Anmelden (DTAQ) DWDS     dlexDB     CLARIN-D

Dohm, Hedwig: Der Jesuitismus im Hausstande. Berlin, 1873.

Bild:
<< vorherige Seite

Man sieht, lauter harmlose und zum Theil nützliche
Beschäftigungen.

Was aber kann die Hausfrau durch all ihr Thun
nicht hindern?

Sie kann nicht hindern, daß die Köchin die Suppe
versalzt und den Braten anbrennen läßt, denn wenn
diese nichtsnutzigen Geschöpfe von so böser Lust ange-
wandelt werden, pflegen sie meist den Augenblick wahr-
zunehmen, wo die Frau sich frisiren läßt oder am Klavier sitzt.

Zweitens: sie kann nicht hindern, daß ihr Kinder-
mädchen die Kinder auf ihren stundenlangen Spazier-
gängen, die häufig an der Seite eines Landsmanns
stattfinden, knufft.

Ein Jeder von uns ist wohl auf der Straße ab
und zu Zeuge solcher Frevelthaten gewesen.

Jch kann bei dieser Gelegenheit nicht umhin, mich
ziemlich verächtlich gegen die Feigheit und die Vorsicht
auszusprechen, mit der wir in solchen Fällen, um uns
nicht in fremde Angelegenheiten zu mischen, das Kinder-
mädchen gewähren lassen.

Diese armen Kinder müßten unter dem Schutz des
ganzen Publikums stehen, und an einer Magd, die sich
an dem ihr anvertrauten Kinde so schamlos vergeht,
sollte Lynchjustiz geübt werden. Wenn ich Gesetze zu

Man sieht, lauter harmlose und zum Theil nützliche
Beschäftigungen.

Was aber kann die Hausfrau durch all ihr Thun
nicht hindern?

Sie kann nicht hindern, daß die Köchin die Suppe
versalzt und den Braten anbrennen läßt, denn wenn
diese nichtsnutzigen Geschöpfe von so böser Lust ange-
wandelt werden, pflegen sie meist den Augenblick wahr-
zunehmen, wo die Frau sich frisiren läßt oder am Klavier sitzt.

Zweitens: sie kann nicht hindern, daß ihr Kinder-
mädchen die Kinder auf ihren stundenlangen Spazier-
gängen, die häufig an der Seite eines Landsmanns
stattfinden, knufft.

Ein Jeder von uns ist wohl auf der Straße ab
und zu Zeuge solcher Frevelthaten gewesen.

Jch kann bei dieser Gelegenheit nicht umhin, mich
ziemlich verächtlich gegen die Feigheit und die Vorsicht
auszusprechen, mit der wir in solchen Fällen, um uns
nicht in fremde Angelegenheiten zu mischen, das Kinder-
mädchen gewähren lassen.

Diese armen Kinder müßten unter dem Schutz des
ganzen Publikums stehen, und an einer Magd, die sich
an dem ihr anvertrauten Kinde so schamlos vergeht,
sollte Lynchjustiz geübt werden. Wenn ich Gesetze zu

<TEI>
  <text>
    <body>
      <div n="1">
        <div n="2">
          <pb facs="#f0106" n="98"/>
          <p>Man sieht, lauter harmlose und zum Theil nützliche<lb/>
Beschäftigungen.</p><lb/>
          <p>Was aber kann die Hausfrau durch all ihr Thun<lb/>
nicht hindern?</p><lb/>
          <p>Sie kann nicht hindern, daß die Köchin die Suppe<lb/>
versalzt und den Braten anbrennen läßt, denn wenn<lb/>
diese nichtsnutzigen Geschöpfe von so böser Lust ange-<lb/>
wandelt werden, pflegen sie meist den Augenblick wahr-<lb/>
zunehmen, wo die Frau sich frisiren läßt oder am Klavier sitzt.</p><lb/>
          <p>Zweitens: sie kann nicht hindern, daß ihr Kinder-<lb/>
mädchen die Kinder auf ihren stundenlangen Spazier-<lb/>
gängen, die häufig an der Seite eines Landsmanns<lb/>
stattfinden, knufft.</p><lb/>
          <p>Ein Jeder von uns ist wohl auf der Straße ab<lb/>
und zu Zeuge solcher Frevelthaten gewesen.</p><lb/>
          <p>Jch kann bei dieser Gelegenheit nicht umhin, mich<lb/>
ziemlich verächtlich gegen die Feigheit und die Vorsicht<lb/>
auszusprechen, mit der wir in solchen Fällen, um uns<lb/>
nicht in fremde Angelegenheiten zu mischen, das Kinder-<lb/>
mädchen gewähren lassen.</p><lb/>
          <p>Diese armen Kinder müßten unter dem Schutz des<lb/>
ganzen Publikums stehen, und an einer Magd, die sich<lb/>
an dem ihr anvertrauten Kinde so schamlos vergeht,<lb/>
sollte Lynchjustiz geübt werden. Wenn ich Gesetze zu<lb/></p>
        </div>
      </div>
    </body>
  </text>
</TEI>
[98/0106] Man sieht, lauter harmlose und zum Theil nützliche Beschäftigungen. Was aber kann die Hausfrau durch all ihr Thun nicht hindern? Sie kann nicht hindern, daß die Köchin die Suppe versalzt und den Braten anbrennen läßt, denn wenn diese nichtsnutzigen Geschöpfe von so böser Lust ange- wandelt werden, pflegen sie meist den Augenblick wahr- zunehmen, wo die Frau sich frisiren läßt oder am Klavier sitzt. Zweitens: sie kann nicht hindern, daß ihr Kinder- mädchen die Kinder auf ihren stundenlangen Spazier- gängen, die häufig an der Seite eines Landsmanns stattfinden, knufft. Ein Jeder von uns ist wohl auf der Straße ab und zu Zeuge solcher Frevelthaten gewesen. Jch kann bei dieser Gelegenheit nicht umhin, mich ziemlich verächtlich gegen die Feigheit und die Vorsicht auszusprechen, mit der wir in solchen Fällen, um uns nicht in fremde Angelegenheiten zu mischen, das Kinder- mädchen gewähren lassen. Diese armen Kinder müßten unter dem Schutz des ganzen Publikums stehen, und an einer Magd, die sich an dem ihr anvertrauten Kinde so schamlos vergeht, sollte Lynchjustiz geübt werden. Wenn ich Gesetze zu

Suche im Werk

Hilfe

Informationen zum Werk

Download dieses Werks

XML (TEI P5) · HTML · Text
TCF (text annotation layer)
XML (TEI P5 inkl. att.linguistic)

Metadaten zum Werk

TEI-Header · CMDI · Dublin Core

Ansichten dieser Seite

Voyant Tools ?

Language Resource Switchboard?

Feedback

Sie haben einen Fehler gefunden? Dann können Sie diesen über unsere Qualitätssicherungsplattform DTAQ melden.

Kommentar zur DTA-Ausgabe

Dieses Werk wurde im Rahmen des Moduls DTA-Erweiterungen (DTAE) digitalisiert. Weitere Informationen …

Texte der ersten Frauenbewegung, betreut von Anna Pfundt und Thomas Gloning, JLU Gießen: Bereitstellung der Texttranskription. (2017-07-10T17:06:15Z) Bitte beachten Sie, dass die aktuelle Transkription (und Textauszeichnung) mittlerweile nicht mehr dem Stand zum Zeitpunkt der Übernahme des Werkes in das DTA entsprechen muss.
Anna Pfundt: Bearbeitung der digitalen Edition. (2017-07-10T17:06:15Z)

Weitere Informationen:

Verfahren der Texterfassung: OCR mit Nachkorrektur.

Bogensignaturen: keine Angabe; Druckfehler: keine Angabe; fremdsprachliches Material: keine Angabe; Geminations-/Abkürzungsstriche: keine Angabe; Hervorhebungen (Antiqua, Sperrschrift, Kursive etc.): wie Vorlage; i/j in Fraktur: keine Angabe; I/J in Fraktur: wie Vorlage; Kolumnentitel: keine Angabe; Kustoden: keine Angabe; langes s (ſ): als s transkribiert; Normalisierungen: keine Angabe; rundes r (ꝛ): keine Angabe; Seitenumbrüche markiert: ja; Silbentrennung: wie Vorlage; u/v bzw. U/V: keine Angabe; Vokale mit übergest. e: keine Angabe; Vollständigkeit: vollständig erfasst; Zeichensetzung: wie Vorlage; Zeilenumbrüche markiert: ja;




Ansicht auf Standard zurückstellen

URL zu diesem Werk: https://www.deutschestextarchiv.de/dohm_jesuitismus_1873
URL zu dieser Seite: https://www.deutschestextarchiv.de/dohm_jesuitismus_1873/106
Zitationshilfe: Dohm, Hedwig: Der Jesuitismus im Hausstande. Berlin, 1873, S. 98. In: Deutsches Textarchiv <https://www.deutschestextarchiv.de/dohm_jesuitismus_1873/106>, abgerufen am 31.10.2024.