einnehmenden Tugenden der Freundlichkeit, Ge- sprächigkeit, Gefälligkeit und des aufgeräumten Wesens.)
(Die Wissenschaft eines Gelehrten, die Herz- haftigkeit eines Helden und die Tugend eines Stoikers werden zwar bewundert werden. Ist aber die Wissenschaft mit Uebermuth, die Herz- haftigkeit mit Troz, die Tugend mit unbiegsamer Strenge verbunden, so wird man den Man nie- mahls lieben.)
(Karls des zwölften von Schweden Hel- denmuth -- wenn anders seine thierische Herzhaf- tigkeit diesen Namen verdient -- ward durchgängig bewundert, er selbst aber niemahls geliebt. Hin- gegen Heinrich der vierte von Frankreich, der eben so große Herzhaftigkeit besaß, und weit län- ger in Kriege verwikkelt war, ward wegen seiner geringern geselligen Tugenden durchgängig geliebt.)
(Die übermüthige Höflichkeit eines Stolzen ist, wo möglich, noch anstößiger, als seine Unhöflich- keit sein könte. Denn er gibt durch sein Bezeigen zu erkennen, daß er sie für bloße Herablassung von seiner Seite hält, und seine Güte allein dem
andern
einnehmenden Tugenden der Freundlichkeit, Ge- ſpraͤchigkeit, Gefaͤlligkeit und des aufgeraͤumten Weſens.)
(Die Wiſſenſchaft eines Gelehrten, die Herz- haftigkeit eines Helden und die Tugend eines Stoikers werden zwar bewundert werden. Iſt aber die Wiſſenſchaft mit Uebermuth, die Herz- haftigkeit mit Troz, die Tugend mit unbiegſamer Strenge verbunden, ſo wird man den Man nie- mahls lieben.)
(Karls des zwoͤlften von Schweden Hel- denmuth — wenn anders ſeine thieriſche Herzhaf- tigkeit dieſen Namen verdient — ward durchgaͤngig bewundert, er ſelbſt aber niemahls geliebt. Hin- gegen Heinrich der vierte von Frankreich, der eben ſo große Herzhaftigkeit beſaß, und weit laͤn- ger in Kriege verwikkelt war, ward wegen ſeiner geringern geſelligen Tugenden durchgaͤngig geliebt.)
(Die uͤbermuͤthige Hoͤflichkeit eines Stolzen iſt, wo moͤglich, noch anſtoͤßiger, als ſeine Unhoͤflich- keit ſein koͤnte. Denn er gibt durch ſein Bezeigen zu erkennen, daß er ſie fuͤr bloße Herablaſſung von ſeiner Seite haͤlt, und ſeine Guͤte allein dem
andern
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einnehmenden Tugenden der Freundlichkeit, Ge-
ſpraͤchigkeit, Gefaͤlligkeit und des aufgeraͤumten
Weſens.)
(Die Wiſſenſchaft eines Gelehrten, die Herz-
haftigkeit eines Helden und die Tugend eines
Stoikers werden zwar bewundert werden. Iſt
aber die Wiſſenſchaft mit Uebermuth, die Herz-
haftigkeit mit Troz, die Tugend mit unbiegſamer
Strenge verbunden, ſo wird man den Man nie-
mahls lieben.)
(Karls des zwoͤlften von Schweden Hel-
denmuth — wenn anders ſeine thieriſche Herzhaf-
tigkeit dieſen Namen verdient — ward durchgaͤngig
bewundert, er ſelbſt aber niemahls geliebt. Hin-
gegen Heinrich der vierte von Frankreich, der
eben ſo große Herzhaftigkeit beſaß, und weit laͤn-
ger in Kriege verwikkelt war, ward wegen ſeiner
geringern geſelligen Tugenden durchgaͤngig geliebt.)
(Die uͤbermuͤthige Hoͤflichkeit eines Stolzen iſt,
wo moͤglich, noch anſtoͤßiger, als ſeine Unhoͤflich-
keit ſein koͤnte. Denn er gibt durch ſein Bezeigen
zu erkennen, daß er ſie fuͤr bloße Herablaſſung
von ſeiner Seite haͤlt, und ſeine Guͤte allein dem
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Campe, Joachim Heinrich: Theophron oder der erfahrne Rathgeber für die unerfahrne Jugend. Bd. 2. Hamburg, 1783, S. 68. In: Deutsches Textarchiv <https://www.deutschestextarchiv.de/campe_theophron02_1783/74>, abgerufen am 15.06.2024.
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