Beatus, Georg: Amphitheatrvm Naturae, Schawplatz Menschlicher Herzlichkeit. Frankfurt, 1614.Helm vnnd Bickelhauben. Die Pferd wurden nit zierlich. wie in Italia geführt/ sondern man ließ sie stracks für sich gehen. Wenn einer ein Schild im Streit verlohr/ hielt mans für die gröste schand/ also/ dz man in deß Gottesdiensts vnd deß gemeinen Nutzens verstieß/ viel denen diß widerfahrn/ haben sich selbst erhenckt. Die Könige wurden auß dem Adel erwehlet: vnd solche dorfften nicht anfangen was sie wolten. Der jenig führt das Krigsheer/ der die besten Tugenden an sich hatte/ vnd der mehr mit gutem Exempel als mit gewalt regierte: dann sie hielten dafür/ die Mißhandlungen strafft Gott. Sie stellten in der Schlacht alle Freundschafft bey einander/ damit sie sehen/ welche rühmlich den Platz behielten/ vnd welche mit Lob auff der Wahlstatt blieben/ also waren die kinder/ ehegenossen vnd Eltern die beste zeugen. Wann einer verwundt ward/ trug man in zu seiner Mutter/ oder zu seinem Weib/ welche sich nicht scheweten seine Wunden zu zehlen vnd acht zu nemmen / welche gefehrlich vnd zum Leben schedlich seyn würden. Solche brachten auch denen in der Schlacht zu essen/ vnnd vermahneten sie zur Tapfferkeit. Man schreibet/ daß eine Schlachtordnung/ so schon zertrennt gewesen/ vnd die Flucht geben wollen/ durch jhr zuschreyen widerumb zu recht kommen sey. Sie halten dafür/ man solle der Weiber Raht nicht allerdings verachten. Dem Gott Mercurio opfferten sie auff gewisse Tage Menschenopffer. Herculi vnnd Marti aber von andern Thieren. Sie gaben viel auffs Loß/ vnd auff Vogelgeschrey. Wann geringe Sachen fürfielen/ rahtschlagten die Vornembsten in der Statt darüber/ wenns aber hohe sachen waren/ kam die gantze Bürgerschafft zusammen. So einer etwas anfangen wolte/ gab er auff den Newen oder vollen Monat acht. Wenn sie eine Versamlung halten wolten/ zogen sie die Küstung an. So sie ein Meinung bestettigen wolten/ schlugen sie mit den Spiessen zusammen/ Es bedaucht sie gantz ehrlich stehen/ die Bejahung hiemit anzudeuten/ wenn sie aber nicht zu frieden waren/ fiengen sie an ein Getöß zu machen. Die Flüchtige vnd Verrähter hiengen sie an die Bäum/ die träge vnnd Vngeschickte zum Krieg/ bedeckten sie mit Koth/ vnnd warffen sie ins Wasser/ dann sie wendeten für/ was Vbel stünde/ solte man bedecken. Die Obrigkeit dorffte weder öffentlich/ noch für sich selbst was handlen/ sie were dann bewehrt. Im Beleiten eyffern sie hefftig auffeinander/ also/ daß der junge Gesell/ welcher die meisten Gefährten bey sich hatte/ wenn er zu einer öffentlichen Versamblung gieng/ vor den Berümpsten gehalten ward/ bey den seinen vnnd auch bey den Benachbarten. Es bedaucht sie/ es stünd jhnen jhr Le- Helm vnnd Bickelhauben. Die Pferd wurden nit zierlich. wie in Italia geführt/ sondern man ließ sie stracks für sich gehen. Wenn einer ein Schild im Streit verlohr/ hielt mans für die gröste schand/ also/ dz man in deß Gottesdiensts vnd deß gemeinen Nutzens verstieß/ viel denen diß widerfahrn/ haben sich selbst erhenckt. Die Könige wurden auß dem Adel erwehlet: vnd solche dorfften nicht anfangen was sie wolten. Der jenig führt das Krigsheer/ der die besten Tugenden an sich hatte/ vnd der mehr mit gutem Exempel als mit gewalt regierte: dañ sie hielten dafür/ die Mißhandlungẽ strafft Gott. Sie stellten in der Schlacht alle Freundschafft bey einander/ damit sie sehen/ welche rühmlich den Platz behielten/ vnd welche mit Lob auff der Wahlstatt blieben/ also waren die kinder/ ehegenossen vnd Eltern die beste zeugen. Wann einer verwundt ward/ trug man in zu seiner Mutter/ oder zu seinem Weib/ welche sich nicht scheweten seine Wunden zu zehlen vñ acht zu nemmen / welche gefehrlich vnd zum Leben schedlich seyn würden. Solche brachten auch denẽ in der Schlacht zu essen/ vnnd vermahneten sie zur Tapfferkeit. Man schreibet/ daß eine Schlachtordnung/ so schon zertrennt gewesen/ vnd die Flucht geben wollen/ durch jhr zuschreyen widerumb zu recht kommen sey. Sie halten dafür/ man solle der Weiber Raht nicht allerdings verachten. Dem Gott Mercurio opfferten sie auff gewisse Tage Menschenopffer. Herculi vnnd Marti aber von andern Thieren. Sie gaben viel auffs Loß/ vnd auff Vogelgeschrey. Wañ geringe Sachen fürfielen/ rahtschlagten die Vornembsten in der Statt darüber/ wenns aber hohe sachen waren/ kam die gantze Bürgerschafft zusammen. So einer etwas anfangẽ wolte/ gab er auff den Newen oder vollen Monat acht. Wenn sie eine Versamlung halten wolten/ zogen sie die Küstung an. So sie ein Meinung bestettigen wolten/ schlugen sie mit den Spiessen zusammen/ Es bedaucht sie gantz ehrlich stehen/ die Bejahung hiemit anzudeuten/ wenn sie aber nicht zu frieden waren/ fiengen sie an ein Getöß zu machen. Die Flüchtige vnd Verrähter hiengen sie an die Bäum/ die träge vnnd Vngeschickte zum Krieg/ bedeckten sie mit Koth/ vnnd warffen sie ins Wasser/ dann sie wendeten für/ was Vbel stünde/ solte man bedecken. Die Obrigkeit dorffte weder öffentlich/ noch für sich selbst was handlen/ sie were dann bewehrt. Im Beleiten eyffern sie hefftig auffeinander/ also/ daß der junge Gesell/ welcher die meisten Gefährten bey sich hatte/ wenn er zu einer öffentlichen Versamblung gieng/ vor den Berümpsten gehalten ward/ bey den seinen vnnd auch bey den Benachbarten. Es bedaucht sie/ es stünd jhnen jhr Le- <TEI> <text> <body> <div> <p><pb facs="#f0175" n="155"/> Helm vnnd Bickelhauben. Die Pferd wurden nit zierlich. wie in Italia geführt/ sondern man ließ sie stracks für sich gehen. Wenn einer ein Schild im Streit verlohr/ hielt mans für die gröste schand/ also/ dz man in deß Gottesdiensts vnd deß gemeinen Nutzens verstieß/ viel denen diß widerfahrn/ haben sich selbst erhenckt. Die Könige wurden auß dem Adel erwehlet: vnd solche dorfften nicht anfangen was sie wolten. Der jenig führt das Krigsheer/ der die besten Tugenden an sich hatte/ vnd der mehr mit gutem Exempel als mit gewalt regierte: dañ sie hielten dafür/ die Mißhandlungẽ strafft Gott. Sie stellten in der Schlacht alle Freundschafft bey einander/ damit sie sehen/ welche rühmlich den Platz behielten/ vnd welche mit Lob auff der Wahlstatt blieben/ also waren die kinder/ ehegenossen vnd Eltern die beste zeugen. Wann einer verwundt ward/ trug man in zu seiner Mutter/ oder zu seinem Weib/ welche sich nicht scheweten seine Wunden zu zehlen vñ acht zu nemmen / welche gefehrlich vnd zum Leben schedlich seyn würden. Solche brachten auch denẽ in der Schlacht zu essen/ vnnd vermahneten sie zur Tapfferkeit. Man schreibet/ daß eine Schlachtordnung/ so schon zertrennt gewesen/ vnd die Flucht geben wollen/ durch jhr zuschreyen widerumb zu recht kommen sey. Sie halten dafür/ man solle der Weiber Raht nicht allerdings verachten. Dem Gott Mercurio opfferten sie auff gewisse Tage Menschenopffer. Herculi vnnd Marti aber von andern Thieren. Sie gaben viel auffs Loß/ vnd auff Vogelgeschrey. Wañ geringe Sachen fürfielen/ rahtschlagten die Vornembsten in der Statt darüber/ wenns aber hohe sachen waren/ kam die gantze Bürgerschafft zusammen. So einer etwas anfangẽ wolte/ gab er auff den Newen oder vollen Monat acht. Wenn sie eine Versamlung halten wolten/ zogen sie die Küstung an. So sie ein Meinung bestettigen wolten/ schlugen sie mit den Spiessen zusammen/ Es bedaucht sie gantz ehrlich stehen/ die Bejahung hiemit anzudeuten/ wenn sie aber nicht zu frieden waren/ fiengen sie an ein Getöß zu machen. Die Flüchtige vnd Verrähter hiengen sie an die Bäum/ die träge vnnd Vngeschickte zum Krieg/ bedeckten sie mit Koth/ vnnd warffen sie ins Wasser/ dann sie wendeten für/ was Vbel stünde/ solte man bedecken. Die Obrigkeit dorffte weder öffentlich/ noch für sich selbst was handlen/ sie were dann bewehrt. Im Beleiten eyffern sie hefftig auffeinander/ also/ daß der junge Gesell/ welcher die meisten Gefährten bey sich hatte/ wenn er zu einer öffentlichen Versamblung gieng/ vor den Berümpsten gehalten ward/ bey den seinen vnnd auch <choice><sic>hey</sic><corr>bey</corr></choice> den Benachbarten. Es bedaucht sie/ es stünd jhnen jhr Le- </p> </div> </body> </text> </TEI> [155/0175]
Helm vnnd Bickelhauben. Die Pferd wurden nit zierlich. wie in Italia geführt/ sondern man ließ sie stracks für sich gehen. Wenn einer ein Schild im Streit verlohr/ hielt mans für die gröste schand/ also/ dz man in deß Gottesdiensts vnd deß gemeinen Nutzens verstieß/ viel denen diß widerfahrn/ haben sich selbst erhenckt. Die Könige wurden auß dem Adel erwehlet: vnd solche dorfften nicht anfangen was sie wolten. Der jenig führt das Krigsheer/ der die besten Tugenden an sich hatte/ vnd der mehr mit gutem Exempel als mit gewalt regierte: dañ sie hielten dafür/ die Mißhandlungẽ strafft Gott. Sie stellten in der Schlacht alle Freundschafft bey einander/ damit sie sehen/ welche rühmlich den Platz behielten/ vnd welche mit Lob auff der Wahlstatt blieben/ also waren die kinder/ ehegenossen vnd Eltern die beste zeugen. Wann einer verwundt ward/ trug man in zu seiner Mutter/ oder zu seinem Weib/ welche sich nicht scheweten seine Wunden zu zehlen vñ acht zu nemmen / welche gefehrlich vnd zum Leben schedlich seyn würden. Solche brachten auch denẽ in der Schlacht zu essen/ vnnd vermahneten sie zur Tapfferkeit. Man schreibet/ daß eine Schlachtordnung/ so schon zertrennt gewesen/ vnd die Flucht geben wollen/ durch jhr zuschreyen widerumb zu recht kommen sey. Sie halten dafür/ man solle der Weiber Raht nicht allerdings verachten. Dem Gott Mercurio opfferten sie auff gewisse Tage Menschenopffer. Herculi vnnd Marti aber von andern Thieren. Sie gaben viel auffs Loß/ vnd auff Vogelgeschrey. Wañ geringe Sachen fürfielen/ rahtschlagten die Vornembsten in der Statt darüber/ wenns aber hohe sachen waren/ kam die gantze Bürgerschafft zusammen. So einer etwas anfangẽ wolte/ gab er auff den Newen oder vollen Monat acht. Wenn sie eine Versamlung halten wolten/ zogen sie die Küstung an. So sie ein Meinung bestettigen wolten/ schlugen sie mit den Spiessen zusammen/ Es bedaucht sie gantz ehrlich stehen/ die Bejahung hiemit anzudeuten/ wenn sie aber nicht zu frieden waren/ fiengen sie an ein Getöß zu machen. Die Flüchtige vnd Verrähter hiengen sie an die Bäum/ die träge vnnd Vngeschickte zum Krieg/ bedeckten sie mit Koth/ vnnd warffen sie ins Wasser/ dann sie wendeten für/ was Vbel stünde/ solte man bedecken. Die Obrigkeit dorffte weder öffentlich/ noch für sich selbst was handlen/ sie were dann bewehrt. Im Beleiten eyffern sie hefftig auffeinander/ also/ daß der junge Gesell/ welcher die meisten Gefährten bey sich hatte/ wenn er zu einer öffentlichen Versamblung gieng/ vor den Berümpsten gehalten ward/ bey den seinen vnnd auch bey den Benachbarten. Es bedaucht sie/ es stünd jhnen jhr Le-
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Zitationshilfe: | Beatus, Georg: Amphitheatrvm Naturae, Schawplatz Menschlicher Herzlichkeit. Frankfurt, 1614, S. 155. In: Deutsches Textarchiv <https://www.deutschestextarchiv.de/beatus_amphitheatrum_1614/175>, abgerufen am 18.06.2024. |