Die Fortschritte des Bessemerprozesses 1861 bis 1870.
einen hydraulischen Cylinder; das Einsetzen der Giesspfanne und das Ausheben der Gussblöcke durch die hydraulischen Kräne q1.
Zu Neuberg blies man nach der von Stockher in Österreich patentierten Methode Kohlenstaub in die Bessemerbirne ein, um dadurch die Ungleichmässigkeiten im Kohlengehalt der Roheisensorten bei ungleichem Ofengang auszugleichen. Auch setzte man bei hitzigen Chargen Stahlabfälle vor Eintritt des "falschen Siebener" zu. Dieser österreichische Name bezeichnete die Erscheinung des teilweisen oder gänzlichen Verschwindens der Flamme vor Eintritt der dritten Periode wodurch die Täuschung entstehen konnte, als ob das Eisen schon vollständig zu Nr. VII entkohlt sei, während sein Kohlengehalt erst Nr. II bis III entsprach.
[Abbildung]
Fig. 99.
In Neuberg erreichte man 1867 87 Prozent Blöcke bei nur 9 Prozent Kalo.
Im Jahre 1866 war das Verfahren der Stahlerzeugung mittels Salpeter von John Heaton (Patent vom 17. März 1866) aufgekommen. Dasselbe hatte grosse Hoffnungen erweckt, weil man in ihm den Weg gefunden zu haben glaubte, auch die unreinen Roheisensorten zu gutem Stahl verarbeiten zu können. Obgleich sich Bessemer anfangs gegen diese Methode aussprach, nahm er doch am 31. Dezember 1867 ein Patent auf die Verwendung des Prozesses für das Bessemern, indem er sich dabei auf den Wortlaut seiner alten Patente von 1856, in denen er die Anwendung aller Sauerstoff abgebenden Substanzen einbegriffen hatte, stützte. Er sah sich hierzu gezwungen, weil James Hargreaves ein Patent für die Ausdehnung eines ähnlichen Ver- fahrens auf das Bessemern am 12. Juli 1867 bereits erlangt hatte. Der Grundgedanke des Verfahrens bestand darin, Salpeter durch Hitze zu zersetzen und den dadurch erzeugten Sauerstoff statt atmo- sphärischer Luft durch die flüssige Eisenmasse zu pressen. Hierdurch sollten die kostspieligen Gebläsemaschinen überflüssig werden, auch erwartete man von der Wirkung des Sauerstoffs eine vollkommenere Abscheidung von Schwefel und Phosphor. Bessemer schlug hierfür zwei Wege vor. Nach dem einen brachte man am Boden des Kon-
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Die Fortschritte des Bessemerprozesses 1861 bis 1870.
einen hydraulischen Cylinder; das Einsetzen der Gieſspfanne und das Ausheben der Guſsblöcke durch die hydraulischen Kräne q1.
Zu Neuberg blies man nach der von Stockher in Österreich patentierten Methode Kohlenstaub in die Bessemerbirne ein, um dadurch die Ungleichmäſsigkeiten im Kohlengehalt der Roheisensorten bei ungleichem Ofengang auszugleichen. Auch setzte man bei hitzigen Chargen Stahlabfälle vor Eintritt des „falschen Siebener“ zu. Dieser österreichische Name bezeichnete die Erscheinung des teilweisen oder gänzlichen Verschwindens der Flamme vor Eintritt der dritten Periode wodurch die Täuschung entstehen konnte, als ob das Eisen schon vollständig zu Nr. VII entkohlt sei, während sein Kohlengehalt erst Nr. II bis III entsprach.
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Fig. 99.
In Neuberg erreichte man 1867 87 Prozent Blöcke bei nur 9 Prozent Kalo.
Im Jahre 1866 war das Verfahren der Stahlerzeugung mittels Salpeter von John Heaton (Patent vom 17. März 1866) aufgekommen. Dasselbe hatte groſse Hoffnungen erweckt, weil man in ihm den Weg gefunden zu haben glaubte, auch die unreinen Roheisensorten zu gutem Stahl verarbeiten zu können. Obgleich sich Bessemer anfangs gegen diese Methode aussprach, nahm er doch am 31. Dezember 1867 ein Patent auf die Verwendung des Prozesses für das Bessemern, indem er sich dabei auf den Wortlaut seiner alten Patente von 1856, in denen er die Anwendung aller Sauerstoff abgebenden Substanzen einbegriffen hatte, stützte. Er sah sich hierzu gezwungen, weil James Hargreaves ein Patent für die Ausdehnung eines ähnlichen Ver- fahrens auf das Bessemern am 12. Juli 1867 bereits erlangt hatte. Der Grundgedanke des Verfahrens bestand darin, Salpeter durch Hitze zu zersetzen und den dadurch erzeugten Sauerstoff statt atmo- sphärischer Luft durch die flüssige Eisenmasse zu pressen. Hierdurch sollten die kostspieligen Gebläsemaschinen überflüssig werden, auch erwartete man von der Wirkung des Sauerstoffs eine vollkommenere Abscheidung von Schwefel und Phosphor. Bessemer schlug hierfür zwei Wege vor. Nach dem einen brachte man am Boden des Kon-
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Die Fortschritte des Bessemerprozesses 1861 bis 1870.
einen hydraulischen Cylinder; das Einsetzen der Gieſspfanne und das
Ausheben der Guſsblöcke durch die hydraulischen Kräne q1.
Zu Neuberg blies man nach der von Stockher in Österreich
patentierten Methode Kohlenstaub in die Bessemerbirne ein, um
dadurch die Ungleichmäſsigkeiten im Kohlengehalt der Roheisensorten
bei ungleichem Ofengang auszugleichen. Auch setzte man bei hitzigen
Chargen Stahlabfälle vor Eintritt des „falschen Siebener“ zu. Dieser
österreichische Name bezeichnete die Erscheinung des teilweisen oder
gänzlichen Verschwindens der Flamme vor Eintritt der dritten Periode
wodurch die Täuschung entstehen konnte, als ob das Eisen schon
vollständig zu Nr. VII entkohlt sei, während sein Kohlengehalt erst
Nr. II bis III entsprach.
[Abbildung Fig. 99.]
In Neuberg erreichte man 1867 87 Prozent Blöcke bei nur
9 Prozent Kalo.
Im Jahre 1866 war das Verfahren der Stahlerzeugung mittels
Salpeter von John Heaton (Patent vom 17. März 1866) aufgekommen.
Dasselbe hatte groſse Hoffnungen erweckt, weil man in ihm den Weg
gefunden zu haben glaubte, auch die unreinen Roheisensorten zu
gutem Stahl verarbeiten zu können. Obgleich sich Bessemer anfangs
gegen diese Methode aussprach, nahm er doch am 31. Dezember 1867
ein Patent auf die Verwendung des Prozesses für das Bessemern,
indem er sich dabei auf den Wortlaut seiner alten Patente von 1856,
in denen er die Anwendung aller Sauerstoff abgebenden Substanzen
einbegriffen hatte, stützte. Er sah sich hierzu gezwungen, weil James
Hargreaves ein Patent für die Ausdehnung eines ähnlichen Ver-
fahrens auf das Bessemern am 12. Juli 1867 bereits erlangt hatte.
Der Grundgedanke des Verfahrens bestand darin, Salpeter durch
Hitze zu zersetzen und den dadurch erzeugten Sauerstoff statt atmo-
sphärischer Luft durch die flüssige Eisenmasse zu pressen. Hierdurch
sollten die kostspieligen Gebläsemaschinen überflüssig werden, auch
erwartete man von der Wirkung des Sauerstoffs eine vollkommenere
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Beck, Ludwig: Die Geschichte des Eisens. Bd. 5: Das XIX. Jahrhundert von 1860 bis zum Schluss. Braunschweig, 1903, S. 163. In: Deutsches Textarchiv <https://www.deutschestextarchiv.de/beck_eisen05_1903/179>, abgerufen am 31.10.2024.
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