"Wird denn der GOTT, den ihr zum GOTT erlesen, "Und welcher ewig wird genannt, "Den schwachen Sterblichen dadurch wol mehr bekannt? Nein, nein, ihr Epicurer, nein Es folget Euer Stoltz, von einem falschen Schluß, Den ja so falschen Schein. Die Grösse GOTTES ists und Sein' Unendlichkeit, Die unser kleiner Geist nicht fassen kan noch muß. Allein; Nichts ist so klar erkannt, als GOTTES Seyn, Nichts deutlicher gefühlt, als Seine Macht. O ihr! die ihr verharrt in eurer Blindheits-Nacht, Die ihr der Welt Ein Ungefehr zur Gottheit vorgestellt; Jndem ihr einen GOTT verneint, wird jedennoch Durch euren eigenen Verstand, Der euch selbst widerspricht, Ein Ewigs Seyn empfunden und erkannt. Jhr sprecht ja selber: Alles sey Aus ew'gen Elementen kommen, Und leugnet Den jedoch dabey, Von Dem sie die Bewegung hergenommen. Jhr widersprecht ja GOTT, der Ew'gen Weisheit Licht, Da ihr, o Schande! doch dem Stoff, dem Element, Ein' Ewigkeit, die blind und falsch ist, gönnt.
Da euren Augen sich ein Geist Als Schöpffer weis't; So wollt ihr euch den Stoff, ein Ohnmachts-volles Wesen, Zu einer Gottheit auserlesen.
Man
Von GOTT.
„Wird denn der GOTT, den ihr zum GOTT erleſen, „Und welcher ewig wird genannt, „Den ſchwachen Sterblichen dadurch wol mehr bekannt? Nein, nein, ihr Epicurer, nein Es folget Euer Stoltz, von einem falſchen Schluß, Den ja ſo falſchen Schein. Die Groͤſſe GOTTES iſts und Sein’ Unendlichkeit, Die unſer kleiner Geiſt nicht faſſen kan noch muß. Allein; Nichts iſt ſo klar erkannt, als GOTTES Seyn, Nichts deutlicher gefuͤhlt, als Seine Macht. O ihr! die ihr verharrt in eurer Blindheits-Nacht, Die ihr der Welt Ein Ungefehr zur Gottheit vorgeſtellt; Jndem ihr einen GOTT verneint, wird jedennoch Durch euren eigenen Verſtand, Der euch ſelbſt widerſpricht, Ein Ewigs Seyn empfunden und erkannt. Jhr ſprecht ja ſelber: Alles ſey Aus ew’gen Elementen kommen, Und leugnet Den jedoch dabey, Von Dem ſie die Bewegung hergenommen. Jhr widerſprecht ja GOTT, der Ew’gen Weisheit Licht, Da ihr, o Schande! doch dem Stoff, dem Element, Ein’ Ewigkeit, die blind und falſch iſt, goͤnnt.
Da euren Augen ſich ein Geiſt Als Schoͤpffer weiſ’t; So wollt ihr euch den Stoff, ein Ohnmachts-volles Weſen, Zu einer Gottheit auserleſen.
Man
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Von GOTT.
„Wird denn der GOTT, den ihr zum GOTT erleſen,
„Und welcher ewig wird genannt,
„Den ſchwachen Sterblichen dadurch wol mehr bekannt?
Nein, nein, ihr Epicurer, nein
Es folget Euer Stoltz, von einem falſchen Schluß,
Den ja ſo falſchen Schein.
Die Groͤſſe GOTTES iſts und Sein’ Unendlichkeit,
Die unſer kleiner Geiſt nicht faſſen kan noch muß.
Allein;
Nichts iſt ſo klar erkannt, als GOTTES Seyn,
Nichts deutlicher gefuͤhlt, als Seine Macht.
O ihr! die ihr verharrt in eurer Blindheits-Nacht,
Die ihr der Welt
Ein Ungefehr zur Gottheit vorgeſtellt;
Jndem ihr einen GOTT verneint, wird jedennoch
Durch euren eigenen Verſtand,
Der euch ſelbſt widerſpricht,
Ein Ewigs Seyn empfunden und erkannt.
Jhr ſprecht ja ſelber: Alles ſey
Aus ew’gen Elementen kommen,
Und leugnet Den jedoch dabey,
Von Dem ſie die Bewegung hergenommen.
Jhr widerſprecht ja GOTT, der Ew’gen Weisheit Licht,
Da ihr, o Schande! doch dem Stoff, dem Element,
Ein’ Ewigkeit, die blind und falſch iſt, goͤnnt.
Da euren Augen ſich ein Geiſt
Als Schoͤpffer weiſ’t;
So wollt ihr euch den Stoff, ein Ohnmachts-volles Weſen,
Zu einer Gottheit auserleſen.
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Brockes, Barthold Heinrich: Herrn B. H. Brockes, [...] verdeutschte Grund-Sätze der Welt-Weisheit, des Herrn Abts Genest. Bd. 3. 2. Aufl. Hamburg, 1730, S. 61. In: Deutsches Textarchiv <https://www.deutschestextarchiv.de/brockes_vergnuegen03_1730/91>, abgerufen am 13.06.2024.
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