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Beck, Ludwig: Die Geschichte des Eisens. Bd. 1: Von der ältesten Zeit bis um das Jahr 1500 n. Chr. Braunschweig, 1884.

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Einleitung.
Gründe. Das Meteoreisen ist als gediegenes Metall schwer zu erkennen,
da es stets von einer harten Kruste von verschlacktem Eisenoxyduloxyd
überzogen ist, wodurch es das Ansehen eines Brauneisensteines erlangt;
es ist so hart, dass nicht einzusehen ist, wie barbarische Völker mit
ihren unvollkommenen Steinwerkzeugen grössere Blöcke verarbeiten
konnten. Man könnte also höchstens annehmen, dass die kleineren
Stücke mit Feuer verschmiedet worden seien. Weit wahrscheinlicher
ist aber, dass auch dies erst geschah, nachdem man bereits das Eisen
und seine Gewinnung aus den Erzen kennen gelernt hatte. Nachdem
dies geschehen war und man mit den Eigenschaften des Eisens sich
völlig vertraut gemacht hatte, war es leichter möglich, in den Meteoriten
dasselbe Metall wieder zu erkennen. Wie schwierig es trotzdem ist,
das Meteoreisen zu erkennen und zu verarbeiten, beweisen verschiedene
Fälle, dass Blöcke von Meteoreisen viele Jahre lang in Schmieden lagen,
meist als Ambose benutzt, ohne dass ihre Natur erkannt oder sie
technisch nutzbar gemacht worden wären; dies war der Fall bei dem
Eisen von Rasgata und dem von Tukzon.

Überhaupt konnte aber die gelegentliche Auffindung eines Stückes
Meteoreisen und seine Verarbeitung die Menschen in ihrer technischen
Kultur durchaus nicht fördern. Zwischen dem Ausschmieden eines
Meteoreisenstücks und der Auffindung und Verschmelzung der Eisen-
erze besteht gar kein Zusammenhang. Das erstere konnte das letztere
nicht bedingen, noch dazu hinführen. Die Entdeckung, aus gewissen
Steinen mittels Holzkohle Eisen auszuschmelzen, blieb derselbe wich-
tige Kulturfortschritt, gleichviel ob man Meteoreisen vorher oder nach-
her gelegentlich verarbeitet hat.

Die frühere Verwendung des Meteoreisens ist aber auch deshalb
wenig wahrscheinlich, weil sie, wie oben ausgeführt wurde, nicht leicht
ist und ein Material liefert, das namentlich für schneidende Werkzeuge,
Messer, Meissel u. s. w. kaum verwendbar ist.

Man hat viel Gewicht gelegt auf ein ägyptisches Wort baaenepe

[Abbildung]
oder koptisch be-ni-pe, welches "Eisen" in wörtlicher Übersetzung,
aber "Metall des Himmels" bedeutet, und hat diese Bezeichnung als
einen glänzenden Beweis dafür angeführt, dass die Menschen das Eisen
zuerst als Meteoreisen kennen gelernt haben müssten.

Diese Deduktion hat aber um so weniger Wert, als das angeführte
Wort sehr spät gebildet und als Bezeichnung für Eisen relativ neu ist.
Allerdings hat es sich in der Form von be-ni-pe mit dem Sinne "Eisen"

Einleitung.
Gründe. Das Meteoreisen ist als gediegenes Metall schwer zu erkennen,
da es stets von einer harten Kruste von verschlacktem Eisenoxyduloxyd
überzogen ist, wodurch es das Ansehen eines Brauneisensteines erlangt;
es ist so hart, daſs nicht einzusehen ist, wie barbarische Völker mit
ihren unvollkommenen Steinwerkzeugen gröſsere Blöcke verarbeiten
konnten. Man könnte also höchstens annehmen, daſs die kleineren
Stücke mit Feuer verschmiedet worden seien. Weit wahrscheinlicher
ist aber, daſs auch dies erst geschah, nachdem man bereits das Eisen
und seine Gewinnung aus den Erzen kennen gelernt hatte. Nachdem
dies geschehen war und man mit den Eigenschaften des Eisens sich
völlig vertraut gemacht hatte, war es leichter möglich, in den Meteoriten
dasſelbe Metall wieder zu erkennen. Wie schwierig es trotzdem ist,
das Meteoreisen zu erkennen und zu verarbeiten, beweisen verschiedene
Fälle, daſs Blöcke von Meteoreisen viele Jahre lang in Schmieden lagen,
meist als Ambose benutzt, ohne daſs ihre Natur erkannt oder sie
technisch nutzbar gemacht worden wären; dies war der Fall bei dem
Eisen von Rasgata und dem von Tukzon.

Überhaupt konnte aber die gelegentliche Auffindung eines Stückes
Meteoreisen und seine Verarbeitung die Menschen in ihrer technischen
Kultur durchaus nicht fördern. Zwischen dem Ausschmieden eines
Meteoreisenstücks und der Auffindung und Verschmelzung der Eisen-
erze besteht gar kein Zusammenhang. Das erstere konnte das letztere
nicht bedingen, noch dazu hinführen. Die Entdeckung, aus gewissen
Steinen mittels Holzkohle Eisen auszuschmelzen, blieb derselbe wich-
tige Kulturfortschritt, gleichviel ob man Meteoreisen vorher oder nach-
her gelegentlich verarbeitet hat.

Die frühere Verwendung des Meteoreisens ist aber auch deshalb
wenig wahrscheinlich, weil sie, wie oben ausgeführt wurde, nicht leicht
ist und ein Material liefert, das namentlich für schneidende Werkzeuge,
Messer, Meiſsel u. s. w. kaum verwendbar ist.

Man hat viel Gewicht gelegt auf ein ägyptisches Wort baaenepe

[Abbildung]
oder koptisch be-ni-pe, welches „Eisen“ in wörtlicher Übersetzung,
aber „Metall des Himmels“ bedeutet, und hat diese Bezeichnung als
einen glänzenden Beweis dafür angeführt, daſs die Menschen das Eisen
zuerst als Meteoreisen kennen gelernt haben müſsten.

Diese Deduktion hat aber um so weniger Wert, als das angeführte
Wort sehr spät gebildet und als Bezeichnung für Eisen relativ neu ist.
Allerdings hat es sich in der Form von be-ni-pe mit dem Sinne „Eisen“

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[32/0054] Einleitung. Gründe. Das Meteoreisen ist als gediegenes Metall schwer zu erkennen, da es stets von einer harten Kruste von verschlacktem Eisenoxyduloxyd überzogen ist, wodurch es das Ansehen eines Brauneisensteines erlangt; es ist so hart, daſs nicht einzusehen ist, wie barbarische Völker mit ihren unvollkommenen Steinwerkzeugen gröſsere Blöcke verarbeiten konnten. Man könnte also höchstens annehmen, daſs die kleineren Stücke mit Feuer verschmiedet worden seien. Weit wahrscheinlicher ist aber, daſs auch dies erst geschah, nachdem man bereits das Eisen und seine Gewinnung aus den Erzen kennen gelernt hatte. Nachdem dies geschehen war und man mit den Eigenschaften des Eisens sich völlig vertraut gemacht hatte, war es leichter möglich, in den Meteoriten dasſelbe Metall wieder zu erkennen. Wie schwierig es trotzdem ist, das Meteoreisen zu erkennen und zu verarbeiten, beweisen verschiedene Fälle, daſs Blöcke von Meteoreisen viele Jahre lang in Schmieden lagen, meist als Ambose benutzt, ohne daſs ihre Natur erkannt oder sie technisch nutzbar gemacht worden wären; dies war der Fall bei dem Eisen von Rasgata und dem von Tukzon. Überhaupt konnte aber die gelegentliche Auffindung eines Stückes Meteoreisen und seine Verarbeitung die Menschen in ihrer technischen Kultur durchaus nicht fördern. Zwischen dem Ausschmieden eines Meteoreisenstücks und der Auffindung und Verschmelzung der Eisen- erze besteht gar kein Zusammenhang. Das erstere konnte das letztere nicht bedingen, noch dazu hinführen. Die Entdeckung, aus gewissen Steinen mittels Holzkohle Eisen auszuschmelzen, blieb derselbe wich- tige Kulturfortschritt, gleichviel ob man Meteoreisen vorher oder nach- her gelegentlich verarbeitet hat. Die frühere Verwendung des Meteoreisens ist aber auch deshalb wenig wahrscheinlich, weil sie, wie oben ausgeführt wurde, nicht leicht ist und ein Material liefert, das namentlich für schneidende Werkzeuge, Messer, Meiſsel u. s. w. kaum verwendbar ist. Man hat viel Gewicht gelegt auf ein ägyptisches Wort baaenepe [Abbildung] oder koptisch be-ni-pe, welches „Eisen“ in wörtlicher Übersetzung, aber „Metall des Himmels“ bedeutet, und hat diese Bezeichnung als einen glänzenden Beweis dafür angeführt, daſs die Menschen das Eisen zuerst als Meteoreisen kennen gelernt haben müſsten. Diese Deduktion hat aber um so weniger Wert, als das angeführte Wort sehr spät gebildet und als Bezeichnung für Eisen relativ neu ist. Allerdings hat es sich in der Form von be-ni-pe mit dem Sinne „Eisen“

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Zitationshilfe: Beck, Ludwig: Die Geschichte des Eisens. Bd. 1: Von der ältesten Zeit bis um das Jahr 1500 n. Chr. Braunschweig, 1884, S. 32. In: Deutsches Textarchiv <https://www.deutschestextarchiv.de/beck_eisen01_1884/54>, abgerufen am 01.11.2024.