Anmelden (DTAQ) DWDS     dlexDB     CLARIN-D

Beer, Johann: Der verliebte Europäer, Oder Warhafftige Liebes-Roman. Wien, 1682.

Bild:
<< vorherige Seite

Der verliebte
vom Stuhle auff/ bate Alexandern/
er möchte mit ihr ein wenig im Garten
herum spatzieren/ und die raren Ge-
wächse in Augenschein nehmen.

Alexander bote Eleonoren die
Hand/ welche sie an ihre Brust druck-
te/ und unsern Sicilianischen Ritter
auff die Seite zu einen Rosen-Strauch
führete. Dieser hatte nur eine einige
auffgeblühete Rose. Eleonora sagte:
Diese Rose ist so vollkommen/ daß sie
grosse Begierde träget von des Gärt-
ners Hand abgebrochen zu werden.

Alexander verstunde diese Re-
de gar bald/ derowegen antwortete er:
Vielleicht unterstehet sich der Gärtner
nicht/ solche abzubrechen/ sondern ver-
meynet/ es werde sich wohl schon eine ge-
schicktere Hand hierzu finden. Eleono-
ra versetzte: So weiß ich in Warheit
keine geschicktere Hand/ als eben die sei-

nige/

Der verliebte
vom Stuhle auff/ bate Alexandern/
er moͤchte mit ihr ein wenig im Garten
herum ſpatzieren/ und die raren Ge-
waͤchſe in Augenſchein nehmen.

Alexander bote Eleonoren die
Hand/ welche ſie an ihre Bruſt druck-
te/ und unſern Sicilianiſchen Ritter
auff die Seite zu einen Roſen-Strauch
fuͤhrete. Dieſer hatte nur eine einige
auffgebluͤhete Roſe. Eleonora ſagte:
Dieſe Roſe iſt ſo vollkommen/ daß ſie
groſſe Begierde traͤget von des Gaͤrt-
ners Hand abgebrochen zu werden.

Alexander verſtunde dieſe Re-
de gar bald/ derowegen antwortete er:
Vielleicht unterſtehet ſich der Gaͤrtner
nicht/ ſolche abzubrechen/ ſondern ver-
meynet/ es werde ſich wohl ſchon eine ge-
ſchicktere Hand hierzu finden. Eleono-
ra verſetzte: So weiß ich in Warheit
keine geſchicktere Hand/ als eben die ſei-

nige/
<TEI>
  <text>
    <body>
      <div n="1">
        <p><pb facs="#f0176" n="154"/><fw place="top" type="header"><hi rendition="#b">Der verliebte</hi></fw><lb/>
vom Stuhle auff/ bate <hi rendition="#aq">Alexan</hi>dern/<lb/>
er mo&#x0364;chte mit ihr ein wenig im Garten<lb/>
herum &#x017F;patzieren/ und die raren Ge-<lb/>
wa&#x0364;ch&#x017F;e in Augen&#x017F;chein nehmen.</p><lb/>
        <p><hi rendition="#aq">Alexander</hi> bote Eleonoren die<lb/>
Hand/ welche &#x017F;ie an ihre Bru&#x017F;t druck-<lb/>
te/ und un&#x017F;ern Siciliani&#x017F;chen Ritter<lb/>
auff die Seite zu einen Ro&#x017F;en-Strauch<lb/>
fu&#x0364;hrete. Die&#x017F;er hatte nur eine einige<lb/>
auffgeblu&#x0364;hete Ro&#x017F;e. Eleonora &#x017F;agte:<lb/>
Die&#x017F;e Ro&#x017F;e i&#x017F;t &#x017F;o vollkommen/ daß &#x017F;ie<lb/>
gro&#x017F;&#x017F;e Begierde tra&#x0364;get von des Ga&#x0364;rt-<lb/>
ners Hand abgebrochen zu werden.</p><lb/>
        <p><hi rendition="#aq">Alexander</hi> ver&#x017F;tunde die&#x017F;e Re-<lb/>
de gar bald/ derowegen antwortete er:<lb/>
Vielleicht unter&#x017F;tehet &#x017F;ich der Ga&#x0364;rtner<lb/>
nicht/ &#x017F;olche abzubrechen/ &#x017F;ondern ver-<lb/>
meynet/ es werde &#x017F;ich wohl &#x017F;chon eine ge-<lb/>
&#x017F;chicktere Hand hierzu finden. Eleono-<lb/>
ra ver&#x017F;etzte: So weiß ich in Warheit<lb/>
keine ge&#x017F;chicktere Hand/ als eben die &#x017F;ei-<lb/>
<fw place="bottom" type="catch">nige/</fw><lb/></p>
      </div>
    </body>
  </text>
</TEI>
[154/0176] Der verliebte vom Stuhle auff/ bate Alexandern/ er moͤchte mit ihr ein wenig im Garten herum ſpatzieren/ und die raren Ge- waͤchſe in Augenſchein nehmen. Alexander bote Eleonoren die Hand/ welche ſie an ihre Bruſt druck- te/ und unſern Sicilianiſchen Ritter auff die Seite zu einen Roſen-Strauch fuͤhrete. Dieſer hatte nur eine einige auffgebluͤhete Roſe. Eleonora ſagte: Dieſe Roſe iſt ſo vollkommen/ daß ſie groſſe Begierde traͤget von des Gaͤrt- ners Hand abgebrochen zu werden. Alexander verſtunde dieſe Re- de gar bald/ derowegen antwortete er: Vielleicht unterſtehet ſich der Gaͤrtner nicht/ ſolche abzubrechen/ ſondern ver- meynet/ es werde ſich wohl ſchon eine ge- ſchicktere Hand hierzu finden. Eleono- ra verſetzte: So weiß ich in Warheit keine geſchicktere Hand/ als eben die ſei- nige/

Suche im Werk

Hilfe

Informationen zum Werk

Download dieses Werks

XML (TEI P5) · HTML · Text
TCF (text annotation layer)
XML (TEI P5 inkl. att.linguistic)

Metadaten zum Werk

TEI-Header · CMDI · Dublin Core

Ansichten dieser Seite

Voyant Tools ?

Language Resource Switchboard?

Feedback

Sie haben einen Fehler gefunden? Dann können Sie diesen über unsere Qualitätssicherungsplattform DTAQ melden.

Kommentar zur DTA-Ausgabe

Dieses Werk wurde gemäß den DTA-Transkriptionsrichtlinien im Double-Keying-Verfahren von Nicht-Muttersprachlern erfasst und in XML/TEI P5 nach DTA-Basisformat kodiert.




Ansicht auf Standard zurückstellen

URL zu diesem Werk: https://www.deutschestextarchiv.de/beer_europa_1682
URL zu dieser Seite: https://www.deutschestextarchiv.de/beer_europa_1682/176
Zitationshilfe: Beer, Johann: Der verliebte Europäer, Oder Warhafftige Liebes-Roman. Wien, 1682, S. 154. In: Deutsches Textarchiv <https://www.deutschestextarchiv.de/beer_europa_1682/176>, abgerufen am 31.10.2024.