Büchner, Georg: Danton's Tod. Frankfurt (Main), 1835.Und wann ich hame geh' (Ab.) Scheint der Mond so scheeh. Lucile (tritt auf und setzt sich auf die Stufen der Guillotine.) Ich setze mich auf deinen Schooß, du stiller Todesengel. (Sie singt:) Es ist ein Schnitter, der heißt Tod, Du liebe Wiege, die du meinen Camille in SchlafHat Gewalt vom höchsten Gott. gelullt, ihn unter deinen Rosen erstickt hast. Du Todtenglocke, die du ihn mit deiner süßen Zunge zu Grabe sangst. (Sie singt:) Viel hunderttausend sind ungezählt, (Eine Patrouille tritt auf.) Was nur unter die Sichel fällt. Ein Bürger. He, wer da? Lucile (sinnend und wie einen Entschluß fassend plötzlich:) Es lebe der König! Bürger. Im Namen der Republik! (Sie wird von der Wache umringt und weggeführt.) Und wann ich hame geh’ (Ab.) Scheint der Mond ſo ſcheeh. Lucile (tritt auf und ſetzt ſich auf die Stufen der Guillotine.) Ich ſetze mich auf deinen Schooß, du ſtiller Todesengel. (Sie ſingt:) Es iſt ein Schnitter, der heißt Tod, Du liebe Wiege, die du meinen Camille in SchlafHat Gewalt vom höchſten Gott. gelullt, ihn unter deinen Roſen erſtickt haſt. Du Todtenglocke, die du ihn mit deiner ſüßen Zunge zu Grabe ſangſt. (Sie ſingt:) Viel hunderttauſend ſind ungezählt, (Eine Patrouille tritt auf.) Was nur unter die Sichel fällt. Ein Bürger. He, wer da? Lucile (ſinnend und wie einen Entſchluß faſſend plötzlich:) Es lebe der König! Bürger. Im Namen der Republik! (Sie wird von der Wache umringt und weggeführt.) <TEI> <text> <body> <div n="1"> <div n="2"> <sp who="#ERHENK"> <pb facs="#f0156" n="152"/> <lg type="poem"> <l>Und wann ich hame geh’</l><lb/> <l>Scheint der Mond ſo ſcheeh.</l> </lg> <stage>(Ab.)</stage> </sp><lb/> <sp who="#LUC"> <speaker> <hi rendition="#g">Lucile</hi> </speaker> <stage>(tritt auf und ſetzt ſich auf die Stufen der Guillotine.)</stage><lb/> <p>Ich ſetze mich auf deinen Schooß, du ſtiller</p> </sp><lb/> <sp who="#TOD"> <speaker>Todesengel.</speaker> <stage>(Sie ſingt:)</stage><lb/> <lg type="poem"> <l>Es iſt ein Schnitter, der heißt Tod,</l><lb/> <l>Hat Gewalt vom höchſten Gott.</l> </lg><lb/> <p>Du liebe Wiege, die du meinen Camille in Schlaf<lb/> gelullt, ihn unter deinen Roſen erſtickt haſt. Du<lb/> Todtenglocke, die du ihn mit deiner ſüßen Zunge<lb/> zu Grabe ſangſt.</p> <stage>(Sie ſingt:)</stage><lb/> <lg type="poem"> <l>Viel hunderttauſend ſind ungezählt,</l><lb/> <l>Was nur unter die Sichel fällt.</l> </lg><lb/> <stage>(Eine Patrouille tritt auf.)</stage> </sp><lb/> <sp who="#BUER"> <speaker><hi rendition="#g">Ein Bürger</hi>.</speaker><lb/> <p>He, wer da?</p> </sp><lb/> <sp who="#LUC"> <speaker> <hi rendition="#g">Lucile</hi> </speaker> <stage>(ſinnend und wie einen Entſchluß faſſend plötzlich:)</stage><lb/> <p>Es lebe der König!</p> </sp><lb/> <sp who="#BUER"> <speaker><hi rendition="#g">Bürger</hi>.</speaker><lb/> <p>Im Namen der Republik!</p><lb/> <stage>(Sie wird von der Wache umringt und weggeführt.)</stage> </sp> </div> </div><lb/> <milestone rendition="#hr" unit="section"/> </body> </text> </TEI> [152/0156]
Und wann ich hame geh’
Scheint der Mond ſo ſcheeh.
(Ab.)
Lucile (tritt auf und ſetzt ſich auf die Stufen der Guillotine.)
Ich ſetze mich auf deinen Schooß, du ſtiller
Todesengel. (Sie ſingt:)
Es iſt ein Schnitter, der heißt Tod,
Hat Gewalt vom höchſten Gott.
Du liebe Wiege, die du meinen Camille in Schlaf
gelullt, ihn unter deinen Roſen erſtickt haſt. Du
Todtenglocke, die du ihn mit deiner ſüßen Zunge
zu Grabe ſangſt.(Sie ſingt:)
Viel hunderttauſend ſind ungezählt,
Was nur unter die Sichel fällt.
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Zitationshilfe: | Büchner, Georg: Danton's Tod. Frankfurt (Main), 1835, S. 152. In: Deutsches Textarchiv <https://www.deutschestextarchiv.de/buechner_danton_1835/156>, abgerufen am 17.06.2024. |