Holz und Stein kennen, andere, manchmal Nachbarstämme der ersteren, welche mit der Gewinnung des Eisens vertraut sind und sich Waffen und Werkzeuge aus diesem Metall bereiten. So haben z. B. die Man- dingos in Westafrika eine alte, einheimische Eisenindustrie, sie ver- stehen es, das Eisen in niedrigen Öfen aus seinen Erzen zu schmelzen und es zu verarbeiten, dagegen findet man bei den benachbarten Timamis, die durch Abstammung und Sprache mit jenen verwandt sind, von metallurgischen Kenntnissen keine Spur, so dass sie nur Holz und Knochen für ihre Waffen und Werkzeuge zu verarbeiten verstehen. Selbst der Spaten, ihr einziges Ackergerät, ist nicht von Eisen, sondern von Holz. Von den Kaffernstämmen sind die Amakosa (oder Amagonda) seit ältester Zeit als Eisenschmiede berühmt. Sehr bedeutend ist die uralte Eisengewinnung in Darfur und Kordofan. Die Gewinnung und Verarbeitung des Kupfers spielt dagegen bei sämtlichen Negervölkern nur eine äusserst geringe Rolle und es ist nichts darüber bekannt, dass irgend ein Stamm sich des Kupfers statt des Eisens für seine Waffen und Werkzeuge bediene. Die Bronze ist ihnen gänzlich unbekannt und ist niemals von einem Negervolke erfunden und bereitet worden.
Nicht viel anders wird der Zustand der Urvölker Europas gewesen sein, als diese mit der überlegenen Kultur Westasiens in Verbindung traten. Einzelnen derselben war die Gewinnung und Verarbeitung der Metalle noch gänzlich unbekannt, andere stellten sich mit sehr unvoll- kommenen Hilfsmitteln Eisen von geringer Qualität dar. Da wurden ihnen von fremden Händlern, die mit Eifer Handelsverbindungen anzu- knüpfen suchten, schöne, goldglänzende Waffen angeboten, im Aus- tausch gegen Dinge, die sie im Überfluss hatten und gering im Werte achteten. Diese Waffen waren nicht nur schöner von Ansehen, sondern auch viel zweckmässiger und vollkommener gearbeitet als ihre eigenen. Ferner wurden ihnen Luxusgeräte aus dem schönen Metall, in mannig- facher Weise verziert, zum Tausch als Zahlung angeboten. Was Wunder, dass die neuen Gegenstände und damit das neue Metall in allgemeine Anwendung kamen, so dass es selbst da, wo Eisengewinnung längst bestand, den Gebrauch des Eisens einschränkte. Denn das neue Metall hatte den grossen Vorzug vor dem Eisen, dass es sich leicht schmelzen und umgiessen liess und diese Kunst lehrten die fremden Kaufleute den Eingeborenen, indem sie ihnen Schmelzformen lieferten, ihnen zeigten, wie die Schmelztiegel anzufertigen seien und wie man aus zerbrochenen und unbrauchbar gewordenen Gegenständen durch Umgiessen wieder neue herstellen könne. Die fremden Handelsleute fuhren fort, nicht nur neue Waffen und Geräte, sondern auch das
Einleitung.
Holz und Stein kennen, andere, manchmal Nachbarstämme der ersteren, welche mit der Gewinnung des Eisens vertraut sind und sich Waffen und Werkzeuge aus diesem Metall bereiten. So haben z. B. die Man- dingos in Westafrika eine alte, einheimische Eisenindustrie, sie ver- stehen es, das Eisen in niedrigen Öfen aus seinen Erzen zu schmelzen und es zu verarbeiten, dagegen findet man bei den benachbarten Timamis, die durch Abstammung und Sprache mit jenen verwandt sind, von metallurgischen Kenntnissen keine Spur, so daſs sie nur Holz und Knochen für ihre Waffen und Werkzeuge zu verarbeiten verstehen. Selbst der Spaten, ihr einziges Ackergerät, ist nicht von Eisen, sondern von Holz. Von den Kaffernstämmen sind die Amakosa (oder Amagonda) seit ältester Zeit als Eisenschmiede berühmt. Sehr bedeutend ist die uralte Eisengewinnung in Darfur und Kordofan. Die Gewinnung und Verarbeitung des Kupfers spielt dagegen bei sämtlichen Negervölkern nur eine äuſserst geringe Rolle und es ist nichts darüber bekannt, daſs irgend ein Stamm sich des Kupfers statt des Eisens für seine Waffen und Werkzeuge bediene. Die Bronze ist ihnen gänzlich unbekannt und ist niemals von einem Negervolke erfunden und bereitet worden.
Nicht viel anders wird der Zustand der Urvölker Europas gewesen sein, als diese mit der überlegenen Kultur Westasiens in Verbindung traten. Einzelnen derselben war die Gewinnung und Verarbeitung der Metalle noch gänzlich unbekannt, andere stellten sich mit sehr unvoll- kommenen Hilfsmitteln Eisen von geringer Qualität dar. Da wurden ihnen von fremden Händlern, die mit Eifer Handelsverbindungen anzu- knüpfen suchten, schöne, goldglänzende Waffen angeboten, im Aus- tausch gegen Dinge, die sie im Überfluſs hatten und gering im Werte achteten. Diese Waffen waren nicht nur schöner von Ansehen, sondern auch viel zweckmäſsiger und vollkommener gearbeitet als ihre eigenen. Ferner wurden ihnen Luxusgeräte aus dem schönen Metall, in mannig- facher Weise verziert, zum Tausch als Zahlung angeboten. Was Wunder, daſs die neuen Gegenstände und damit das neue Metall in allgemeine Anwendung kamen, so daſs es selbst da, wo Eisengewinnung längst bestand, den Gebrauch des Eisens einschränkte. Denn das neue Metall hatte den groſsen Vorzug vor dem Eisen, daſs es sich leicht schmelzen und umgieſsen lieſs und diese Kunst lehrten die fremden Kaufleute den Eingeborenen, indem sie ihnen Schmelzformen lieferten, ihnen zeigten, wie die Schmelztiegel anzufertigen seien und wie man aus zerbrochenen und unbrauchbar gewordenen Gegenständen durch Umgieſsen wieder neue herstellen könne. Die fremden Handelsleute fuhren fort, nicht nur neue Waffen und Geräte, sondern auch das
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Einleitung.
Holz und Stein kennen, andere, manchmal Nachbarstämme der ersteren,
welche mit der Gewinnung des Eisens vertraut sind und sich Waffen
und Werkzeuge aus diesem Metall bereiten. So haben z. B. die Man-
dingos in Westafrika eine alte, einheimische Eisenindustrie, sie ver-
stehen es, das Eisen in niedrigen Öfen aus seinen Erzen zu schmelzen
und es zu verarbeiten, dagegen findet man bei den benachbarten
Timamis, die durch Abstammung und Sprache mit jenen verwandt sind,
von metallurgischen Kenntnissen keine Spur, so daſs sie nur Holz und
Knochen für ihre Waffen und Werkzeuge zu verarbeiten verstehen.
Selbst der Spaten, ihr einziges Ackergerät, ist nicht von Eisen, sondern
von Holz. Von den Kaffernstämmen sind die Amakosa (oder Amagonda)
seit ältester Zeit als Eisenschmiede berühmt. Sehr bedeutend ist die
uralte Eisengewinnung in Darfur und Kordofan. Die Gewinnung und
Verarbeitung des Kupfers spielt dagegen bei sämtlichen Negervölkern
nur eine äuſserst geringe Rolle und es ist nichts darüber bekannt, daſs
irgend ein Stamm sich des Kupfers statt des Eisens für seine Waffen
und Werkzeuge bediene. Die Bronze ist ihnen gänzlich unbekannt und
ist niemals von einem Negervolke erfunden und bereitet worden.
Nicht viel anders wird der Zustand der Urvölker Europas gewesen
sein, als diese mit der überlegenen Kultur Westasiens in Verbindung
traten. Einzelnen derselben war die Gewinnung und Verarbeitung der
Metalle noch gänzlich unbekannt, andere stellten sich mit sehr unvoll-
kommenen Hilfsmitteln Eisen von geringer Qualität dar. Da wurden
ihnen von fremden Händlern, die mit Eifer Handelsverbindungen anzu-
knüpfen suchten, schöne, goldglänzende Waffen angeboten, im Aus-
tausch gegen Dinge, die sie im Überfluſs hatten und gering im Werte
achteten. Diese Waffen waren nicht nur schöner von Ansehen, sondern
auch viel zweckmäſsiger und vollkommener gearbeitet als ihre eigenen.
Ferner wurden ihnen Luxusgeräte aus dem schönen Metall, in mannig-
facher Weise verziert, zum Tausch als Zahlung angeboten. Was
Wunder, daſs die neuen Gegenstände und damit das neue Metall in
allgemeine Anwendung kamen, so daſs es selbst da, wo Eisengewinnung
längst bestand, den Gebrauch des Eisens einschränkte. Denn das neue
Metall hatte den groſsen Vorzug vor dem Eisen, daſs es sich leicht
schmelzen und umgieſsen lieſs und diese Kunst lehrten die fremden
Kaufleute den Eingeborenen, indem sie ihnen Schmelzformen lieferten,
ihnen zeigten, wie die Schmelztiegel anzufertigen seien und wie man
aus zerbrochenen und unbrauchbar gewordenen Gegenständen durch
Umgieſsen wieder neue herstellen könne. Die fremden Handelsleute
fuhren fort, nicht nur neue Waffen und Geräte, sondern auch das
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Beck, Ludwig: Die Geschichte des Eisens. Bd. 1: Von der ältesten Zeit bis um das Jahr 1500 n. Chr. Braunschweig, 1884, S. 44. In: Deutsches Textarchiv <https://www.deutschestextarchiv.de/beck_eisen01_1884/66>, abgerufen am 31.10.2024.
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