Auch das Leben des schwarzköpfigen Schweifaffen (Pithecia melanocephala) ist noch sehr unbekannt, obgleich das Thier durch seinen Namenreichthum beweist, daß es den Landeseingebornen oft vorkommen muß. Außer dem wissenschaftlichen Namen führt der Affe nämlich noch eine Menge andere; er heißt: Cacajao, Chucuto, Chucuzo und Caruiri, Mono-feo oder häßlicher Affe und Mono-Rabon oder Kurzschwanz. Letzterer Name ist in der Neuzeit der maßgebende geworden; denn man hat den Cacajao nebst einigen anderen ihm ähnlichen Arten, welche sich durch ihren kurzen, dicht behaarten Schwanz allerdings wesentlich von allen übrigen Neuweltsaffen unterscheiden, von
[Abbildung]
Der schwarzköpfige Schweifaffe (Pithecia melanocephala).
den Schweifaffen getrennt, zu einer besondern Sippe vereinigt und diese geradezu Kurzschwänze (Brachyurus) genannt. Anfangs, als man die Thiere nur in wenigen Bälgen kannte, war man geneigt zu glauben, daß sie ihren Schwanz durch einen Zufall theilweise verloren hätten. Die ge- nauere Betrachtung ihrer breiten Schnauze, der sehr seitlich stehenden Nasenlöcher, des dünnen Bartes, des kurzen, lockern Pelzes, sowie der langen, schmalen Nägel ließ diese Meinung jedoch bald verschwin- den und unsere Thiere als Mitglieder einer eigenen Sippe erscheinen. Wenn man will, kann man sie als die Vertreter der Makaken ansehen.
Der Cacajao ist etwa achtzehn Zoll, mit dem Schwanze aber zwei Fuß lang. Sein dichter, glatter Pelz ist an den Schultern und Seiten verlängert, am Unterleib aber sehr dünn. Jm Nacken
Beſchreibung und Leben beider.
Auch das Leben des ſchwarzköpfigen Schweifaffen (Pithecia melanocephala) iſt noch ſehr unbekannt, obgleich das Thier durch ſeinen Namenreichthum beweiſt, daß es den Landeseingebornen oft vorkommen muß. Außer dem wiſſenſchaftlichen Namen führt der Affe nämlich noch eine Menge andere; er heißt: Cacajao, Chucuto, Chucuzo und Caruiri, Mono-feo oder häßlicher Affe und Mono-Rabon oder Kurzſchwanz. Letzterer Name iſt in der Neuzeit der maßgebende geworden; denn man hat den Cacajao nebſt einigen anderen ihm ähnlichen Arten, welche ſich durch ihren kurzen, dicht behaarten Schwanz allerdings weſentlich von allen übrigen Neuweltsaffen unterſcheiden, von
[Abbildung]
Der ſchwarzköpfige Schweifaffe (Pithecia melanocephala).
den Schweifaffen getrennt, zu einer beſondern Sippe vereinigt und dieſe geradezu Kurzſchwänze (Brachyurus) genannt. Anfangs, als man die Thiere nur in wenigen Bälgen kannte, war man geneigt zu glauben, daß ſie ihren Schwanz durch einen Zufall theilweiſe verloren hätten. Die ge- nauere Betrachtung ihrer breiten Schnauze, der ſehr ſeitlich ſtehenden Naſenlöcher, des dünnen Bartes, des kurzen, lockern Pelzes, ſowie der langen, ſchmalen Nägel ließ dieſe Meinung jedoch bald verſchwin- den und unſere Thiere als Mitglieder einer eigenen Sippe erſcheinen. Wenn man will, kann man ſie als die Vertreter der Makaken anſehen.
Der Cacajao iſt etwa achtzehn Zoll, mit dem Schwanze aber zwei Fuß lang. Sein dichter, glatter Pelz iſt an den Schultern und Seiten verlängert, am Unterleib aber ſehr dünn. Jm Nacken
<TEI><text><body><divn="2"><divn="3"><pbfacs="#f0179"n="121"/><fwplace="top"type="header">Beſchreibung und Leben beider.</fw><lb/><p>Auch das Leben des <hirendition="#g">ſchwarzköpfigen Schweifaffen</hi> (<hirendition="#aq">Pithecia melanocephala</hi>) iſt noch ſehr<lb/>
unbekannt, obgleich das Thier durch ſeinen Namenreichthum beweiſt, daß es den Landeseingebornen<lb/>
oft vorkommen muß. Außer dem wiſſenſchaftlichen Namen führt der Affe nämlich noch eine Menge<lb/>
andere; er heißt: <hirendition="#g">Cacajao, Chucuto, Chucuzo</hi> und <hirendition="#g">Caruiri, Mono-feo</hi> oder häßlicher Affe<lb/>
und <hirendition="#g">Mono-Rabon</hi> oder Kurzſchwanz. Letzterer Name iſt in der Neuzeit der maßgebende geworden;<lb/>
denn man hat den Cacajao nebſt einigen anderen ihm ähnlichen Arten, welche ſich durch ihren kurzen,<lb/>
dicht behaarten Schwanz allerdings weſentlich von allen übrigen Neuweltsaffen unterſcheiden, von<lb/><figure><head><hirendition="#c"><hirendition="#g">Der ſchwarzköpfige Schweifaffe</hi> (<hirendition="#aq">Pithecia melanocephala</hi>).</hi></head></figure><lb/>
den Schweifaffen getrennt, zu einer beſondern Sippe vereinigt und dieſe geradezu <hirendition="#g">Kurzſchwänze</hi><lb/>
(<hirendition="#aq">Brachyurus</hi>) genannt. Anfangs, als man die Thiere nur in wenigen Bälgen kannte, war man<lb/>
geneigt zu glauben, daß ſie ihren Schwanz durch einen Zufall theilweiſe verloren hätten. Die ge-<lb/>
nauere Betrachtung ihrer breiten Schnauze, der ſehr ſeitlich ſtehenden Naſenlöcher, des dünnen Bartes,<lb/>
des kurzen, lockern Pelzes, ſowie der langen, ſchmalen Nägel ließ dieſe Meinung jedoch bald verſchwin-<lb/>
den und unſere Thiere als Mitglieder einer eigenen Sippe erſcheinen. Wenn man will, kann man ſie<lb/>
als die Vertreter der Makaken anſehen.</p><lb/><p>Der <hirendition="#g">Cacajao</hi> iſt etwa achtzehn Zoll, mit dem Schwanze aber zwei Fuß lang. Sein dichter,<lb/>
glatter Pelz iſt an den Schultern und Seiten verlängert, am Unterleib aber ſehr dünn. Jm Nacken<lb/></p></div></div></body></text></TEI>
[121/0179]
Beſchreibung und Leben beider.
Auch das Leben des ſchwarzköpfigen Schweifaffen (Pithecia melanocephala) iſt noch ſehr
unbekannt, obgleich das Thier durch ſeinen Namenreichthum beweiſt, daß es den Landeseingebornen
oft vorkommen muß. Außer dem wiſſenſchaftlichen Namen führt der Affe nämlich noch eine Menge
andere; er heißt: Cacajao, Chucuto, Chucuzo und Caruiri, Mono-feo oder häßlicher Affe
und Mono-Rabon oder Kurzſchwanz. Letzterer Name iſt in der Neuzeit der maßgebende geworden;
denn man hat den Cacajao nebſt einigen anderen ihm ähnlichen Arten, welche ſich durch ihren kurzen,
dicht behaarten Schwanz allerdings weſentlich von allen übrigen Neuweltsaffen unterſcheiden, von
[Abbildung Der ſchwarzköpfige Schweifaffe (Pithecia melanocephala).]
den Schweifaffen getrennt, zu einer beſondern Sippe vereinigt und dieſe geradezu Kurzſchwänze
(Brachyurus) genannt. Anfangs, als man die Thiere nur in wenigen Bälgen kannte, war man
geneigt zu glauben, daß ſie ihren Schwanz durch einen Zufall theilweiſe verloren hätten. Die ge-
nauere Betrachtung ihrer breiten Schnauze, der ſehr ſeitlich ſtehenden Naſenlöcher, des dünnen Bartes,
des kurzen, lockern Pelzes, ſowie der langen, ſchmalen Nägel ließ dieſe Meinung jedoch bald verſchwin-
den und unſere Thiere als Mitglieder einer eigenen Sippe erſcheinen. Wenn man will, kann man ſie
als die Vertreter der Makaken anſehen.
Der Cacajao iſt etwa achtzehn Zoll, mit dem Schwanze aber zwei Fuß lang. Sein dichter,
glatter Pelz iſt an den Schultern und Seiten verlängert, am Unterleib aber ſehr dünn. Jm Nacken
Informationen zur CAB-Ansicht
Diese Ansicht bietet Ihnen die Darstellung des Textes in normalisierter Orthographie.
Diese Textvariante wird vollautomatisch erstellt und kann aufgrund dessen auch Fehler enthalten.
Alle veränderten Wortformen sind grau hinterlegt. Als fremdsprachliches Material erkannte
Textteile sind ausgegraut dargestellt.
Brehm, Alfred Edmund: Illustrirtes Thierleben. Bd. 1. Hildburghausen, 1864, S. 121. In: Deutsches Textarchiv <https://www.deutschestextarchiv.de/brehm_thierleben01_1864/179>, abgerufen am 31.10.2024.
Alle Inhalte dieser Seite unterstehen, soweit nicht anders gekennzeichnet, einer
Creative-Commons-Lizenz.
Die Rechte an den angezeigten Bilddigitalisaten, soweit nicht anders gekennzeichnet, liegen bei den besitzenden Bibliotheken.
Weitere Informationen finden Sie in den DTA-Nutzungsbedingungen.
Insbesondere im Hinblick auf die §§ 86a StGB und 130 StGB wird festgestellt, dass die auf
diesen Seiten abgebildeten Inhalte weder in irgendeiner Form propagandistischen Zwecken
dienen, oder Werbung für verbotene Organisationen oder Vereinigungen darstellen, oder
nationalsozialistische Verbrechen leugnen oder verharmlosen, noch zum Zwecke der
Herabwürdigung der Menschenwürde gezeigt werden.
Die auf diesen Seiten abgebildeten Inhalte (in Wort und Bild) dienen im Sinne des
§ 86 StGB Abs. 3 ausschließlich historischen, sozial- oder kulturwissenschaftlichen
Forschungszwecken. Ihre Veröffentlichung erfolgt in der Absicht, Wissen zur Anregung
der intellektuellen Selbstständigkeit und Verantwortungsbereitschaft des Staatsbürgers zu
vermitteln und damit der Förderung seiner Mündigkeit zu dienen.
Zitierempfehlung: Deutsches Textarchiv. Grundlage für ein Referenzkorpus der neuhochdeutschen Sprache. Herausgegeben von der Berlin-Brandenburgischen Akademie der Wissenschaften, Berlin 2024. URL: https://www.deutschestextarchiv.de/.