Wege, trotzdem ist ihnen Bates manchmal halbe Meilen weit nachgegangen, hat aber nie ein Nest aufgesunden. Einst beobachtete er einen Zug, welcher eine schmale offne Stelle passirte und etwa eine Länge von 60 bis 70 Schritten hatte, ohne daß man weder Vortrab, noch Nachhut sehen konnte. Alle bewegten sich in einer Richtung bis auf einige Jndividuen an der Außenseite des Zuges, welche eine kleine Strecke rückwärts gingen, dann aber wieder vorwärts mit dem Strome; diese Bewegung nach hinten setzte sich aber in gleicher Weise an der ganzen Außenseite fort, und dies schien eine Vorsichtsmaßregel zu sein, um den Zug zusammenzuhalten; denn die Flankenläuser blieben häufig einen Moment stehen und berührten einen und den andern ihrer Kameraden in der Kolonne mit den Fühlern, um irgend eine Mittheilung zu machen. Wenn Bates den Zug störte, so wurde diese Störung bis zu Entfernung von mehreren Schritten den übrigen mitgetheilt, und der Zug fing an, sich bis zu diesem Punkte rückwärts zu bewegen. Alle kleinen Arbeiter trugen ein Bündel weißer Maden zwischen ihren Mandibeln, welche anfangs für ihre Brut gehalten wurden, sich aber nach späteren Erfahrungen als Raub auswiesen. Besonders merkwürdig nahmen sich in diesem Zuge die großköpfigen Arbeiter aus, von denen etwa einer auf ein Dutzend der kleinen kam, und deren keiner etwas trug, sondern alle liefen leer und außerhalb des Zuges in ziemlich regelmäßigen Zwischenräumen von einander. Diese Beobachtung wurde dadurch besonders erleichtert, daß ihre großen, weißglänzenden Köpfe beim Marsche über kleine Unebenheiten vor den anderen auf- und abwogend hervorsahen. Daß sie die Vertheidigung der anderen übernommen hätten, wie man nach der ihnen gegebenen Benennung "Soldaten" erwarten müßte, konnte nicht bemerkt werden; der Bau ihrer Kinnbacken verbietet ihnen übrigens auch, sich in einen Feind einzubeißen. Bates sah die Ecitons sich im Sonnenschein auch tummeln, gegenseitig belecken und putzen und auf diese Weise von der Arbeit ausruhen.
Die kleine dunkelröthliche Eciton praedator unterscheidet sich von allen übrigen dadurch, daß sie nicht in Kolonnen, sondern in einer Phalaux, welche aus Myriaden von Jndividuen besteht, zum Raube auszieht. Wie ein Strom ergießen sie sich über den Boden, steigen bis auf die Gipfel der niederen Bäume, durchsuchen jedes Blatt bis an die Spitzen, und wo sie irgend einen vegetabilischen Stoff finden, der in Verwesung begriffen ist, den überfluthen sie, als wenn eine rothe Flüssigkeit darüber hingegossen wäre. Bald durchdringen sie alle Theile eines Hauses, sammeln sich aber dann wieder in Marschordnung und ziehen plündernd weiter, alles Brauchbare zerreißend und in kleinen Stückchen mit sich fortschleppend. Auch von dieser Art konnte Bates kein Nest ausfindig machen.
Eciton crassicornis mit sehr starken Gliedern bildet den Uebergang von den bisher erwähnten zu den vollkommen blinden Arten, indem die einfachen Augen, welche sich an Stelle der zusammen- gesetzten befinden, in einer ziemlich tiefen Höhlung stecken. Diese Thiere unternehmen ihre Raub- züge nur unter dem Schutze von Blättern und abgefallenen Holztrümmern, und sind sie genöthigt, einmal eine offene Stelle zu überschreiten, so improvisiren sie einen von Erdkrümchen und Holz- stückchen überwölbten Gang, welcher nicht geleimt oder gemanert wird, sondern nach den mechanischen Gesetzen zusammenhalten muß, auch sogleich wieder hergestellt wird, wenn an einer Stelle jene Gesetze nicht stichhaltig sind.
Die augenlosen Arten E. vastator und erratica wandeln nur auf bedeckten Straßen, welche sie, wie jene, anlegen, sich dadurch aber der weitern Beobachtung noch viel mehr entziehen, als die im Dickicht lebenden.
Die Zug- oder Visitenameise(Atta cephalotes), in ganz Südamerika unter dem Namen Saüba bekannt und gefürchtet, weil sie meist die werthvollsten, angepflanzten Bäume ihres Laubes beraubt und in Gegenden, wo sie in ungeheueren Massen vorkommt, den Ackerbau beinahe unmöglich macht. Den Jndianern gelten übrigens die mit Eiern angefüllten Leiber der Weibchen als größter
Eciton. Viſitenameiſe.
Wege, trotzdem iſt ihnen Bates manchmal halbe Meilen weit nachgegangen, hat aber nie ein Neſt aufgeſunden. Einſt beobachtete er einen Zug, welcher eine ſchmale offne Stelle paſſirte und etwa eine Länge von 60 bis 70 Schritten hatte, ohne daß man weder Vortrab, noch Nachhut ſehen konnte. Alle bewegten ſich in einer Richtung bis auf einige Jndividuen an der Außenſeite des Zuges, welche eine kleine Strecke rückwärts gingen, dann aber wieder vorwärts mit dem Strome; dieſe Bewegung nach hinten ſetzte ſich aber in gleicher Weiſe an der ganzen Außenſeite fort, und dies ſchien eine Vorſichtsmaßregel zu ſein, um den Zug zuſammenzuhalten; denn die Flankenläuſer blieben häufig einen Moment ſtehen und berührten einen und den andern ihrer Kameraden in der Kolonne mit den Fühlern, um irgend eine Mittheilung zu machen. Wenn Bates den Zug ſtörte, ſo wurde dieſe Störung bis zu Entfernung von mehreren Schritten den übrigen mitgetheilt, und der Zug fing an, ſich bis zu dieſem Punkte rückwärts zu bewegen. Alle kleinen Arbeiter trugen ein Bündel weißer Maden zwiſchen ihren Mandibeln, welche anfangs für ihre Brut gehalten wurden, ſich aber nach ſpäteren Erfahrungen als Raub auswieſen. Beſonders merkwürdig nahmen ſich in dieſem Zuge die großköpfigen Arbeiter aus, von denen etwa einer auf ein Dutzend der kleinen kam, und deren keiner etwas trug, ſondern alle liefen leer und außerhalb des Zuges in ziemlich regelmäßigen Zwiſchenräumen von einander. Dieſe Beobachtung wurde dadurch beſonders erleichtert, daß ihre großen, weißglänzenden Köpfe beim Marſche über kleine Unebenheiten vor den anderen auf- und abwogend hervorſahen. Daß ſie die Vertheidigung der anderen übernommen hätten, wie man nach der ihnen gegebenen Benennung „Soldaten“ erwarten müßte, konnte nicht bemerkt werden; der Bau ihrer Kinnbacken verbietet ihnen übrigens auch, ſich in einen Feind einzubeißen. Bates ſah die Ecitons ſich im Sonnenſchein auch tummeln, gegenſeitig belecken und putzen und auf dieſe Weiſe von der Arbeit ausruhen.
Die kleine dunkelröthliche Eciton praedator unterſcheidet ſich von allen übrigen dadurch, daß ſie nicht in Kolonnen, ſondern in einer Phalaux, welche aus Myriaden von Jndividuen beſteht, zum Raube auszieht. Wie ein Strom ergießen ſie ſich über den Boden, ſteigen bis auf die Gipfel der niederen Bäume, durchſuchen jedes Blatt bis an die Spitzen, und wo ſie irgend einen vegetabiliſchen Stoff finden, der in Verweſung begriffen iſt, den überfluthen ſie, als wenn eine rothe Flüſſigkeit darüber hingegoſſen wäre. Bald durchdringen ſie alle Theile eines Hauſes, ſammeln ſich aber dann wieder in Marſchordnung und ziehen plündernd weiter, alles Brauchbare zerreißend und in kleinen Stückchen mit ſich fortſchleppend. Auch von dieſer Art konnte Bates kein Neſt ausfindig machen.
Eciton crassicornis mit ſehr ſtarken Gliedern bildet den Uebergang von den bisher erwähnten zu den vollkommen blinden Arten, indem die einfachen Augen, welche ſich an Stelle der zuſammen- geſetzten befinden, in einer ziemlich tiefen Höhlung ſtecken. Dieſe Thiere unternehmen ihre Raub- züge nur unter dem Schutze von Blättern und abgefallenen Holztrümmern, und ſind ſie genöthigt, einmal eine offene Stelle zu überſchreiten, ſo improviſiren ſie einen von Erdkrümchen und Holz- ſtückchen überwölbten Gang, welcher nicht geleimt oder gemanert wird, ſondern nach den mechaniſchen Geſetzen zuſammenhalten muß, auch ſogleich wieder hergeſtellt wird, wenn an einer Stelle jene Geſetze nicht ſtichhaltig ſind.
Die augenloſen Arten E. vastator und erratica wandeln nur auf bedeckten Straßen, welche ſie, wie jene, anlegen, ſich dadurch aber der weitern Beobachtung noch viel mehr entziehen, als die im Dickicht lebenden.
Die Zug- oder Viſitenameiſe(Atta cephalotes), in ganz Südamerika unter dem Namen Saüba bekannt und gefürchtet, weil ſie meiſt die werthvollſten, angepflanzten Bäume ihres Laubes beraubt und in Gegenden, wo ſie in ungeheueren Maſſen vorkommt, den Ackerbau beinahe unmöglich macht. Den Jndianern gelten übrigens die mit Eiern angefüllten Leiber der Weibchen als größter
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[219/0241]
Eciton. Viſitenameiſe.
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etwa eine Länge von 60 bis 70 Schritten hatte, ohne daß man weder Vortrab, noch Nachhut ſehen
konnte. Alle bewegten ſich in einer Richtung bis auf einige Jndividuen an der Außenſeite des
Zuges, welche eine kleine Strecke rückwärts gingen, dann aber wieder vorwärts mit dem Strome;
dieſe Bewegung nach hinten ſetzte ſich aber in gleicher Weiſe an der ganzen Außenſeite fort, und
dies ſchien eine Vorſichtsmaßregel zu ſein, um den Zug zuſammenzuhalten; denn die Flankenläuſer
blieben häufig einen Moment ſtehen und berührten einen und den andern ihrer Kameraden in der
Kolonne mit den Fühlern, um irgend eine Mittheilung zu machen. Wenn Bates den Zug ſtörte,
ſo wurde dieſe Störung bis zu Entfernung von mehreren Schritten den übrigen mitgetheilt, und
der Zug fing an, ſich bis zu dieſem Punkte rückwärts zu bewegen. Alle kleinen Arbeiter trugen
ein Bündel weißer Maden zwiſchen ihren Mandibeln, welche anfangs für ihre Brut gehalten
wurden, ſich aber nach ſpäteren Erfahrungen als Raub auswieſen. Beſonders merkwürdig nahmen
ſich in dieſem Zuge die großköpfigen Arbeiter aus, von denen etwa einer auf ein Dutzend der
kleinen kam, und deren keiner etwas trug, ſondern alle liefen leer und außerhalb des Zuges in
ziemlich regelmäßigen Zwiſchenräumen von einander. Dieſe Beobachtung wurde dadurch beſonders
erleichtert, daß ihre großen, weißglänzenden Köpfe beim Marſche über kleine Unebenheiten vor den
anderen auf- und abwogend hervorſahen. Daß ſie die Vertheidigung der anderen übernommen hätten,
wie man nach der ihnen gegebenen Benennung „Soldaten“ erwarten müßte, konnte nicht bemerkt
werden; der Bau ihrer Kinnbacken verbietet ihnen übrigens auch, ſich in einen Feind einzubeißen.
Bates ſah die Ecitons ſich im Sonnenſchein auch tummeln, gegenſeitig belecken und putzen und
auf dieſe Weiſe von der Arbeit ausruhen.
Die kleine dunkelröthliche Eciton praedator unterſcheidet ſich von allen übrigen dadurch, daß
ſie nicht in Kolonnen, ſondern in einer Phalaux, welche aus Myriaden von Jndividuen beſteht,
zum Raube auszieht. Wie ein Strom ergießen ſie ſich über den Boden, ſteigen bis auf die
Gipfel der niederen Bäume, durchſuchen jedes Blatt bis an die Spitzen, und wo ſie irgend einen
vegetabiliſchen Stoff finden, der in Verweſung begriffen iſt, den überfluthen ſie, als wenn eine
rothe Flüſſigkeit darüber hingegoſſen wäre. Bald durchdringen ſie alle Theile eines Hauſes,
ſammeln ſich aber dann wieder in Marſchordnung und ziehen plündernd weiter, alles Brauchbare
zerreißend und in kleinen Stückchen mit ſich fortſchleppend. Auch von dieſer Art konnte Bates
kein Neſt ausfindig machen.
Eciton crassicornis mit ſehr ſtarken Gliedern bildet den Uebergang von den bisher erwähnten
zu den vollkommen blinden Arten, indem die einfachen Augen, welche ſich an Stelle der zuſammen-
geſetzten befinden, in einer ziemlich tiefen Höhlung ſtecken. Dieſe Thiere unternehmen ihre Raub-
züge nur unter dem Schutze von Blättern und abgefallenen Holztrümmern, und ſind ſie genöthigt,
einmal eine offene Stelle zu überſchreiten, ſo improviſiren ſie einen von Erdkrümchen und Holz-
ſtückchen überwölbten Gang, welcher nicht geleimt oder gemanert wird, ſondern nach den mechaniſchen
Geſetzen zuſammenhalten muß, auch ſogleich wieder hergeſtellt wird, wenn an einer Stelle jene
Geſetze nicht ſtichhaltig ſind.
Die augenloſen Arten E. vastator und erratica wandeln nur auf bedeckten Straßen, welche
ſie, wie jene, anlegen, ſich dadurch aber der weitern Beobachtung noch viel mehr entziehen, als
die im Dickicht lebenden.
Die Zug- oder Viſitenameiſe (Atta cephalotes), in ganz Südamerika unter dem Namen
Saüba bekannt und gefürchtet, weil ſie meiſt die werthvollſten, angepflanzten Bäume ihres Laubes
beraubt und in Gegenden, wo ſie in ungeheueren Maſſen vorkommt, den Ackerbau beinahe unmöglich
macht. Den Jndianern gelten übrigens die mit Eiern angefüllten Leiber der Weibchen als größter
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Brehm, Alfred Edmund: Illustrirtes Thierleben. Bd. 6. Hildburghausen, 1869, S. 219. In: Deutsches Textarchiv <https://www.deutschestextarchiv.de/brehm_thierleben06_1869/241>, abgerufen am 17.06.2024.
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