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Sanders, Daniel: Brief an Joachim Meyer. Altstrelitz, 4. Juni 1859.

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Namen ohne Indiskretion bei der Besprechung erwähnen? Umgehende
Beantwortung dieser Frage wäre mit - weil ich in den nächsten Wochen
schon die Korrektur des Buchstaben "F[.]" beginne - doppelt erwünscht.

Über die Stelle im Fiesco: "Mein Genie geilte frühzei-
tig über jedes Gehege"
erwarte ich Ihre fernere Mittheilung
zur Begründung der allerdings leichtern Lesart "eilte", doch
erlauben Sie mir wohl beizuschbringen, was sich für "geilte" sa-
gen lässt, das ich - wenn "eilte" nicht auf einer handschriftlichen pp.
Auktorität, sondern auf bloßer Konjunktur beruht, so leichten
Kaufes nicht aufgeben möchte. Ich setze deshalb aus dem Manuscript
meines Wörterbuchs Folgendes her:

"Geilen: I, intransitiv (haben): a, wählig springen pp.: Ist hier nicht Ei-
ner, reich an Herden, welchem geilt - der wohlgenährte Hengst auf
fetten Masten? Rückert Mak. I,57; Schiller 150a [das ist die zu bespre-
chende Stelle]; Keisersberg Post. 42;221b (nach Frisch) ........ d, gierig
nach Etwas trachten: Arbeitslieb' in flinke Hand - geilte wie nach
Stutzertand. Blumauer I, 101 pp."
Ich glaube, daß sich darauf "geilte" wohl vertheidigen
lässt und daß es gegen "eilte" - wenn dies bloße Konjunktur
ist (worüber ich Ihre Mittheilung erwarte) - im Text bleiben muß.

Diese Besprechung hat mich auf mein Wörterbuch ge-
führt und hier fühle ich mich gedrungen, Ihnen meine leb-
haftesten Dank für die Freundlichkeit auszusprechen, womit
Sie sSich meiner Anzeige derselben in der Augsburger Allgemeinen

Namen ohne Indiskretion bei der Besprechung erwähnen? Umgehende
Beantwortung dieser Frage wäre mit – weil ich in den nächsten Wochen
schon die Korrektur des Buchstaben „F[.]“ begiñe – doppelt erwünscht.

Über die Stelle im Fiesco: „Mein Genie geilte frühzei-
tig über jedes Gehege“
erwarte ich Ihre fernere Mittheilung
zur Begründung der allerdings leichtern Lesart „eilte“, doch
erlauben Sie mir wohl beizuschbringen, was sich für „geilte“ sa-
gen lässt, das ich – weñ „eilte“ nicht auf einer handschriftlichen pp.
Auktorität, sondern auf bloßer Konjunktur beruht, so leichten
Kaufes nicht aufgeben möchte. Ich setze deshalb aus dem Manuscript
meines Wörterbuchs Folgendes her:

„Geilen: I, intransitiv (haben): a, wählig springen pp.: Ist hier nicht Ei-
ner, reich an Herden, welchem geilt – der wohlgenährte Hengst auf
fetten Masten? Rückert Mak. I,57; Schiller 150a [das ist die zu bespre-
chende Stelle]; Keisersberg Post. 42;221b (nach Frisch) …….. d, gierig
nach Etwas trachten: Arbeitslieb’ in flinke Hand – geilte wie nach
Stutzertand. Blumauer I, 101 pp.
Ich glaube, daß sich darauf „geilte“ wohl vertheidigen
lässt und daß es gegen „eilte“ – weñ dies bloße Konjunktur
ist (worüber ich Ihre Mittheilung erwarte) – im Text bleiben muß.

Diese Besprechung hat mich auf mein Wörterbuch ge-
führt und hier fühle ich mich gedrungen, Ihnen meine leb-
haftesten Dank für die Freundlichkeit auszusprechen, womit
Sie sSich meiner Anzeige derselben in der Augsburger Allgemeinen

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Zitationshilfe: Sanders, Daniel: Brief an Joachim Meyer. Altstrelitz, 4. Juni 1859, S. [1v]. In: Deutsches Textarchiv <https://www.deutschestextarchiv.de/sanders_meyer2_1859/2>, abgerufen am 29.03.2024.