Beer, Johann: Der verliebte Europäer, Oder Warhafftige Liebes-Roman. Wien, 1682.Europaeer. um Rath/ was sie mit ihrem Sohneanfangen solte. Einer sagte/ sie solte ihn nach Franckfurt schicken/ in welcher Stadt er vor 20. Jahren sich auch eine Weile auffgehalten; Antonius aber hatte hierzu sehr wenig Lust/ weil ihm dieser Ort gegen Straßburg viel zu ver- drießlich deuchte/ und der Zustand da- selbst anitzo weit ander/ als vor 20. Jahren/ beschaffen. Da nun Antonius nach Franckfurt keine Lust hatte/ hielte ihn die Mutter vor einen ungehorsa- men Sohn/ uud brachte ihn durch ver- drießliche Reden offt zu desparaten Gedancken. So gehet es noch heut zu Tag/" Denn
Europæer. um Rath/ was ſie mit ihrem Sohneanfangen ſolte. Einer ſagte/ ſie ſolte ihn nach Franckfurt ſchicken/ in welcher Stadt er vor 20. Jahren ſich auch eine Weile auffgehalten; Antonius aber hatte hierzu ſehr wenig Luſt/ weil ihm dieſer Ort gegen Straßburg viel zu ver- drießlich deuchte/ und der Zuſtand da- ſelbſt anitzo weit ander/ als vor 20. Jahren/ beſchaffen. Da nun Antonius nach Franckfurt keine Luſt hatte/ hielte ihn die Mutter vor einen ungehorſa- men Sohn/ uud brachte ihn durch ver- drießliche Reden offt zu deſparaten Gedancken. So gehet es noch heut zu Tag/„ Denn
<TEI> <text> <body> <div n="1"> <p><pb facs="#f0187" n="165"/><fw place="top" type="header"><hi rendition="#b">Europ<hi rendition="#aq">æ</hi>er.</hi></fw><lb/> um Rath/ was ſie mit ihrem Sohne<lb/> anfangen ſolte. Einer ſagte/ ſie ſolte ihn<lb/> nach Franckfurt ſchicken/ in welcher<lb/> Stadt er vor 20. Jahren ſich auch eine<lb/> Weile auffgehalten; Antonius aber<lb/> hatte hierzu ſehr wenig Luſt/ weil ihm<lb/> dieſer Ort gegen Straßburg viel zu ver-<lb/> drießlich deuchte/ und der Zuſtand da-<lb/> ſelbſt anitzo weit ander/ als vor 20.<lb/> Jahren/ beſchaffen. Da nun Antonius<lb/> nach Franckfurt keine Luſt hatte/ hielte<lb/> ihn die Mutter vor einen ungehorſa-<lb/> men Sohn/ uud brachte ihn durch ver-<lb/> drießliche Reden offt zu <hi rendition="#aq">deſpara</hi>ten<lb/> Gedancken.</p><lb/> <p>So gehet es noch heut zu Tag/„<lb/> wenn ein Vater ſtirbet/ und hinterlaͤſ-„<lb/> ſet einen Sohn nebſt der Mutter/ wel-„<lb/> che in Aufferziehung deſſelben ande-„<lb/> rer Leute Rath gebrauchen muß/ ſo„<lb/> giebet es immer Verdrießligkeit.<lb/> <fw place="bottom" type="catch">Denn</fw><lb/></p> </div> </body> </text> </TEI> [165/0187]
Europæer.
um Rath/ was ſie mit ihrem Sohne
anfangen ſolte. Einer ſagte/ ſie ſolte ihn
nach Franckfurt ſchicken/ in welcher
Stadt er vor 20. Jahren ſich auch eine
Weile auffgehalten; Antonius aber
hatte hierzu ſehr wenig Luſt/ weil ihm
dieſer Ort gegen Straßburg viel zu ver-
drießlich deuchte/ und der Zuſtand da-
ſelbſt anitzo weit ander/ als vor 20.
Jahren/ beſchaffen. Da nun Antonius
nach Franckfurt keine Luſt hatte/ hielte
ihn die Mutter vor einen ungehorſa-
men Sohn/ uud brachte ihn durch ver-
drießliche Reden offt zu deſparaten
Gedancken.
So gehet es noch heut zu Tag/„
wenn ein Vater ſtirbet/ und hinterlaͤſ-„
ſet einen Sohn nebſt der Mutter/ wel-„
che in Aufferziehung deſſelben ande-„
rer Leute Rath gebrauchen muß/ ſo„
giebet es immer Verdrießligkeit.
Denn
Suche im WerkInformationen zum Werk
Download dieses Werks
XML (TEI P5) ·
HTML ·
Text Metadaten zum WerkTEI-Header · CMDI · Dublin Core Ansichten dieser Seite
Voyant Tools ?Language Resource Switchboard?FeedbackSie haben einen Fehler gefunden? Dann können Sie diesen über unsere Qualitätssicherungsplattform DTAQ melden. Kommentar zur DTA-AusgabeDieses Werk wurde gemäß den DTA-Transkriptionsrichtlinien im Double-Keying-Verfahren von Nicht-Muttersprachlern erfasst und in XML/TEI P5 nach DTA-Basisformat kodiert.
|
Insbesondere im Hinblick auf die §§ 86a StGB und 130 StGB wird festgestellt, dass die auf diesen Seiten abgebildeten Inhalte weder in irgendeiner Form propagandistischen Zwecken dienen, oder Werbung für verbotene Organisationen oder Vereinigungen darstellen, oder nationalsozialistische Verbrechen leugnen oder verharmlosen, noch zum Zwecke der Herabwürdigung der Menschenwürde gezeigt werden. Die auf diesen Seiten abgebildeten Inhalte (in Wort und Bild) dienen im Sinne des § 86 StGB Abs. 3 ausschließlich historischen, sozial- oder kulturwissenschaftlichen Forschungszwecken. Ihre Veröffentlichung erfolgt in der Absicht, Wissen zur Anregung der intellektuellen Selbstständigkeit und Verantwortungsbereitschaft des Staatsbürgers zu vermitteln und damit der Förderung seiner Mündigkeit zu dienen.
2007–2024 Deutsches Textarchiv, Berlin-Brandenburgische Akademie der Wissenschaften.
Kontakt: redaktion(at)deutschestextarchiv.de. |