Anmelden (DTAQ) DWDS     dlexDB     CLARIN-D

Baumstark, Eduard: Kameralistische Encyclopädie. Heidelberg u. a., 1835.

Bild:
<< vorherige Seite
3) Die Fahr- und Kunstschächte sind immer kleiner, als der Förderschacht, und
von diesem blos durch Balken und Bretter geschieden. Man theilt die Schächte auch
nach dem Neigungswinkel ein (§. 88.). Brard (Grundriß. S. 50.) rechnet bei
einem Versuchsschachte von 50 Lachter Länge, eine Höhe von 9 Fuß und eine Weite
von 6 Fuß mit der Zimmerung; bei festem Gesteine und runder Form einen Durch-
messer von 6 Fuß.
§. 96.
2) Grubensicherung. a) Grubenzimmerung.

Alle diese Zugänge und Grubenbaue müssen befestigt sein, um
die Arbeiter gegen den Einsturz der Gebirge zu sichern. Dies ge-
schieht entweder mit Holz, und heißt Grubenzimmerung, oder
mit Steinen, und heißt Grubenmauerung1). Die Gruben-
zimmerung ist verschiedener Art, je nach der ein-, zwei-, drei-
oder allseitigen Feigheit (Lockerheit) des Gesteins. Sie besteht:

1) Bei Stollen und Strecken entweder in quer von einer
Ulme zur andern an die Förste getriebenen Balken und Brettern
(der Kappe); oder sie ist halbe Thürstockzimmerung, wenn
blos solche Kappen, Seitenpfosten und Bretter an einer Seite an-
gebracht sind; oder ganze Thürstockszimmerung, wenn auch
die zweite Ulme gezimmert ist; oder ganze Thürstockszim-
merung mit Sohlhölzern, wenn auch die Sohle mit Pfosten ge-
zimmert ist; oder endlich ganze Thürstockszimmerung, mit
Tragwerk, Förderungsgestänge und Wasserseige2). Die ganze
Zimmerung geschieht ohne Zapfen und Nägel, sondern durch bloßes
Ineinanderfügen vermittelst Bogen und Winkel. Längs den Ulmen
werden zwischen senkrechte Pfähle Bretter quer eingetrieben, so
auch an der Förste, wo jedoch Alles horizontal liegt und etwaige
Zwischenräume zwischen Gestein und Zimmerung mit Faschinen
ausgefüllt werden müssen.

2) Bei Schächten und Gesenken entweder in der Bolzen-
schrotzimmerung oder in der ganzen Schrotzimmerung.
Die Leztere besteht aus lauter der Länge des Schachts nach auf
einander gelegten Vierlingen. Die Erstere aber besteht in solchen,
4-41/2 Fuß von einander entfernten, Vierlingen, welche durch
senkrechte Balken (Bolzen) unterstützt und durch Tragstempel,
d. h. in die Bühnelöcher an den Schachtulmen getriebene Quer-
bolzen, an ihren kurzen Seiten getragen werden3).

1) de Villefosse Mineralreichthum. II. 178. Cancrin, Erste Gründe der
Berg- und Salzwerkskunde. (Frankf. 1773-91.) I. 68. Delius Bergbaukunst.
I. 310. 437. Karsten Archiv. II. IV. V. IX. XVI. XVIII. Dingelstedt,
Anleitung zur Grubenzimmerung. Schneeberg 1793. Erler, Anleit. z. Strecken-
und Schachtmauerung. Freiberg 1796. Gätzschmann, Anleitung zur Gruben-
mauerung. Schneeberg 1830. Brard Grundriß. S. 277-318.

3) Die Fahr- und Kunſtſchächte ſind immer kleiner, als der Förderſchacht, und
von dieſem blos durch Balken und Bretter geſchieden. Man theilt die Schächte auch
nach dem Neigungswinkel ein (§. 88.). Brard (Grundriß. S. 50.) rechnet bei
einem Verſuchsſchachte von 50 Lachter Länge, eine Höhe von 9 Fuß und eine Weite
von 6 Fuß mit der Zimmerung; bei feſtem Geſteine und runder Form einen Durch-
meſſer von 6 Fuß.
§. 96.
2) Grubenſicherung. a) Grubenzimmerung.

Alle dieſe Zugänge und Grubenbaue müſſen befeſtigt ſein, um
die Arbeiter gegen den Einſturz der Gebirge zu ſichern. Dies ge-
ſchieht entweder mit Holz, und heißt Grubenzimmerung, oder
mit Steinen, und heißt Grubenmauerung1). Die Gruben-
zimmerung iſt verſchiedener Art, je nach der ein-, zwei-, drei-
oder allſeitigen Feigheit (Lockerheit) des Geſteins. Sie beſteht:

1) Bei Stollen und Strecken entweder in quer von einer
Ulme zur andern an die Förſte getriebenen Balken und Brettern
(der Kappe); oder ſie iſt halbe Thürſtockzimmerung, wenn
blos ſolche Kappen, Seitenpfoſten und Bretter an einer Seite an-
gebracht ſind; oder ganze Thürſtockszimmerung, wenn auch
die zweite Ulme gezimmert iſt; oder ganze Thürſtockszim-
merung mit Sohlhölzern, wenn auch die Sohle mit Pfoſten ge-
zimmert iſt; oder endlich ganze Thürſtockszimmerung, mit
Tragwerk, Förderungsgeſtänge und Waſſerſeige2). Die ganze
Zimmerung geſchieht ohne Zapfen und Nägel, ſondern durch bloßes
Ineinanderfügen vermittelſt Bogen und Winkel. Längs den Ulmen
werden zwiſchen ſenkrechte Pfähle Bretter quer eingetrieben, ſo
auch an der Förſte, wo jedoch Alles horizontal liegt und etwaige
Zwiſchenräume zwiſchen Geſtein und Zimmerung mit Faſchinen
ausgefüllt werden müſſen.

2) Bei Schächten und Geſenken entweder in der Bolzen-
ſchrotzimmerung oder in der ganzen Schrotzimmerung.
Die Leztere beſteht aus lauter der Länge des Schachts nach auf
einander gelegten Vierlingen. Die Erſtere aber beſteht in ſolchen,
4–4½ Fuß von einander entfernten, Vierlingen, welche durch
ſenkrechte Balken (Bolzen) unterſtützt und durch Tragſtempel,
d. h. in die Bühnelöcher an den Schachtulmen getriebene Quer-
bolzen, an ihren kurzen Seiten getragen werden3).

1) de Villefosse Mineralreichthum. II. 178. Cancrin, Erſte Gründe der
Berg- und Salzwerkskunde. (Frankf. 1773–91.) I. 68. Delius Bergbaukunſt.
I. 310. 437. Karſten Archiv. II. IV. V. IX. XVI. XVIII. Dingelſtedt,
Anleitung zur Grubenzimmerung. Schneeberg 1793. Erler, Anleit. z. Strecken-
und Schachtmauerung. Freiberg 1796. Gätzſchmann, Anleitung zur Gruben-
mauerung. Schneeberg 1830. Brard Grundriß. S. 277–318.

<TEI>
  <text>
    <body>
      <div n="1">
        <div n="2">
          <div n="3">
            <div n="4">
              <div n="5">
                <div n="6">
                  <div n="7">
                    <div n="8">
                      <div n="9">
                        <pb facs="#f0144" n="122"/>
                        <note place="end" n="3)">Die Fahr- und Kun&#x017F;t&#x017F;chächte &#x017F;ind immer kleiner, als der Förder&#x017F;chacht, und<lb/>
von die&#x017F;em blos durch Balken und Bretter ge&#x017F;chieden. Man theilt die Schächte auch<lb/>
nach dem Neigungswinkel ein (§. 88.). <hi rendition="#g">Brard</hi> (Grundriß. S. 50.) rechnet bei<lb/>
einem Ver&#x017F;uchs&#x017F;chachte von 50 Lachter Länge, eine Höhe von 9 Fuß und eine Weite<lb/>
von 6 Fuß mit der Zimmerung; bei fe&#x017F;tem Ge&#x017F;teine und runder Form einen Durch-<lb/>
me&#x017F;&#x017F;er von 6 Fuß.</note>
                      </div><lb/>
                      <div n="9">
                        <head> <hi rendition="#c">§. 96.<lb/>
2) <hi rendition="#g">Gruben&#x017F;icherung</hi>. <hi rendition="#aq">a)</hi> <hi rendition="#g">Grubenzimmerung</hi>.</hi> </head><lb/>
                        <p>Alle die&#x017F;e Zugänge und Grubenbaue mü&#x017F;&#x017F;en befe&#x017F;tigt &#x017F;ein, um<lb/>
die Arbeiter gegen den Ein&#x017F;turz der Gebirge zu &#x017F;ichern. Dies ge-<lb/>
&#x017F;chieht entweder mit Holz, und heißt <hi rendition="#g">Grubenzimmerung</hi>, oder<lb/>
mit Steinen, und heißt <hi rendition="#g">Grubenmauerung</hi><hi rendition="#sup">1</hi>). Die <hi rendition="#g">Gruben</hi>-<lb/><hi rendition="#g">zimmerung</hi> i&#x017F;t ver&#x017F;chiedener Art, je nach der ein-, zwei-, drei-<lb/>
oder all&#x017F;eitigen Feigheit (Lockerheit) des Ge&#x017F;teins. Sie be&#x017F;teht:</p><lb/>
                        <p>1) Bei <hi rendition="#g">Stollen</hi> und <hi rendition="#g">Strecken</hi> entweder in quer von einer<lb/>
Ulme zur andern an die För&#x017F;te getriebenen Balken und Brettern<lb/>
(der <hi rendition="#g">Kappe</hi>); oder &#x017F;ie i&#x017F;t <hi rendition="#g">halbe Thür&#x017F;tockzimmerung</hi>, wenn<lb/>
blos &#x017F;olche Kappen, Seitenpfo&#x017F;ten und Bretter an einer Seite an-<lb/>
gebracht &#x017F;ind; oder <hi rendition="#g">ganze Thür&#x017F;tockszimmerung</hi>, wenn auch<lb/>
die zweite Ulme gezimmert i&#x017F;t; oder <hi rendition="#g">ganze Thür&#x017F;tockszim</hi>-<lb/><hi rendition="#g">merung</hi> mit Sohlhölzern, wenn auch die Sohle mit Pfo&#x017F;ten ge-<lb/>
zimmert i&#x017F;t; oder endlich <hi rendition="#g">ganze Thür&#x017F;tockszimmerung</hi>, mit<lb/>
Tragwerk, Förderungsge&#x017F;tänge und Wa&#x017F;&#x017F;er&#x017F;eige<hi rendition="#sup">2</hi>). Die ganze<lb/>
Zimmerung ge&#x017F;chieht ohne Zapfen und Nägel, &#x017F;ondern durch bloßes<lb/>
Ineinanderfügen vermittel&#x017F;t Bogen und Winkel. Längs den Ulmen<lb/>
werden zwi&#x017F;chen &#x017F;enkrechte Pfähle Bretter quer eingetrieben, &#x017F;o<lb/>
auch an der För&#x017F;te, wo jedoch Alles horizontal liegt und etwaige<lb/>
Zwi&#x017F;chenräume zwi&#x017F;chen Ge&#x017F;tein und Zimmerung mit Fa&#x017F;chinen<lb/>
ausgefüllt werden mü&#x017F;&#x017F;en.</p><lb/>
                        <p>2) Bei <hi rendition="#g">Schächten</hi> und <hi rendition="#g">Ge&#x017F;enken</hi> entweder in der <hi rendition="#g">Bolzen</hi>-<lb/><hi rendition="#g">&#x017F;chrotzimmerung</hi> oder in der <hi rendition="#g">ganzen Schrotzimmerung</hi>.<lb/>
Die Leztere be&#x017F;teht aus lauter der Länge des Schachts nach auf<lb/>
einander gelegten Vierlingen. Die Er&#x017F;tere aber be&#x017F;teht in &#x017F;olchen,<lb/>
4&#x2013;4½ Fuß von einander entfernten, Vierlingen, welche durch<lb/>
&#x017F;enkrechte Balken (Bolzen) unter&#x017F;tützt und durch <hi rendition="#g">Trag&#x017F;tempel</hi>,<lb/>
d. h. in die Bühnelöcher an den Schachtulmen getriebene Quer-<lb/>
bolzen, an ihren kurzen Seiten getragen werden<hi rendition="#sup">3</hi>).</p><lb/>
                        <note place="end" n="1)"><hi rendition="#aq"><hi rendition="#i">de Villefosse</hi></hi> Mineralreichthum. II. 178. <hi rendition="#g">Cancrin</hi>, Er&#x017F;te Gründe der<lb/>
Berg- und Salzwerkskunde. (Frankf. 1773&#x2013;91.) I. 68. <hi rendition="#g">Delius</hi> Bergbaukun&#x017F;t.<lb/>
I. 310. 437. <hi rendition="#g">Kar&#x017F;ten</hi> Archiv. II. IV. V. IX. XVI. XVIII. <hi rendition="#g">Dingel&#x017F;tedt</hi>,<lb/>
Anleitung zur Grubenzimmerung. Schneeberg 1793. <hi rendition="#g">Erler</hi>, Anleit. z. Strecken-<lb/>
und Schachtmauerung. Freiberg 1796. <hi rendition="#g">Gätz&#x017F;chmann</hi>, Anleitung zur Gruben-<lb/>
mauerung. Schneeberg 1830. <hi rendition="#g">Brard</hi> Grundriß. S. 277&#x2013;318.</note><lb/>
                      </div>
                    </div>
                  </div>
                </div>
              </div>
            </div>
          </div>
        </div>
      </div>
    </body>
  </text>
</TEI>
[122/0144] ³⁾ Die Fahr- und Kunſtſchächte ſind immer kleiner, als der Förderſchacht, und von dieſem blos durch Balken und Bretter geſchieden. Man theilt die Schächte auch nach dem Neigungswinkel ein (§. 88.). Brard (Grundriß. S. 50.) rechnet bei einem Verſuchsſchachte von 50 Lachter Länge, eine Höhe von 9 Fuß und eine Weite von 6 Fuß mit der Zimmerung; bei feſtem Geſteine und runder Form einen Durch- meſſer von 6 Fuß. §. 96. 2) Grubenſicherung. a) Grubenzimmerung. Alle dieſe Zugänge und Grubenbaue müſſen befeſtigt ſein, um die Arbeiter gegen den Einſturz der Gebirge zu ſichern. Dies ge- ſchieht entweder mit Holz, und heißt Grubenzimmerung, oder mit Steinen, und heißt Grubenmauerung1). Die Gruben- zimmerung iſt verſchiedener Art, je nach der ein-, zwei-, drei- oder allſeitigen Feigheit (Lockerheit) des Geſteins. Sie beſteht: 1) Bei Stollen und Strecken entweder in quer von einer Ulme zur andern an die Förſte getriebenen Balken und Brettern (der Kappe); oder ſie iſt halbe Thürſtockzimmerung, wenn blos ſolche Kappen, Seitenpfoſten und Bretter an einer Seite an- gebracht ſind; oder ganze Thürſtockszimmerung, wenn auch die zweite Ulme gezimmert iſt; oder ganze Thürſtockszim- merung mit Sohlhölzern, wenn auch die Sohle mit Pfoſten ge- zimmert iſt; oder endlich ganze Thürſtockszimmerung, mit Tragwerk, Förderungsgeſtänge und Waſſerſeige2). Die ganze Zimmerung geſchieht ohne Zapfen und Nägel, ſondern durch bloßes Ineinanderfügen vermittelſt Bogen und Winkel. Längs den Ulmen werden zwiſchen ſenkrechte Pfähle Bretter quer eingetrieben, ſo auch an der Förſte, wo jedoch Alles horizontal liegt und etwaige Zwiſchenräume zwiſchen Geſtein und Zimmerung mit Faſchinen ausgefüllt werden müſſen. 2) Bei Schächten und Geſenken entweder in der Bolzen- ſchrotzimmerung oder in der ganzen Schrotzimmerung. Die Leztere beſteht aus lauter der Länge des Schachts nach auf einander gelegten Vierlingen. Die Erſtere aber beſteht in ſolchen, 4–4½ Fuß von einander entfernten, Vierlingen, welche durch ſenkrechte Balken (Bolzen) unterſtützt und durch Tragſtempel, d. h. in die Bühnelöcher an den Schachtulmen getriebene Quer- bolzen, an ihren kurzen Seiten getragen werden3). ¹⁾ de Villefosse Mineralreichthum. II. 178. Cancrin, Erſte Gründe der Berg- und Salzwerkskunde. (Frankf. 1773–91.) I. 68. Delius Bergbaukunſt. I. 310. 437. Karſten Archiv. II. IV. V. IX. XVI. XVIII. Dingelſtedt, Anleitung zur Grubenzimmerung. Schneeberg 1793. Erler, Anleit. z. Strecken- und Schachtmauerung. Freiberg 1796. Gätzſchmann, Anleitung zur Gruben- mauerung. Schneeberg 1830. Brard Grundriß. S. 277–318.

Suche im Werk

Hilfe

Informationen zum Werk

Download dieses Werks

XML (TEI P5) · HTML · Text
TCF (text annotation layer)
XML (TEI P5 inkl. att.linguistic)

Metadaten zum Werk

TEI-Header · CMDI · Dublin Core

Ansichten dieser Seite

Voyant Tools ?

Language Resource Switchboard?

Feedback

Sie haben einen Fehler gefunden? Dann können Sie diesen über unsere Qualitätssicherungsplattform DTAQ melden.

Kommentar zur DTA-Ausgabe

Dieses Werk wurde gemäß den DTA-Transkriptionsrichtlinien im Double-Keying-Verfahren von Muttersprachlern erfasst und in XML/TEI P5 nach DTA-Basisformat kodiert.




Ansicht auf Standard zurückstellen

URL zu diesem Werk: https://www.deutschestextarchiv.de/baumstark_encyclopaedie_1835
URL zu dieser Seite: https://www.deutschestextarchiv.de/baumstark_encyclopaedie_1835/144
Zitationshilfe: Baumstark, Eduard: Kameralistische Encyclopädie. Heidelberg u. a., 1835, S. 122. In: Deutsches Textarchiv <https://www.deutschestextarchiv.de/baumstark_encyclopaedie_1835/144>, abgerufen am 31.10.2024.