Dannhauer, Johann Conrad: Catechismus-Milch. Bd. 6. Straßburg, 1657.Predigt. heist justificatio, die rechte gründliche vollbringende Gerechtmachung/ dadie vergangene Sünd verschwindet/ die gegenwärtige Erb-Sünd bedecket/ abgewendet/ folgends dero Straffe/ die Wunde allerdings ihr Regiment verlieren/ und der Schade nach und nach durch tägliche mortification und Tödtung des Fleisches heil würd. Vnd das ist eigentlich das tröstliche Evangelium von dem Jubel- Als vorzeiten die gantze Jüdische nation durch Hamans practicenEsth. 3, 13. Wann S 3
Predigt. heiſt juſtificatio, die rechte gruͤndliche vollbringende Gerechtmachung/ dadie vergangene Suͤnd verſchwindet/ die gegenwaͤrtige Erb-Suͤnd bedecket/ abgewendet/ folgends dero Straffe/ die Wunde allerdings ihr Regiment verlieren/ und der Schade nach und nach durch taͤgliche mortification und Toͤdtung des Fleiſches heil wuͤrd. Vnd das iſt eigentlich das troͤſtliche Evangelium von dem Jubel- Als vorzeiten die gantze Juͤdiſche nation durch Hamans practicenEſth. 3, 13. Wann S 3
<TEI> <text> <body> <div n="1"> <p><pb facs="#f0173" n="141"/><fw place="top" type="header"><hi rendition="#b">Predigt.</hi></fw><lb/> heiſt <hi rendition="#aq">juſtificatio,</hi> die rechte gruͤndliche vollbringende Gerechtmachung/ da<lb/> die vergangene Suͤnd verſchwindet/ die gegenwaͤrtige Erb-Suͤnd bedecket/<lb/> abgewendet/ folgends dero Straffe/ die Wunde allerdings ihr Regiment<lb/> verlieren/ und der Schade nach und nach durch taͤgliche <hi rendition="#aq">mortification</hi><lb/> und Toͤdtung des Fleiſches heil wuͤrd.</p><lb/> <p>Vnd das iſt eigentlich das troͤſtliche Evangelium von dem Jubel-<lb/> Jahr Neues Teſtaments/ daß Chriſtus in die Welt gebracht/ damit man-<lb/> cher Suͤnder erquickt worden: <hi rendition="#fr">Sey getroſt mein Sohn ꝛc.</hi> davon alle<note place="right"><hi rendition="#aq">Act.</hi> 10, 43.</note><lb/> Propheten geprediget/ allen zerknirſchten geiſt-hungerigen und geiſt-durſti-<lb/> gen Suͤndern zu Troſt und Labſal/ daſſelbe hat er bald anfangs zu Naza-<lb/> reth ſeiner Heimat geprediget/ <hi rendition="#fr">da er das Buch herumb warff/ funde</hi><note place="right"><hi rendition="#aq">Luc. 4, 16.<lb/> & ſeqq.</hi></note><lb/><hi rendition="#fr">er den Ort/ da geſchrieben ſtehet: Der Geiſt des <hi rendition="#g">HERRN</hi><lb/> iſt bey mir/ derhalben hat er mich geſalbet und geſand zu ver-<lb/> kuͤndigen das Evangelium den Armen/ zu heilen die zerſtoſſens<lb/> Hertzens ſind/ zu predigen den Gefangenen/ heute iſt dieſe<lb/> Verheiſſung erfuͤllet;</hi> Wir ſprechen billich auch: Heute iſt dieſe<lb/> Schrifft erfuͤllet auch fuͤr euren Ohren/ wann ihrs wollet annehmen.<lb/> Welche froͤliche Botſchafft uͤber alle Zeitungen gehet/ die man mit groſſen<lb/> inniglichen Hertzens-Freuden anzunehmen/ alle vorerzehlte Verheiſſun-<lb/> gen <hi rendition="#k">Gott</hi> fuͤrzuhalten. Ein Soldat auff der Wahlſtatt/ wann er hoͤret/<lb/> Quartier! ich meyn/ er ſpitzet die Ohrẽ und richtet ſich wieder auff. Ein <hi rendition="#aq">ma-<lb/> leficant,</hi> der auff das Leben gefangen/ wann derſelbe von einiger Gnade hoͤ-<lb/> ret/ mit was Danck und Freuden nimmet ers an/ wie faſſet er alle Wort ſo<lb/> fleiſſig zu Ohren? Solte einer armen Seelen der die Gnaden-Zeit verſau-<lb/> met/ in der Hoͤllen diß Evangelium geprediget werden/ was unaußſprech-<lb/> liche Freude wuͤrde ſie empfinden? Solte den boͤſen Geiſtern dergleichen<lb/> wiederfahren/ ſie wuͤrden mit Freuden aller Marter vergeſſen/ die ſie ge-<lb/> litten haͤtten/ oder noch eine Zeit leiden muͤſten.</p><lb/> <p>Als vorzeiten die gantze Juͤdiſche <hi rendition="#aq">nation</hi> durch Hamans <hi rendition="#aq">practic</hi>en<note place="right"><hi rendition="#aq">Eſth.</hi> 3, 13.</note><lb/> zum Tode verdammt geweſt/ was Noth/ was Jammer/ was heulen/ was<note place="right"><hi rendition="#aq">c. 4, 1. ſeqq.</hi></note><lb/> Weheklagen/ Zetter-<hi rendition="#aq">mordio,</hi> Ach und Weh war damal? Aber da ſie<note place="right"><hi rendition="#aq">c. 8, 11. ſeq.</hi></note><lb/><hi rendition="#aq">contrari-</hi>Lufft bekommen/ und die Evangelia/ die Laͤuffer aus Ahaſveri<note place="right"><hi rendition="#aq">c. 9, 18. ſeq.</hi></note><lb/> Cantzley außgeflohen/ und eine allgemeine <hi rendition="#aq">perdon</hi> und Ablaß der ange-<lb/> droheten Marter und Plagen außgeruffen worden/ ſo haben ſie ein ſonder<lb/> Feſt angeſtellet/ das <hi rendition="#aq">Purim-</hi>Feſt Eſther/ da war Freude und Wonne und<lb/> Wolleben bey allen Juden; daſſelbe Feſt ſoll unſer taͤglich Feſt ſeyn.<lb/> <fw place="bottom" type="sig">S 3</fw><fw place="bottom" type="catch">Wann</fw><lb/></p> </div> </body> </text> </TEI> [141/0173]
Predigt.
heiſt juſtificatio, die rechte gruͤndliche vollbringende Gerechtmachung/ da
die vergangene Suͤnd verſchwindet/ die gegenwaͤrtige Erb-Suͤnd bedecket/
abgewendet/ folgends dero Straffe/ die Wunde allerdings ihr Regiment
verlieren/ und der Schade nach und nach durch taͤgliche mortification
und Toͤdtung des Fleiſches heil wuͤrd.
Vnd das iſt eigentlich das troͤſtliche Evangelium von dem Jubel-
Jahr Neues Teſtaments/ daß Chriſtus in die Welt gebracht/ damit man-
cher Suͤnder erquickt worden: Sey getroſt mein Sohn ꝛc. davon alle
Propheten geprediget/ allen zerknirſchten geiſt-hungerigen und geiſt-durſti-
gen Suͤndern zu Troſt und Labſal/ daſſelbe hat er bald anfangs zu Naza-
reth ſeiner Heimat geprediget/ da er das Buch herumb warff/ funde
er den Ort/ da geſchrieben ſtehet: Der Geiſt des HERRN
iſt bey mir/ derhalben hat er mich geſalbet und geſand zu ver-
kuͤndigen das Evangelium den Armen/ zu heilen die zerſtoſſens
Hertzens ſind/ zu predigen den Gefangenen/ heute iſt dieſe
Verheiſſung erfuͤllet; Wir ſprechen billich auch: Heute iſt dieſe
Schrifft erfuͤllet auch fuͤr euren Ohren/ wann ihrs wollet annehmen.
Welche froͤliche Botſchafft uͤber alle Zeitungen gehet/ die man mit groſſen
inniglichen Hertzens-Freuden anzunehmen/ alle vorerzehlte Verheiſſun-
gen Gott fuͤrzuhalten. Ein Soldat auff der Wahlſtatt/ wann er hoͤret/
Quartier! ich meyn/ er ſpitzet die Ohrẽ und richtet ſich wieder auff. Ein ma-
leficant, der auff das Leben gefangen/ wann derſelbe von einiger Gnade hoͤ-
ret/ mit was Danck und Freuden nimmet ers an/ wie faſſet er alle Wort ſo
fleiſſig zu Ohren? Solte einer armen Seelen der die Gnaden-Zeit verſau-
met/ in der Hoͤllen diß Evangelium geprediget werden/ was unaußſprech-
liche Freude wuͤrde ſie empfinden? Solte den boͤſen Geiſtern dergleichen
wiederfahren/ ſie wuͤrden mit Freuden aller Marter vergeſſen/ die ſie ge-
litten haͤtten/ oder noch eine Zeit leiden muͤſten.
Act. 10, 43.
Luc. 4, 16.
& ſeqq.
Als vorzeiten die gantze Juͤdiſche nation durch Hamans practicen
zum Tode verdammt geweſt/ was Noth/ was Jammer/ was heulen/ was
Weheklagen/ Zetter-mordio, Ach und Weh war damal? Aber da ſie
contrari-Lufft bekommen/ und die Evangelia/ die Laͤuffer aus Ahaſveri
Cantzley außgeflohen/ und eine allgemeine perdon und Ablaß der ange-
droheten Marter und Plagen außgeruffen worden/ ſo haben ſie ein ſonder
Feſt angeſtellet/ das Purim-Feſt Eſther/ da war Freude und Wonne und
Wolleben bey allen Juden; daſſelbe Feſt ſoll unſer taͤglich Feſt ſeyn.
Wann
Eſth. 3, 13.
c. 4, 1. ſeqq.
c. 8, 11. ſeq.
c. 9, 18. ſeq.
S 3
Suche im WerkInformationen zum Werk
Download dieses Werks
XML (TEI P5) ·
HTML ·
Text Metadaten zum WerkTEI-Header · CMDI · Dublin Core Ansichten dieser Seite
Voyant Tools ?Language Resource Switchboard?FeedbackSie haben einen Fehler gefunden? Dann können Sie diesen über unsere Qualitätssicherungsplattform DTAQ melden. Kommentar zur DTA-AusgabeDieses Werk wurde gemäß den DTA-Transkriptionsrichtlinien im Double-Keying-Verfahren von Nicht-Muttersprachlern erfasst und in XML/TEI P5 nach DTA-Basisformat kodiert.
|
Insbesondere im Hinblick auf die §§ 86a StGB und 130 StGB wird festgestellt, dass die auf diesen Seiten abgebildeten Inhalte weder in irgendeiner Form propagandistischen Zwecken dienen, oder Werbung für verbotene Organisationen oder Vereinigungen darstellen, oder nationalsozialistische Verbrechen leugnen oder verharmlosen, noch zum Zwecke der Herabwürdigung der Menschenwürde gezeigt werden. Die auf diesen Seiten abgebildeten Inhalte (in Wort und Bild) dienen im Sinne des § 86 StGB Abs. 3 ausschließlich historischen, sozial- oder kulturwissenschaftlichen Forschungszwecken. Ihre Veröffentlichung erfolgt in der Absicht, Wissen zur Anregung der intellektuellen Selbstständigkeit und Verantwortungsbereitschaft des Staatsbürgers zu vermitteln und damit der Förderung seiner Mündigkeit zu dienen.
2007–2024 Deutsches Textarchiv, Berlin-Brandenburgische Akademie der Wissenschaften.
Kontakt: redaktion(at)deutschestextarchiv.de. |