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Bucholtz, Andreas Heinrich: Des Christlichen Teutschen Groß-Fürsten Herkules Und der Böhmischen Königlichen Fräulein Valjska Wunder-Geschichte. Bd. 1. Braunschweig, 1659.

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zuerkennen wissen/ daß seine Dankbarkeit daher solte gespüret werden. Fr. Sophia selbst
fiel ihr üm den Halß/ herzete und küssete sie/ und schwuhr/ diese ihre grosse und überschwe-
sterliche Träue nun und nimmermehr aus jhrem Gedächtnis kommen zulassen. Inzwi-
schen fragete der Stathalter seinen Sohn/ ob nicht Herr Kornelius auff sie gestossen wäh-
re; und vernam/ daß sie denselben nicht angetroffen/ weil sie nicht die Heerstrasse/ sondern
einen richtigern Nebenweg genommen hätten. Ich danke den Göttern/ sagte der Vater
weiter/ daß eure Niderlage bloß ertichtet ist; aber wer mag doch lust haben/ dergleichen
schändliche Lügen auszusprengen? Ladisla antwortete; seines Erachtens währe es ein Ir-
tuhm/ und rührete daher/ daß seine Frl. Schwester in Gestalt und Kleidung eines Jüng-
linges sich hätte lassen gefangen nehmen/ welchen etliche vor Herkules möchten gehalten
haben. Erstward Fr. Sophia durch Frl. Helenen anzeige/ der fremden Jungfer gewahr/
und fragete Ladisla/ wer sie währe. Er gab zur Antwort; Sie währe hohes Adels aus sei-
nem Königreiche/ und die Vornehmste des Frauenzimmers seiner Frl. Schwester/ welche
sie vorgestriges Tages aus etlicher Räuber Händen erlöset hätten. Darauff trat sie zu ihr
hin/ ümbfing sie freundlich/ und hieß sie sehr wilkommen seyn/ baht auch üm Verzeihung/
daß man sie so lange unangeredet stehen lassen; dessen die ergangene Verwirrung Ursach
währe. Diese bedankete sich untertähnigst/ wiewol mit etwas anderen Geberden und Lei-
besneigungen/ als in Italien bräuchlich wahr/ schätzete sich unfähig der hohen Ehre/ die ihr
einer unwirdigen angetahn würde/ sintemahl sie sich bloß vor ihrer Gn. Dienerin erkennen
müste; möchte aber von Herzen wünschen/ daß ihr gnädigstes Frl. selber glüklich ankom-
men/ und ihre geliebte Fr. Schwester und Schwägerin küssen und ümfangen mögen;
baht hierauff/ ümb Verzeihung ihrer ungeschikten Rede/ weil sie die lateinische Sprache
zureden ungeübet währe/ und ihr weniges durch Unterrichtung ihrer gnädigsten Fräulein
gefasset hätte. Fr. Sophia bezeugete mit ihren Tränen/ wie herzlich leid ihr der Fräulein
Verlust währe/ hoffete doch zu den Göttern/ sie würden sich ihrer gnädig annehmen/ und
sie vor Lebens- und ehren-Gefahr beschützen. Die Bömischen Gesanten wahren nicht al-
lein wegen der Fräulein Verlust sehr betrübet/ sondern weil ihnen auch die Zeitung von
ihres Königes Tode zu Ohren kommen wahr/ hielten sie sich nicht anderst als verzweiffel-
te Leute/ und hatten sich kurz vor Ladisla Ankunfft ungessen und ungetrunken zur Ruhe ge-
legt. Der Stathalter aber lies ihnen andeuten/ sie möchten ihren grossen Kummer mäs-
sigen/ nach dem ihr Königgesund und ohn alle zugestossene Gefahr wieder angelanget wäh-
re; Worauff Bugesla sagete: Ey Gott lob/ so sind wir ja noch nicht gar zu Wäysen wor-
den/ weil unser König noch im Leben ist. Die Verwirrung und Freude der Geselschafft war
so groß/ daß sie nach Herkules zufragen eine gute Zeit vergassen/ biß Sibylla ahnete/ wo
sie ihn gelassen hätten; Und Fabius darauff anzeigete/ er währe auff gut Glük mit einem
gefangenen Räuber Häuptmann als ein neugeworbener Räuber Bursche von ihnen ge-
schieden/ das verlohrne Fräulein außzukundschaffen/ und nachdem er vernommen/ daß
sie schon in ander Räuber Händen/ und nach dem Meere auff ein Schiff gebracht währe/
hätte er sich mit dem Räuber Häuptmann auch zu Schiffe gesetzet/ ihr zu folgen. Alle An-
wesende hatten Herkules Liebe gegen das Fräulein aus seinen damahligen Geberden zur
Gnüge verspüret/ ob sie gleich dessen sich nicht merken liessen. Und als der Stathalter hö-

rete/

Anderes Buch.
zuerkennen wiſſen/ daß ſeine Dankbarkeit daher ſolte geſpuͤret werden. Fr. Sophia ſelbſt
fiel ihr uͤm den Halß/ herzete und kuͤſſete ſie/ und ſchwuhr/ dieſe ihre groſſe und uͤberſchwe-
ſterliche Traͤue nun und nimmermehr aus jhrem Gedaͤchtnis kommen zulaſſen. Inzwi-
ſchen fragete der Stathalter ſeinen Sohn/ ob nicht Herꝛ Kornelius auff ſie geſtoſſen waͤh-
re; und vernam/ daß ſie denſelben nicht angetroffen/ weil ſie nicht die Heerſtraſſe/ ſondern
einen richtigern Nebenweg genommen haͤtten. Ich danke den Goͤttern/ ſagte der Vater
weiter/ daß eure Niderlage bloß ertichtet iſt; aber wer mag doch luſt haben/ dergleichen
ſchaͤndliche Luͤgen auszuſprengen? Ladiſla antwortete; ſeines Erachtens waͤhre es ein Ir-
tuhm/ und ruͤhrete daher/ daß ſeine Frl. Schweſter in Geſtalt und Kleidung eines Juͤng-
linges ſich haͤtte laſſen gefangen nehmen/ welchen etliche vor Herkules moͤchten gehalten
haben. Erſtward Fr. Sophia durch Frl. Helenen anzeige/ der fremden Jungfer gewahr/
und fragete Ladiſla/ wer ſie waͤhre. Er gab zur Antwort; Sie waͤhre hohes Adels aus ſei-
nem Koͤnigreiche/ und die Vornehmſte des Frauenzimmers ſeiner Frl. Schweſter/ welche
ſie vorgeſtriges Tages aus etlicher Raͤuber Haͤnden erloͤſet haͤtten. Darauff trat ſie zu ihꝛ
hin/ uͤmbfing ſie freundlich/ und hieß ſie ſehr wilkommen ſeyn/ baht auch uͤm Verzeihung/
daß man ſie ſo lange unangeredet ſtehen laſſen; deſſen die ergangene Verwirrung Urſach
waͤhre. Dieſe bedankete ſich untertaͤhnigſt/ wiewol mit etwas anderen Geberden und Lei-
besneigungen/ als in Italien bꝛaͤuchlich wahr/ ſchaͤtzete ſich unfaͤhig der hohen Ehre/ die ihr
einer unwirdigen angetahn wuͤrde/ ſintemahl ſie ſich bloß vor ihrer Gn. Dienerin eꝛkeñen
muͤſte; moͤchte aber von Herzen wuͤnſchen/ daß ihr gnaͤdigſtes Frl. ſelber gluͤklich ankom-
men/ und ihre geliebte Fr. Schweſter und Schwaͤgerin kuͤſſen und uͤmfangen moͤgen;
baht hierauff/ uͤmb Verzeihung ihrer ungeſchikten Rede/ weil ſie die lateiniſche Sprache
zureden ungeuͤbet waͤhre/ und ihr weniges durch Unterrichtung ihrer gnaͤdigſten Fraͤulein
gefaſſet haͤtte. Fr. Sophia bezeugete mit ihren Traͤnen/ wie herzlich leid ihr der Fraͤulein
Verluſt waͤhre/ hoffete doch zu den Goͤttern/ ſie wuͤrden ſich ihrer gnaͤdig annehmen/ und
ſie vor Lebens- und ehren-Gefahr beſchuͤtzen. Die Boͤmiſchen Geſanten wahren nicht al-
lein wegen der Fraͤulein Verluſt ſehr betruͤbet/ ſondern weil ihnen auch die Zeitung von
ihres Koͤniges Tode zu Ohren kommen wahr/ hielten ſie ſich nicht anderſt als verzweiffel-
te Leute/ und hatten ſich kurz vor Ladiſla Ankunfft ungeſſen und ungetrunken zur Ruhe ge-
legt. Der Stathalter aber lies ihnen andeuten/ ſie moͤchten ihren groſſen Kummer maͤſ-
ſigen/ nach dem ihr Koͤniggeſund und ohn alle zugeſtoſſene Gefahr wieder angelanget waͤh-
re; Worauff Bugeſla ſagete: Ey Gott lob/ ſo ſind wir ja noch nicht gar zu Waͤyſen woꝛ-
den/ weil unſer Koͤnig noch im Lebẽ iſt. Die Verwirrung und Freude der Geſelſchafft war
ſo groß/ daß ſie nach Herkules zufragen eine gute Zeit vergaſſen/ biß Sibylla ahnete/ wo
ſie ihn gelaſſen haͤtten; Und Fabius darauff anzeigete/ er waͤhre auff gut Gluͤk mit einem
gefangenen Raͤuber Haͤuptmann als ein neugeworbener Raͤuber Burſche von ihnen ge-
ſchieden/ das verlohrne Fraͤulein außzukundſchaffen/ und nachdem er vernommen/ daß
ſie ſchon in ander Raͤuber Haͤnden/ und nach dem Meere auff ein Schiff gebracht waͤhre/
haͤtte er ſich mit dem Raͤuber Haͤuptmann auch zu Schiffe geſetzet/ ihꝛ zu folgen. Alle An-
weſende hatten Herkules Liebe gegen das Fraͤulein aus ſeinen damahligen Geberden zur
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Zitationshilfe: Bucholtz, Andreas Heinrich: Des Christlichen Teutschen Groß-Fürsten Herkules Und der Böhmischen Königlichen Fräulein Valjska Wunder-Geschichte. Bd. 1. Braunschweig, 1659, S. 296. In: Deutsches Textarchiv <https://www.deutschestextarchiv.de/buchholtz_herkules01_1659/334>, abgerufen am 03.06.2024.