Morf, mundt; Pott, "Zigeuner", II, 18, nimmt den offenbaren Druckfehler der Rotwelschen Grammatik von 1755 auf: Wurf, erläutert Wurf als Contraction von Maulwurf und führt Murf, Morf bei Grolman als "durch ausdrückliche Veränderung des w in m, wegen der Jnitiale von Maul, Mund" entstanden an; im Niederdeutschen heißt aber der Maulwurf nicht etwa Muulwerp, sondern speciell Winwörp; im Holländischen ist er einfach mol; die Ableitung bei Pott ist nicht richtig, denn Morf hängt mit murfeln, morfeln zusammen, welches kauen mit geschlossenem Munde bedeutet, wie alte Leute zu thun pflegen. Auch bedeutet murfeln durch die wenig geöffneten Lippen reden (Schmeller, II, 615). Jm Niederdeutschen ist murfeln in der Aussprache muffeln noch immer gebräuchlich. Meps, klein, ist vielleicht mit dem eng- lischen moppet, mopsey, Puppe, Püppchen, als Kosewort in Verbindung zu setzen. Michels, ick, ist aus dem Accusativ von ich mit der Diminutivendung zu erklären, wie man ja auch jetzt noch im Niederdeutschen häufig scherzweise Jcke, Jckels für Jck, sprechen hört. Moel, dor, Thor, eigentlich Mühle, ebenso wie die spätere Gaunersprache Winde für Thür hat, vom Wenden und Drehen der Thür. Minots verfokt, ik ga wech; verfoken, weg- gehen; minots scheint eine ähnliche gewaltsame Verkehrung des min (mein) für ick zu sein, wie Jckels. Primersmoß, moß von Mosche (s. oben) und vielleicht vom lat. primus in Bezug auf den obenan in der Gemeinde stehenden Priester. Pig güt, deff, Dieb, der fremdes Gut pickt, aufpickt; aber vielleicht auch verdruckt für pigg üt, picke aus, lese auf, in der Bedeu- tung aufnehmen, genießen, essen, wie das spätere bicken, picken. Pleuir, stuver, vielleicht provinziell für plapphart, oder sonstiger provinzieller Ausdruck für Stüber. Quinckhart, öge, Auge, von quinkern, quinkeln, mit den Augen zwinkern, den Blick leicht und verstohlen auf etwas werfen, auch von der leisen, schwankenden Jntonation der Stimme gebräuchlich. Die Ableitung bei Richey und Adelung von Quinte erscheint gesucht, da quinck doch wol mit quick, lebendig, rasch, munter, unstet, zusammenhängt. Da- hin ist auch quinkeleren (quinkeliren) zu beziehen, mit unsicherer
Morf, mundt; Pott, „Zigeuner“, II, 18, nimmt den offenbaren Druckfehler der Rotwelſchen Grammatik von 1755 auf: Wurf, erläutert Wurf als Contraction von Maulwurf und führt Murf, Morf bei Grolman als „durch ausdrückliche Veränderung des w in m, wegen der Jnitiale von Maul, Mund“ entſtanden an; im Niederdeutſchen heißt aber der Maulwurf nicht etwa Muulwerp, ſondern ſpeciell Winwörp; im Holländiſchen iſt er einfach mol; die Ableitung bei Pott iſt nicht richtig, denn Morf hängt mit murfeln, morfeln zuſammen, welches kauen mit geſchloſſenem Munde bedeutet, wie alte Leute zu thun pflegen. Auch bedeutet murfeln durch die wenig geöffneten Lippen reden (Schmeller, II, 615). Jm Niederdeutſchen iſt murfeln in der Ausſprache muffeln noch immer gebräuchlich. Meps, klein, iſt vielleicht mit dem eng- liſchen moppet, mopsey, Puppe, Püppchen, als Koſewort in Verbindung zu ſetzen. Michels, ick, iſt aus dem Accuſativ von ich mit der Diminutivendung zu erklären, wie man ja auch jetzt noch im Niederdeutſchen häufig ſcherzweiſe Jcke, Jckels für Jck, ſprechen hört. Moel, dor, Thor, eigentlich Mühle, ebenſo wie die ſpätere Gaunerſprache Winde für Thür hat, vom Wenden und Drehen der Thür. Minots verfokt, ik ga wech; verfoken, weg- gehen; minots ſcheint eine ähnliche gewaltſame Verkehrung des min (mein) für ick zu ſein, wie Jckels. Primersmoß, moß von Moſche (ſ. oben) und vielleicht vom lat. primus in Bezug auf den obenan in der Gemeinde ſtehenden Prieſter. Pig güt, deff, Dieb, der fremdes Gut pickt, aufpickt; aber vielleicht auch verdruckt für pigg üt, picke aus, leſe auf, in der Bedeu- tung aufnehmen, genießen, eſſen, wie das ſpätere bicken, picken. Pleuir, ſtuver, vielleicht provinziell für plapphart, oder ſonſtiger provinzieller Ausdruck für Stüber. Quinckhart, öge, Auge, von quinkern, quinkeln, mit den Augen zwinkern, den Blick leicht und verſtohlen auf etwas werfen, auch von der leiſen, ſchwankenden Jntonation der Stimme gebräuchlich. Die Ableitung bei Richey und Adelung von Quinte erſcheint geſucht, da quinck doch wol mit quick, lebendig, raſch, munter, unſtet, zuſammenhängt. Da- hin iſt auch quinkeleren (quinkeliren) zu beziehen, mit unſicherer
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Morf, mundt; Pott, „Zigeuner“, II, 18, nimmt den offenbaren
Druckfehler der Rotwelſchen Grammatik von 1755 auf: Wurf,
erläutert Wurf als Contraction von Maulwurf und führt Murf,
Morf bei Grolman als „durch ausdrückliche Veränderung des w
in m, wegen der Jnitiale von Maul, Mund“ entſtanden an; im
Niederdeutſchen heißt aber der Maulwurf nicht etwa Muulwerp,
ſondern ſpeciell Winwörp; im Holländiſchen iſt er einfach mol;
die Ableitung bei Pott iſt nicht richtig, denn Morf hängt mit
murfeln, morfeln zuſammen, welches kauen mit geſchloſſenem
Munde bedeutet, wie alte Leute zu thun pflegen. Auch bedeutet
murfeln durch die wenig geöffneten Lippen reden (Schmeller, II,
615). Jm Niederdeutſchen iſt murfeln in der Ausſprache muffeln
noch immer gebräuchlich. Meps, klein, iſt vielleicht mit dem eng-
liſchen moppet, mopsey, Puppe, Püppchen, als Koſewort in
Verbindung zu ſetzen. Michels, ick, iſt aus dem Accuſativ von
ich mit der Diminutivendung zu erklären, wie man ja auch jetzt
noch im Niederdeutſchen häufig ſcherzweiſe Jcke, Jckels für Jck,
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die ſpätere Gaunerſprache Winde für Thür hat, vom Wenden und
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gehen; minots ſcheint eine ähnliche gewaltſame Verkehrung des
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von Moſche (ſ. oben) und vielleicht vom lat. primus in Bezug
auf den obenan in der Gemeinde ſtehenden Prieſter. Pig güt,
deff, Dieb, der fremdes Gut pickt, aufpickt; aber vielleicht
auch verdruckt für pigg üt, picke aus, leſe auf, in der Bedeu-
tung aufnehmen, genießen, eſſen, wie das ſpätere bicken, picken.
Pleuir, ſtuver, vielleicht provinziell für plapphart, oder ſonſtiger
provinzieller Ausdruck für Stüber. Quinckhart, öge, Auge, von
quinkern, quinkeln, mit den Augen zwinkern, den Blick leicht und
verſtohlen auf etwas werfen, auch von der leiſen, ſchwankenden
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Avé-Lallemant, Friedrich Christian Benedikt: Das Deutsche Gaunerthum. Bd. 4. Leipzig, 1862, S. 69. In: Deutsches Textarchiv <https://www.deutschestextarchiv.de/avelallemant_gaunerthum04_1862/81>, abgerufen am 31.10.2024.
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