[Calvi, François de]: Beutelschneider, oder newe warhaffte vnd eigentliche Beschreibung der Diebs Historien. [Bd. 1]. Frankfurt (Main), 1627.Beutelschneider/ oder gung/ so er zu führen hatte/ führeten sie jhn mitsich zum Nachtessen heim: Vnd da er mit jhnen heim kame/ stelleten sie jhm ein gewissen Stuel vnd machten/ daß er sich darauff nider setzete/ da er dann mit Hertzens lust asse/ dann er gedachte nit/ daß sie jhn in ein solches Vnglück/ wie hernacher geschahe/ bringen würden: Als er aber wider vom Stuel auffstehen wolte/ fiengen die Feddern deß Vhrwercks in dem Stul an zu spielen/ vnd wurd er in solchen Stul/ wie ein Fuchs im Garn gefan- gen/ vnd muste diesen hungerigen Jägern das be- ste/ was er bey sich hatte/ geben. Wer alle dieser bö- sen Buben Diebsstück vnnd Betrug erzehlen wolte/ der thete nichts anderst/ als daß er wolte secundam Iliadem schreiben: Dann da vergienge kein Wochen/ da man nicht etwas newes von jh- nen hörete: Wann die Leut über Tisch oder son- sten zusammen kamen/ so pflegte man bald von nichts anderst als von der Verschlagenheit/ Boß- heit vnd Betrug dieser Diebe vnd Rauber zu re- den: Aber der grosse fleiß/ welchen man in Paris anwendet/ die State von dieser Pest zu reinigen/ verursachet/ daß sie alle zu Paris auß den Nestern flogen/ vnd freye Lufft auff dem Felde sucheten. Die Gesetz vnnd gute scharpffe Ordnungen lich
Beutelſchneider/ oder gung/ ſo er zu fuͤhren hatte/ fuͤhreten ſie jhn mitſich zum Nachteſſen heim: Vnd da er mit jhnen heim kame/ ſtelleten ſie jhm ein gewiſſen Stuel vnd machten/ daß er ſich darauff nider ſetzete/ da er dann mit Hertzens luſt aſſe/ dann er gedachte nit/ daß ſie jhn in ein ſolches Vngluͤck/ wie hernacher geſchahe/ bringen wuͤrden: Als er aber wider vom Stuel auffſtehen wolte/ fiengen die Feddern deß Vhrwercks in dem Stul an zu ſpielen/ vnd wurd er in ſolchen Stul/ wie ein Fuchs im Garn gefan- gen/ vnd muſte dieſen hungerigen Jaͤgern das be- ſte/ was er bey ſich hatte/ geben. Wer alle dieſer boͤ- ſen Buben Diebsſtuͤck vnnd Betrug erzehlen wolte/ der thete nichts anderſt/ als daß er wolte ſecundam Iliadem ſchreiben: Dan̄ da vergienge kein Wochen/ da man nicht etwas newes von jh- nen hoͤrete: Wann die Leut uͤber Tiſch oder ſon- ſten zuſammen kamen/ ſo pflegte man bald von nichts anderſt als von der Verſchlagenheit/ Boß- heit vnd Betrug dieſer Diebe vnd Rauber zu re- den: Aber der groſſe fleiß/ welchen man in Paris anwendet/ die State von dieſer Peſt zu reinigen/ verurſachet/ daß ſie alle zu Paris auß den Neſtern flogen/ vnd freye Lufft auff dem Felde ſucheten. Die Geſetz vnnd gute ſcharpffe Ordnungen lich
<TEI> <text> <body> <div n="1"> <div n="2"> <p><pb facs="#f0070" n="58"/><fw place="top" type="header">Beutelſchneider/ oder</fw><lb/> gung/ ſo er zu fuͤhren hatte/ fuͤhreten ſie jhn mit<lb/> ſich zum Nachteſſen heim: Vnd da er mit jhnen<lb/> heim kame/ ſtelleten ſie jhm ein gewiſſen Stuel<lb/> vnd machten/ daß er ſich darauff nider ſetzete/ da er<lb/> dann mit Hertzens luſt aſſe/ dann er gedachte nit/<lb/> daß ſie jhn in ein ſolches Vngluͤck/ wie hernacher<lb/> geſchahe/ bringen wuͤrden: Als er aber wider vom<lb/> Stuel auffſtehen wolte/ fiengen die Feddern deß<lb/> Vhrwercks in dem Stul an zu ſpielen/ vnd wurd<lb/> er in ſolchen Stul/ wie ein Fuchs im Garn gefan-<lb/> gen/ vnd muſte dieſen hungerigen Jaͤgern das be-<lb/> ſte/ was er bey ſich hatte/ geben. Wer alle dieſer boͤ-<lb/> ſen Buben Diebsſtuͤck vnnd Betrug erzehlen<lb/> wolte/ der thete nichts anderſt/ als daß er wolte<lb/><hi rendition="#aq">ſecundam Iliadem</hi> ſchreiben: Dan̄ da vergienge<lb/> kein Wochen/ da man nicht etwas newes von jh-<lb/> nen hoͤrete: Wann die Leut uͤber Tiſch oder ſon-<lb/> ſten zuſammen kamen/ ſo pflegte man bald von<lb/> nichts anderſt als von der Verſchlagenheit/ Boß-<lb/> heit vnd Betrug dieſer Diebe vnd Rauber zu re-<lb/> den: Aber der groſſe fleiß/ welchen man in Paris<lb/> anwendet/ die State von dieſer Peſt zu reinigen/<lb/> verurſachet/ daß ſie alle zu Paris auß den Neſtern<lb/> flogen/ vnd freye Lufft auff dem Felde ſucheten.</p><lb/> <p>Die Geſetz vnnd gute ſcharpffe Ordnungen<lb/> ſeyn gleichſam wie ſtarcke Rachkolben/ mit wel-<lb/> chen man die Laſter vnd die jenige/ ſo denſelbigen<lb/> ergeben/ gar kan zu Tach darnider ſchlagen: Vnd<lb/> wann die Regenten dieſelbige gebuͤhrlich gebrau-<lb/> chen/ kan dardurch der Vntugenden vnd den La-<lb/> ſtern gewehret werden: Da findet man nit leicht-<lb/> <fw place="bottom" type="catch">lich</fw><lb/></p> </div> </div> </body> </text> </TEI> [58/0070]
Beutelſchneider/ oder
gung/ ſo er zu fuͤhren hatte/ fuͤhreten ſie jhn mit
ſich zum Nachteſſen heim: Vnd da er mit jhnen
heim kame/ ſtelleten ſie jhm ein gewiſſen Stuel
vnd machten/ daß er ſich darauff nider ſetzete/ da er
dann mit Hertzens luſt aſſe/ dann er gedachte nit/
daß ſie jhn in ein ſolches Vngluͤck/ wie hernacher
geſchahe/ bringen wuͤrden: Als er aber wider vom
Stuel auffſtehen wolte/ fiengen die Feddern deß
Vhrwercks in dem Stul an zu ſpielen/ vnd wurd
er in ſolchen Stul/ wie ein Fuchs im Garn gefan-
gen/ vnd muſte dieſen hungerigen Jaͤgern das be-
ſte/ was er bey ſich hatte/ geben. Wer alle dieſer boͤ-
ſen Buben Diebsſtuͤck vnnd Betrug erzehlen
wolte/ der thete nichts anderſt/ als daß er wolte
ſecundam Iliadem ſchreiben: Dan̄ da vergienge
kein Wochen/ da man nicht etwas newes von jh-
nen hoͤrete: Wann die Leut uͤber Tiſch oder ſon-
ſten zuſammen kamen/ ſo pflegte man bald von
nichts anderſt als von der Verſchlagenheit/ Boß-
heit vnd Betrug dieſer Diebe vnd Rauber zu re-
den: Aber der groſſe fleiß/ welchen man in Paris
anwendet/ die State von dieſer Peſt zu reinigen/
verurſachet/ daß ſie alle zu Paris auß den Neſtern
flogen/ vnd freye Lufft auff dem Felde ſucheten.
Die Geſetz vnnd gute ſcharpffe Ordnungen
ſeyn gleichſam wie ſtarcke Rachkolben/ mit wel-
chen man die Laſter vnd die jenige/ ſo denſelbigen
ergeben/ gar kan zu Tach darnider ſchlagen: Vnd
wann die Regenten dieſelbige gebuͤhrlich gebrau-
chen/ kan dardurch der Vntugenden vnd den La-
ſtern gewehret werden: Da findet man nit leicht-
lich
Suche im WerkInformationen zum Werk
Download dieses Werks
XML (TEI P5) ·
HTML ·
Text Metadaten zum WerkTEI-Header · CMDI · Dublin Core Ansichten dieser Seite
Voyant Tools ?Language Resource Switchboard?FeedbackSie haben einen Fehler gefunden? Dann können Sie diesen über unsere Qualitätssicherungsplattform DTAQ melden. Kommentar zur DTA-AusgabeDieses Werk wurde gemäß den DTA-Transkriptionsrichtlinien im Double-Keying-Verfahren von Nicht-Muttersprachlern erfasst und in XML/TEI P5 nach DTA-Basisformat kodiert.
|
Insbesondere im Hinblick auf die §§ 86a StGB und 130 StGB wird festgestellt, dass die auf diesen Seiten abgebildeten Inhalte weder in irgendeiner Form propagandistischen Zwecken dienen, oder Werbung für verbotene Organisationen oder Vereinigungen darstellen, oder nationalsozialistische Verbrechen leugnen oder verharmlosen, noch zum Zwecke der Herabwürdigung der Menschenwürde gezeigt werden. Die auf diesen Seiten abgebildeten Inhalte (in Wort und Bild) dienen im Sinne des § 86 StGB Abs. 3 ausschließlich historischen, sozial- oder kulturwissenschaftlichen Forschungszwecken. Ihre Veröffentlichung erfolgt in der Absicht, Wissen zur Anregung der intellektuellen Selbstständigkeit und Verantwortungsbereitschaft des Staatsbürgers zu vermitteln und damit der Förderung seiner Mündigkeit zu dienen.
2007–2024 Deutsches Textarchiv, Berlin-Brandenburgische Akademie der Wissenschaften.
Kontakt: redaktion(at)deutschestextarchiv.de. |