Allgemeine Zeitung. Nr. 33. Augsburg, 2. Februar 1840.
Niederlande. Aus dem Haag, 22 Jan. Der König hat den Professor Thorbecke, welcher die bekannte Schrift für die Verfassungsreform herausgegeben, zum Rector der Universität Leyden für das Jahr 1840 ernannt. Das Amsterdam'sche Handelsblad meldet unterm 22 Jan. über die Verhandlungen der zweiten Kammer Folgendes aus dem Haag: "Täglich versammeln sich die Abtheilungen der zweiten Kammer, um über die Revision des Grundgesetzes zu berathschlagen. Anfangs haben sie die von der Regierung vorgeschlagenen Gesetzesentwürfe untersucht, haben aber, wie man vernimmt, davon Anlaß genommen, alle Artikel des noch bestehenden Grundgesetzes durchzugehen, und die Verbesserungen anzugeben, welche dieselben nach dem Urtheil der Abtheilungen bedürfen. Diese wichtige Arbeit fordert natürlich viel Zeit, sobald dieselbe aber beendigt ist, soll die Centralabtheilung eine Zusammenkunft halten, um die Verhandlungen der einzelnen Abtheilungen so viel möglich in ein Ganzes zusammen zu fassen, um sie so an die Regierung bringen zu können. Heute Mittag ist an die Mitglieder der Bericht über die Verhandlungen der Abtheilungen hinsichtlich des bekannten Vorschlags der fünf Mitglieder über die Art und Weise, wie die Veränderungen im Grundgesetz bewerkstelligt werden sollen, vertheilt worden. Wie früher schon gemeldet, hat sich die große Mehrheit der Kammer gegen den Vorschlag als noch zu voreilig erklärt. Man war der Ansicht, daß die Annahme der Initiative durch die Kammer nur durch die dringendste Noth gerechtfertigt werden könnte; daß die Kammer noch auf eine ehrerbietige, aber auch ernstliche und deutliche Weise der Regierung ihre billigen und rechtmäßigen Wünsche ausdrücken und sie nochmals dringend angehen solle, dem durch ihre gesetzlichen Repräsentanten ausgedrückten Verlangen der Nation Gehör zu schenken. Man glaubt, wenn die Regierung auch dann noch auf ihrer "unglücklichen Idee" bleibe, nichts Weiteres, als was sie bereits gethan, vorschlagen zu können, dann erst sey es Zeit, daß die Kammer über die beste Weise berathe wie die Generalstaaten die Initiative ergreifen sollten. Doch haben auch einige andere Mitglieder - außer denen, die den Vorschlag gemacht hatten, noch fünf - den Vorschlag gebilligt und erklärt, sie seyen ganz überzeugt, daß es von geringem Erfolg seyn könne, der Regierung, die jetzt neun Jahre lang Zeit gehabt habe, über den Gegenstand nachzudenken, und die feierlich und mit Beifügung der Gründe erklärt habe, nichts weiter als das bereits Vorgeschlagene geben zu können, noch einmal anzugehen, von ihrer Ansicht abzuweichen, und das Princip, nach welchem sie handelte, ganz zu verlassen, und daß überdieß der von vielen Mitgliedern eingeschlagene Weg einen Zeitverlust verursachen werde, weit größer, als wenn die Kammer mit Beachtung der in dem Vorschlag der fünf Mitglieder enthaltenen Bestimmungen die Initiative ergreife, wozu so zu sagen die Regierung selbst sie genöthigt habe. Indeß blieb es, wie schon bemerkt, dabei, daß die Mehrzahl der Kammer sich gegen den Vorschlag erklärte, worauf die HH. Luzac, Corver Hoft etc. denselben vorläufig zurücknahmen. Das Amsterdam'sche Handelsblad vom 27 Januar schreibt noch aus dem Haag vom 24 Abends: "Wie man vernimmt, gehen die Berathschlagungen der Kammer über die Entwürfe zur Revision des Grundgesetzes zu Ende; in einzelnen Abtheilungen müssen sie bereits beendigt seyn. Man sieht den Antworten der Regierung auf die gestellten Bedenken und Anfragen mit dem größten Interesse entgegen. Um ihr die nöthige Zeit zur Erwägung zu lassen, wird die Kammer ihre Arbeiten wahrscheinlich für einen Monat einstellen." Schweiz. Vom Genfer See, 23 Jan. Die Walliser Wirren neigen sich zur Ausgleichung und zum Frieden; solche Nothwendigkeit sehen jetzt die Verständigen beider Parteien recht gut ein und sind daher geneigt, sich einander zu nähern. - Wesentlich hat zu dieser verständigern Stimmung mitgewirkt, daß der Obrist Ch. Bontems von Genf eine Zeit lang in Wallis gewesen ist, um das Terrain zu recognosciren für den Fall, daß es dort zu Thätlichkeiten zwischen den Einwohnern des Ober- und Unterlandes käme, wo dann die zur Beobachtung aufgerufenen vier Schweizer Bataillons, deren Commando ihm vom Vorort anvertraut war, auf weitern Befehl in Wallis einrücken sollten. Die radicalen Schweizer Journale haben diese Vorbereitungsreise Bontems nach ihrer Art bitter getadelt, während sie der Vorort sehr billigte. Bei dem Drohen Frankreichs im October 1838 war es gerade dieser verdienstvolle Officier, der Tag und Nacht die Vertheidigungsanstalten Genfs gegen den übermächtigen Feind leitete und dabei gleich große Einsicht, Thätigkeit und Patriotismus an den Tag legte. Damals hatten die Milizen wie jene Organe der öffentlichen Meinung nicht Lob genug für ihn. - Sieben Gemsenjäger wurden vor kurzem oberhalb Leuk von einer Lawine ergriffen und kamen darunter um, bis auf einen, der sich wie durch ein Wunder rettete. Deutschland. Karlsruhe, 28 Jan. Durch Circularschreiben sind die Landtagsmitglieder zur Fortsetzung des Landtags auf den 6 März d. J. wieder einberufen. (Schw. M.) Frankfurt a. M., 29 Jan. Was auch die Correspondenten der öffentlichen Blätter sagen mögen, so steht doch fest, daß über die Wiedereröffnung der Sitzungen der Bundesversammlung durchaus keine zuverlässige Nachricht zu erlangen ist. Es läßt sich daraus schließen, daß wie in andern Jahren die Thätigkeit der hohen Behörde erst am Schlusse des Winters wieder beginnen wird. Ueber die Wiederbesetzung der durch den Tod des Frhrn. v. Leonhardi erledigten Gesandtschaft, zu welcher der inzwischen auch verstorbene fürstlich reussische Kanzler v. Strauch denominirt war, vernimmt man nichts Zuverlässiges. Dagegen soll der Abgang des Grafen v. Beust, welcher die Sachsen-Ernestinischen Häuser repräsentirt, entschieden, und zu seinem Nachfolger der Sohn des kürzlich in Weimar jubilirten Geheimeraths v. Fritsch auserkoren seyn. Mainz, 28 Jan. Die durch den Frost und den Eisgang unterbrochene Dampfschifffahrt auf dem Rhein hat heute wieder ihren regelmäßigen Dienst zwischen Köln und Mannheim begonnen. Die Eröffnung der Eisenbahn zwischen Kastel und Bieberich ist auf den 1 Febr. festgesetzt, dürfte jedoch, wenn wieder Kälte eintreten sollte, noch weiter hinausgeschoben werden. Wiewohl die großh. hessische Regierung fortfährt, die Interessen der Thurn- und Taxis'schen Postverwaltung zu vertreten, und in die zur Eröffnung ertheilte Concession Bedingungen aufgenommen hat, welche das Comite der Eisenbahn in sehr langwierige Verwicklungen mit der Postbehörde zu bringen geeignet
Niederlande. Aus dem Haag, 22 Jan. Der König hat den Professor Thorbecke, welcher die bekannte Schrift für die Verfassungsreform herausgegeben, zum Rector der Universität Leyden für das Jahr 1840 ernannt. Das Amsterdam'sche Handelsblad meldet unterm 22 Jan. über die Verhandlungen der zweiten Kammer Folgendes aus dem Haag: „Täglich versammeln sich die Abtheilungen der zweiten Kammer, um über die Revision des Grundgesetzes zu berathschlagen. Anfangs haben sie die von der Regierung vorgeschlagenen Gesetzesentwürfe untersucht, haben aber, wie man vernimmt, davon Anlaß genommen, alle Artikel des noch bestehenden Grundgesetzes durchzugehen, und die Verbesserungen anzugeben, welche dieselben nach dem Urtheil der Abtheilungen bedürfen. Diese wichtige Arbeit fordert natürlich viel Zeit, sobald dieselbe aber beendigt ist, soll die Centralabtheilung eine Zusammenkunft halten, um die Verhandlungen der einzelnen Abtheilungen so viel möglich in ein Ganzes zusammen zu fassen, um sie so an die Regierung bringen zu können. Heute Mittag ist an die Mitglieder der Bericht über die Verhandlungen der Abtheilungen hinsichtlich des bekannten Vorschlags der fünf Mitglieder über die Art und Weise, wie die Veränderungen im Grundgesetz bewerkstelligt werden sollen, vertheilt worden. Wie früher schon gemeldet, hat sich die große Mehrheit der Kammer gegen den Vorschlag als noch zu voreilig erklärt. Man war der Ansicht, daß die Annahme der Initiative durch die Kammer nur durch die dringendste Noth gerechtfertigt werden könnte; daß die Kammer noch auf eine ehrerbietige, aber auch ernstliche und deutliche Weise der Regierung ihre billigen und rechtmäßigen Wünsche ausdrücken und sie nochmals dringend angehen solle, dem durch ihre gesetzlichen Repräsentanten ausgedrückten Verlangen der Nation Gehör zu schenken. Man glaubt, wenn die Regierung auch dann noch auf ihrer „unglücklichen Idee“ bleibe, nichts Weiteres, als was sie bereits gethan, vorschlagen zu können, dann erst sey es Zeit, daß die Kammer über die beste Weise berathe wie die Generalstaaten die Initiative ergreifen sollten. Doch haben auch einige andere Mitglieder – außer denen, die den Vorschlag gemacht hatten, noch fünf – den Vorschlag gebilligt und erklärt, sie seyen ganz überzeugt, daß es von geringem Erfolg seyn könne, der Regierung, die jetzt neun Jahre lang Zeit gehabt habe, über den Gegenstand nachzudenken, und die feierlich und mit Beifügung der Gründe erklärt habe, nichts weiter als das bereits Vorgeschlagene geben zu können, noch einmal anzugehen, von ihrer Ansicht abzuweichen, und das Princip, nach welchem sie handelte, ganz zu verlassen, und daß überdieß der von vielen Mitgliedern eingeschlagene Weg einen Zeitverlust verursachen werde, weit größer, als wenn die Kammer mit Beachtung der in dem Vorschlag der fünf Mitglieder enthaltenen Bestimmungen die Initiative ergreife, wozu so zu sagen die Regierung selbst sie genöthigt habe. Indeß blieb es, wie schon bemerkt, dabei, daß die Mehrzahl der Kammer sich gegen den Vorschlag erklärte, worauf die HH. Luzac, Corver Hoft etc. denselben vorläufig zurücknahmen. Das Amsterdam'sche Handelsblad vom 27 Januar schreibt noch aus dem Haag vom 24 Abends: „Wie man vernimmt, gehen die Berathschlagungen der Kammer über die Entwürfe zur Revision des Grundgesetzes zu Ende; in einzelnen Abtheilungen müssen sie bereits beendigt seyn. Man sieht den Antworten der Regierung auf die gestellten Bedenken und Anfragen mit dem größten Interesse entgegen. Um ihr die nöthige Zeit zur Erwägung zu lassen, wird die Kammer ihre Arbeiten wahrscheinlich für einen Monat einstellen.“ Schweiz. Vom Genfer See, 23 Jan. Die Walliser Wirren neigen sich zur Ausgleichung und zum Frieden; solche Nothwendigkeit sehen jetzt die Verständigen beider Parteien recht gut ein und sind daher geneigt, sich einander zu nähern. – Wesentlich hat zu dieser verständigern Stimmung mitgewirkt, daß der Obrist Ch. Bontems von Genf eine Zeit lang in Wallis gewesen ist, um das Terrain zu recognosciren für den Fall, daß es dort zu Thätlichkeiten zwischen den Einwohnern des Ober- und Unterlandes käme, wo dann die zur Beobachtung aufgerufenen vier Schweizer Bataillons, deren Commando ihm vom Vorort anvertraut war, auf weitern Befehl in Wallis einrücken sollten. Die radicalen Schweizer Journale haben diese Vorbereitungsreise Bontems nach ihrer Art bitter getadelt, während sie der Vorort sehr billigte. Bei dem Drohen Frankreichs im October 1838 war es gerade dieser verdienstvolle Officier, der Tag und Nacht die Vertheidigungsanstalten Genfs gegen den übermächtigen Feind leitete und dabei gleich große Einsicht, Thätigkeit und Patriotismus an den Tag legte. Damals hatten die Milizen wie jene Organe der öffentlichen Meinung nicht Lob genug für ihn. – Sieben Gemsenjäger wurden vor kurzem oberhalb Leuk von einer Lawine ergriffen und kamen darunter um, bis auf einen, der sich wie durch ein Wunder rettete. Deutschland. Karlsruhe, 28 Jan. Durch Circularschreiben sind die Landtagsmitglieder zur Fortsetzung des Landtags auf den 6 März d. J. wieder einberufen. (Schw. M.) Frankfurt a. M., 29 Jan. Was auch die Correspondenten der öffentlichen Blätter sagen mögen, so steht doch fest, daß über die Wiedereröffnung der Sitzungen der Bundesversammlung durchaus keine zuverlässige Nachricht zu erlangen ist. Es läßt sich daraus schließen, daß wie in andern Jahren die Thätigkeit der hohen Behörde erst am Schlusse des Winters wieder beginnen wird. Ueber die Wiederbesetzung der durch den Tod des Frhrn. v. Leonhardi erledigten Gesandtschaft, zu welcher der inzwischen auch verstorbene fürstlich reussische Kanzler v. Strauch denominirt war, vernimmt man nichts Zuverlässiges. Dagegen soll der Abgang des Grafen v. Beust, welcher die Sachsen-Ernestinischen Häuser repräsentirt, entschieden, und zu seinem Nachfolger der Sohn des kürzlich in Weimar jubilirten Geheimeraths v. Fritsch auserkoren seyn. Mainz, 28 Jan. Die durch den Frost und den Eisgang unterbrochene Dampfschifffahrt auf dem Rhein hat heute wieder ihren regelmäßigen Dienst zwischen Köln und Mannheim begonnen. Die Eröffnung der Eisenbahn zwischen Kastel und Bieberich ist auf den 1 Febr. festgesetzt, dürfte jedoch, wenn wieder Kälte eintreten sollte, noch weiter hinausgeschoben werden. Wiewohl die großh. hessische Regierung fortfährt, die Interessen der Thurn- und Taxis'schen Postverwaltung zu vertreten, und in die zur Eröffnung ertheilte Concession Bedingungen aufgenommen hat, welche das Comité der Eisenbahn in sehr langwierige Verwicklungen mit der Postbehörde zu bringen geeignet <TEI> <text> <body> <div n="1"> <div type="jArticle" n="2"> <p><pb facs="#f0005" n="0261"/><lb/> die Zurückberufung Sebastiani's und die Ernennung Guizots zum Gesandten in London sind wahrscheinlich, aber noch nicht beschlossen. Ein Toryministerium in England wäre in diesem Augenblick ein großes Unglück für Frankreich; es würde die englische Allianz vollends auflösen, was bei der zunehmenden Unpopularität derselben ohnehin leicht genug wäre, aber hier den extravagantesten Planen und Hoffnungen aller Parteien Thür und Thor öffnen würde.</p> </div> </div><lb/> <div n="1"> <head> <hi rendition="#b">Niederlande.</hi> </head><lb/> <div type="jArticle" n="2"> <dateline><hi rendition="#b">Aus dem Haag,</hi> 22 Jan.</dateline> <p> Der König hat den Professor Thorbecke, welcher die bekannte Schrift für die Verfassungsreform herausgegeben, zum Rector der Universität Leyden für das Jahr 1840 ernannt.</p><lb/> <p>Das <hi rendition="#g">Amsterdam</hi>'<hi rendition="#g">sche Handelsblad</hi> meldet unterm 22 Jan. über die Verhandlungen der zweiten Kammer Folgendes aus dem <hi rendition="#g">Haag</hi>: „Täglich versammeln sich die Abtheilungen der zweiten Kammer, um über die Revision des Grundgesetzes zu berathschlagen. 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Man war der Ansicht, daß die Annahme der Initiative durch die Kammer nur durch die dringendste Noth gerechtfertigt werden könnte; daß die Kammer noch auf eine ehrerbietige, aber auch ernstliche und deutliche Weise der Regierung ihre billigen und rechtmäßigen Wünsche ausdrücken und sie nochmals dringend angehen solle, dem durch ihre gesetzlichen Repräsentanten ausgedrückten Verlangen der Nation Gehör zu schenken. Man glaubt, wenn die Regierung auch dann noch auf ihrer „unglücklichen Idee“ bleibe, nichts Weiteres, als was sie bereits gethan, vorschlagen zu können, dann erst sey es Zeit, daß die Kammer über die beste Weise berathe wie die Generalstaaten die Initiative ergreifen sollten. Doch haben auch einige andere Mitglieder – außer denen, die den Vorschlag gemacht hatten, noch fünf – den Vorschlag gebilligt und erklärt, sie seyen ganz überzeugt, daß es von geringem Erfolg seyn könne, der Regierung, die jetzt neun Jahre lang Zeit gehabt habe, über den Gegenstand nachzudenken, und die feierlich und mit Beifügung der Gründe erklärt habe, nichts weiter als das bereits Vorgeschlagene geben zu können, noch einmal anzugehen, von ihrer Ansicht abzuweichen, und das Princip, nach welchem sie handelte, ganz zu verlassen, und daß überdieß der von vielen Mitgliedern eingeschlagene Weg einen Zeitverlust verursachen werde, weit größer, als wenn die Kammer mit Beachtung der in dem Vorschlag der fünf Mitglieder enthaltenen Bestimmungen die Initiative ergreife, wozu so zu sagen die Regierung selbst sie genöthigt habe. Indeß blieb es, wie schon bemerkt, dabei, daß die Mehrzahl der Kammer sich gegen den Vorschlag erklärte, worauf die HH. 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Die radicalen Schweizer Journale haben diese Vorbereitungsreise Bontems nach ihrer Art bitter getadelt, während sie der Vorort sehr billigte. Bei dem Drohen Frankreichs im October 1838 war es gerade dieser verdienstvolle Officier, der Tag und Nacht die Vertheidigungsanstalten Genfs gegen den übermächtigen Feind leitete und dabei gleich große Einsicht, Thätigkeit und Patriotismus an den Tag legte. Damals hatten die Milizen wie jene Organe der öffentlichen Meinung nicht Lob genug für ihn. – Sieben Gemsenjäger wurden vor kurzem oberhalb Leuk von einer Lawine ergriffen und kamen darunter um, bis auf einen, der sich wie durch ein Wunder rettete.</p> </div> </div><lb/> <div n="1"> <head> <hi rendition="#b">Deutschland.</hi> </head><lb/> <div type="jArticle" n="2"> <dateline><hi rendition="#b">Karlsruhe,</hi> 28 Jan.</dateline> <p> Durch Circularschreiben sind die Landtagsmitglieder zur Fortsetzung des Landtags auf den 6 März d. J. wieder einberufen. (<hi rendition="#g">Schw</hi>. 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die Zurückberufung Sebastiani's und die Ernennung Guizots zum Gesandten in London sind wahrscheinlich, aber noch nicht beschlossen. Ein Toryministerium in England wäre in diesem Augenblick ein großes Unglück für Frankreich; es würde die englische Allianz vollends auflösen, was bei der zunehmenden Unpopularität derselben ohnehin leicht genug wäre, aber hier den extravagantesten Planen und Hoffnungen aller Parteien Thür und Thor öffnen würde.
Niederlande.
Aus dem Haag, 22 Jan. Der König hat den Professor Thorbecke, welcher die bekannte Schrift für die Verfassungsreform herausgegeben, zum Rector der Universität Leyden für das Jahr 1840 ernannt.
Das Amsterdam'sche Handelsblad meldet unterm 22 Jan. über die Verhandlungen der zweiten Kammer Folgendes aus dem Haag: „Täglich versammeln sich die Abtheilungen der zweiten Kammer, um über die Revision des Grundgesetzes zu berathschlagen. Anfangs haben sie die von der Regierung vorgeschlagenen Gesetzesentwürfe untersucht, haben aber, wie man vernimmt, davon Anlaß genommen, alle Artikel des noch bestehenden Grundgesetzes durchzugehen, und die Verbesserungen anzugeben, welche dieselben nach dem Urtheil der Abtheilungen bedürfen. Diese wichtige Arbeit fordert natürlich viel Zeit, sobald dieselbe aber beendigt ist, soll die Centralabtheilung eine Zusammenkunft halten, um die Verhandlungen der einzelnen Abtheilungen so viel möglich in ein Ganzes zusammen zu fassen, um sie so an die Regierung bringen zu können. Heute Mittag ist an die Mitglieder der Bericht über die Verhandlungen der Abtheilungen hinsichtlich des bekannten Vorschlags der fünf Mitglieder über die Art und Weise, wie die Veränderungen im Grundgesetz bewerkstelligt werden sollen, vertheilt worden. Wie früher schon gemeldet, hat sich die große Mehrheit der Kammer gegen den Vorschlag als noch zu voreilig erklärt. Man war der Ansicht, daß die Annahme der Initiative durch die Kammer nur durch die dringendste Noth gerechtfertigt werden könnte; daß die Kammer noch auf eine ehrerbietige, aber auch ernstliche und deutliche Weise der Regierung ihre billigen und rechtmäßigen Wünsche ausdrücken und sie nochmals dringend angehen solle, dem durch ihre gesetzlichen Repräsentanten ausgedrückten Verlangen der Nation Gehör zu schenken. Man glaubt, wenn die Regierung auch dann noch auf ihrer „unglücklichen Idee“ bleibe, nichts Weiteres, als was sie bereits gethan, vorschlagen zu können, dann erst sey es Zeit, daß die Kammer über die beste Weise berathe wie die Generalstaaten die Initiative ergreifen sollten. Doch haben auch einige andere Mitglieder – außer denen, die den Vorschlag gemacht hatten, noch fünf – den Vorschlag gebilligt und erklärt, sie seyen ganz überzeugt, daß es von geringem Erfolg seyn könne, der Regierung, die jetzt neun Jahre lang Zeit gehabt habe, über den Gegenstand nachzudenken, und die feierlich und mit Beifügung der Gründe erklärt habe, nichts weiter als das bereits Vorgeschlagene geben zu können, noch einmal anzugehen, von ihrer Ansicht abzuweichen, und das Princip, nach welchem sie handelte, ganz zu verlassen, und daß überdieß der von vielen Mitgliedern eingeschlagene Weg einen Zeitverlust verursachen werde, weit größer, als wenn die Kammer mit Beachtung der in dem Vorschlag der fünf Mitglieder enthaltenen Bestimmungen die Initiative ergreife, wozu so zu sagen die Regierung selbst sie genöthigt habe. Indeß blieb es, wie schon bemerkt, dabei, daß die Mehrzahl der Kammer sich gegen den Vorschlag erklärte, worauf die HH. Luzac, Corver Hoft etc. denselben vorläufig zurücknahmen.
Das Amsterdam'sche Handelsblad vom 27 Januar schreibt noch aus dem Haag vom 24 Abends: „Wie man vernimmt, gehen die Berathschlagungen der Kammer über die Entwürfe zur Revision des Grundgesetzes zu Ende; in einzelnen Abtheilungen müssen sie bereits beendigt seyn. Man sieht den Antworten der Regierung auf die gestellten Bedenken und Anfragen mit dem größten Interesse entgegen. Um ihr die nöthige Zeit zur Erwägung zu lassen, wird die Kammer ihre Arbeiten wahrscheinlich für einen Monat einstellen.“
Schweiz.
✝Vom Genfer See, 23 Jan. Die Walliser Wirren neigen sich zur Ausgleichung und zum Frieden; solche Nothwendigkeit sehen jetzt die Verständigen beider Parteien recht gut ein und sind daher geneigt, sich einander zu nähern. – Wesentlich hat zu dieser verständigern Stimmung mitgewirkt, daß der Obrist Ch. Bontems von Genf eine Zeit lang in Wallis gewesen ist, um das Terrain zu recognosciren für den Fall, daß es dort zu Thätlichkeiten zwischen den Einwohnern des Ober- und Unterlandes käme, wo dann die zur Beobachtung aufgerufenen vier Schweizer Bataillons, deren Commando ihm vom Vorort anvertraut war, auf weitern Befehl in Wallis einrücken sollten. Die radicalen Schweizer Journale haben diese Vorbereitungsreise Bontems nach ihrer Art bitter getadelt, während sie der Vorort sehr billigte. Bei dem Drohen Frankreichs im October 1838 war es gerade dieser verdienstvolle Officier, der Tag und Nacht die Vertheidigungsanstalten Genfs gegen den übermächtigen Feind leitete und dabei gleich große Einsicht, Thätigkeit und Patriotismus an den Tag legte. Damals hatten die Milizen wie jene Organe der öffentlichen Meinung nicht Lob genug für ihn. – Sieben Gemsenjäger wurden vor kurzem oberhalb Leuk von einer Lawine ergriffen und kamen darunter um, bis auf einen, der sich wie durch ein Wunder rettete.
Deutschland.
Karlsruhe, 28 Jan. Durch Circularschreiben sind die Landtagsmitglieder zur Fortsetzung des Landtags auf den 6 März d. J. wieder einberufen. (Schw. M.)
*** Frankfurt a. M., 29 Jan. Was auch die Correspondenten der öffentlichen Blätter sagen mögen, so steht doch fest, daß über die Wiedereröffnung der Sitzungen der Bundesversammlung durchaus keine zuverlässige Nachricht zu erlangen ist. Es läßt sich daraus schließen, daß wie in andern Jahren die Thätigkeit der hohen Behörde erst am Schlusse des Winters wieder beginnen wird. Ueber die Wiederbesetzung der durch den Tod des Frhrn. v. Leonhardi erledigten Gesandtschaft, zu welcher der inzwischen auch verstorbene fürstlich reussische Kanzler v. Strauch denominirt war, vernimmt man nichts Zuverlässiges. Dagegen soll der Abgang des Grafen v. Beust, welcher die Sachsen-Ernestinischen Häuser repräsentirt, entschieden, und zu seinem Nachfolger der Sohn des kürzlich in Weimar jubilirten Geheimeraths v. Fritsch auserkoren seyn.
* Mainz, 28 Jan. Die durch den Frost und den Eisgang unterbrochene Dampfschifffahrt auf dem Rhein hat heute wieder ihren regelmäßigen Dienst zwischen Köln und Mannheim begonnen. Die Eröffnung der Eisenbahn zwischen Kastel und Bieberich ist auf den 1 Febr. festgesetzt, dürfte jedoch, wenn wieder Kälte eintreten sollte, noch weiter hinausgeschoben werden. Wiewohl die großh. hessische Regierung fortfährt, die Interessen der Thurn- und Taxis'schen Postverwaltung zu vertreten, und in die zur Eröffnung ertheilte Concession Bedingungen aufgenommen hat, welche das Comité der Eisenbahn in sehr langwierige Verwicklungen mit der Postbehörde zu bringen geeignet
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