Benner, Johann Hermann: Herrnhuterey in ihrer Schalkheit. Bd. 3. Gießen, 1748.Herrnhuterey in ihrer Schalkheit dem inneren Kennzeichen der Persönlichkeit, inihren Confeßionen gesetzet haben. Das nimt die herrnhutische Schalkheit, und macht sich unter dem Schein einer Lobrede, einen verstoh- lenen Vortheil daraus. Zinzendorf will so viel sagen: ihr sehet, daß Luther völlig meines Glaubens ist. Redet er auch ein Wort von dem inneren persönlichen Kennzeichen des hei- ligen Geistes? Nein, keine Sylbe. Er wuste wohl, daß dieses eine leere Grille und Specu- lation seye in die Tiefen der Gottheit: ein Fürwitz, der uns verboten ist, ein Kopfgedanke, und keine Hertzenswarheit. Aber ein Amt giebt er dem heiligen Geist, dadurch er wenigstens seine Gottheit, obwohl noch nicht seine Persön- lichkeit, erweiset: hingegen, wann ich ihn zu- recht führe, und das eigentliche persönliche Kennzeichen dabey setze; so komt eine Mutter heraus. Welches zu erweisen war. Demnach folge ich den Spuren des Luthers, wann ich eine neue Dreyeinigkeit mache; von welchen Spuren des seeligen Vaters, ihr lutherische Bastarte abgewichen seyd, und eine unvergeb- liche Sünde dadurch begangen habt. (§. 54.) Demnach lobet er den Luther nicht wegen des- sen, was Luther gesetzet, sondern was er an die- sem Ort zum vermeynten Vortheil der Herrn- huter, ausgelassen hat. Hieraus können wir uns die sichere Regel machen: So oft Zinzendorf den seeligen Luther lobet, so oft ist er wie der hungerige beissende Fuchs in der Fabel, anzu- sehen.
Herrnhuterey in ihrer Schalkheit dem inneren Kennzeichen der Perſoͤnlichkeit, inihren Confeßionen geſetzet haben. Das nimt die herrnhutiſche Schalkheit, und macht ſich unter dem Schein einer Lobrede, einen verſtoh- lenen Vortheil daraus. Zinzendorf will ſo viel ſagen: ihr ſehet, daß Luther voͤllig meines Glaubens iſt. Redet er auch ein Wort von dem inneren perſoͤnlichen Kennzeichen des hei- ligen Geiſtes? Nein, keine Sylbe. Er wuſte wohl, daß dieſes eine leere Grille und Specu- lation ſeye in die Tiefen der Gottheit: ein Fuͤrwitz, der uns verboten iſt, ein Kopfgedanke, und keine Hertzenswarheit. Aber ein Amt giebt er dem heiligen Geiſt, dadurch er wenigſtens ſeine Gottheit, obwohl noch nicht ſeine Perſoͤn- lichkeit, erweiſet: hingegen, wann ich ihn zu- recht fuͤhre, und das eigentliche perſoͤnliche Kennzeichen dabey ſetze; ſo komt eine Mutter heraus. Welches zu erweiſen war. Demnach folge ich den Spuren des Luthers, wann ich eine neue Dreyeinigkeit mache; von welchen Spuren des ſeeligen Vaters, ihr lutheriſche Baſtarte abgewichen ſeyd, und eine unvergeb- liche Suͤnde dadurch begangen habt. (§. 54.) Demnach lobet er den Luther nicht wegen deſ- ſen, was Luther geſetzet, ſondern was er an die- ſem Ort zum vermeynten Vortheil der Herrn- huter, ausgelaſſen hat. Hieraus koͤnnen wir uns die ſichere Regel machen: So oft Zinzendorf den ſeeligen Luther lobet, ſo oft iſt er wie der hungerige beiſſende Fuchs in der Fabel, anzu- ſehen.
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Herrnhuterey in ihrer Schalkheit
dem inneren Kennzeichen der Perſoͤnlichkeit, in
ihren Confeßionen geſetzet haben. Das nimt
die herrnhutiſche Schalkheit, und macht ſich
unter dem Schein einer Lobrede, einen verſtoh-
lenen Vortheil daraus. Zinzendorf will ſo
viel ſagen: ihr ſehet, daß Luther voͤllig meines
Glaubens iſt. Redet er auch ein Wort von
dem inneren perſoͤnlichen Kennzeichen des hei-
ligen Geiſtes? Nein, keine Sylbe. Er wuſte
wohl, daß dieſes eine leere Grille und Specu-
lation ſeye in die Tiefen der Gottheit: ein
Fuͤrwitz, der uns verboten iſt, ein Kopfgedanke,
und keine Hertzenswarheit. Aber ein Amt giebt
er dem heiligen Geiſt, dadurch er wenigſtens
ſeine Gottheit, obwohl noch nicht ſeine Perſoͤn-
lichkeit, erweiſet: hingegen, wann ich ihn zu-
recht fuͤhre, und das eigentliche perſoͤnliche
Kennzeichen dabey ſetze; ſo komt eine Mutter
heraus. Welches zu erweiſen war. Demnach
folge ich den Spuren des Luthers, wann ich
eine neue Dreyeinigkeit mache; von welchen
Spuren des ſeeligen Vaters, ihr lutheriſche
Baſtarte abgewichen ſeyd, und eine unvergeb-
liche Suͤnde dadurch begangen habt. (§. 54.)
Demnach lobet er den Luther nicht wegen deſ-
ſen, was Luther geſetzet, ſondern was er an die-
ſem Ort zum vermeynten Vortheil der Herrn-
huter, ausgelaſſen hat. Hieraus koͤnnen wir uns
die ſichere Regel machen: So oft Zinzendorf
den ſeeligen Luther lobet, ſo oft iſt er wie der
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