des Eliah Levita 1544 zu Kostnitz die erste jüdischdeutsche Bibel- übersetzung erschienen war, folgten rasch noch andere, mehr oder minder vollständige Uebersetzungen, unter welchen die spätere (1622) für Frauen ([fremdsprachliches Material]) des Jakob Bar Jsaak zu Prag und die 1676 zu Amsterdam von Joseph Bar Alexander Witzenhausen wie auch die minder tüchtige des Jekuthiel B. Jsaak (Blitz) eben- daselbst (1679) Beachtung verdienen. Eine sehr große Menge Sittenbücher, Erzählungen aus dem Talmud, Geschichtsbücher (Maasebücher), Chroniken wurden hier und dort gedruckt. Es wur- den biblische Geschichten, wie der Verkauf Joseph's (Mechirus Joseph), der Kampf David's mit Goliath, die Geschichte Esther's (Ahasverusspiel), dramatisch bearbeitet, besonders für die Auffüh- rung am Purimfeste. Auch in die deutschen Sagenkreise wie in die deutsche Volkspoesie und Volkserzählung drang die jüdisch- deutsche Literatur hinein, wie z. B. ausweist: "Ein schön Maase von König Artus' Hof (Ritter Wieduwilt)"; "Beständige Lieb- schaft von Pleris und Blankeflier"; "Historie von Ritter Sig- mund und Magdalena"; "Die Sieben weisen Meister"; "Ge- schichte des Fortunatus mit seinem Seckel und Wünschhütlein"; "Kaiser Octavianus"; "Seltzame und kurzweilig Geschichte der Schildbürger"; "Eulenspiegel" u. s. w. So breitete sich auch die Literatur auf das Gebiet der Geschichte, Dogmatik, Polemik, Ethik, Liturgik, Ascetik, Exegetik, Physik und über fast alle das sittliche, religiöse und bürgerliche Leben berührende Gebiete aus, sodaß hier ein großer und, bei der Unbekanntschaft mit dem Juden- deutsch, noch ganz verborgener Literaturschatz vorhanden ist, über welchen schon J. Buxtorf in seinem "Thesaurus grammaticus",
Salamo Ben Gabirol (1674), wo es ([fremdsprachliches Material]) in buchstäblich genauer Uebertragung heißt: "Wer kann vollenden dein Achperkeit (Achtbarkeit, Ehre, Herrlichkeit)? Jn dein Thun beschaffen sie zu zählen durch ihr die Täg und Jahr und Zeit die angebreiten und zu machen Sprazen (Sprossen, Zweige) durch ihr Bäume, die da machen Obst und süße Sänftung von der Masol (Gestirn) das da heißt [fremdsprachliches Material] und Ausziehung das Masol [fremdsprachliches Material] gefeißt und zweighaftig sechs Chodoschim (Monate) geht." -- Welche Sprache, wenn auch zur Zeit des tiefsten Verfalls der deutschen Sprache selbst!
des Eliah Levita 1544 zu Koſtnitz die erſte jüdiſchdeutſche Bibel- überſetzung erſchienen war, folgten raſch noch andere, mehr oder minder vollſtändige Ueberſetzungen, unter welchen die ſpätere (1622) für Frauen ([fremdsprachliches Material]) des Jakob Bar Jſaak zu Prag und die 1676 zu Amſterdam von Joſeph Bar Alexander Witzenhauſen wie auch die minder tüchtige des Jekuthiel B. Jſaak (Blitz) eben- daſelbſt (1679) Beachtung verdienen. Eine ſehr große Menge Sittenbücher, Erzählungen aus dem Talmud, Geſchichtsbücher (Maáſebücher), Chroniken wurden hier und dort gedruckt. Es wur- den bibliſche Geſchichten, wie der Verkauf Joſeph’s (Mechirus Joseph), der Kampf David’s mit Goliath, die Geſchichte Eſther’s (Ahasverusſpiel), dramatiſch bearbeitet, beſonders für die Auffüh- rung am Purimfeſte. Auch in die deutſchen Sagenkreiſe wie in die deutſche Volkspoeſie und Volkserzählung drang die jüdiſch- deutſche Literatur hinein, wie z. B. ausweiſt: „Ein ſchön Maaſe von König Artus’ Hof (Ritter Wieduwilt)“; „Beſtändige Lieb- ſchaft von Pleris und Blankeflier“; „Hiſtorie von Ritter Sig- mund und Magdalena“; „Die Sieben weiſen Meiſter“; „Ge- ſchichte des Fortunatus mit ſeinem Seckel und Wünſchhütlein“; „Kaiſer Octavianus“; „Seltzame und kurzweilig Geſchichte der Schildbürger“; „Eulenſpiegel“ u. ſ. w. So breitete ſich auch die Literatur auf das Gebiet der Geſchichte, Dogmatik, Polemik, Ethik, Liturgik, Aſcetik, Exegetik, Phyſik und über faſt alle das ſittliche, religiöſe und bürgerliche Leben berührende Gebiete aus, ſodaß hier ein großer und, bei der Unbekanntſchaft mit dem Juden- deutſch, noch ganz verborgener Literaturſchatz vorhanden iſt, über welchen ſchon J. Buxtorf in ſeinem „Thesaurus grammaticus“,
Salamo Ben Gabirol (1674), wo es ([fremdsprachliches Material]) in buchſtäblich genauer Uebertragung heißt: „Wer kann vollenden dein Achperkeit (Achtbarkeit, Ehre, Herrlichkeit)? Jn dein Thun beſchaffen ſie zu zählen durch ihr die Täg und Jahr und Zeit die angebreiten und zu machen Sprazen (Sproſſen, Zweige) durch ihr Bäume, die da machen Obſt und ſüße Sänftung von der Maſol (Geſtirn) das da heißt [fremdsprachliches Material] und Ausziehung das Maſol [fremdsprachliches Material] gefeißt und zweighaftig ſechs Chodoſchim (Monate) geht.“ — Welche Sprache, wenn auch zur Zeit des tiefſten Verfalls der deutſchen Sprache ſelbſt!
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des Eliah Levita 1544 zu Koſtnitz die erſte jüdiſchdeutſche Bibel-
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minder vollſtändige Ueberſetzungen, unter welchen die ſpätere (1622)
für Frauen (_ ) des Jakob Bar Jſaak zu Prag und
die 1676 zu Amſterdam von Joſeph Bar Alexander Witzenhauſen
wie auch die minder tüchtige des Jekuthiel B. Jſaak (Blitz) eben-
daſelbſt (1679) Beachtung verdienen. Eine ſehr große Menge
Sittenbücher, Erzählungen aus dem Talmud, Geſchichtsbücher
(Maáſebücher), Chroniken wurden hier und dort gedruckt. Es wur-
den bibliſche Geſchichten, wie der Verkauf Joſeph’s (Mechirus
Joseph), der Kampf David’s mit Goliath, die Geſchichte Eſther’s
(Ahasverusſpiel), dramatiſch bearbeitet, beſonders für die Auffüh-
rung am Purimfeſte. Auch in die deutſchen Sagenkreiſe wie in
die deutſche Volkspoeſie und Volkserzählung drang die jüdiſch-
deutſche Literatur hinein, wie z. B. ausweiſt: „Ein ſchön Maaſe
von König Artus’ Hof (Ritter Wieduwilt)“; „Beſtändige Lieb-
ſchaft von Pleris und Blankeflier“; „Hiſtorie von Ritter Sig-
mund und Magdalena“; „Die Sieben weiſen Meiſter“; „Ge-
ſchichte des Fortunatus mit ſeinem Seckel und Wünſchhütlein“;
„Kaiſer Octavianus“; „Seltzame und kurzweilig Geſchichte der
Schildbürger“; „Eulenſpiegel“ u. ſ. w. So breitete ſich auch die
Literatur auf das Gebiet der Geſchichte, Dogmatik, Polemik,
Ethik, Liturgik, Aſcetik, Exegetik, Phyſik und über faſt alle das
ſittliche, religiöſe und bürgerliche Leben berührende Gebiete aus,
ſodaß hier ein großer und, bei der Unbekanntſchaft mit dem Juden-
deutſch, noch ganz verborgener Literaturſchatz vorhanden iſt, über
welchen ſchon J. Buxtorf in ſeinem „Thesaurus grammaticus“,
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2) Salamo Ben Gabirol (1674), wo es (_ ) in buchſtäblich genauer
Uebertragung heißt: „Wer kann vollenden dein Achperkeit (Achtbarkeit, Ehre,
Herrlichkeit)? Jn dein Thun beſchaffen ſie zu zählen durch ihr die Täg und
Jahr und Zeit die angebreiten und zu machen Sprazen (Sproſſen, Zweige) durch
ihr Bäume, die da machen Obſt und ſüße Sänftung von der Maſol (Geſtirn)
das da heißt _ und Ausziehung das Maſol _ gefeißt und zweighaftig
ſechs Chodoſchim (Monate) geht.“ — Welche Sprache, wenn auch zur Zeit des
tiefſten Verfalls der deutſchen Sprache ſelbſt!
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Avé-Lallemant, Friedrich Christian Benedikt: Das Deutsche Gaunerthum. Bd. 3. Leipzig, 1862, S. 210. In: Deutsches Textarchiv <https://www.deutschestextarchiv.de/avelallemant_gaunerthum03_1862/244>, abgerufen am 13.06.2024.
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