Mißvergnügen gegen die Regierung zu erregen." Jetzt ist es sogar ein Verbrechen, wenn Einem die Regierung kein Vergnügen macht! Da müßte man die Regierungen zuerst einsperren, denn diese verbreiten am meisten Mißvergnügen gegen sich selbst. Alles gehet zurück, theure Freundin. Der Jammer ist nur, daß wir nicht mit zurückgehen, und wieder jung und dumm werden. Adieu, ich gehe in's Louvre. Ich stu¬ diere jetzt Gemälde und Thiere. Vorgestern im Jardin des Plantes war ich ganz verlohren in dem Anblicken der herrlichen Löwen. Der Eine hat ein junges Hündchen zum Zeitvertreibe in seinem Käfig. Der Löwe schlief, das arme Hündchen saß in dem entferntesten Winkel, be¬ trachtete den Löwen mit unverwandten Blicken, rührte sich nicht und sah betrübt aber unterwür¬ fig aus. Es war ein rührendes Bild der Wil¬ lenlosigkeit, wie der Löwe ein schreckliches der Willkühr. Ich wünschte Löwe oder Hündchen
Mißvergnuͤgen gegen die Regierung zu erregen.“ Jetzt iſt es ſogar ein Verbrechen, wenn Einem die Regierung kein Vergnuͤgen macht! Da muͤßte man die Regierungen zuerſt einſperren, denn dieſe verbreiten am meiſten Mißvergnuͤgen gegen ſich ſelbſt. Alles gehet zuruͤck, theure Freundin. Der Jammer iſt nur, daß wir nicht mit zuruͤckgehen, und wieder jung und dumm werden. Adieu, ich gehe in's Louvre. Ich ſtu¬ diere jetzt Gemaͤlde und Thiere. Vorgeſtern im Jardin des Plantes war ich ganz verlohren in dem Anblicken der herrlichen Loͤwen. Der Eine hat ein junges Huͤndchen zum Zeitvertreibe in ſeinem Kaͤfig. Der Loͤwe ſchlief, das arme Huͤndchen ſaß in dem entfernteſten Winkel, be¬ trachtete den Loͤwen mit unverwandten Blicken, ruͤhrte ſich nicht und ſah betruͤbt aber unterwuͤr¬ fig aus. Es war ein ruͤhrendes Bild der Wil¬ lenloſigkeit, wie der Loͤwe ein ſchreckliches der Willkuͤhr. Ich wuͤnſchte Loͤwe oder Huͤndchen
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Mißvergnuͤgen gegen die Regierung zu erregen.“
Jetzt iſt es ſogar ein Verbrechen, wenn Einem
die Regierung kein Vergnuͤgen macht! Da
muͤßte man die Regierungen zuerſt einſperren,
denn dieſe verbreiten am meiſten Mißvergnuͤgen
gegen ſich ſelbſt. Alles gehet zuruͤck, theure
Freundin. Der Jammer iſt nur, daß wir nicht
mit zuruͤckgehen, und wieder jung und dumm
werden. Adieu, ich gehe in's Louvre. Ich ſtu¬
diere jetzt Gemaͤlde und Thiere. Vorgeſtern im
Jardin des Plantes war ich ganz verlohren in
dem Anblicken der herrlichen Loͤwen. Der Eine
hat ein junges Huͤndchen zum Zeitvertreibe in
ſeinem Kaͤfig. Der Loͤwe ſchlief, das arme
Huͤndchen ſaß in dem entfernteſten Winkel, be¬
trachtete den Loͤwen mit unverwandten Blicken,
ruͤhrte ſich nicht und ſah betruͤbt aber unterwuͤr¬
fig aus. Es war ein ruͤhrendes Bild der Wil¬
lenloſigkeit, wie der Loͤwe ein ſchreckliches der
Willkuͤhr. Ich wuͤnſchte Loͤwe oder Huͤndchen
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Börne, Ludwig: Briefe aus Paris. Bd. 3. Paris, 1833, S. 23. In: Deutsches Textarchiv <https://www.deutschestextarchiv.de/boerne_paris03_1833/37>, abgerufen am 11.05.2024.
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