p2c_573.001 allerdings. Für einen scherzhaften oder mit Grazie gedachten p2c_573.002 niedlichen Gedanken mag die Form auch bey uns gut seyn. p2c_573.003 Aber daß sich der glühende himmlische Genius des Petrark p2c_573.004 diese Fessel angelegt, und darinnen glücklich bewegt hat, p2c_573.005 das ist wohl zufällig mehr seinen Zeiten und seiner Sprache p2c_573.006 zuzuschreiben, als daß es bey andern Nachahmung erwecken p2c_573.007 sollte. Jnsofern die Elegie auch zuweilen die Modification p2c_573.008 des Scherzhaften und Galanten annimmt, kann p2c_573.009 sie außer dem Sonnet noch andre Reimsysteme wählen, p2c_573.010 dann erscheint sie unter den Nahmen 3) Rondeau, Madrigal p2c_573.011 u. s. w. (s. oben). Das Triolett schwankt seiner p2c_573.012 Natur nach zwischen der Elegie und dem Epigramm.p2c_573.013 Daß die dreymalige Wiederholung eben desselben Verses und p2c_573.014 Gedankens paßt, ist überraschend und sinnreich, und insofern p2c_573.015 für den Verstand unterhaltend, wie das Epigramm. p2c_573.016 Jnsofern aber der Ausdruck einer schönen Empfindungp2c_573.017 damit genährt wird, insofern ist das Triolett elegisch. Le p2c_573.018 premier jour du mois de Mai fut le plus beau jour de p2c_573.019 ma vie, je vous vis et je vous aimai le premier jour p2c_573.020 du mois de Mai. Le beau conseil, que j'y formai! p2c_573.021 S'il ne vous deplut, Silvie, le premier jour du moi p2c_573.022 de Mai fut le plus beau jour de ma vie. Dieses auch p2c_573.023 von Hagedorn nachgeahmte Triolett dient statt aller Regeln. p2c_573.024 Man sieht, die Wiederholung ist nicht bloß sinnreich, sie hat p2c_573.025 einen Grund in der elegischen Stimmung des Dichters.
p2c_573.001 allerdings. Für einen scherzhaften oder mit Grazie gedachten p2c_573.002 niedlichen Gedanken mag die Form auch bey uns gut seyn. p2c_573.003 Aber daß sich der glühende himmlische Genius des Petrark p2c_573.004 diese Fessel angelegt, und darinnen glücklich bewegt hat, p2c_573.005 das ist wohl zufällig mehr seinen Zeiten und seiner Sprache p2c_573.006 zuzuschreiben, als daß es bey andern Nachahmung erwecken p2c_573.007 sollte. Jnsofern die Elegie auch zuweilen die Modification p2c_573.008 des Scherzhaften und Galanten annimmt, kann p2c_573.009 sie außer dem Sonnet noch andre Reimsysteme wählen, p2c_573.010 dann erscheint sie unter den Nahmen 3) Rondeau, Madrigal p2c_573.011 u. s. w. (s. oben). Das Triolett schwankt seiner p2c_573.012 Natur nach zwischen der Elegie und dem Epigramm.p2c_573.013 Daß die dreymalige Wiederholung eben desselben Verses und p2c_573.014 Gedankens paßt, ist überraschend und sinnreich, und insofern p2c_573.015 für den Verstand unterhaltend, wie das Epigramm. p2c_573.016 Jnsofern aber der Ausdruck einer schönen Empfindungp2c_573.017 damit genährt wird, insofern ist das Triolett elegisch. Le p2c_573.018 premier jour du mois de Mai fut le plus beau jour de p2c_573.019 ma vie, je vous vis et je vous aimai le premier jour p2c_573.020 du mois de Mai. Le beau conseil, que j'y formai! p2c_573.021 S'il ne vous deplut, Silvie, le premier jour du moi p2c_573.022 de Mai fut le plus beau jour de ma vie. Dieses auch p2c_573.023 von Hagedorn nachgeahmte Triolett dient statt aller Regeln. p2c_573.024 Man sieht, die Wiederholung ist nicht bloß sinnreich, sie hat p2c_573.025 einen Grund in der elegischen Stimmung des Dichters.
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Clodius, Christian August Heinrich: Entwurf einer systematischen Poetik nebst Collectaneen zu ihrer Ausführung. Zweiter Theil. Leipzig, 1804, S. 573. In: Deutsches Textarchiv <https://www.deutschestextarchiv.de/clodius_poetik02_1804/97>, abgerufen am 18.06.2024.
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