Bestimmte man der Erd gleich einen festen Ort, So reisset sie jedoch ihr Himmel mit sich fort. Man wird es leicht begreiffen können, (Scheint gleich was über uns des Tages fort zu rennen) Daß wir es dennoch seyn, die auf den Leimen-Hauffen Uns drehn, und alle Tag im regen Wirbel lauffen.
Es läss'ts, wenn wir zu Schiff, uns die Erfahrung lernen; Jndem wir ja so dann nicht anders meinen; Als daß so Thürm', als Felsen, sich entfernen, Und daß die Ufer stets zu fliehen scheinen.
Es scheint, ob wir die Sonn' im Creyse lauffen sehn, Dieweil wir uns auf einer Kugel drehn. Wenn sie von Osten her, nach Westen scheint zu eilen, Und aus dem Wasser hier, dort in die Fluht zu gehn; Jst es die Erd allein, die, da sie gehet, Und sich um ihre Ax, von West nach Osten drehet; Verursacht, daß es uns, als wenn die Welt Gantz anders sich bewegt, ins Auge fällt.
Jndem die Erde sich nun täglich dreht, so wendet Sie sich auch in der Zeit, worinn das Jahr sich endet. Sie läufft den Himmel durch, um unsre Sonn', im Creyse, Und rollet vorwerts stets, in ihrer grossen Reise, Von Westen, Ostenwerts: die beyden Angel stehn Beständig gegen zwo am Himmel feste Stellen.
Jn
N 3
Von der Sonne, Planeten, Firmament.
Beſtimmte man der Erd gleich einen feſten Ort, So reiſſet ſie jedoch ihr Himmel mit ſich fort. Man wird es leicht begreiffen koͤnnen, (Scheint gleich was uͤber uns des Tages fort zu rennen) Daß wir es dennoch ſeyn, die auf den Leimen-Hauffen Uns drehn, und alle Tag im regen Wirbel lauffen.
Es laͤſſ’ts, wenn wir zu Schiff, uns die Erfahrung lernen; Jndem wir ja ſo dann nicht anders meinen; Als daß ſo Thuͤrm’, als Felſen, ſich entfernen, Und daß die Ufer ſtets zu fliehen ſcheinen.
Es ſcheint, ob wir die Sonn’ im Creyſe lauffen ſehn, Dieweil wir uns auf einer Kugel drehn. Wenn ſie von Oſten her, nach Weſten ſcheint zu eilen, Und aus dem Waſſer hier, dort in die Fluht zu gehn; Jſt es die Erd allein, die, da ſie gehet, Und ſich um ihre Ax, von Weſt nach Oſten drehet; Verurſacht, daß es uns, als wenn die Welt Gantz anders ſich bewegt, ins Auge faͤllt.
Jndem die Erde ſich nun taͤglich dreht, ſo wendet Sie ſich auch in der Zeit, worinn das Jahr ſich endet. Sie laͤufft den Himmel durch, um unſre Sonn’, im Creyſe, Und rollet vorwerts ſtets, in ihrer groſſen Reiſe, Von Weſten, Oſtenwerts: die beyden Angel ſtehn Beſtaͤndig gegen zwo am Himmel feſte Stellen.
Jn
N 3
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Von der Sonne, Planeten, Firmament.
Beſtimmte man der Erd gleich einen feſten Ort,
So reiſſet ſie jedoch ihr Himmel mit ſich fort.
Man wird es leicht begreiffen koͤnnen,
(Scheint gleich was uͤber uns des Tages fort zu rennen)
Daß wir es dennoch ſeyn, die auf den Leimen-Hauffen
Uns drehn, und alle Tag im regen Wirbel lauffen.
Es laͤſſ’ts, wenn wir zu Schiff, uns die Erfahrung lernen;
Jndem wir ja ſo dann nicht anders meinen;
Als daß ſo Thuͤrm’, als Felſen, ſich entfernen,
Und daß die Ufer ſtets zu fliehen ſcheinen.
Es ſcheint, ob wir die Sonn’ im Creyſe lauffen ſehn,
Dieweil wir uns auf einer Kugel drehn.
Wenn ſie von Oſten her, nach Weſten ſcheint zu eilen,
Und aus dem Waſſer hier, dort in die Fluht zu gehn;
Jſt es die Erd allein, die, da ſie gehet,
Und ſich um ihre Ax, von Weſt nach Oſten drehet;
Verurſacht, daß es uns, als wenn die Welt
Gantz anders ſich bewegt, ins Auge faͤllt.
Jndem die Erde ſich nun taͤglich dreht, ſo wendet
Sie ſich auch in der Zeit, worinn das Jahr ſich endet.
Sie laͤufft den Himmel durch, um unſre Sonn’, im Creyſe,
Und rollet vorwerts ſtets, in ihrer groſſen Reiſe,
Von Weſten, Oſtenwerts: die beyden Angel ſtehn
Beſtaͤndig gegen zwo am Himmel feſte Stellen.
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Brockes, Barthold Heinrich: Herrn B. H. Brockes, [...] verdeutschte Grund-Sätze der Welt-Weisheit, des Herrn Abts Genest. Bd. 3. 2. Aufl. Hamburg, 1730, S. 197. In: Deutsches Textarchiv <https://www.deutschestextarchiv.de/brockes_vergnuegen03_1730/227>, abgerufen am 13.06.2024.
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