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Beck, Ludwig: Die Geschichte des Eisens. Bd. 1: Von der ältesten Zeit bis um das Jahr 1500 n. Chr. Braunschweig, 1884.

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Ägypten.
Schon in ältester Zeit suchten die Ägypter die Körper der Verstorbenen
sowohl durch Einbalsamieren als durch Beisetzung in festen, geschütz-
ten Steingräbern zu erhalten. Diodor überliefert uns (I. 51) den
schönen Ausspruch: Die Ägypter legen auf die Zeit dieses Lebens nur
ganz geringen Wert, dagegen den allerhöchsten auf die Fortdauer des
Ruhmes ihrer Tugend nach dem Tode, und darum nennen sie auch die
Wohnungen der Lebenden nur "Herbergen", da wir in denselben nur
kurze Zeit verweilten, die Gräber der Gestorbenen aber nennen sie
"ewige Häuser", da diese ja in der Unterwelt die ganze Ewigkeit hin-
durch wohnten. Deshalb denken sie auch weniger an die Ausschmückung
ihrer Häuser, auf die Gräber aber legen sie die übertriebenste Sorgfalt.

Westlich von Memphis in den Felsabhängen des lybischen Gebirges
waren die ältesten Grabkammern teils in festen Fels gehauen, teils
ausgemauert. Dort erhoben sich auch die Pyramiden, die gemauerten
Grabstätten der Könige, durch riesigen Unterbau vor der Zerstörung
der Wasserflut geschützt, hoch emporragend über den Gräbern der
Unterthanen. Über 30 dieser Pyramidengräber sind an dem Bergabhange,
der sich westlich von Memphis nach Süden zieht, noch deutlich zu
erkennen. Lepsius und Brugsch haben die Reste von etwa 70 nach-
gewiesen. Die umfangreichsten und schönsten stehen bei Gizeh, süd-
westlich von Kairo. Chufu (Suphis), der erste König der vierten Dy-
nastie, den Herodot Cheops nennt, erbaute die grösste derselben, die
zweitgrösste sein Bruder Chafra (griechisch Chephren). Über die
Erbauung der grossen Pyramide, die 500 ägyptische Ellen oder 716 Fuss
Seitenlänge und 480 (jetzt aber nur noch 450 Fuss) Höhe hatte, er-
zählt Herodot Folgendes:

"Alle Ägypter mussten dem Könige Frohndienste leisten. -- Die
Einen waren angewiesen aus den Steinbrüchen am arabischen Gebirge
Steine bis an den Nil zu schleppen. Waren die Steine auf Fahrzeugen
über den Fluss gebracht, so mussten andere sie aufnehmen und nach
dem sogenannten Lybischen Gebirge ziehen. Es waren aber an hun-
derttausend Menschen immer auf drei Monate mit dieser Arbeit
beschäftigt und war das Volk eine geraume Zeit also gedrückt. Zehn
Jahre brauchten sie zur Anlage des Weges, auf welchem sie die Steine
fortzogen, was nach meiner Ansicht kaum eine geringere Arbeit war,
als der Bau der Pyramiden selbst." Zwanzig Jahre brauchten sie zum
Bau der Pyramide, die terrassenförmig aufgeführt und mit grossen,
polierten Steinen verkleidet wurde. "Es ist auch", fährt Herodot fort,
"mit ägyptischer Schrift an der Pyramide angegeben, wieviel von den
Arbeitern an Rettigen, Zwiebeln und Knoblauch verzehrt wurde und

Ägypten.
Schon in ältester Zeit suchten die Ägypter die Körper der Verstorbenen
sowohl durch Einbalsamieren als durch Beisetzung in festen, geschütz-
ten Steingräbern zu erhalten. Diodor überliefert uns (I. 51) den
schönen Ausspruch: Die Ägypter legen auf die Zeit dieses Lebens nur
ganz geringen Wert, dagegen den allerhöchsten auf die Fortdauer des
Ruhmes ihrer Tugend nach dem Tode, und darum nennen sie auch die
Wohnungen der Lebenden nur „Herbergen“, da wir in denselben nur
kurze Zeit verweilten, die Gräber der Gestorbenen aber nennen sie
„ewige Häuser“, da diese ja in der Unterwelt die ganze Ewigkeit hin-
durch wohnten. Deshalb denken sie auch weniger an die Ausschmückung
ihrer Häuser, auf die Gräber aber legen sie die übertriebenste Sorgfalt.

Westlich von Memphis in den Felsabhängen des lybischen Gebirges
waren die ältesten Grabkammern teils in festen Fels gehauen, teils
ausgemauert. Dort erhoben sich auch die Pyramiden, die gemauerten
Grabstätten der Könige, durch riesigen Unterbau vor der Zerstörung
der Wasserflut geschützt, hoch emporragend über den Gräbern der
Unterthanen. Über 30 dieser Pyramidengräber sind an dem Bergabhange,
der sich westlich von Memphis nach Süden zieht, noch deutlich zu
erkennen. Lepsius und Brugsch haben die Reste von etwa 70 nach-
gewiesen. Die umfangreichsten und schönsten stehen bei Gizeh, süd-
westlich von Kairo. Chufu (Suphis), der erste König der vierten Dy-
nastie, den Herodot Cheops nennt, erbaute die gröſste derselben, die
zweitgröſste sein Bruder Chafra (griechisch Chephren). Über die
Erbauung der groſsen Pyramide, die 500 ägyptische Ellen oder 716 Fuſs
Seitenlänge und 480 (jetzt aber nur noch 450 Fuſs) Höhe hatte, er-
zählt Herodot Folgendes:

„Alle Ägypter muſsten dem Könige Frohndienste leisten. — Die
Einen waren angewiesen aus den Steinbrüchen am arabischen Gebirge
Steine bis an den Nil zu schleppen. Waren die Steine auf Fahrzeugen
über den Fluſs gebracht, so muſsten andere sie aufnehmen und nach
dem sogenannten Lybischen Gebirge ziehen. Es waren aber an hun-
derttausend Menschen immer auf drei Monate mit dieser Arbeit
beschäftigt und war das Volk eine geraume Zeit also gedrückt. Zehn
Jahre brauchten sie zur Anlage des Weges, auf welchem sie die Steine
fortzogen, was nach meiner Ansicht kaum eine geringere Arbeit war,
als der Bau der Pyramiden selbst.“ Zwanzig Jahre brauchten sie zum
Bau der Pyramide, die terrassenförmig aufgeführt und mit groſsen,
polierten Steinen verkleidet wurde. „Es ist auch“, fährt Herodot fort,
„mit ägyptischer Schrift an der Pyramide angegeben, wieviel von den
Arbeitern an Rettigen, Zwiebeln und Knoblauch verzehrt wurde und

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[57/0079] Ägypten. Schon in ältester Zeit suchten die Ägypter die Körper der Verstorbenen sowohl durch Einbalsamieren als durch Beisetzung in festen, geschütz- ten Steingräbern zu erhalten. Diodor überliefert uns (I. 51) den schönen Ausspruch: Die Ägypter legen auf die Zeit dieses Lebens nur ganz geringen Wert, dagegen den allerhöchsten auf die Fortdauer des Ruhmes ihrer Tugend nach dem Tode, und darum nennen sie auch die Wohnungen der Lebenden nur „Herbergen“, da wir in denselben nur kurze Zeit verweilten, die Gräber der Gestorbenen aber nennen sie „ewige Häuser“, da diese ja in der Unterwelt die ganze Ewigkeit hin- durch wohnten. Deshalb denken sie auch weniger an die Ausschmückung ihrer Häuser, auf die Gräber aber legen sie die übertriebenste Sorgfalt. Westlich von Memphis in den Felsabhängen des lybischen Gebirges waren die ältesten Grabkammern teils in festen Fels gehauen, teils ausgemauert. Dort erhoben sich auch die Pyramiden, die gemauerten Grabstätten der Könige, durch riesigen Unterbau vor der Zerstörung der Wasserflut geschützt, hoch emporragend über den Gräbern der Unterthanen. Über 30 dieser Pyramidengräber sind an dem Bergabhange, der sich westlich von Memphis nach Süden zieht, noch deutlich zu erkennen. Lepsius und Brugsch haben die Reste von etwa 70 nach- gewiesen. Die umfangreichsten und schönsten stehen bei Gizeh, süd- westlich von Kairo. Chufu (Suphis), der erste König der vierten Dy- nastie, den Herodot Cheops nennt, erbaute die gröſste derselben, die zweitgröſste sein Bruder Chafra (griechisch Chephren). Über die Erbauung der groſsen Pyramide, die 500 ägyptische Ellen oder 716 Fuſs Seitenlänge und 480 (jetzt aber nur noch 450 Fuſs) Höhe hatte, er- zählt Herodot Folgendes: „Alle Ägypter muſsten dem Könige Frohndienste leisten. — Die Einen waren angewiesen aus den Steinbrüchen am arabischen Gebirge Steine bis an den Nil zu schleppen. Waren die Steine auf Fahrzeugen über den Fluſs gebracht, so muſsten andere sie aufnehmen und nach dem sogenannten Lybischen Gebirge ziehen. Es waren aber an hun- derttausend Menschen immer auf drei Monate mit dieser Arbeit beschäftigt und war das Volk eine geraume Zeit also gedrückt. Zehn Jahre brauchten sie zur Anlage des Weges, auf welchem sie die Steine fortzogen, was nach meiner Ansicht kaum eine geringere Arbeit war, als der Bau der Pyramiden selbst.“ Zwanzig Jahre brauchten sie zum Bau der Pyramide, die terrassenförmig aufgeführt und mit groſsen, polierten Steinen verkleidet wurde. „Es ist auch“, fährt Herodot fort, „mit ägyptischer Schrift an der Pyramide angegeben, wieviel von den Arbeitern an Rettigen, Zwiebeln und Knoblauch verzehrt wurde und

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Zitationshilfe: Beck, Ludwig: Die Geschichte des Eisens. Bd. 1: Von der ältesten Zeit bis um das Jahr 1500 n. Chr. Braunschweig, 1884, S. 57. In: Deutsches Textarchiv <https://www.deutschestextarchiv.de/beck_eisen01_1884/79>, abgerufen am 31.10.2024.