der ganzen ehrenwerthen Versammlung. Sie schwiegen. Als wär's eine electrische Berührung, die Alle in einem Moment umgewandelt hatte! Ein Dritter würde es ein Gefühl der Geschlagenheit genannt haben. Sie wußten nicht, was sie zu thun hatten. Bovillard war wie ein Geist aus der Mauer in ihre Mitte gedrungen; ein Züscheln oder selbst nur ein Verständigen durch Blicke war nicht mehr thun¬ lich. Indessen nahm der Wachthabende das Wort:
"Sie kommen in welcher Absicht?"
"Ihren Schutz und Beistand anzusprechen."
Die Sache war auf's Neue vollständig verrückt.
"Werden Sie von der Populace verfolgt?"
"Die Populace kümmert mich nicht."
"Oder wollen Sie sich freiwillig in Arrest über¬ liefern, weil Sie --"
Der Officier hielt inne. --
"Nichts weniger als das."
"So muß ich den Herrn auffordern, sich deut¬ licher zu expliciren."
"Mit dem größten Vergnügen."
Der Wachthabende hatte, um seine Autorität aufrecht zu erhalten, sich auf den Schemel nieder gelassen, was der Arrestat und der Rittmeister schon vor ihm gethan. Auch der Cornet schien Willens, dem Beispiel zu folgen, als Bovillard mit einer raschen Schwenkung den vierten und letzen Schemel vor dem Wachthabenden niedersetzte, und sich selbst darauf:
der ganzen ehrenwerthen Verſammlung. Sie ſchwiegen. Als wär's eine electriſche Berührung, die Alle in einem Moment umgewandelt hatte! Ein Dritter würde es ein Gefühl der Geſchlagenheit genannt haben. Sie wußten nicht, was ſie zu thun hatten. Bovillard war wie ein Geiſt aus der Mauer in ihre Mitte gedrungen; ein Züſcheln oder ſelbſt nur ein Verſtändigen durch Blicke war nicht mehr thun¬ lich. Indeſſen nahm der Wachthabende das Wort:
„Sie kommen in welcher Abſicht?“
„Ihren Schutz und Beiſtand anzuſprechen.“
Die Sache war auf's Neue vollſtändig verrückt.
„Werden Sie von der Populace verfolgt?“
„Die Populace kümmert mich nicht.“
„Oder wollen Sie ſich freiwillig in Arreſt über¬ liefern, weil Sie —“
Der Officier hielt inne. —
„Nichts weniger als das.“
„So muß ich den Herrn auffordern, ſich deut¬ licher zu expliciren.“
„Mit dem größten Vergnügen.“
Der Wachthabende hatte, um ſeine Autorität aufrecht zu erhalten, ſich auf den Schemel nieder gelaſſen, was der Arreſtat und der Rittmeiſter ſchon vor ihm gethan. Auch der Cornet ſchien Willens, dem Beiſpiel zu folgen, als Bovillard mit einer raſchen Schwenkung den vierten und letzen Schemel vor dem Wachthabenden niederſetzte, und ſich ſelbſt darauf:
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[205/0215]
der ganzen ehrenwerthen Verſammlung. Sie ſchwiegen.
Als wär's eine electriſche Berührung, die Alle in
einem Moment umgewandelt hatte! Ein Dritter
würde es ein Gefühl der Geſchlagenheit genannt
haben. Sie wußten nicht, was ſie zu thun hatten.
Bovillard war wie ein Geiſt aus der Mauer in
ihre Mitte gedrungen; ein Züſcheln oder ſelbſt nur
ein Verſtändigen durch Blicke war nicht mehr thun¬
lich. Indeſſen nahm der Wachthabende das Wort:
„Sie kommen in welcher Abſicht?“
„Ihren Schutz und Beiſtand anzuſprechen.“
Die Sache war auf's Neue vollſtändig verrückt.
„Werden Sie von der Populace verfolgt?“
„Die Populace kümmert mich nicht.“
„Oder wollen Sie ſich freiwillig in Arreſt über¬
liefern, weil Sie —“
Der Officier hielt inne. —
„Nichts weniger als das.“
„So muß ich den Herrn auffordern, ſich deut¬
licher zu expliciren.“
„Mit dem größten Vergnügen.“
Der Wachthabende hatte, um ſeine Autorität
aufrecht zu erhalten, ſich auf den Schemel nieder
gelaſſen, was der Arreſtat und der Rittmeiſter ſchon
vor ihm gethan. Auch der Cornet ſchien Willens,
dem Beiſpiel zu folgen, als Bovillard mit einer
raſchen Schwenkung den vierten und letzen Schemel
vor dem Wachthabenden niederſetzte, und ſich ſelbſt
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Alexis, Willibald: Ruhe ist die erste Bürgerpflicht oder Vor fünfzig Jahren. Bd. 2. Berlin, 1852, S. 205. In: Deutsches Textarchiv <https://www.deutschestextarchiv.de/alexis_ruhe02_1852/215>, abgerufen am 16.06.2024.
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