[Beer, Johann]: Jucundi Jucundissimi Wunderliche Lebens-Beschreibung. [s. l.], 1680.Historie III. Buch. sprengen/ als hielte sich in dem Pfarr-Hof ein schröckliches Gespenst auf/ und dergestalten wurden gar viel erschrök- ket/ daß sie bey ihme nicht einkehreten. Wann ein fremder Student vor die Thür kam/ und ein Almosen forderte/ muste er ihm allezeit zwey bis drey Bo- gen abschreiben/ alsdann gab er ihm einen Dreyer/ und ließ ihn wieder lauf- fen. Wann es regnete/ und der Pfarr- Herr solte über Feld gehen/ so muste ihme der Küster seinen Rock leihen. Einsmals hatte ich keine Schreib-Fe- der/ da riße ich einer Gans eine Kiehl aus/ als er solches gewahr wurde/ muste ich ihm/ widers Teufels Dank/ eine andre Gans verschaffen/ ich mägte sie auch nehmen wo ich wolte. Vor die- sem dienete ihm ein Knecht/ dem gab er vor seine getreue Dienste ein Paar alte Pantoffel. Kein Mensch wird mit Grund der Warheit sagen können/ daß er ihm nur einen Pfennig geschenket. Als er noch auf der Universität studir- te/ wolte er nicht gerne Geld ausge- ben/ die Collegia privata zu hören/ dingete sich derohalben in eines Profes- soris
Hiſtorie III. Buch. ſprengen/ als hielte ſich in dem Pfarꝛ-Hof ein ſchroͤckliches Geſpenſt auf/ und dergeſtalten wurden gar viel erſchroͤk- ket/ daß ſie bey ihme nicht einkehreten. Wann ein fremder Student vor die Thuͤr kam/ und ein Almoſen forderte/ muſte er ihm allezeit zwey bis drey Bo- gen abſchreiben/ alsdann gab er ihm einen Dreyer/ und ließ ihn wieder lauf- fen. Wann es regnete/ und der Pfarꝛ- Herꝛ ſolte uͤber Feld gehen/ ſo muſte ihme der Kuͤſter ſeinen Rock leihen. Einsmals hatte ich keine Schreib-Fe- der/ da riße ich einer Gans eine Kiehl aus/ als er ſolches gewahr wurde/ muſte ich ihm/ widers Teufels Dank/ eine andre Gans verſchaffen/ ich maͤgte ſie auch nehmen wo ich wolte. Vor die- ſem dienete ihm ein Knecht/ dem gab er vor ſeine getreue Dienſte ein Paar alte Pantoffel. Kein Menſch wird mit Grund der Warheit ſagen koͤnnen/ daß er ihm nur einen Pfennig geſchenket. Als er noch auf der Univerſitaͤt ſtudir- te/ wolte er nicht gerne Geld ausge- ben/ die Collegia privata zu hoͤren/ dingete ſich derohalben in eines Profes- ſoris
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Hiſtorie III. Buch.
ſprengen/ als hielte ſich in dem Pfarꝛ-
Hof ein ſchroͤckliches Geſpenſt auf/ und
dergeſtalten wurden gar viel erſchroͤk-
ket/ daß ſie bey ihme nicht einkehreten.
Wann ein fremder Student vor die
Thuͤr kam/ und ein Almoſen forderte/
muſte er ihm allezeit zwey bis drey Bo-
gen abſchreiben/ alsdann gab er ihm
einen Dreyer/ und ließ ihn wieder lauf-
fen. Wann es regnete/ und der Pfarꝛ-
Herꝛ ſolte uͤber Feld gehen/ ſo muſte
ihme der Kuͤſter ſeinen Rock leihen.
Einsmals hatte ich keine Schreib-Fe-
der/ da riße ich einer Gans eine Kiehl
aus/ als er ſolches gewahr wurde/ muſte
ich ihm/ widers Teufels Dank/ eine
andre Gans verſchaffen/ ich maͤgte ſie
auch nehmen wo ich wolte. Vor die-
ſem dienete ihm ein Knecht/ dem gab er
vor ſeine getreue Dienſte ein Paar alte
Pantoffel. Kein Menſch wird mit
Grund der Warheit ſagen koͤnnen/ daß
er ihm nur einen Pfennig geſchenket.
Als er noch auf der Univerſitaͤt ſtudir-
te/ wolte er nicht gerne Geld ausge-
ben/ die Collegia privata zu hoͤren/
dingete ſich derohalben in eines Profes-
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