Fountaine, 26 Jahre alt, Privatmann, erklärt, daß er Raspail, der sich sehr unwohl befunden, in einem Garten an der Seite der Assemblee getroffen habe. Der Zeuge habe sich entfernt, und als er zurückgekommen, sei Raspail noch immer auf und ab gegangen, um frische Luft zu schöpfen; später habe er denselben nach Place de Bourgogne begleitet.

Raspail. Diese Aussage widerlegt den Zeugen Point, der mich am andern Ende, den Zug von Barbes nach dem Hotel-de-Ville anordnend, gesehen haben will.

Die Vernehmung der Schutzzeugen ist geschlossen.

Auf Verlangen Blanqui's wird noch ein Brief des Repräsentanten Xavier Durrien verlesen, wonach Durrien verlesen, wonach Durrieu selbst den Delegirten Einlaß in die Assemblee verschaffte.

Schluß der Sitzung 6 Uhr.

Großbritannien.
* London, 27. März.

In der gestrigen Sitzung beschäftigte sich das Unterhaus als Comite mit den letzten Klauseln der "Navigationsbill", das Ministerium erklärt, daß die 3te Lesung erst nach Ostern beantragt werden wird. Den übrigen Theil der Sitzung füllte wieder einmal eine irische Debatte: 2te Lesung der Bill wegen einer Supplement-Armensteuer in Irland.

Im Oberhause noch langweiligere Debatte, die sich um einen Herrn Fairbanks und das von der Kolonialregierung Neuschottlands gegen denselben beobachtete Verfahren dreht. Wer die Langeweile in höchst eigner Person vor sich sehen will, trifft sie nirgends in solcher Vollkommenheit, als im britischen Parlament, das ihr von Jahr zu Jahr mehr huldigt.

Italien.
Der Inhalt dieses Artikels kann aus urheberrechtlichen Gründen nicht angezeigt werden.
* Turin, 23. März.

Der "Concordia" wird von einem ihrer Korrespondenten Folgendes mitgetheilt: Der General Haynau (durch seinen Räuberzug nach Ferrara für immer gebrandmarkt) hat ganz kürzlich den von 3500 Seelen bewohnten Flecken Loreo an der Mündung der Etsch niederbrennen lassen, unter dem Vorwande, daß die Bewohner mit ihren Kähnen Deserteure nach Venedig befördern.

Dänemark.
Kopenhagen, 24. März, 3 Uhr Nachmittags.

Wir können Ihnen noch eiligst mittheilen, daß das Ministerium dem heutigen Reichstage mitgetheilt, es hätten sich die Unterhändler in London über die Friedensbasis im Wesentlichen dahin verständigt, daß Schleswig, mit Dänemark vereinigt, provinzielle Selbstständigkeit behalte, und daß die dänische Regierung daher auf ein Provisorium eingegangen, während welchem Schleswig durch eine vom König von Dänemark zu erwählende Regierung, von dänischen Truppen unterstützt, administiert werde, - jedoch nur dann, wenn rücksichtlich dieses Provisoriums noch eine letzte Bedingung eingeräumt werde, (und diese soll, wie man sagt, sein, daß wir auch Rendsburg besetzen, denn darüber sprach sich das Ministerium nicht aus). Um darauf noch Antwort vor Beginn von Feindseligkeiten haben zu können, habe man sich verpflichtet, mit diesen nicht vor dem 3. April anzufangen, ohne jedoch an dieses Datum sich zu binden, wenn fremde Truppen früher in die Herzogthümer einrücken.

(B.-H.)
Rußland.
Von der russischen Gränze, 21. März.

Unter diesem Datum wird der "Ostsee-Zeitung " geschrieben:

Die Peter-Pauls-Festung ist bekanntlich das Schatzhaus des Czarenreiches, in welchem die Gold- und Silbersäcke stehen, die dem Papiergelde, mit welchem das Land überschwemmt ist, als Sicherheit dienen. Von Zeit zu Zeit melden die Petersburger Zeitungen dem staunenden Volke von den neuen Millionen, welche in die Festung transportirt werden sollen; die letzte Ankündigung in der Art erfolgte im Herbste v. J., wo 4 1/2 Mill. Rubel in Silberbarren und Goldmünzen nach Peter-Paul gebracht wurden. Damals blieben in der kaiserlichen Kredit-Expedition nach über 5 Millionen baar zurück, seitdem sind aber an diese Behörde so bedeutende Ansprüche gemacht worden, daß kürzlich aus dem Gewölbe der Festung, - zum zweiten Male seit dem Sommer v. J. - und zwar 5 Millionen wieder entnommen wurden. Dadurch ist der vorhandene Baarschatz auf 102 1/2 Millionen gefallen. Mit diesem scheinbaren Reichthume Rußlands ist es inzwischen nicht weit her. Ein wohlunterrichteter Mann giebt uns darüber bemerkenswerthe Aufschlüsse. Als im Jahre 1847 Rußland so großmüthig dem Auslande seine edlen Metalle schickte, begann alsbald das Silber aus dem inländischen Verkehr zu schwinden. Im Falle eines Krieges würde die ganze ungeheure Papiercirculation sich zu den Metall-Kassen drängen und dann würde sich zeigen, daß Rußland für seine Schulden keine Bürgschaft besitzt. Die sibirischen Bergwerke geben bei gewissenloser Verwaltung einen sehr unbedeutenden Ertrag, und was den Reichsschatz in Peter-Paul anlangt, so glaubt in Rußland Niemand an dessen Existenz. Unser Gewährsmann sagt: Ich habe in Moskau und Petersburg mehre angesehene und keineswegs regierungsfeindliche Männer in Betreff jener mystischen Millionen gefragt; man gab mir zur Antwort: Papier möge wohl da sein, aber kein Geld. Als ich nun einwandte, daß ja bei den jährlichen Umzügen aus der Festung in die Münze und umgekehrt, Männer des Handelsstandes herbeigezogen worden wären, damit sie sich mit eigenen Augen von dem Vorhandensein des Geldes überzeugten, entgegnete man mir: "Ja, man hat uns einen oder zwei Säcke geöffnet, was aber in den übrigen war, wissen wir nicht."

Amerika.
X New-York, 7. März.

Bekanntlich ist Lowell das amerikanische Manchester. Es besitzt 48 Fabriken - Eigenthum von 12 Gesellschaften, deren Kapital nahe an 13 Millionen Dollars aerträgt. In diesen Fabriken sind 7644 männliche und 3649 weibliche - im Ganzen 11,273 Arbeiter beschäftigt. Wöchentlich werden darin 1,732,827 Yards (englische Ellen) fabrizirt und zwar: 1 Mill. 704,996 Yards Kattun, 21,291 Yards Wollenzeuge, 6,500 Teppiche und 40 wollne Decken. An gedruckten Zeugen werden wöchentlich 380,000 Yards und an gefärbten 2 Mill. 15,000 Yards fertig gebracht.

Der Durchschnittliche Wochenverdienst für weibliche Arbeiter ist 2 Doll.; für männliche 4 Doll. 80 Cents.

Vor 19 Jahren zählte Lowell etwas über 3000 Einwohner, jetzt hat es deren 35,000.

Neueste Nachrichten.
Köln, 29. März.

Die Paulskirche hat die letzte Höhe ihrer Schellenglorie erreicht:

Die Potsdamer Majestät ist mit 290 Stimmen, wobei sich 248 der Abstimmung enthielten, wirklich zum Erbkaiser ausgeschrieen worden.

Unter denen, welche dafür stimmten, waren: der verhinderte Arndt aus Bonn, Becker aus Trier, Beckerath, Bresgen aus Uhrweiler, Bürgers von Köln, Cetto, Claussen, Dahlmann u. s. w. und - - Temme, der Zuchthaus-Gezogene!

* Mailand.
Der Inhalt dieses Artikels kann aus urheberrechtlichen Gründen nicht angezeigt werden.
* Ungarn.
Der Inhalt dieses Artikels kann aus urheberrechtlichen Gründen nicht angezeigt werden.
Redakteur en chef: Karl Marx.
Meteorologische Beobachtungen. [irrelevantes Material]
Beilage zu Nr. 259 der Neuen Rheinischen Zeitung.
Organ der Demokratie.
Freitag, 30. März 1849.
[Französische Republik]

Präsident. Sie, als Redakteur eines Journals, konnten die Geschichte ernsthaft nehmen?

Zeuge. Verzeihung, Herr Präsident, es gab weder ein Büreau noch eine Versammlung mehr in dem Palais, und ich konnte sehr wohl an die Auflösung glauben. Ich habe indeß noch einige Worte hinzuzufügen. Am Abend des 15. Mai begab ich mich im Auftrag Ribeyrolles', des Redakteur en chef der Reforme, zu Caussidiere, um ihn nach der Veranlassung des Einfalls in die Assemblée zu befragen. Caussidierre antwortete: „Diese Hunde von Royalisten machen es nie anders. Geh, frage Bertoglio; er wird es Dir sagen können.“

Zeuge Froussard, Repräsentant, ist nicht erschienen. Der Generalprokurator läßt einen Brief verlesen, worin derselbe erklärt, von dem Angeklagten Larger bei der Erstürmung lebhaft beschützt worden zu sein.

Zeuge Lyonnet, Kapitän im Generalstab, war am 15. Mai an der Versammlung und hat gesehen, wie der General Courtais nach besten Kräften den Andrang des Volks abzuwehren suchte.

Zeuge Marcaire, 26 Jahre alt, hat am 15. Mai die Ordre, keinen Rappel zu schlagen; an die 4. Legion überbracht; die Ordre war von Buchez, dem Präsidenten der Nationalversammlung, unterzeichnet.

Zeuge Viguy, Bildhauer und Aufseher bei der Nationalversammlung, erklärt, daß der General Courtais mehr Kraft als Alle, die sich thätiger Hülfe bei der Räumung des Saales rühmten, zum Schutz der Versammlung aufgeboten habe. Der Zeuge hat gesehen, wie dann der General Courtais auf das Brutalste von der Nationalgarde mißhandelt, sein Degen zerbrochen und seine Epauletten ihm abgerissen wurden.

Eine Reihe anderer Entlastungszeugen sprechen sich in demselben Sinne über das unverdächtige und achtbare Benehmen Courtais aus.

Zeuge Auguste Cremieux, 52 Jahre alt, Volksrepräsentant. Ich habe Sobrier drei- oder viermal zur Zeit, als ich Justizminister war, gesehen, und ich kann sagen, daß ich ihn stets als einen Mann von guter Gesinnung kannte. Am 15. Mai sah ich ihn auf der Tribüne; ich stieg hinter ihm hinauf und sagte: „Wie ! das sind Sie? Was wollen Sie hier?“ Sobrier antwortete: „Zum Teufel, ich will den Saal säubern!“ und in der That sah ich ihn gleich darauf das Volk in allen Theilen des Saales zum Rückzug auffordern. Am Abend ging ich in die Kaserne am Quai d'Orsay, ließ mehrere der Verhafteten in Freiheit setzen, und andere, die von der Exekutivkommission bezeichnet waren, in die Gefängnisse bringen.

Präsident. Sie haben es also nicht für thunlich gefunden, Sobrier in Freiheit zu setzen?

Zeuge. Herr Arago hatte vor mir Befehl gegeben, ihn in Haft zu behalten, und ich konnte nicht wissen, was vielleicht gegen ihn vorlag.

Zeuge Lascols, 55 Jahre alt, Kaufmann, sagt aus, daß Quentin nicht ausnahmsweise am 15. Mai, sondern regelmäßig, Tag für Tag, Pistolen bei sich getragen.

Zeuge Desportes, 50 Jahre alt, Huissier der Nationalversammlung, hat Quentin an der Tribüne gesehen. Auf seine Frage: was er da mache, habe Quentin geantwortet: „Sie sehen es ja!“ Und zu gleicher Zeit habe er mehrere der Eingedrungenen von der Tribüne zu gehen geheißen und das Volk zur Räumung des Saales aufgefordert. Der Zeuge hat nicht gesehen, daß Quentin den Präsidenten bedroht oder kleine Zettel vom Büreau weggenommen hat.

Zeuge Baudry, Proprietaire, hat gesehen, daß der General Courtais das Volk nach allen Kräften zum Rückzug aufforderte, und nur einem Blousenmann, der verwundet vor ihm niederfiel, die Hand zum Aufstehen reichte.

Zeuge Fountaine, 26 Jahre alt, Privatmann, erklärt, daß er Raspail, der sich sehr unwohl befunden, in einem Garten an der Seite der Assemblée getroffen habe. Der Zeuge habe sich entfernt, und als er zurückgekommen, sei Raspail noch immer auf und ab gegangen, um frische Luft zu schöpfen; später habe er denselben nach Place de Bourgogne begleitet.

Raspail. Diese Aussage widerlegt den Zeugen Point, der mich am andern Ende, den Zug von Barbes nach dem Hotel-de-Ville anordnend, gesehen haben will.

Die Vernehmung der Schutzzeugen ist geschlossen.

Auf Verlangen Blanqui's wird noch ein Brief des Repräsentanten Xavier Durrien verlesen, wonach Durrien verlesen, wonach Durrieu selbst den Delegirten Einlaß in die Assemblée verschaffte.

Schluß der Sitzung 6 Uhr.

Großbritannien.
* London, 27. März.

In der gestrigen Sitzung beschäftigte sich das Unterhaus als Comite mit den letzten Klauseln der „Navigationsbill“, das Ministerium erklärt, daß die 3te Lesung erst nach Ostern beantragt werden wird. Den übrigen Theil der Sitzung füllte wieder einmal eine irische Debatte: 2te Lesung der Bill wegen einer Supplement-Armensteuer in Irland.

Im Oberhause noch langweiligere Debatte, die sich um einen Herrn Fairbanks und das von der Kolonialregierung Neuschottlands gegen denselben beobachtete Verfahren dreht. Wer die Langeweile in höchst eigner Person vor sich sehen will, trifft sie nirgends in solcher Vollkommenheit, als im britischen Parlament, das ihr von Jahr zu Jahr mehr huldigt.

Italien.
Der Inhalt dieses Artikels kann aus urheberrechtlichen Gründen nicht angezeigt werden.
* Turin, 23. März.

Der „Concordia“ wird von einem ihrer Korrespondenten Folgendes mitgetheilt: Der General Haynau (durch seinen Räuberzug nach Ferrara für immer gebrandmarkt) hat ganz kürzlich den von 3500 Seelen bewohnten Flecken Loreo an der Mündung der Etsch niederbrennen lassen, unter dem Vorwande, daß die Bewohner mit ihren Kähnen Deserteure nach Venedig befördern.

Dänemark.
Kopenhagen, 24. März, 3 Uhr Nachmittags.

Wir können Ihnen noch eiligst mittheilen, daß das Ministerium dem heutigen Reichstage mitgetheilt, es hätten sich die Unterhändler in London über die Friedensbasis im Wesentlichen dahin verständigt, daß Schleswig, mit Dänemark vereinigt, provinzielle Selbstständigkeit behalte, und daß die dänische Regierung daher auf ein Provisorium eingegangen, während welchem Schleswig durch eine vom König von Dänemark zu erwählende Regierung, von dänischen Truppen unterstützt, administiert werde, ‒ jedoch nur dann, wenn rücksichtlich dieses Provisoriums noch eine letzte Bedingung eingeräumt werde, (und diese soll, wie man sagt, sein, daß wir auch Rendsburg besetzen, denn darüber sprach sich das Ministerium nicht aus). Um darauf noch Antwort vor Beginn von Feindseligkeiten haben zu können, habe man sich verpflichtet, mit diesen nicht vor dem 3. April anzufangen, ohne jedoch an dieses Datum sich zu binden, wenn fremde Truppen früher in die Herzogthümer einrücken.

(B.-H.)
Rußland.
Von der russischen Gränze, 21. März.

Unter diesem Datum wird der „Ostsee-Zeitung “ geschrieben:

Die Peter-Pauls-Festung ist bekanntlich das Schatzhaus des Czarenreiches, in welchem die Gold- und Silbersäcke stehen, die dem Papiergelde, mit welchem das Land überschwemmt ist, als Sicherheit dienen. Von Zeit zu Zeit melden die Petersburger Zeitungen dem staunenden Volke von den neuen Millionen, welche in die Festung transportirt werden sollen; die letzte Ankündigung in der Art erfolgte im Herbste v. J., wo 4 1/2 Mill. Rubel in Silberbarren und Goldmünzen nach Peter-Paul gebracht wurden. Damals blieben in der kaiserlichen Kredit-Expedition nach über 5 Millionen baar zurück, seitdem sind aber an diese Behörde so bedeutende Ansprüche gemacht worden, daß kürzlich aus dem Gewölbe der Festung, ‒ zum zweiten Male seit dem Sommer v. J. ‒ und zwar 5 Millionen wieder entnommen wurden. Dadurch ist der vorhandene Baarschatz auf 102 1/2 Millionen gefallen. Mit diesem scheinbaren Reichthume Rußlands ist es inzwischen nicht weit her. Ein wohlunterrichteter Mann giebt uns darüber bemerkenswerthe Aufschlüsse. Als im Jahre 1847 Rußland so großmüthig dem Auslande seine edlen Metalle schickte, begann alsbald das Silber aus dem inländischen Verkehr zu schwinden. Im Falle eines Krieges würde die ganze ungeheure Papiercirculation sich zu den Metall-Kassen drängen und dann würde sich zeigen, daß Rußland für seine Schulden keine Bürgschaft besitzt. Die sibirischen Bergwerke geben bei gewissenloser Verwaltung einen sehr unbedeutenden Ertrag, und was den Reichsschatz in Peter-Paul anlangt, so glaubt in Rußland Niemand an dessen Existenz. Unser Gewährsmann sagt: Ich habe in Moskau und Petersburg mehre angesehene und keineswegs regierungsfeindliche Männer in Betreff jener mystischen Millionen gefragt; man gab mir zur Antwort: Papier möge wohl da sein, aber kein Geld. Als ich nun einwandte, daß ja bei den jährlichen Umzügen aus der Festung in die Münze und umgekehrt, Männer des Handelsstandes herbeigezogen worden wären, damit sie sich mit eigenen Augen von dem Vorhandensein des Geldes überzeugten, entgegnete man mir: „Ja, man hat uns einen oder zwei Säcke geöffnet, was aber in den übrigen war, wissen wir nicht.“

Amerika.
X New-York, 7. März.

Bekanntlich ist Lowell das amerikanische Manchester. Es besitzt 48 Fabriken ‒ Eigenthum von 12 Gesellschaften, deren Kapital nahe an 13 Millionen Dollars aerträgt. In diesen Fabriken sind 7644 männliche und 3649 weibliche ‒ im Ganzen 11,273 Arbeiter beschäftigt. Wöchentlich werden darin 1,732,827 Yards (englische Ellen) fabrizirt und zwar: 1 Mill. 704,996 Yards Kattun, 21,291 Yards Wollenzeuge, 6,500 Teppiche und 40 wollne Decken. An gedruckten Zeugen werden wöchentlich 380,000 Yards und an gefärbten 2 Mill. 15,000 Yards fertig gebracht.

Der Durchschnittliche Wochenverdienst für weibliche Arbeiter ist 2 Doll.; für männliche 4 Doll. 80 Cents.

Vor 19 Jahren zählte Lowell etwas über 3000 Einwohner, jetzt hat es deren 35,000.

Neueste Nachrichten.
Köln, 29. März.

Die Paulskirche hat die letzte Höhe ihrer Schellenglorie erreicht:

Die Potsdamer Majestät ist mit 290 Stimmen, wobei sich 248 der Abstimmung enthielten, wirklich zum Erbkaiser ausgeschrieen worden.

Unter denen, welche dafür stimmten, waren: der verhinderte Arndt aus Bonn, Becker aus Trier, Beckerath, Bresgen aus Uhrweiler, Bürgers von Köln, Cetto, Claussen, Dahlmann u. s. w. und ‒ ‒ Temme, der Zuchthaus-Gezogene!

* Mailand.
Der Inhalt dieses Artikels kann aus urheberrechtlichen Gründen nicht angezeigt werden.
* Ungarn.
Der Inhalt dieses Artikels kann aus urheberrechtlichen Gründen nicht angezeigt werden.
Redakteur en chef: Karl Marx.
Meteorologische Beobachtungen. [irrelevantes Material]
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          <p>Präsident. Sie, als Redakteur eines Journals, konnten die Geschichte ernsthaft nehmen?</p>
          <p>Zeuge. Verzeihung, Herr Präsident, es gab weder ein Büreau noch eine Versammlung mehr in dem Palais, und ich konnte sehr wohl an die Auflösung glauben. Ich habe indeß noch einige Worte hinzuzufügen. Am Abend des 15. Mai begab ich mich im Auftrag Ribeyrolles', des Redakteur en chef der Reforme, zu Caussidiere, um ihn nach der Veranlassung des Einfalls in die Assemblée zu befragen. Caussidierre antwortete: &#x201E;Diese Hunde von Royalisten machen es nie anders. Geh, frage Bertoglio; er wird es Dir sagen können.&#x201C;</p>
          <p>Zeuge Froussard, Repräsentant, ist nicht erschienen. Der Generalprokurator läßt einen Brief verlesen, worin derselbe erklärt, von dem Angeklagten Larger bei der Erstürmung lebhaft beschützt worden zu sein.</p>
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          <p>Zeuge Marcaire, 26 Jahre alt, hat am 15. Mai die Ordre, keinen Rappel zu schlagen; an die 4. Legion überbracht; die Ordre war von Buchez, dem Präsidenten der Nationalversammlung, unterzeichnet.</p>
          <p>Zeuge Viguy, Bildhauer und Aufseher bei der Nationalversammlung, erklärt, daß der General Courtais mehr Kraft als Alle, die sich thätiger Hülfe bei der Räumung des Saales rühmten, zum Schutz der Versammlung aufgeboten habe. Der Zeuge hat gesehen, wie dann der General Courtais auf das Brutalste von der Nationalgarde mißhandelt, sein Degen zerbrochen und seine Epauletten ihm abgerissen wurden.</p>
          <p>Eine Reihe anderer Entlastungszeugen sprechen sich in demselben Sinne über das unverdächtige und achtbare Benehmen Courtais aus.</p>
          <p>Zeuge Auguste Cremieux, 52 Jahre alt, Volksrepräsentant. Ich habe Sobrier drei- oder viermal zur Zeit, als ich Justizminister war, gesehen, und ich kann sagen, daß ich ihn stets als einen Mann von guter Gesinnung kannte. Am 15. Mai sah ich ihn auf der Tribüne; ich stieg hinter ihm hinauf und sagte: &#x201E;Wie ! das sind Sie? Was wollen Sie hier?&#x201C; Sobrier antwortete: &#x201E;Zum Teufel, ich will den Saal säubern!&#x201C; und in der That sah ich ihn gleich darauf das Volk in allen Theilen des Saales zum Rückzug auffordern. Am Abend ging ich in die Kaserne am Quai d'Orsay, ließ mehrere der Verhafteten in Freiheit setzen, und andere, die von der Exekutivkommission bezeichnet waren, in die Gefängnisse bringen.</p>
          <p>Präsident. Sie haben es also nicht für thunlich gefunden, Sobrier in Freiheit zu setzen?</p>
          <p>Zeuge. Herr Arago hatte vor mir Befehl gegeben, ihn in Haft zu behalten, und ich konnte nicht wissen, was vielleicht gegen ihn vorlag.</p>
          <p>Zeuge Lascols, 55 Jahre alt, Kaufmann, sagt aus, daß Quentin nicht ausnahmsweise am 15. Mai, sondern regelmäßig, Tag für Tag, Pistolen bei sich getragen.</p>
          <p>Zeuge Desportes, 50 Jahre alt, Huissier der Nationalversammlung, hat Quentin an der Tribüne gesehen. Auf seine Frage: was er da mache, habe Quentin geantwortet: &#x201E;Sie sehen es ja!&#x201C; Und zu gleicher Zeit habe er mehrere der Eingedrungenen von der Tribüne zu gehen geheißen und das Volk zur Räumung des Saales aufgefordert. Der Zeuge hat nicht gesehen, daß Quentin den Präsidenten bedroht oder kleine Zettel vom Büreau weggenommen hat.</p>
          <p>Zeuge Baudry, Proprietaire, hat gesehen, daß der General Courtais das Volk nach allen Kräften zum Rückzug aufforderte, und nur einem Blousenmann, der verwundet vor ihm niederfiel, die Hand zum Aufstehen reichte.</p>
          <p>Zeuge Fountaine, 26 Jahre alt, Privatmann, erklärt, daß er Raspail, der sich sehr unwohl befunden, in einem Garten an der Seite der Assemblée getroffen habe. Der Zeuge habe sich entfernt, und als er zurückgekommen, sei Raspail noch immer auf und ab gegangen, um frische Luft zu schöpfen; später habe er denselben nach Place de Bourgogne begleitet.</p>
          <p>Raspail. Diese Aussage widerlegt den Zeugen Point, der mich am andern Ende, den Zug von Barbes nach dem Hotel-de-Ville anordnend, gesehen haben will.</p>
          <p>Die Vernehmung der Schutzzeugen ist geschlossen.</p>
          <p>Auf Verlangen Blanqui's wird noch ein Brief des Repräsentanten Xavier Durrien verlesen, wonach Durrien verlesen, wonach Durrieu selbst den Delegirten Einlaß in die Assemblée verschaffte.</p>
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          <p>Unter diesem Datum wird der &#x201E;Ostsee-Zeitung &#x201C; geschrieben:</p>
          <p>Die Peter-Pauls-Festung ist bekanntlich das Schatzhaus des Czarenreiches, in welchem die Gold- und Silbersäcke stehen, die dem Papiergelde, mit welchem das Land überschwemmt ist, als Sicherheit dienen. Von Zeit zu Zeit melden die Petersburger Zeitungen dem staunenden Volke von den neuen Millionen, welche in die Festung transportirt werden sollen; die letzte Ankündigung in der Art erfolgte im Herbste v. J., wo 4 1/2 Mill. Rubel in Silberbarren und Goldmünzen nach Peter-Paul gebracht wurden. Damals blieben in der kaiserlichen Kredit-Expedition nach über 5 Millionen baar zurück, seitdem sind aber an diese Behörde so bedeutende Ansprüche gemacht worden, daß kürzlich aus dem Gewölbe der Festung, &#x2012; zum zweiten Male seit dem Sommer v. J. &#x2012; und zwar 5 Millionen wieder entnommen wurden. Dadurch ist der vorhandene Baarschatz auf 102 1/2 Millionen gefallen. Mit diesem scheinbaren Reichthume Rußlands ist es inzwischen nicht weit her. Ein wohlunterrichteter Mann giebt uns darüber bemerkenswerthe Aufschlüsse. Als im Jahre 1847 Rußland so großmüthig dem Auslande seine edlen Metalle schickte, begann alsbald das Silber aus dem inländischen Verkehr zu schwinden. Im Falle eines Krieges würde die ganze ungeheure Papiercirculation sich zu den Metall-Kassen drängen und dann würde sich zeigen, daß Rußland für seine Schulden keine Bürgschaft besitzt. Die sibirischen Bergwerke geben bei gewissenloser Verwaltung einen sehr unbedeutenden Ertrag, und was den Reichsschatz in Peter-Paul anlangt, so glaubt in Rußland Niemand an dessen Existenz. Unser Gewährsmann sagt: Ich habe in Moskau und Petersburg mehre angesehene und keineswegs regierungsfeindliche Männer in Betreff jener mystischen Millionen gefragt; man gab mir zur Antwort: Papier möge wohl da sein, aber kein Geld. Als ich nun einwandte, daß ja bei den jährlichen Umzügen aus der Festung in die Münze und umgekehrt, Männer des Handelsstandes herbeigezogen worden wären, damit sie sich mit eigenen Augen von dem Vorhandensein des Geldes überzeugten, entgegnete man mir: &#x201E;Ja, man hat uns einen oder zwei Säcke geöffnet, was aber in den übrigen war, wissen wir nicht.&#x201C;</p>
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        <head>Amerika.</head>
        <div xml:id="ar259b_007" type="jArticle">
          <head><bibl><author>X</author></bibl>New-York, 7. März.</head>
          <p>Bekanntlich ist <hi rendition="#g">Lowell</hi> das amerikanische Manchester. Es besitzt 48 Fabriken &#x2012; Eigenthum von 12 Gesellschaften, deren Kapital nahe an 13 Millionen Dollars aerträgt. In diesen Fabriken sind 7644 männliche und 3649 weibliche &#x2012; im Ganzen 11,273 Arbeiter beschäftigt. Wöchentlich werden darin 1,732,827 Yards (englische Ellen) fabrizirt und zwar: 1 Mill. 704,996 Yards Kattun, 21,291 Yards Wollenzeuge, 6,500 Teppiche und 40 wollne Decken. An gedruckten Zeugen werden wöchentlich 380,000 Yards und an gefärbten 2 Mill. 15,000 Yards fertig gebracht.</p>
          <p>Der Durchschnittliche Wochenverdienst für weibliche Arbeiter ist 2 Doll.; für männliche 4 Doll. 80 Cents.</p>
          <p>Vor 19 Jahren zählte Lowell etwas über 3000 Einwohner, jetzt hat es deren 35,000.</p>
        </div>
      </div>
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        <head>Neueste Nachrichten.</head>
        <div xml:id="ar259b_008" type="jArticle">
          <head>Köln, 29. März.</head>
          <p>Die Paulskirche hat die letzte Höhe ihrer Schellenglorie erreicht:</p>
          <p>Die Potsdamer Majestät ist mit 290 Stimmen, wobei sich 248 der Abstimmung enthielten, wirklich zum Erbkaiser ausgeschrieen worden.</p>
          <p>Unter denen, welche dafür stimmten, waren: der verhinderte Arndt aus Bonn, Becker aus Trier, Beckerath, <hi rendition="#g">Bresgen aus Uhrweiler,</hi> Bürgers von Köln, Cetto, Claussen, Dahlmann u. s. w. und &#x2012; &#x2012; <hi rendition="#g">Temme</hi>, der Zuchthaus-Gezogene!</p>
        </div>
        <div xml:id="ar259b_009_c" type="jArticle">
          <note type="editorial">Edition: <bibl>Friedrich Engels: Neueste Nachrichten aus Italien, vorgesehen für: MEGA<hi rendition="#sup">2</hi>, I/9.         </bibl>                </note>
          <head><bibl><author>*</author></bibl>Mailand.</head>
          <gap reason="copyright"/>
        </div>
        <div xml:id="ar259b_010_c" type="jArticle">
          <note type="editorial">Edition: <bibl>Friedrich Engels: Neueste Nachrichten aus Ungarn, vorgesehen für: MEGA<hi rendition="#sup">2</hi>, I/9.         </bibl>                </note>
          <head><bibl><author>*</author></bibl>Ungarn.</head>
          <gap reason="copyright"/>
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        <bibl>Redakteur en chef: <editor>Karl Marx.</editor>             </bibl>
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        <head>Meteorologische Beobachtungen.</head>
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[1459/0001] Beilage zu Nr. 259 der Neuen Rheinischen Zeitung. Organ der Demokratie. Freitag, 30. März 1849. [Französische Republik] Präsident. Sie, als Redakteur eines Journals, konnten die Geschichte ernsthaft nehmen? Zeuge. Verzeihung, Herr Präsident, es gab weder ein Büreau noch eine Versammlung mehr in dem Palais, und ich konnte sehr wohl an die Auflösung glauben. Ich habe indeß noch einige Worte hinzuzufügen. Am Abend des 15. Mai begab ich mich im Auftrag Ribeyrolles', des Redakteur en chef der Reforme, zu Caussidiere, um ihn nach der Veranlassung des Einfalls in die Assemblée zu befragen. Caussidierre antwortete: „Diese Hunde von Royalisten machen es nie anders. Geh, frage Bertoglio; er wird es Dir sagen können.“ Zeuge Froussard, Repräsentant, ist nicht erschienen. Der Generalprokurator läßt einen Brief verlesen, worin derselbe erklärt, von dem Angeklagten Larger bei der Erstürmung lebhaft beschützt worden zu sein. Zeuge Lyonnet, Kapitän im Generalstab, war am 15. Mai an der Versammlung und hat gesehen, wie der General Courtais nach besten Kräften den Andrang des Volks abzuwehren suchte. Zeuge Marcaire, 26 Jahre alt, hat am 15. Mai die Ordre, keinen Rappel zu schlagen; an die 4. Legion überbracht; die Ordre war von Buchez, dem Präsidenten der Nationalversammlung, unterzeichnet. Zeuge Viguy, Bildhauer und Aufseher bei der Nationalversammlung, erklärt, daß der General Courtais mehr Kraft als Alle, die sich thätiger Hülfe bei der Räumung des Saales rühmten, zum Schutz der Versammlung aufgeboten habe. Der Zeuge hat gesehen, wie dann der General Courtais auf das Brutalste von der Nationalgarde mißhandelt, sein Degen zerbrochen und seine Epauletten ihm abgerissen wurden. Eine Reihe anderer Entlastungszeugen sprechen sich in demselben Sinne über das unverdächtige und achtbare Benehmen Courtais aus. Zeuge Auguste Cremieux, 52 Jahre alt, Volksrepräsentant. Ich habe Sobrier drei- oder viermal zur Zeit, als ich Justizminister war, gesehen, und ich kann sagen, daß ich ihn stets als einen Mann von guter Gesinnung kannte. Am 15. Mai sah ich ihn auf der Tribüne; ich stieg hinter ihm hinauf und sagte: „Wie ! das sind Sie? Was wollen Sie hier?“ Sobrier antwortete: „Zum Teufel, ich will den Saal säubern!“ und in der That sah ich ihn gleich darauf das Volk in allen Theilen des Saales zum Rückzug auffordern. Am Abend ging ich in die Kaserne am Quai d'Orsay, ließ mehrere der Verhafteten in Freiheit setzen, und andere, die von der Exekutivkommission bezeichnet waren, in die Gefängnisse bringen. Präsident. Sie haben es also nicht für thunlich gefunden, Sobrier in Freiheit zu setzen? Zeuge. Herr Arago hatte vor mir Befehl gegeben, ihn in Haft zu behalten, und ich konnte nicht wissen, was vielleicht gegen ihn vorlag. Zeuge Lascols, 55 Jahre alt, Kaufmann, sagt aus, daß Quentin nicht ausnahmsweise am 15. Mai, sondern regelmäßig, Tag für Tag, Pistolen bei sich getragen. Zeuge Desportes, 50 Jahre alt, Huissier der Nationalversammlung, hat Quentin an der Tribüne gesehen. Auf seine Frage: was er da mache, habe Quentin geantwortet: „Sie sehen es ja!“ Und zu gleicher Zeit habe er mehrere der Eingedrungenen von der Tribüne zu gehen geheißen und das Volk zur Räumung des Saales aufgefordert. Der Zeuge hat nicht gesehen, daß Quentin den Präsidenten bedroht oder kleine Zettel vom Büreau weggenommen hat. Zeuge Baudry, Proprietaire, hat gesehen, daß der General Courtais das Volk nach allen Kräften zum Rückzug aufforderte, und nur einem Blousenmann, der verwundet vor ihm niederfiel, die Hand zum Aufstehen reichte. Zeuge Fountaine, 26 Jahre alt, Privatmann, erklärt, daß er Raspail, der sich sehr unwohl befunden, in einem Garten an der Seite der Assemblée getroffen habe. Der Zeuge habe sich entfernt, und als er zurückgekommen, sei Raspail noch immer auf und ab gegangen, um frische Luft zu schöpfen; später habe er denselben nach Place de Bourgogne begleitet. Raspail. Diese Aussage widerlegt den Zeugen Point, der mich am andern Ende, den Zug von Barbes nach dem Hotel-de-Ville anordnend, gesehen haben will. Die Vernehmung der Schutzzeugen ist geschlossen. Auf Verlangen Blanqui's wird noch ein Brief des Repräsentanten Xavier Durrien verlesen, wonach Durrien verlesen, wonach Durrieu selbst den Delegirten Einlaß in die Assemblée verschaffte. Schluß der Sitzung 6 Uhr. Großbritannien. * London, 27. März. In der gestrigen Sitzung beschäftigte sich das Unterhaus als Comite mit den letzten Klauseln der „Navigationsbill“, das Ministerium erklärt, daß die 3te Lesung erst nach Ostern beantragt werden wird. Den übrigen Theil der Sitzung füllte wieder einmal eine irische Debatte: 2te Lesung der Bill wegen einer Supplement-Armensteuer in Irland. Im Oberhause noch langweiligere Debatte, die sich um einen Herrn Fairbanks und das von der Kolonialregierung Neuschottlands gegen denselben beobachtete Verfahren dreht. Wer die Langeweile in höchst eigner Person vor sich sehen will, trifft sie nirgends in solcher Vollkommenheit, als im britischen Parlament, das ihr von Jahr zu Jahr mehr huldigt. Italien. _ * Turin, 23. März. Der „Concordia“ wird von einem ihrer Korrespondenten Folgendes mitgetheilt: Der General Haynau (durch seinen Räuberzug nach Ferrara für immer gebrandmarkt) hat ganz kürzlich den von 3500 Seelen bewohnten Flecken Loreo an der Mündung der Etsch niederbrennen lassen, unter dem Vorwande, daß die Bewohner mit ihren Kähnen Deserteure nach Venedig befördern. Dänemark. Kopenhagen, 24. März, 3 Uhr Nachmittags. Wir können Ihnen noch eiligst mittheilen, daß das Ministerium dem heutigen Reichstage mitgetheilt, es hätten sich die Unterhändler in London über die Friedensbasis im Wesentlichen dahin verständigt, daß Schleswig, mit Dänemark vereinigt, provinzielle Selbstständigkeit behalte, und daß die dänische Regierung daher auf ein Provisorium eingegangen, während welchem Schleswig durch eine vom König von Dänemark zu erwählende Regierung, von dänischen Truppen unterstützt, administiert werde, ‒ jedoch nur dann, wenn rücksichtlich dieses Provisoriums noch eine letzte Bedingung eingeräumt werde, (und diese soll, wie man sagt, sein, daß wir auch Rendsburg besetzen, denn darüber sprach sich das Ministerium nicht aus). Um darauf noch Antwort vor Beginn von Feindseligkeiten haben zu können, habe man sich verpflichtet, mit diesen nicht vor dem 3. April anzufangen, ohne jedoch an dieses Datum sich zu binden, wenn fremde Truppen früher in die Herzogthümer einrücken. (B.-H.) Rußland. Von der russischen Gränze, 21. März. Unter diesem Datum wird der „Ostsee-Zeitung “ geschrieben: Die Peter-Pauls-Festung ist bekanntlich das Schatzhaus des Czarenreiches, in welchem die Gold- und Silbersäcke stehen, die dem Papiergelde, mit welchem das Land überschwemmt ist, als Sicherheit dienen. Von Zeit zu Zeit melden die Petersburger Zeitungen dem staunenden Volke von den neuen Millionen, welche in die Festung transportirt werden sollen; die letzte Ankündigung in der Art erfolgte im Herbste v. J., wo 4 1/2 Mill. Rubel in Silberbarren und Goldmünzen nach Peter-Paul gebracht wurden. Damals blieben in der kaiserlichen Kredit-Expedition nach über 5 Millionen baar zurück, seitdem sind aber an diese Behörde so bedeutende Ansprüche gemacht worden, daß kürzlich aus dem Gewölbe der Festung, ‒ zum zweiten Male seit dem Sommer v. J. ‒ und zwar 5 Millionen wieder entnommen wurden. Dadurch ist der vorhandene Baarschatz auf 102 1/2 Millionen gefallen. Mit diesem scheinbaren Reichthume Rußlands ist es inzwischen nicht weit her. Ein wohlunterrichteter Mann giebt uns darüber bemerkenswerthe Aufschlüsse. Als im Jahre 1847 Rußland so großmüthig dem Auslande seine edlen Metalle schickte, begann alsbald das Silber aus dem inländischen Verkehr zu schwinden. Im Falle eines Krieges würde die ganze ungeheure Papiercirculation sich zu den Metall-Kassen drängen und dann würde sich zeigen, daß Rußland für seine Schulden keine Bürgschaft besitzt. Die sibirischen Bergwerke geben bei gewissenloser Verwaltung einen sehr unbedeutenden Ertrag, und was den Reichsschatz in Peter-Paul anlangt, so glaubt in Rußland Niemand an dessen Existenz. Unser Gewährsmann sagt: Ich habe in Moskau und Petersburg mehre angesehene und keineswegs regierungsfeindliche Männer in Betreff jener mystischen Millionen gefragt; man gab mir zur Antwort: Papier möge wohl da sein, aber kein Geld. Als ich nun einwandte, daß ja bei den jährlichen Umzügen aus der Festung in die Münze und umgekehrt, Männer des Handelsstandes herbeigezogen worden wären, damit sie sich mit eigenen Augen von dem Vorhandensein des Geldes überzeugten, entgegnete man mir: „Ja, man hat uns einen oder zwei Säcke geöffnet, was aber in den übrigen war, wissen wir nicht.“ Amerika. X New-York, 7. März. Bekanntlich ist Lowell das amerikanische Manchester. Es besitzt 48 Fabriken ‒ Eigenthum von 12 Gesellschaften, deren Kapital nahe an 13 Millionen Dollars aerträgt. In diesen Fabriken sind 7644 männliche und 3649 weibliche ‒ im Ganzen 11,273 Arbeiter beschäftigt. Wöchentlich werden darin 1,732,827 Yards (englische Ellen) fabrizirt und zwar: 1 Mill. 704,996 Yards Kattun, 21,291 Yards Wollenzeuge, 6,500 Teppiche und 40 wollne Decken. An gedruckten Zeugen werden wöchentlich 380,000 Yards und an gefärbten 2 Mill. 15,000 Yards fertig gebracht. Der Durchschnittliche Wochenverdienst für weibliche Arbeiter ist 2 Doll.; für männliche 4 Doll. 80 Cents. Vor 19 Jahren zählte Lowell etwas über 3000 Einwohner, jetzt hat es deren 35,000. Neueste Nachrichten. Köln, 29. März. Die Paulskirche hat die letzte Höhe ihrer Schellenglorie erreicht: Die Potsdamer Majestät ist mit 290 Stimmen, wobei sich 248 der Abstimmung enthielten, wirklich zum Erbkaiser ausgeschrieen worden. Unter denen, welche dafür stimmten, waren: der verhinderte Arndt aus Bonn, Becker aus Trier, Beckerath, Bresgen aus Uhrweiler, Bürgers von Köln, Cetto, Claussen, Dahlmann u. s. w. und ‒ ‒ Temme, der Zuchthaus-Gezogene! * Mailand. _ * Ungarn. _ Redakteur en chef: Karl Marx. Meteorologische Beobachtungen. _

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Kommentar zur DTA-Ausgabe

Dieses Werk wurde im Rahmen des Moduls DTA-Erweiterungen (DTAE) digitalisiert. Weitere Informationen …

Marx-Engels-Gesamtausgabe: Bereitstellung der Texttranskription. (2017-03-20T13:08:10Z) Bitte beachten Sie, dass die aktuelle Transkription (und Textauszeichnung) mittlerweile nicht mehr dem Stand zum Zeitpunkt der Übernahme des Werkes in das DTA entsprechen muss.
Jürgen Herres: Konvertierung TUSTEP nach XML (2017-03-20T13:08:10Z)
Maria Ermakova, Benjamin Fiechter, Susanne Haaf, Frank Wiegand: Konvertierung XML nach DTA-Basisformat (2017-03-20T13:08:10Z)

Weitere Informationen:

Die angegebenen Seitenzahlen beziehen sich auf die Ausgabe: Neue Rheinische Zeitung. Organ der Demokratie. Bd. 2 (Nummer 184 bis Nummer 301) Köln, 1. Januar 1849 bis 19. Mai 1849. Glashütten im Taunus, Verlag Detlev Auvermann KG 1973.




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Zitationshilfe: Neue Rheinische Zeitung. Nr. 259. Köln, 30. März 1849. Beilage, S. 1459. In: Deutsches Textarchiv <https://www.deutschestextarchiv.de/nn_nrhz259b_1849/1>, abgerufen am 29.03.2024.