Dohm, Hedwig: Der Jesuitismus im Hausstande. Berlin, 1873.Wie heut die wirthschaftlichen Verhältnisse sich ge- Frau A., deren Familie aus acht Mitgliedern besteht, Dohm, Der Jesuitismus im Hausstande. 8
Wie heut die wirthschaftlichen Verhältnisse sich ge- Frau A., deren Familie aus acht Mitgliedern besteht, Dohm, Der Jesuitismus im Hausstande. 8
<TEI> <text> <body> <div n="1"> <div n="2"> <pb facs="#f0121" n="113"/> <p>Wie heut die wirthschaftlichen Verhältnisse sich ge-<lb/> staltet haben, ist der umsichtigsten Frau kein großer<lb/> Spielraum für ihre Sparsamkeit gegönnt. Sie kann<lb/> bei dem besten Willen den Preis des Fleisches, der<lb/> Butter, der Eier, des Bieres u. s. w. nicht um einen<lb/> Sechser herabdrücken, sie kann auch die Arbeitslöhne nicht<lb/> beeinflussen. Die „<hi rendition="#aq">prix fixes</hi>‟ beherrschen gegenwärtig<lb/> die ganze Oekonomie. Sie mag von Glück sagen, wenn<lb/> sie nicht durch immer wiederkehrende „kleine Strike's‟<lb/> in Bedrängniß geräth. Sie wird also hauptsächlich ihre<lb/> Sparsamkeit, wie ich schon früher erwähnt habe, auf<lb/> Kosten der Verdauung und der Geschmacksnerven ihrer<lb/> Angehörigen in Scene setzen, denen sie statt guter Butter<lb/> schlechte vorsetzt, statt der besten Qualität Kaffee eine<lb/> mittlere u. s. w. Jch will ein Beispiel vorführen, wie<lb/> sich in den Augen der Leute eine sparsame Hausfrau<lb/> von einer verschwenderischen unterscheidet.</p><lb/> <p>Frau A., deren Familie aus acht Mitgliedern besteht,<lb/> wie diejenige der Frau B., hat monatlich eine Schlächter-<lb/> rechnung von 30 Thlrn., während Frau B. nur 15 Thlr.<lb/> für Fleisch verausgabt (die Vermögensverhältnisse beider<lb/> Familien nehmen wir als gleich an). Frau B., heißt<lb/> es jetzt, ist eine tüchtige Hausfrau, Frau A. richtet ihren<lb/> Mann zu Grunde. Die Ursache der Rechnungsdifferenz<lb/> ist sehr einfach: Frau A. giebt jedem Kinde ein ganzes<lb/> <fw place="bottom" type="sig"><hi rendition="#g">Dohm</hi>, Der Jesuitismus im Hausstande. 8</fw><lb/></p> </div> </div> </body> </text> </TEI> [113/0121]
Wie heut die wirthschaftlichen Verhältnisse sich ge-
staltet haben, ist der umsichtigsten Frau kein großer
Spielraum für ihre Sparsamkeit gegönnt. Sie kann
bei dem besten Willen den Preis des Fleisches, der
Butter, der Eier, des Bieres u. s. w. nicht um einen
Sechser herabdrücken, sie kann auch die Arbeitslöhne nicht
beeinflussen. Die „prix fixes‟ beherrschen gegenwärtig
die ganze Oekonomie. Sie mag von Glück sagen, wenn
sie nicht durch immer wiederkehrende „kleine Strike's‟
in Bedrängniß geräth. Sie wird also hauptsächlich ihre
Sparsamkeit, wie ich schon früher erwähnt habe, auf
Kosten der Verdauung und der Geschmacksnerven ihrer
Angehörigen in Scene setzen, denen sie statt guter Butter
schlechte vorsetzt, statt der besten Qualität Kaffee eine
mittlere u. s. w. Jch will ein Beispiel vorführen, wie
sich in den Augen der Leute eine sparsame Hausfrau
von einer verschwenderischen unterscheidet.
Frau A., deren Familie aus acht Mitgliedern besteht,
wie diejenige der Frau B., hat monatlich eine Schlächter-
rechnung von 30 Thlrn., während Frau B. nur 15 Thlr.
für Fleisch verausgabt (die Vermögensverhältnisse beider
Familien nehmen wir als gleich an). Frau B., heißt
es jetzt, ist eine tüchtige Hausfrau, Frau A. richtet ihren
Mann zu Grunde. Die Ursache der Rechnungsdifferenz
ist sehr einfach: Frau A. giebt jedem Kinde ein ganzes
Dohm, Der Jesuitismus im Hausstande. 8
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(2017-07-10T17:06:15Z)
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