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Bucholtz, Andreas Heinrich: Des Christlichen Teutschen Groß-Fürsten Herkules Und der Böhmischen Königlichen Fräulein Valjska Wunder-Geschichte. Bd. 1. Braunschweig, 1659.

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Erstes Buch.
muß derselbe die Guttaht erkennen/ der sie empfangen hat; wiewol ich einen schlimmen An-
fang darzu gemacht habe. Wie so? fiel ihm sein Vater in die Rede; ich hoffe ja nicht/ daß
du wider Römische Sitten gehandelt/ und durch Undankbarkeit dir und deinem Geschlecht
einen Schandflek angeworffen habest. Davor behüten mich die Götter/ antwortete der
Sohn; Viellieber wolte ich mich ohn Leben/ als ohn Ehre wissen. Das Fräulein wolte
den Vater des Argwohns benehmen/ und zeigete an/ was vor ein Streit zwischen jhnen
sich aus Irtuhm erhoben; Worauf der Vater den Sohn erinnerte/ den blinden Zorn hin-
füro zu mässigen/ als welcher ein Zeichen eines grossen Vernunfftmangels währe.

Die mitleidige Mütter sassen und kunten ihre Trähnen nicht stillen/ in betrachtung
der grossen Gefahr ihrer Töchter/ biß sie von ihren Gemahlen auffgefodert wurden/ ei-
nen kurzen Abtrit mit ihnen zu nehmen/ da sie sich miteinander berahtfrageten; auff was
Weise sie unsern Helden ihre Dankbarkeit erzeigen und beybringen wolten; liessen her-
nach Frl. Sophien zu sich ruffen/ und nach gemachtem Schlusse/ setzete sich jedweder an
seine Stelle/ ohn daß die Müttere nach Hause gingen/ und nach Verlauff einer halben
Stunde sich wieder einstelleten. Nicht lange hernach traten drey wolgeputzete Dirnen
ins Gemach/ deren jede ein treffliches Lädichen trug von Hebenholz mit güldenem Be-
schlage/ künstlicher Arbeit/ welche sie Frl. Sophien überreicheten; ihnen folgeten zwölff
in Scharlaken gekleidete Diener/ und hatte jeder ein sehr grosses güldenes Trinkgeschir/
mit allerhand köstlichen Steinen außgesetzt/ die mit dem besten gepregeten Arabischen
Golde gefüllet wahren/ welche sie nach der reihe auff den Tisch stelleten/ und lies keiner
sich eines Worts verlauten/ biß Frl. Sophia die Lädichen öffnete/ einen kostbahren Schaz
von güldenen Ringen/ Armbändern Halßketten und anderm Zieraht/ auff 150000 Kro-
nen geschätzet/ daraus auff den Tisch schüttete/ und also anfing: Ihr meine Hochwerte
Herren/ Herr Herkules und Herr Ladisla/ die ihr billig meine und meiner geliebten Schwe-
stern Schuzgötter zunennen seid/ nachdem wir und ihr selbsten ja bekennen müsset/ daß
nähst dem Himmel wir niemand als euren kräfftigen Armen und mitleidigen Herzen
unsere Ehr und Leben zudanken haben/ so lasset/ bitten wir drey Erlösete/ euch dieses
schlechte Opffer gefallen/ welches zur anzeige eines dankbaren Willens/ wir aus geheiß
unser lieben Eltern euch überreichen/ nicht unter der Hoffnung/ die uns erzeigete Wol-
taht hiedurch zuersetzen/ sintemahl Ehr und Leben mit keinem irdischen Schein zu ver-
gleichen ist/ sondern daß wir uns dem Laster der abscheulichen Undankbarkeit entreis-
sen mögen ist/ wie gesagt/ dieses nicht anders/ als ein geringes Zeichen eines Herzen/ wel-
ches da wünschet/ ein gleiches legen zu können/ aber wegen der lautern Unmögligkeit zu-
gleich seuffzet/ das die reichen Götter hieselbst unsere Stelle vertreten wollen/ da unser
können auffzuhören gezwungen wird/ und doch allemahl tichtet/ mit der Zeit ein besser
Mittel zu erdenken/ welches den Schein dieser schlechten Kleinot übergehen möchte.

Unsere Helden erstauneten über diesem Anmuhten/ und in dem einer den andern an-
sahe/ und keiner wuste/ was er dazu sagen solte/ stund der Stathalter von seiner Stelle auf/
und redete sie also an: Ihr ruhmwirdige/ und von den himlischen Göttern hochbegabte
Ritter und Herren: Ob zwar mein Wunsch die Erkäntnis eures Standes gewaltig nach-
suchet/ damit denselben ich die gebührliche Ehre bieten dürffte/ wil ich solches doch mit

eurem
H ij

Erſtes Buch.
muß derſelbe die Guttaht erkennen/ der ſie empfangen hat; wiewol ich einen ſchlim̃en An-
fang darzu gemacht habe. Wie ſo? fiel ihm ſein Vateꝛ in die Rede; ich hoffe ja nicht/ daß
du wider Roͤmiſche Sitten gehandelt/ uñ durch Undankbarkeit dir und deinem Geſchlecht
einen Schandflek angeworffen habeſt. Davor behuͤten mich die Goͤtter/ antwortete der
Sohn; Viellieber wolte ich mich ohn Leben/ als ohn Ehre wiſſen. Das Fraͤulein wolte
den Vater des Argwohns benehmen/ und zeigete an/ was vor ein Streit zwiſchen jhnen
ſich aus Irtuhm erhoben; Worauf der Vater den Sohn erinnerte/ den blinden Zorn hin-
fuͤro zu maͤſſigen/ als welcher ein Zeichen eines groſſen Vernunfftmangels waͤhre.

Die mitleidige Muͤtter ſaſſen und kunten ihre Traͤhnen nicht ſtillen/ in betrachtung
der groſſen Gefahr ihrer Toͤchter/ biß ſie von ihren Gemahlen auffgefodert wurden/ ei-
nen kurzen Abtrit mit ihnen zu nehmen/ da ſie ſich miteinander berahtfrageten; auff was
Weiſe ſie unſern Helden ihre Dankbarkeit erzeigen und beybringen wolten; lieſſen her-
nach Frl. Sophien zu ſich ruffen/ und nach gemachtem Schluſſe/ ſetzete ſich jedweder an
ſeine Stelle/ ohn daß die Muͤttere nach Hauſe gingen/ und nach Verlauff einer halben
Stunde ſich wieder einſtelleten. Nicht lange hernach traten drey wolgeputzete Dirnen
ins Gemach/ deren jede ein treffliches Laͤdichen trug von Hebenholz mit guͤldenem Be-
ſchlage/ kuͤnſtlicher Arbeit/ welche ſie Frl. Sophien uͤberreicheten; ihnen folgeten zwoͤlff
in Scharlaken gekleidete Diener/ und hatte jeder ein ſehr groſſes guͤldenes Trinkgeſchir/
mit allerhand koͤſtlichen Steinen außgeſetzt/ die mit dem beſten gepregeten Arabiſchen
Golde gefuͤllet wahren/ welche ſie nach der reihe auff den Tiſch ſtelleten/ und lies keiner
ſich eines Worts verlauten/ biß Frl. Sophia die Laͤdichen oͤffnete/ einen koſtbahren Schaz
von guͤldenen Ringen/ Armbaͤndern Halßketten und anderm Zieraht/ auff 150000 Kro-
nen geſchaͤtzet/ daraus auff den Tiſch ſchuͤttete/ und alſo anfing: Ihr meine Hochwerte
Herren/ Herr Herkules und Herr Ladiſla/ die ihr billig meine uñ meiner geliebten Schwe-
ſtern Schuzgoͤtter zunennen ſeid/ nachdem wir und ihr ſelbſten ja bekennen muͤſſet/ daß
naͤhſt dem Himmel wir niemand als euren kraͤfftigen Armen und mitleidigen Herzen
unſere Ehr und Leben zudanken haben/ ſo laſſet/ bitten wir drey Erloͤſete/ euch dieſes
ſchlechte Opffer gefallen/ welches zur anzeige eines dankbaren Willens/ wir aus geheiß
unſer lieben Eltern euch uͤberreichen/ nicht unter der Hoffnung/ die uns erzeigete Wol-
taht hiedurch zuerſetzen/ ſintemahl Ehr und Leben mit keinem irdiſchen Schein zu ver-
gleichen iſt/ ſondern daß wir uns dem Laſter der abſcheulichen Undankbarkeit entreiſ-
ſen moͤgen iſt/ wie geſagt/ dieſes nicht anders/ als ein geringes Zeichen eines Herzen/ wel-
ches da wuͤnſchet/ ein gleiches legen zu koͤnnen/ aber wegen der lautern Unmoͤgligkeit zu-
gleich ſeuffzet/ das die reichen Goͤtter hieſelbſt unſere Stelle vertreten wollen/ da unſer
koͤnnen auffzuhoͤren gezwungen wird/ und doch allemahl tichtet/ mit der Zeit ein beſſer
Mittel zu erdenken/ welches den Schein dieſer ſchlechten Kleinot uͤbergehen moͤchte.

Unſere Helden erſtauneten uͤber dieſem Anmuhten/ und in dem einer den andern an-
ſahe/ und keiner wuſte/ was er dazu ſagen ſolte/ ſtund der Stathalter von ſeiner Stelle auf/
und redete ſie alſo an: Ihr ruhmwirdige/ und von den himliſchen Goͤttern hochbegabte
Ritter und Herren: Ob zwar mein Wunſch die Erkaͤntnis eures Standes gewaltig nach-
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[59/0097] Erſtes Buch. muß derſelbe die Guttaht erkennen/ der ſie empfangen hat; wiewol ich einen ſchlim̃en An- fang darzu gemacht habe. Wie ſo? fiel ihm ſein Vateꝛ in die Rede; ich hoffe ja nicht/ daß du wider Roͤmiſche Sitten gehandelt/ uñ durch Undankbarkeit dir und deinem Geſchlecht einen Schandflek angeworffen habeſt. Davor behuͤten mich die Goͤtter/ antwortete der Sohn; Viellieber wolte ich mich ohn Leben/ als ohn Ehre wiſſen. Das Fraͤulein wolte den Vater des Argwohns benehmen/ und zeigete an/ was vor ein Streit zwiſchen jhnen ſich aus Irtuhm erhoben; Worauf der Vater den Sohn erinnerte/ den blinden Zorn hin- fuͤro zu maͤſſigen/ als welcher ein Zeichen eines groſſen Vernunfftmangels waͤhre. Die mitleidige Muͤtter ſaſſen und kunten ihre Traͤhnen nicht ſtillen/ in betrachtung der groſſen Gefahr ihrer Toͤchter/ biß ſie von ihren Gemahlen auffgefodert wurden/ ei- nen kurzen Abtrit mit ihnen zu nehmen/ da ſie ſich miteinander berahtfrageten; auff was Weiſe ſie unſern Helden ihre Dankbarkeit erzeigen und beybringen wolten; lieſſen her- nach Frl. Sophien zu ſich ruffen/ und nach gemachtem Schluſſe/ ſetzete ſich jedweder an ſeine Stelle/ ohn daß die Muͤttere nach Hauſe gingen/ und nach Verlauff einer halben Stunde ſich wieder einſtelleten. Nicht lange hernach traten drey wolgeputzete Dirnen ins Gemach/ deren jede ein treffliches Laͤdichen trug von Hebenholz mit guͤldenem Be- ſchlage/ kuͤnſtlicher Arbeit/ welche ſie Frl. Sophien uͤberreicheten; ihnen folgeten zwoͤlff in Scharlaken gekleidete Diener/ und hatte jeder ein ſehr groſſes guͤldenes Trinkgeſchir/ mit allerhand koͤſtlichen Steinen außgeſetzt/ die mit dem beſten gepregeten Arabiſchen Golde gefuͤllet wahren/ welche ſie nach der reihe auff den Tiſch ſtelleten/ und lies keiner ſich eines Worts verlauten/ biß Frl. Sophia die Laͤdichen oͤffnete/ einen koſtbahren Schaz von guͤldenen Ringen/ Armbaͤndern Halßketten und anderm Zieraht/ auff 150000 Kro- nen geſchaͤtzet/ daraus auff den Tiſch ſchuͤttete/ und alſo anfing: Ihr meine Hochwerte Herren/ Herr Herkules und Herr Ladiſla/ die ihr billig meine uñ meiner geliebten Schwe- ſtern Schuzgoͤtter zunennen ſeid/ nachdem wir und ihr ſelbſten ja bekennen muͤſſet/ daß naͤhſt dem Himmel wir niemand als euren kraͤfftigen Armen und mitleidigen Herzen unſere Ehr und Leben zudanken haben/ ſo laſſet/ bitten wir drey Erloͤſete/ euch dieſes ſchlechte Opffer gefallen/ welches zur anzeige eines dankbaren Willens/ wir aus geheiß unſer lieben Eltern euch uͤberreichen/ nicht unter der Hoffnung/ die uns erzeigete Wol- taht hiedurch zuerſetzen/ ſintemahl Ehr und Leben mit keinem irdiſchen Schein zu ver- gleichen iſt/ ſondern daß wir uns dem Laſter der abſcheulichen Undankbarkeit entreiſ- ſen moͤgen iſt/ wie geſagt/ dieſes nicht anders/ als ein geringes Zeichen eines Herzen/ wel- ches da wuͤnſchet/ ein gleiches legen zu koͤnnen/ aber wegen der lautern Unmoͤgligkeit zu- gleich ſeuffzet/ das die reichen Goͤtter hieſelbſt unſere Stelle vertreten wollen/ da unſer koͤnnen auffzuhoͤren gezwungen wird/ und doch allemahl tichtet/ mit der Zeit ein beſſer Mittel zu erdenken/ welches den Schein dieſer ſchlechten Kleinot uͤbergehen moͤchte. Unſere Helden erſtauneten uͤber dieſem Anmuhten/ und in dem einer den andern an- ſahe/ und keiner wuſte/ was er dazu ſagen ſolte/ ſtund der Stathalter von ſeiner Stelle auf/ und redete ſie alſo an: Ihr ruhmwirdige/ und von den himliſchen Goͤttern hochbegabte Ritter und Herren: Ob zwar mein Wunſch die Erkaͤntnis eures Standes gewaltig nach- ſuchet/ damit denſelben ich die gebuͤhrliche Ehre bieten duͤrffte/ wil ich ſolches doch mit eurem H ij

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Zitationshilfe: Bucholtz, Andreas Heinrich: Des Christlichen Teutschen Groß-Fürsten Herkules Und der Böhmischen Königlichen Fräulein Valjska Wunder-Geschichte. Bd. 1. Braunschweig, 1659, S. 59. In: Deutsches Textarchiv <https://www.deutschestextarchiv.de/buchholtz_herkules01_1659/97>, abgerufen am 20.05.2024.