Becher, Johann Joachim: Psychosophia Oder Seelen-Weißheit. 2. Aufl. Frankfurt (Main), [1683].Seelen-Weißheit. über einen hauffen geworffen/ als der Aber- oderVorwitz/ oder/ wie mans nennen wil/ Meisterlo- sigkeit/ Präsumption und Ambition eines Mini- sters und Pensionarii/ welcher das Ruder allein führen/ keinem Rath folgen/ und keinen neben sich leiden wollen/ biß er endlich das Schiff an Strand gesteuret/ und man hernach Millionen Schaden gelitten/ die man mit wenigem anfangs ersetzen können? Das war nun die Menage/ Sol- daten abzudancken/ nichts zu repariren/ und an statt des Degens mit der Feder die Armee com- mandiren und den Staat beschützen wollen. Das thut die ambition und Ehrgeitz. Hat nicht das eigene Jnteresse einiger Ministern/ gantz Polen und Schweden verderbt; Hingegen Wollust/ Fressen und Sauffen die Regierung an ein Na- gel gehänget? beynahe gantz Teutschland ist ver- armet und verlohren/ dieweil man nicht mehr auff den Bauren/ Handwercks- und Kauffmanns Stand gedencket/ sondern alles drunter und drü- ber gehet/ und wer gut rathen und die Warheit sagen wil/ der hat Schaden und Schande zu Lohn? Mit einem Wort/ Faulheit/ Wollust/ eigen Jnteresse oder Geitz/ ambition oder Re- giersucht und Jnsolentz oder Tyranney/ seyn die fünff Materien/ woraus die Tinctur oder der Lapis des Verderbens gemacht werden/ der ist gewiß/ und in Quantität zu haben/ kan ein Theil etliche
Seelen-Weißheit. uͤber einen hauffen geworffen/ als der Aber- oderVorwitz/ oder/ wie mans nennen wil/ Meiſterlo- ſigkeit/ Praͤſumption und Ambition eines Mini- ſters und Penſionarii/ welcher das Ruder allein fuͤhren/ keinem Rath folgen/ und keinen neben ſich leiden wollen/ biß er endlich das Schiff an Strand geſteuret/ und man hernach Millionen Schaden gelitten/ die man mit wenigem anfangs erſetzen koͤnnen? Das war nun die Menage/ Sol- daten abzudancken/ nichts zu repariren/ und an ſtatt des Degens mit der Feder die Armee com- mandiren und den Staat beſchuͤtzen wollen. Das thut die ambition und Ehrgeitz. Hat nicht das eigene Jntereſſe einiger Miniſtern/ gantz Polen und Schweden verderbt; Hingegen Wolluſt/ Freſſen und Sauffen die Regierung an ein Na- gel gehaͤnget? beynahe gantz Teutſchland iſt ver- armet und verlohren/ dieweil man nicht mehr auff den Bauren/ Handwercks- und Kauffmanns Stand gedencket/ ſondern alles drunter und druͤ- ber gehet/ und wer gut rathen und die Warheit ſagen wil/ der hat Schaden und Schande zu Lohn? Mit einem Wort/ Faulheit/ Wolluſt/ eigen Jntereſſe oder Geitz/ ambition oder Re- gierſucht und Jnſolentz oder Tyranney/ ſeyn die fuͤnff Materien/ woraus die Tinctur oder der Lapis des Verderbens gemacht werden/ der iſt gewiß/ und in Quantitaͤt zu haben/ kan ein Theil etliche
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Seelen-Weißheit.
uͤber einen hauffen geworffen/ als der Aber- oder
Vorwitz/ oder/ wie mans nennen wil/ Meiſterlo-
ſigkeit/ Praͤſumption und Ambition eines Mini-
ſters und Penſionarii/ welcher das Ruder allein
fuͤhren/ keinem Rath folgen/ und keinen neben
ſich leiden wollen/ biß er endlich das Schiff an
Strand geſteuret/ und man hernach Millionen
Schaden gelitten/ die man mit wenigem anfangs
erſetzen koͤnnen? Das war nun die Menage/ Sol-
daten abzudancken/ nichts zu repariren/ und an
ſtatt des Degens mit der Feder die Armee com-
mandiren und den Staat beſchuͤtzen wollen. Das
thut die ambition und Ehrgeitz. Hat nicht das
eigene Jntereſſe einiger Miniſtern/ gantz Polen
und Schweden verderbt; Hingegen Wolluſt/
Freſſen und Sauffen die Regierung an ein Na-
gel gehaͤnget? beynahe gantz Teutſchland iſt ver-
armet und verlohren/ dieweil man nicht mehr auff
den Bauren/ Handwercks- und Kauffmanns
Stand gedencket/ ſondern alles drunter und druͤ-
ber gehet/ und wer gut rathen und die Warheit
ſagen wil/ der hat Schaden und Schande zu
Lohn? Mit einem Wort/ Faulheit/ Wolluſt/
eigen Jntereſſe oder Geitz/ ambition oder Re-
gierſucht und Jnſolentz oder Tyranney/ ſeyn die
fuͤnff Materien/ woraus die Tinctur oder der
Lapis des Verderbens gemacht werden/ der iſt
gewiß/ und in Quantitaͤt zu haben/ kan ein Theil
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