Allgemeine Zeitung. Nr. 103. Augsburg, 12. April 1840.Verschwornen, die alle Dolche und Pistolen unter ihren Gewändern verbargen. Mehrere Minuten vergingen; keiner wagte Hand anzulegen an den ergrauten Helden. Da trat Don Jose Pons vor, genannt Bep del Oli, ein bekannter Guerrillero, Wüstling und Räuber, dem Graf de Espanna das Handwerk gelegt hatte. Er näherte sich ihm, stieß mit dem Fuße nach dem Stock, und als Graf de Espanna zurückwankte, schlug er ihn zwischen die Beine von hinten, daß der Generalcapitän zu fallen kam. Da stürzten sie Alle über ihn her, wie die Krähen über den verwundeten Adler; zuerst rissen sie ihm seinen Säbel weg, dann banden sie ihn an einen Stuhl, und nun verlas ihm der obengenannte Secretär seine Absetzung, und verkündete ihm, daß er - der Secretär Ferrer - und der Oberst Pons (Bep del Oli) ihn unter Bedeckung an die französische Gränze abführen würden. Er wurde geknebelt und in eine finstere Kammer geworfen. Als sein Adjutant von Berga zurückkam, ward er unter Vorschützung eines Befehls des Generalcapitäns arretirt und gefänglich eingezogen. Bei Nacht wurde endlich Graf de Espanna hervorgerissen, auf einen Esel gesetzt, und durch Ferrer und Pons unter Begleitung von zwanzig Mann Gendarmen der Junta, in größter Stille und Eile, auf kaum gangbaren Steigen nach den Wildnissen der höchsten Sierren abgeführt. Zwischen Organna und Oliana, unterhalb des Gebirgsdorfes Coll de Nargo, ist eine Brücke über die Segre geschlagen. Eine alte Sage berichtet: die Grafen v. Barcelona hätten Verräther und Spione, die ihnen häufig durch die feindlichen Grafen von Castilien zugeschickt wurden, von dieser Brücke hinabschleudern lassen, wo sie in den Wellen des reißenden Gebirgsstroms, der sich zwischen hohen kahlen Felsen mühsam durchdrängt, an den Riffen und Granitblöcken einen sichern Tod gefunden. Diese Brücke, in einem Bogen luftig hoch gespannt, heißt noch jetzt: el puente de los espias. Am dritten Tage eiligen Marsches kamen die Mörder des Grafen de Espanna mit ihrer Beute in dieser schaudervollen Gegend an. Als der Generalcapitän über die Brücke ritt, riß ihn Bel del Oli vom Esel herunter, stieß ihm seinen langen Dolch in den Rücken und zeichnete ihn mit einem Kreuzhiebe über das ganze Gesicht weg, ihn unkenntlich zu machen. Hierauf nahm er ihn beim Kopf, Ferrer bei den Füßen, und stürzten ihn in den Abgrund. Der Leichnam schwamm den Segre herab bis zur kleinen Stadt Ager, wo die Feinde Garnison halten. Die Schildwache am Strome sah Nachts einen dunklen Körper im Wasser; er ward herausgeholt, und der wachhabende Officier erkannte den königlichen Generalcapitän von Catalonien, General Grafen Karl de Espanna, Grand von Spanien erster Classe, Großkreuz sämmtlicher königlich spanischer, des französischen St. Ludwig- und neapolitanischen St. Ferdinand-Ordens, Präsidenten der königlichen Junta, obersten Chef sämmtlicher Gerichtsbehörden, Generalcommandanten der königlichen Fußgarde, ersten Kämmerer und wirklichen Staatsrath Sr. katholischen Majestät, beständigen Regidor von Palma - ermordet durch seine Leute. Bremen als natürlicher Seehafen für das Königreich Bayern. Zweiter Artikel. Der Ludwigs-Donau-Main-Canal. Von der Weser. Ueber die Bedeutung dieser die Donau mit dem Main und Rhein verbindenden Wasserstraße ist Vieles schon hin und hergeschrieben und gedruckt, und ihr deutsch-nationaler Charakter in mancher Beziehung angefochten worden. Wir bringen nun diesen Canal unter einen zwiefachen Gesichtspunkt: einmal unter denjenigen der Erleichterung des Austausches der Producte des Donaugebietes gegen diejenigen des Gebietes vom Main und Rhein, daher des bayerischen Landinteresses, dann unter den Gesichtspunkt des größern Weltverkehrs. - Unter der Voraussetzung, daß dieser Canal die Bedingungen fast aller andern großen Canäle zu erfüllen vermögen werde, nämlich den Gütertransport zu einem Frachtsatze bewirken zu können, der 1/3 bis 1/2 des gewöhnlichen Satzes der Fuhrfracht nicht übersteigt, daher eine wirklich gute Wasserstraße repräsentire, wollen wir den erstgedachten Gesichtspunkt als klar und einfach vorliegend nicht weiter berühren, den andern aber uns erlauben etwas näher zu untersuchen. Die Idee, durch eine Vereinigung der Donau mit dem Main eine Wasserstraße von dem schwarzen Meer quer durch Deutschland nach der Nordsee herzustellen, ist wahrhaft groß als Idee und unstreitig weit größer als im Haupte Karls des Großen, dessen Welt bekanntlich von unendlich engern Gränzen war, als es die unserige ist! Aber unter der scharf berechnenden Hand des praktischen Kaufmanns erfährt diese Idee dennoch bedeutende Modificationen. Einmal erkennt derselbe alsobald, daß die Producte, welche die Häfen der Nordseemündung dieser Wasserstraße mit denjenigen des schwarzen Meeres auszutauschen haben, bis jetzt nicht von großer Erheblichkeit sind, und zweitens, daß, so lange kein Seekrieg stattfindet, welcher die Schifffahrt durch die mittelländische See und den atlantischen Ocean unterbricht, die Seefracht um ein sehr Erhebliches zwischen den Endpunkten dieser großen Straße niedriger seyn, ja muthmaßlich wohl nicht mehr als den dritten oder vierten Theil der Fluß- und Canalfracht betragen wird, so daß im gewöhnlichen Laufe der Dinge die Communication unter den Ländern, welche an beiden Enden dieser Straße der See nahe liegen, auch gewiß über See stattfinden wird. Allein nichtsdestoweniger ist dieselbe von großer Bedeutung dadurch, daß sie den Erzeugnissen der Main- und Rheinländer eine Erleichterung des Abflusses die Donau abwärts bis ins schwarze Meer und andererseits den Producten des Gebiets der obern Donau einen neuen Ausweg zu den Emporien des nordischen Welthandels bereiten kann. Hierin liegt der praktisch nützliche Theil des zweiten umfassenderen Gesichtspunkts, der deutsch-nationalen Richtung des Ludwig-Canals. Aber auch diese deutsch-nationale Richtung würde sich sehr vermindern und verkümmern, sobald man dabei ausschließlich nur an die Mündung der Rheinstraße denkt, wo eine dem deutschen Wohlstande feindliche - die holländische Handelspolitik die neue Handelsstraße nur als ein Werkzeug zur Vergrößerung der deutschen Zinsbarkeit begrüßt! Ueberdieß kann man sich nicht verhehlen, daß auch in anderer Hinsicht die Beschränkung der geregelten Communication Süddeutschlands mit der Nordsee auf die Rheinstraße große Uebelstände mit sich bringt. Denn fast in allen Seekriegen, wo Holland die eine oder andere Partei nahm, oder zu nehmen sich genöthigt sah, war der Rhein gesperrt, erst jüngst ein volles Vierteljahrhundert von 1794 bis zum Frieden von Amiens 1802 und vom neuerlichen Bruche 1803 bis 1813, endlich abermals von 1832 bis 1833 während der Blokade und Feindseligkeit in Folge der Trennung Hollands und Belgiens. Vor solchen Unterbrechungen, die alle mühsam angeknüpften Fäden des Handels und Gewerbfleißes, die so schwer wieder in die alten Verhältnisse zurückgebracht werden können, zerschneiden, sind die Elbe und Weser weit sicherer. Das Verschwornen, die alle Dolche und Pistolen unter ihren Gewändern verbargen. Mehrere Minuten vergingen; keiner wagte Hand anzulegen an den ergrauten Helden. Da trat Don José Pons vor, genannt Bep del Oli, ein bekannter Guerrillero, Wüstling und Räuber, dem Graf de España das Handwerk gelegt hatte. Er näherte sich ihm, stieß mit dem Fuße nach dem Stock, und als Graf de España zurückwankte, schlug er ihn zwischen die Beine von hinten, daß der Generalcapitän zu fallen kam. Da stürzten sie Alle über ihn her, wie die Krähen über den verwundeten Adler; zuerst rissen sie ihm seinen Säbel weg, dann banden sie ihn an einen Stuhl, und nun verlas ihm der obengenannte Secretär seine Absetzung, und verkündete ihm, daß er – der Secretär Ferrer – und der Oberst Pons (Bep del Oli) ihn unter Bedeckung an die französische Gränze abführen würden. Er wurde geknebelt und in eine finstere Kammer geworfen. Als sein Adjutant von Berga zurückkam, ward er unter Vorschützung eines Befehls des Generalcapitäns arretirt und gefänglich eingezogen. Bei Nacht wurde endlich Graf de España hervorgerissen, auf einen Esel gesetzt, und durch Ferrer und Pons unter Begleitung von zwanzig Mann Gendarmen der Junta, in größter Stille und Eile, auf kaum gangbaren Steigen nach den Wildnissen der höchsten Sierren abgeführt. Zwischen Orgaña und Oliana, unterhalb des Gebirgsdorfes Coll de Nargo, ist eine Brücke über die Segre geschlagen. Eine alte Sage berichtet: die Grafen v. Barcelona hätten Verräther und Spione, die ihnen häufig durch die feindlichen Grafen von Castilien zugeschickt wurden, von dieser Brücke hinabschleudern lassen, wo sie in den Wellen des reißenden Gebirgsstroms, der sich zwischen hohen kahlen Felsen mühsam durchdrängt, an den Riffen und Granitblöcken einen sichern Tod gefunden. Diese Brücke, in einem Bogen luftig hoch gespannt, heißt noch jetzt: el puente de los espias. Am dritten Tage eiligen Marsches kamen die Mörder des Grafen de España mit ihrer Beute in dieser schaudervollen Gegend an. Als der Generalcapitän über die Brücke ritt, riß ihn Bel del Oli vom Esel herunter, stieß ihm seinen langen Dolch in den Rücken und zeichnete ihn mit einem Kreuzhiebe über das ganze Gesicht weg, ihn unkenntlich zu machen. Hierauf nahm er ihn beim Kopf, Ferrer bei den Füßen, und stürzten ihn in den Abgrund. Der Leichnam schwamm den Segre herab bis zur kleinen Stadt Ager, wo die Feinde Garnison halten. Die Schildwache am Strome sah Nachts einen dunklen Körper im Wasser; er ward herausgeholt, und der wachhabende Officier erkannte den königlichen Generalcapitän von Catalonien, General Grafen Karl de España, Grand von Spanien erster Classe, Großkreuz sämmtlicher königlich spanischer, des französischen St. Ludwig- und neapolitanischen St. Ferdinand-Ordens, Präsidenten der königlichen Junta, obersten Chef sämmtlicher Gerichtsbehörden, Generalcommandanten der königlichen Fußgarde, ersten Kämmerer und wirklichen Staatsrath Sr. katholischen Majestät, beständigen Regidor von Palma – ermordet durch seine Leute. Bremen als natürlicher Seehafen für das Königreich Bayern. Zweiter Artikel. Der Ludwigs-Donau-Main-Canal. Von der Weser. Ueber die Bedeutung dieser die Donau mit dem Main und Rhein verbindenden Wasserstraße ist Vieles schon hin und hergeschrieben und gedruckt, und ihr deutsch-nationaler Charakter in mancher Beziehung angefochten worden. Wir bringen nun diesen Canal unter einen zwiefachen Gesichtspunkt: einmal unter denjenigen der Erleichterung des Austausches der Producte des Donaugebietes gegen diejenigen des Gebietes vom Main und Rhein, daher des bayerischen Landinteresses, dann unter den Gesichtspunkt des größern Weltverkehrs. – Unter der Voraussetzung, daß dieser Canal die Bedingungen fast aller andern großen Canäle zu erfüllen vermögen werde, nämlich den Gütertransport zu einem Frachtsatze bewirken zu können, der 1/3 bis 1/2 des gewöhnlichen Satzes der Fuhrfracht nicht übersteigt, daher eine wirklich gute Wasserstraße repräsentire, wollen wir den erstgedachten Gesichtspunkt als klar und einfach vorliegend nicht weiter berühren, den andern aber uns erlauben etwas näher zu untersuchen. Die Idee, durch eine Vereinigung der Donau mit dem Main eine Wasserstraße von dem schwarzen Meer quer durch Deutschland nach der Nordsee herzustellen, ist wahrhaft groß als Idee und unstreitig weit größer als im Haupte Karls des Großen, dessen Welt bekanntlich von unendlich engern Gränzen war, als es die unserige ist! Aber unter der scharf berechnenden Hand des praktischen Kaufmanns erfährt diese Idee dennoch bedeutende Modificationen. Einmal erkennt derselbe alsobald, daß die Producte, welche die Häfen der Nordseemündung dieser Wasserstraße mit denjenigen des schwarzen Meeres auszutauschen haben, bis jetzt nicht von großer Erheblichkeit sind, und zweitens, daß, so lange kein Seekrieg stattfindet, welcher die Schifffahrt durch die mittelländische See und den atlantischen Ocean unterbricht, die Seefracht um ein sehr Erhebliches zwischen den Endpunkten dieser großen Straße niedriger seyn, ja muthmaßlich wohl nicht mehr als den dritten oder vierten Theil der Fluß- und Canalfracht betragen wird, so daß im gewöhnlichen Laufe der Dinge die Communication unter den Ländern, welche an beiden Enden dieser Straße der See nahe liegen, auch gewiß über See stattfinden wird. Allein nichtsdestoweniger ist dieselbe von großer Bedeutung dadurch, daß sie den Erzeugnissen der Main- und Rheinländer eine Erleichterung des Abflusses die Donau abwärts bis ins schwarze Meer und andererseits den Producten des Gebiets der obern Donau einen neuen Ausweg zu den Emporien des nordischen Welthandels bereiten kann. Hierin liegt der praktisch nützliche Theil des zweiten umfassenderen Gesichtspunkts, der deutsch-nationalen Richtung des Ludwig-Canals. Aber auch diese deutsch-nationale Richtung würde sich sehr vermindern und verkümmern, sobald man dabei ausschließlich nur an die Mündung der Rheinstraße denkt, wo eine dem deutschen Wohlstande feindliche – die holländische Handelspolitik die neue Handelsstraße nur als ein Werkzeug zur Vergrößerung der deutschen Zinsbarkeit begrüßt! Ueberdieß kann man sich nicht verhehlen, daß auch in anderer Hinsicht die Beschränkung der geregelten Communication Süddeutschlands mit der Nordsee auf die Rheinstraße große Uebelstände mit sich bringt. Denn fast in allen Seekriegen, wo Holland die eine oder andere Partei nahm, oder zu nehmen sich genöthigt sah, war der Rhein gesperrt, erst jüngst ein volles Vierteljahrhundert von 1794 bis zum Frieden von Amiens 1802 und vom neuerlichen Bruche 1803 bis 1813, endlich abermals von 1832 bis 1833 während der Blokade und Feindseligkeit in Folge der Trennung Hollands und Belgiens. Vor solchen Unterbrechungen, die alle mühsam angeknüpften Fäden des Handels und Gewerbfleißes, die so schwer wieder in die alten Verhältnisse zurückgebracht werden können, zerschneiden, sind die Elbe und Weser weit sicherer. Das <TEI> <text> <body> <div type="jArticle" n="1"> <p><pb facs="#f0012" n="0820"/> Verschwornen, die alle Dolche und Pistolen unter ihren Gewändern verbargen. 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Bei Nacht wurde endlich Graf de España hervorgerissen, auf einen Esel gesetzt, und durch Ferrer und Pons unter Begleitung von zwanzig Mann Gendarmen der Junta, in größter Stille und Eile, auf kaum gangbaren Steigen nach den Wildnissen der höchsten Sierren abgeführt.</p><lb/> <p>Zwischen Orgaña und Oliana, unterhalb des Gebirgsdorfes Coll de Nargo, ist eine Brücke über die Segre geschlagen. Eine alte Sage berichtet: die Grafen v. Barcelona hätten Verräther und Spione, die ihnen häufig durch die feindlichen Grafen von Castilien zugeschickt wurden, von dieser Brücke hinabschleudern lassen, wo sie in den Wellen des reißenden Gebirgsstroms, der sich zwischen hohen kahlen Felsen mühsam durchdrängt, an den Riffen und Granitblöcken einen sichern Tod gefunden. Diese Brücke, in einem Bogen luftig hoch gespannt, heißt noch jetzt: el puente de los espias. Am dritten Tage eiligen Marsches kamen die Mörder des Grafen de España mit ihrer Beute in dieser schaudervollen Gegend an. Als der Generalcapitän über die Brücke ritt, riß ihn Bel del Oli vom Esel herunter, stieß ihm seinen langen Dolch in den Rücken und zeichnete ihn mit einem Kreuzhiebe über das ganze Gesicht weg, ihn unkenntlich zu machen. Hierauf nahm er ihn beim Kopf, Ferrer bei den Füßen, und stürzten ihn in den Abgrund. Der Leichnam schwamm den Segre herab bis zur kleinen Stadt Ager, wo die Feinde Garnison halten. Die Schildwache am Strome sah Nachts einen dunklen Körper im Wasser; er ward herausgeholt, und der wachhabende Officier erkannte den königlichen Generalcapitän von Catalonien, General Grafen Karl de España, Grand von Spanien erster Classe, Großkreuz sämmtlicher königlich spanischer, des französischen St. Ludwig- und neapolitanischen St. Ferdinand-Ordens, Präsidenten der königlichen Junta, obersten Chef sämmtlicher Gerichtsbehörden, Generalcommandanten der königlichen Fußgarde, ersten Kämmerer und wirklichen Staatsrath Sr. katholischen Majestät, beständigen Regidor von Palma – <hi rendition="#g">ermordet durch seine Leute</hi>.</p><lb/> </div> <div n="1"> <head> <hi rendition="#b"><hi rendition="#g">Bremen als natürlicher Seehafen für das Königreich Bayern</hi>.</hi> </head><lb/> <p>Zweiter Artikel.</p><lb/> <p><hi rendition="#g">Der Ludwigs</hi>-<hi rendition="#g">Donau</hi>-<hi rendition="#g">Main</hi>-<hi rendition="#g">Canal</hi>.</p><lb/> <div n="2"> <byline> <docAuthor> <gap reason="insignificant"/> </docAuthor> </byline> <dateline> <hi rendition="#b">Von der Weser.</hi> </dateline> <p> Ueber die Bedeutung dieser die Donau mit dem Main und Rhein verbindenden Wasserstraße ist Vieles schon hin und hergeschrieben und gedruckt, und ihr deutsch-nationaler Charakter in mancher Beziehung angefochten worden. Wir bringen nun diesen Canal unter einen zwiefachen Gesichtspunkt: einmal unter denjenigen der Erleichterung des Austausches der Producte des Donaugebietes gegen diejenigen des Gebietes vom Main und Rhein, daher des bayerischen Landinteresses, dann unter den Gesichtspunkt des größern Weltverkehrs. – Unter der Voraussetzung, daß dieser Canal die Bedingungen fast aller andern großen Canäle zu erfüllen vermögen werde, nämlich den Gütertransport zu einem Frachtsatze bewirken zu können, der 1/3 bis 1/2 des gewöhnlichen Satzes der Fuhrfracht nicht übersteigt, daher eine wirklich gute Wasserstraße repräsentire, wollen wir den erstgedachten Gesichtspunkt als klar und einfach vorliegend nicht weiter berühren, den andern aber uns erlauben etwas näher zu untersuchen.</p><lb/> <p>Die Idee, durch eine Vereinigung der Donau mit dem Main eine Wasserstraße von dem schwarzen Meer quer durch Deutschland nach der Nordsee herzustellen, ist wahrhaft groß als Idee und unstreitig weit größer als im Haupte Karls des Großen, dessen Welt bekanntlich von unendlich engern Gränzen war, als es die unserige ist! Aber unter der scharf berechnenden Hand des praktischen Kaufmanns erfährt diese Idee dennoch bedeutende Modificationen. Einmal erkennt derselbe alsobald, daß die Producte, welche die Häfen der Nordseemündung dieser Wasserstraße mit denjenigen des schwarzen Meeres auszutauschen haben, bis jetzt nicht von großer Erheblichkeit sind, und zweitens, daß, so lange kein Seekrieg stattfindet, welcher die Schifffahrt durch die mittelländische See und den atlantischen Ocean unterbricht, die Seefracht um ein sehr Erhebliches zwischen den Endpunkten dieser großen Straße niedriger seyn, ja muthmaßlich wohl nicht mehr als den dritten oder vierten Theil der Fluß- und Canalfracht betragen wird, so daß im gewöhnlichen Laufe der Dinge die Communication unter den Ländern, welche an beiden Enden dieser Straße der See nahe liegen, auch gewiß über See stattfinden wird. Allein nichtsdestoweniger ist dieselbe von großer Bedeutung dadurch, daß sie den Erzeugnissen der Main- und Rheinländer eine Erleichterung des Abflusses die Donau abwärts bis ins schwarze Meer und andererseits den Producten des Gebiets der obern Donau einen neuen Ausweg zu den Emporien des nordischen Welthandels bereiten kann. Hierin liegt der praktisch nützliche Theil des zweiten umfassenderen Gesichtspunkts, der <hi rendition="#g">deutsch</hi>-<hi rendition="#g">nationalen</hi> Richtung des Ludwig-Canals. Aber auch diese deutsch-nationale Richtung würde sich sehr vermindern und verkümmern, sobald man dabei ausschließlich nur an die Mündung der Rheinstraße denkt, wo eine dem deutschen Wohlstande feindliche – die holländische Handelspolitik die neue Handelsstraße nur als ein Werkzeug zur Vergrößerung der deutschen Zinsbarkeit begrüßt! 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Zwischen Orgaña und Oliana, unterhalb des Gebirgsdorfes Coll de Nargo, ist eine Brücke über die Segre geschlagen. Eine alte Sage berichtet: die Grafen v. Barcelona hätten Verräther und Spione, die ihnen häufig durch die feindlichen Grafen von Castilien zugeschickt wurden, von dieser Brücke hinabschleudern lassen, wo sie in den Wellen des reißenden Gebirgsstroms, der sich zwischen hohen kahlen Felsen mühsam durchdrängt, an den Riffen und Granitblöcken einen sichern Tod gefunden. Diese Brücke, in einem Bogen luftig hoch gespannt, heißt noch jetzt: el puente de los espias. Am dritten Tage eiligen Marsches kamen die Mörder des Grafen de España mit ihrer Beute in dieser schaudervollen Gegend an. Als der Generalcapitän über die Brücke ritt, riß ihn Bel del Oli vom Esel herunter, stieß ihm seinen langen Dolch in den Rücken und zeichnete ihn mit einem Kreuzhiebe über das ganze Gesicht weg, ihn unkenntlich zu machen. Hierauf nahm er ihn beim Kopf, Ferrer bei den Füßen, und stürzten ihn in den Abgrund. Der Leichnam schwamm den Segre herab bis zur kleinen Stadt Ager, wo die Feinde Garnison halten. Die Schildwache am Strome sah Nachts einen dunklen Körper im Wasser; er ward herausgeholt, und der wachhabende Officier erkannte den königlichen Generalcapitän von Catalonien, General Grafen Karl de España, Grand von Spanien erster Classe, Großkreuz sämmtlicher königlich spanischer, des französischen St. Ludwig- und neapolitanischen St. Ferdinand-Ordens, Präsidenten der königlichen Junta, obersten Chef sämmtlicher Gerichtsbehörden, Generalcommandanten der königlichen Fußgarde, ersten Kämmerer und wirklichen Staatsrath Sr. katholischen Majestät, beständigen Regidor von Palma – ermordet durch seine Leute.
Bremen als natürlicher Seehafen für das Königreich Bayern.
Zweiter Artikel.
Der Ludwigs-Donau-Main-Canal.
_ Von der Weser. Ueber die Bedeutung dieser die Donau mit dem Main und Rhein verbindenden Wasserstraße ist Vieles schon hin und hergeschrieben und gedruckt, und ihr deutsch-nationaler Charakter in mancher Beziehung angefochten worden. Wir bringen nun diesen Canal unter einen zwiefachen Gesichtspunkt: einmal unter denjenigen der Erleichterung des Austausches der Producte des Donaugebietes gegen diejenigen des Gebietes vom Main und Rhein, daher des bayerischen Landinteresses, dann unter den Gesichtspunkt des größern Weltverkehrs. – Unter der Voraussetzung, daß dieser Canal die Bedingungen fast aller andern großen Canäle zu erfüllen vermögen werde, nämlich den Gütertransport zu einem Frachtsatze bewirken zu können, der 1/3 bis 1/2 des gewöhnlichen Satzes der Fuhrfracht nicht übersteigt, daher eine wirklich gute Wasserstraße repräsentire, wollen wir den erstgedachten Gesichtspunkt als klar und einfach vorliegend nicht weiter berühren, den andern aber uns erlauben etwas näher zu untersuchen.
Die Idee, durch eine Vereinigung der Donau mit dem Main eine Wasserstraße von dem schwarzen Meer quer durch Deutschland nach der Nordsee herzustellen, ist wahrhaft groß als Idee und unstreitig weit größer als im Haupte Karls des Großen, dessen Welt bekanntlich von unendlich engern Gränzen war, als es die unserige ist! Aber unter der scharf berechnenden Hand des praktischen Kaufmanns erfährt diese Idee dennoch bedeutende Modificationen. Einmal erkennt derselbe alsobald, daß die Producte, welche die Häfen der Nordseemündung dieser Wasserstraße mit denjenigen des schwarzen Meeres auszutauschen haben, bis jetzt nicht von großer Erheblichkeit sind, und zweitens, daß, so lange kein Seekrieg stattfindet, welcher die Schifffahrt durch die mittelländische See und den atlantischen Ocean unterbricht, die Seefracht um ein sehr Erhebliches zwischen den Endpunkten dieser großen Straße niedriger seyn, ja muthmaßlich wohl nicht mehr als den dritten oder vierten Theil der Fluß- und Canalfracht betragen wird, so daß im gewöhnlichen Laufe der Dinge die Communication unter den Ländern, welche an beiden Enden dieser Straße der See nahe liegen, auch gewiß über See stattfinden wird. Allein nichtsdestoweniger ist dieselbe von großer Bedeutung dadurch, daß sie den Erzeugnissen der Main- und Rheinländer eine Erleichterung des Abflusses die Donau abwärts bis ins schwarze Meer und andererseits den Producten des Gebiets der obern Donau einen neuen Ausweg zu den Emporien des nordischen Welthandels bereiten kann. Hierin liegt der praktisch nützliche Theil des zweiten umfassenderen Gesichtspunkts, der deutsch-nationalen Richtung des Ludwig-Canals. Aber auch diese deutsch-nationale Richtung würde sich sehr vermindern und verkümmern, sobald man dabei ausschließlich nur an die Mündung der Rheinstraße denkt, wo eine dem deutschen Wohlstande feindliche – die holländische Handelspolitik die neue Handelsstraße nur als ein Werkzeug zur Vergrößerung der deutschen Zinsbarkeit begrüßt! Ueberdieß kann man sich nicht verhehlen, daß auch in anderer Hinsicht die Beschränkung der geregelten Communication Süddeutschlands mit der Nordsee auf die Rheinstraße große Uebelstände mit sich bringt. Denn fast in allen Seekriegen, wo Holland die eine oder andere Partei nahm, oder zu nehmen sich genöthigt sah, war der Rhein gesperrt, erst jüngst ein volles Vierteljahrhundert von 1794 bis zum Frieden von Amiens 1802 und vom neuerlichen Bruche 1803 bis 1813, endlich abermals von 1832 bis 1833 während der Blokade und Feindseligkeit in Folge der Trennung Hollands und Belgiens.
Vor solchen Unterbrechungen, die alle mühsam angeknüpften Fäden des Handels und Gewerbfleißes, die so schwer wieder in die alten Verhältnisse zurückgebracht werden können, zerschneiden, sind die Elbe und Weser weit sicherer. Das
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(2016-06-28T11:37:15Z)
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Matthias Boenig: Bearbeitung der digitalen Edition.
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