Aston, Louise: Aus dem Leben einer Frau. Hamburg, 1847.Oburn hatte beide aufmerksam beobachtet; eine Ahnung durchzuckte sein mißtrauisches Gemüth, als ob nicht das schöne Bild, sondern das Original der Gegenstand sei, der Beiden ein so lebhaftes Interesse einflöße; doch wußte er sich zu beherrschen, und frug unbefangen: "Kennen Sie, mein Prinz vielleicht meine Frau?" "Ich war vergangenen Sommer so glücklich, in Carlsbad eine Dame flüchtig zu sehen, der das Bild sprechend gleicht. Wo die Schönheit so überraschend ist, prägen sich alle Züge tief ein. Deßhalb mag es Sie nicht befremden, wenn ich dies Portrait mit Bewunderung betrachte. Ist diese Dame wirklich ihre Gattinn, so sind Sie der beneidenswertheste Mann, den ich kenne." Wie eine herbe Pille, schluckte der Ehemann diese Schmeichelei herunter: "Ja wohl, bin ich das und ich bedaure nur, daß meine Frau durch Krankheit verhindert ist, die Wirthinn meines hohen Gastes zu sein!" Alle drei Personen waren in eine Stimmung versetzt, welche den materiellen Genuß eines feinen Frühstücks verschmähen mußte. Die auserlesensten Leckereien Oburn hatte beide aufmerksam beobachtet; eine Ahnung durchzuckte sein mißtrauisches Gemüth, als ob nicht das schöne Bild, sondern das Original der Gegenstand sei, der Beiden ein so lebhaftes Interesse einflöße; doch wußte er sich zu beherrschen, und frug unbefangen: „Kennen Sie, mein Prinz vielleicht meine Frau?“ „Ich war vergangenen Sommer so glücklich, in Carlsbad eine Dame flüchtig zu sehen, der das Bild sprechend gleicht. Wo die Schönheit so überraschend ist, prägen sich alle Züge tief ein. Deßhalb mag es Sie nicht befremden, wenn ich dies Portrait mit Bewunderung betrachte. Ist diese Dame wirklich ihre Gattinn, so sind Sie der beneidenswertheste Mann, den ich kenne.“ Wie eine herbe Pille, schluckte der Ehemann diese Schmeichelei herunter: „Ja wohl, bin ich das und ich bedaure nur, daß meine Frau durch Krankheit verhindert ist, die Wirthinn meines hohen Gastes zu sein!“ Alle drei Personen waren in eine Stimmung versetzt, welche den materiellen Genuß eines feinen Frühstücks verschmähen mußte. Die auserlesensten Leckereien <TEI> <text> <body> <div n="1"> <p><pb facs="#f0154" n="142"/> Oburn hatte beide aufmerksam beobachtet; eine Ahnung durchzuckte sein mißtrauisches Gemüth, als ob nicht das schöne Bild, sondern das Original der Gegenstand sei, der Beiden ein so lebhaftes Interesse einflöße; doch wußte er sich zu beherrschen, und frug unbefangen: „Kennen Sie, mein Prinz vielleicht meine Frau?“</p> <p> „Ich war vergangenen Sommer so glücklich, in Carlsbad eine Dame flüchtig zu sehen, der das Bild sprechend gleicht. Wo die Schönheit so überraschend ist, prägen sich alle Züge tief ein. Deßhalb mag es Sie nicht befremden, wenn ich dies Portrait mit Bewunderung betrachte. Ist diese Dame wirklich ihre Gattinn, so sind Sie der beneidenswertheste Mann, den ich kenne.“ Wie eine herbe Pille, schluckte der Ehemann diese Schmeichelei herunter: „Ja wohl, bin ich das und ich bedaure nur, daß meine Frau durch Krankheit verhindert ist, die Wirthinn meines hohen Gastes zu sein!“</p> <p> Alle drei Personen waren in eine Stimmung versetzt, welche den materiellen Genuß eines feinen Frühstücks verschmähen mußte. Die auserlesensten Leckereien </p> </div> </body> </text> </TEI> [142/0154]
Oburn hatte beide aufmerksam beobachtet; eine Ahnung durchzuckte sein mißtrauisches Gemüth, als ob nicht das schöne Bild, sondern das Original der Gegenstand sei, der Beiden ein so lebhaftes Interesse einflöße; doch wußte er sich zu beherrschen, und frug unbefangen: „Kennen Sie, mein Prinz vielleicht meine Frau?“
„Ich war vergangenen Sommer so glücklich, in Carlsbad eine Dame flüchtig zu sehen, der das Bild sprechend gleicht. Wo die Schönheit so überraschend ist, prägen sich alle Züge tief ein. Deßhalb mag es Sie nicht befremden, wenn ich dies Portrait mit Bewunderung betrachte. Ist diese Dame wirklich ihre Gattinn, so sind Sie der beneidenswertheste Mann, den ich kenne.“ Wie eine herbe Pille, schluckte der Ehemann diese Schmeichelei herunter: „Ja wohl, bin ich das und ich bedaure nur, daß meine Frau durch Krankheit verhindert ist, die Wirthinn meines hohen Gastes zu sein!“
Alle drei Personen waren in eine Stimmung versetzt, welche den materiellen Genuß eines feinen Frühstücks verschmähen mußte. Die auserlesensten Leckereien
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Zitationshilfe: | Aston, Louise: Aus dem Leben einer Frau. Hamburg, 1847, S. 142. In: Deutsches Textarchiv <https://www.deutschestextarchiv.de/aston_leben_1847/154>, abgerufen am 18.06.2024. |