An einem andern eingedrückt; woran sich denn so Glan[z] als Licht, Jn den verschiednen Tief- und Höhen, sich senket, sich erhebt, sich bricht, Und dadurch Farb' und Formen mehrt. Sind nun die Blätter, in der Mitten, Durch ihre Pracht, besonders schön; ist der nicht min- der schöne Rand, Auf tausend Arten, ausgeschweift, so wunderkünstlich ausgeschnitten, Daß, mit den allerfeinsten Scheeren, auch des geübtsten Künstlers Hand, Mehr Regel-recht, nicht auszuschweifen, nicht zierlicher zu schneiden, weiß. Sie lassen hier, mit Lust beschämt, den Fingern der Na- tur den Preis.
Was soll ich von der Farbe sagen, die recht, als wie Granaten, blüht, Jn einem, dem Rubin, an Farben, recht ähnlich-schö- nen Feuer glüht? Wodurch ein angenehmes, sanft-gedämpftes und ge- brochnes Grün, Jn vielen nett geformten Adern vermenget, hin und wieder schien. Es scheinet, durch das dunkle Roth, ein gleichsam güldner Grund zu spielen; Der Blätter Fuß scheint wirklich Gold. Kurz: Alles, was man an ihr sieht, Scheint, auf so Blick als Geist zu laben, und auf Be- wundrung, abzuzielen.
Es
Troſt aus Bluhmen.
An einem andern eingedruͤckt; woran ſich denn ſo Glan[z] als Licht, Jn den verſchiednen Tief- und Hoͤhen, ſich ſenket, ſich erhebt, ſich bricht, Und dadurch Farb’ und Formen mehrt. Sind nun die Blaͤtter, in der Mitten, Durch ihre Pracht, beſonders ſchoͤn; iſt der nicht min- der ſchoͤne Rand, Auf tauſend Arten, ausgeſchweift, ſo wunderkuͤnſtlich ausgeſchnitten, Daß, mit den allerfeinſten Scheeren, auch des geuͤbtſten Kuͤnſtlers Hand, Mehr Regel-recht, nicht auszuſchweifen, nicht zierlicher zu ſchneiden, weiß. Sie laſſen hier, mit Luſt beſchaͤmt, den Fingern der Na- tur den Preis.
Was ſoll ich von der Farbe ſagen, die recht, als wie Granaten, bluͤht, Jn einem, dem Rubin, an Farben, recht aͤhnlich-ſchoͤ- nen Feuer gluͤht? Wodurch ein angenehmes, ſanft-gedaͤmpftes und ge- brochnes Gruͤn, Jn vielen nett geformten Adern vermenget, hin und wieder ſchien. Es ſcheinet, durch das dunkle Roth, ein gleichſam guͤldner Grund zu ſpielen; Der Blaͤtter Fuß ſcheint wirklich Gold. Kurz: Alles, was man an ihr ſieht, Scheint, auf ſo Blick als Geiſt zu laben, und auf Be- wundrung, abzuzielen.
Es
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Troſt aus Bluhmen.
An einem andern eingedruͤckt; woran ſich denn ſo Glanz
als Licht,
Jn den verſchiednen Tief- und Hoͤhen, ſich ſenket, ſich
erhebt, ſich bricht,
Und dadurch Farb’ und Formen mehrt. Sind nun die
Blaͤtter, in der Mitten,
Durch ihre Pracht, beſonders ſchoͤn; iſt der nicht min-
der ſchoͤne Rand,
Auf tauſend Arten, ausgeſchweift, ſo wunderkuͤnſtlich
ausgeſchnitten,
Daß, mit den allerfeinſten Scheeren, auch des geuͤbtſten
Kuͤnſtlers Hand,
Mehr Regel-recht, nicht auszuſchweifen, nicht zierlicher
zu ſchneiden, weiß.
Sie laſſen hier, mit Luſt beſchaͤmt, den Fingern der Na-
tur den Preis.
Was ſoll ich von der Farbe ſagen, die recht, als wie
Granaten, bluͤht,
Jn einem, dem Rubin, an Farben, recht aͤhnlich-ſchoͤ-
nen Feuer gluͤht?
Wodurch ein angenehmes, ſanft-gedaͤmpftes und ge-
brochnes Gruͤn,
Jn vielen nett geformten Adern vermenget, hin und
wieder ſchien.
Es ſcheinet, durch das dunkle Roth, ein gleichſam guͤldner
Grund zu ſpielen;
Der Blaͤtter Fuß ſcheint wirklich Gold. Kurz: Alles,
was man an ihr ſieht,
Scheint, auf ſo Blick als Geiſt zu laben, und auf Be-
wundrung, abzuzielen.
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Brockes, Barthold Heinrich: Jrdisches Vergnügen in Gott, bestehend in Physicalisch- und Moralischen Gedichten. Bd. 8. Hamburg, 1746, S. 82. In: Deutsches Textarchiv <https://www.deutschestextarchiv.de/brockes_vergnuegen08_1746/96>, abgerufen am 18.06.2024.
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