Conradi, Hermann: Adam Mensch. Leipzig, [1889].frischen, gelbweißen Waizenfarbe. Nun hatte Lydia "Warum sollte mir Fräulein Irmer nicht ge- "Hm! .." Adam sah Frau Lange an. Sie verstanden sich " ... Die gar nicht zu überwinden sein wird .. friſchen, gelbweißen Waizenfarbe. Nun hatte Lydia „Warum ſollte mir Fräulein Irmer nicht ge- „Hm! ..“ Adam ſah Frau Lange an. Sie verſtanden ſich „ ... Die gar nicht zu überwinden ſein wird .. <TEI> <text> <body> <div n="1"> <p><pb facs="#f0147" n="139"/> friſchen, gelbweißen Waizenfarbe. Nun hatte Lydia<lb/> das Glas zum Munde geführt und blinzelte Adam<lb/> über den Rand hin an.</p><lb/> <p>„Warum ſollte mir Fräulein Irmer nicht ge-<lb/> fallen —?“ erwiderte Adam ſpöttiſch-nachläſſig. „Die<lb/> Dame hat entſchieden etwas ſehr Eigenthümliches.<lb/> Sie ſcheint auch intellektuell nicht unbedeutend zu<lb/> ſein. — Allerdings! ein Biſſel zu viel triſte,<lb/> dürre Abſtractions-Philoſophie hat ſie unter der<lb/> Anleitung ihres Herrn Vaters wohl doch ſchon ge-<lb/> ſchluckt. Unmittelbares .. Urſprüngliches geht ihr<lb/> vollkommen ab. Ich glaube, man muß ſich ... man<lb/> müßte ſich erſt durch einen dicken Wall von Vor-<lb/> urtheilen und Voreingenommenheiten hindurcharbeiten<lb/> — ganz abgeſehen von der ſeeliſchen Schwerfälligkeit,<lb/> die gar nicht zu brechen ſein wird —“</p><lb/> <p>„Hm! ..“</p><lb/> <p>Adam ſah Frau Lange an. Sie verſtanden ſich<lb/> wieder einmal.</p><lb/> <p>„ ... Die gar nicht zu überwinden ſein wird ..<lb/> ſein würde — — wenn ... wenn alſo ein ſeeliſch einiger-<lb/> maßen intimer Verkehr ermöglicht werden ſollte. In-<lb/> tereſſant iſt die Dame aber zweifellos. Nun .. es<lb/> wird nachgerade Zeit, auf Urwüchſigkeit überhaupt<lb/> zu verzichten. Man hat ſie ja ſelbſt längſt .. längſt<lb/> eingebüßt — es iſt rabbiater Unſinn, ſie immer<lb/> wieder mit Pathos zu fordern und zu erwarten.<lb/> Wenn man bedenkt, wie beſcheiden man eigentlich ſchon<lb/> geworden iſt! Es iſt mitunter rein zum Todtlachen!<lb/> Das heißt: man wird .. man iſt unkritiſch geworden.<lb/></p> </div> </body> </text> </TEI> [139/0147]
friſchen, gelbweißen Waizenfarbe. Nun hatte Lydia
das Glas zum Munde geführt und blinzelte Adam
über den Rand hin an.
„Warum ſollte mir Fräulein Irmer nicht ge-
fallen —?“ erwiderte Adam ſpöttiſch-nachläſſig. „Die
Dame hat entſchieden etwas ſehr Eigenthümliches.
Sie ſcheint auch intellektuell nicht unbedeutend zu
ſein. — Allerdings! ein Biſſel zu viel triſte,
dürre Abſtractions-Philoſophie hat ſie unter der
Anleitung ihres Herrn Vaters wohl doch ſchon ge-
ſchluckt. Unmittelbares .. Urſprüngliches geht ihr
vollkommen ab. Ich glaube, man muß ſich ... man
müßte ſich erſt durch einen dicken Wall von Vor-
urtheilen und Voreingenommenheiten hindurcharbeiten
— ganz abgeſehen von der ſeeliſchen Schwerfälligkeit,
die gar nicht zu brechen ſein wird —“
„Hm! ..“
Adam ſah Frau Lange an. Sie verſtanden ſich
wieder einmal.
„ ... Die gar nicht zu überwinden ſein wird ..
ſein würde — — wenn ... wenn alſo ein ſeeliſch einiger-
maßen intimer Verkehr ermöglicht werden ſollte. In-
tereſſant iſt die Dame aber zweifellos. Nun .. es
wird nachgerade Zeit, auf Urwüchſigkeit überhaupt
zu verzichten. Man hat ſie ja ſelbſt längſt .. längſt
eingebüßt — es iſt rabbiater Unſinn, ſie immer
wieder mit Pathos zu fordern und zu erwarten.
Wenn man bedenkt, wie beſcheiden man eigentlich ſchon
geworden iſt! Es iſt mitunter rein zum Todtlachen!
Das heißt: man wird .. man iſt unkritiſch geworden.
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Zitationshilfe: | Conradi, Hermann: Adam Mensch. Leipzig, [1889], S. 139. In: Deutsches Textarchiv <https://www.deutschestextarchiv.de/conradi_adam_1889/147>, abgerufen am 14.06.2024. |