Anmelden (DTAQ) DWDS     dlexDB     CLARIN-D

Becher, Johann Joachim: Psychosophia Oder Seelen-Weißheit. 2. Aufl. Frankfurt (Main), [1683].

Bild:
<< vorherige Seite

Psychosophia.
Wein/ nicht natürlicher/ und ehe er kan rerbessere
werden/ als durch einen guten starcken Wein/
dann dieweil ein solcher starcker Wein eben sowol
ein Wein ist/ als der saure/ so vermischet er sich/
der Weinigkeit halben mit dem andern radicali-
ter,
weil er aber in den Qualitäten dem gemeinen
sauren Wein zuwider ist/ nemlich hitzig/ so tempe-
rirt und kocht er die rohe Wässerigkeit des sauren
Weins/ verdünnet und stärcket denselbigen/ daß
er seine grobe foeces fallen läst/ und auch ausser
dem Stock in dem Fasse zeitiget. Schliesse al-
so/ daß die unvollkommene Metallen/ eben so durch
eines ihres gleichen Vollkommenes müssen gezei-
tiget werden.

4. Ein solchestruckenes/ hitziges/ adstring[']-
rendes/ fixes Quecksilber ist nun nirgendszu fin-
den/ als allein in dem Golde/ nemlich in einer rei-
nen quecksilberichten/ gekochten Substantz/ aber
weil selbige von der Natur auf den alleräussersten
und untersten Grad der Cörperlichkeit gebracht/
(dann das Gold ist der schwehreste und compa-
cteste Cörper unter allen Cörpern der gantzen
Welt) so kan diese güldische Mercurialische Sub-
stantz ihres dichten Cörpers wegen/ weder in das
rohe/ noch in das Quecksilber der Metallen agi-
ren/ viel weniger sie zeitigen/ noch verwandeln.
Derentwegen wir auch in der Erfahrenheit sehen/
daß/ obgleich Gold unter die Metallen geschmol-

tzen

Pſychoſophia.
Wein/ nicht natuͤrlicher/ und ehe er kan rerbeſſere
werden/ als durch einen guten ſtarcken Wein/
dann dieweil ein ſolcher ſtarcker Wein eben ſowol
ein Wein iſt/ als der ſaure/ ſo vermiſchet er ſich/
der Weinigkeit halben mit dem andern radicali-
ter,
weil er aber in den Qualitaͤten dem gemeinen
ſauren Wein zuwider iſt/ nemlich hitzig/ ſo tempe-
rirt und kocht er die rohe Waͤſſerigkeit des ſauren
Weins/ verduͤnnet und ſtaͤrcket denſelbigen/ daß
er ſeine grobe fœces fallen laͤſt/ und auch auſſer
dem Stock in dem Faſſe zeitiget. Schlieſſe al-
ſo/ daß die unvollkommene Metallen/ eben ſo durch
eines ihres gleichen Vollkommenes muͤſſen gezei-
tiget werden.

4. Ein ſolchestruckenes/ hitziges/ adſtring[']-
rendes/ fixes Queckſilber iſt nun nirgendszu fin-
den/ als allein in dem Golde/ nemlich in einer rei-
nen queckſilberichten/ gekochten Subſtantz/ aber
weil ſelbige von der Natur auf den alleraͤuſſerſten
und unterſten Grad der Coͤrperlichkeit gebracht/
(dann das Gold iſt der ſchwehreſte und compa-
cteſte Coͤrper unter allen Coͤrpern der gantzen
Welt) ſo kan dieſe guͤldiſche Mercurialiſche Sub-
ſtantz ihres dichten Coͤrpers wegen/ weder in das
rohe/ noch in das Queckſilber der Metallen agi-
ren/ viel weniger ſie zeitigen/ noch verwandeln.
Derentwegen wir auch in der Erfahrenheit ſehen/
daß/ obgleich Gold unter die Metallen geſchmol-

tzen
<TEI>
  <text>
    <body>
      <div n="1">
        <div n="2">
          <div n="3">
            <p><pb facs="#f0202" n="144"/><fw place="top" type="header"><hi rendition="#aq">P&#x017F;ycho&#x017F;ophia.</hi></fw><lb/>
Wein/ nicht natu&#x0364;rlicher/ und ehe er kan rerbe&#x017F;&#x017F;ere<lb/>
werden/ als durch einen guten &#x017F;tarcken Wein/<lb/>
dann dieweil ein &#x017F;olcher &#x017F;tarcker Wein eben &#x017F;owol<lb/>
ein Wein i&#x017F;t/ als der &#x017F;aure/ &#x017F;o vermi&#x017F;chet er &#x017F;ich/<lb/>
der Weinigkeit halben mit dem andern <hi rendition="#aq">radicali-<lb/>
ter,</hi> weil er aber in den Qualita&#x0364;ten dem gemeinen<lb/>
&#x017F;auren Wein zuwider i&#x017F;t/ nemlich hitzig/ &#x017F;o tempe-<lb/>
rirt und kocht er die rohe Wa&#x0364;&#x017F;&#x017F;erigkeit des &#x017F;auren<lb/>
Weins/ verdu&#x0364;nnet und &#x017F;ta&#x0364;rcket den&#x017F;elbigen/ daß<lb/>
er &#x017F;eine grobe <hi rendition="#aq">f&#x0153;ces</hi> fallen la&#x0364;&#x017F;t/ und auch au&#x017F;&#x017F;er<lb/>
dem Stock in dem Fa&#x017F;&#x017F;e zeitiget. Schlie&#x017F;&#x017F;e al-<lb/>
&#x017F;o/ daß die unvollkommene Metallen/ eben &#x017F;o durch<lb/>
eines ihres gleichen Vollkommenes mu&#x0364;&#x017F;&#x017F;en gezei-<lb/>
tiget werden.</p><lb/>
            <p>4. Ein &#x017F;olchestruckenes/ hitziges/ ad&#x017F;tring<supplied>'</supplied>-<lb/>
rendes/ fixes Queck&#x017F;ilber i&#x017F;t nun nirgendszu fin-<lb/>
den/ als allein in dem Golde/ nemlich in einer rei-<lb/>
nen queck&#x017F;ilberichten/ gekochten Sub&#x017F;tantz/ aber<lb/>
weil &#x017F;elbige von der Natur auf den allera&#x0364;u&#x017F;&#x017F;er&#x017F;ten<lb/>
und unter&#x017F;ten Grad der Co&#x0364;rperlichkeit gebracht/<lb/>
(dann das Gold i&#x017F;t der &#x017F;chwehre&#x017F;te und compa-<lb/>
cte&#x017F;te Co&#x0364;rper unter allen Co&#x0364;rpern der gantzen<lb/>
Welt) &#x017F;o kan die&#x017F;e gu&#x0364;ldi&#x017F;che Mercuriali&#x017F;che Sub-<lb/>
&#x017F;tantz ihres dichten Co&#x0364;rpers wegen/ weder in das<lb/>
rohe/ noch in das Queck&#x017F;ilber der Metallen agi-<lb/>
ren/ viel weniger &#x017F;ie zeitigen/ noch verwandeln.<lb/>
Derentwegen wir auch in der Erfahrenheit &#x017F;ehen/<lb/>
daß/ obgleich Gold unter die Metallen ge&#x017F;chmol-<lb/>
<fw place="bottom" type="catch">tzen</fw><lb/></p>
          </div>
        </div>
      </div>
    </body>
  </text>
</TEI>
[144/0202] Pſychoſophia. Wein/ nicht natuͤrlicher/ und ehe er kan rerbeſſere werden/ als durch einen guten ſtarcken Wein/ dann dieweil ein ſolcher ſtarcker Wein eben ſowol ein Wein iſt/ als der ſaure/ ſo vermiſchet er ſich/ der Weinigkeit halben mit dem andern radicali- ter, weil er aber in den Qualitaͤten dem gemeinen ſauren Wein zuwider iſt/ nemlich hitzig/ ſo tempe- rirt und kocht er die rohe Waͤſſerigkeit des ſauren Weins/ verduͤnnet und ſtaͤrcket denſelbigen/ daß er ſeine grobe fœces fallen laͤſt/ und auch auſſer dem Stock in dem Faſſe zeitiget. Schlieſſe al- ſo/ daß die unvollkommene Metallen/ eben ſo durch eines ihres gleichen Vollkommenes muͤſſen gezei- tiget werden. 4. Ein ſolchestruckenes/ hitziges/ adſtring'- rendes/ fixes Queckſilber iſt nun nirgendszu fin- den/ als allein in dem Golde/ nemlich in einer rei- nen queckſilberichten/ gekochten Subſtantz/ aber weil ſelbige von der Natur auf den alleraͤuſſerſten und unterſten Grad der Coͤrperlichkeit gebracht/ (dann das Gold iſt der ſchwehreſte und compa- cteſte Coͤrper unter allen Coͤrpern der gantzen Welt) ſo kan dieſe guͤldiſche Mercurialiſche Sub- ſtantz ihres dichten Coͤrpers wegen/ weder in das rohe/ noch in das Queckſilber der Metallen agi- ren/ viel weniger ſie zeitigen/ noch verwandeln. Derentwegen wir auch in der Erfahrenheit ſehen/ daß/ obgleich Gold unter die Metallen geſchmol- tzen

Suche im Werk

Hilfe

Informationen zum Werk

Download dieses Werks

XML (TEI P5) · HTML · Text
TCF (text annotation layer)
XML (TEI P5 inkl. att.linguistic)

Metadaten zum Werk

TEI-Header · CMDI · Dublin Core

Ansichten dieser Seite

Voyant Tools ?

Language Resource Switchboard?

Feedback

Sie haben einen Fehler gefunden? Dann können Sie diesen über unsere Qualitätssicherungsplattform DTAQ melden.

Kommentar zur DTA-Ausgabe

Dieses Werk wurde gemäß den DTA-Transkriptionsrichtlinien im Double-Keying-Verfahren von Nicht-Muttersprachlern erfasst und in XML/TEI P5 nach DTA-Basisformat kodiert.




Ansicht auf Standard zurückstellen

URL zu diesem Werk: https://www.deutschestextarchiv.de/becher_psychosophia_1683
URL zu dieser Seite: https://www.deutschestextarchiv.de/becher_psychosophia_1683/202
Zitationshilfe: Becher, Johann Joachim: Psychosophia Oder Seelen-Weißheit. 2. Aufl. Frankfurt (Main), [1683], S. 144. In: Deutsches Textarchiv <https://www.deutschestextarchiv.de/becher_psychosophia_1683/202>, abgerufen am 31.10.2024.