Und du, mein zottger Tremm, der schlafestrunken Noch ob der Herrin wacht, und durch das Grün Läßt blinzelnd streifen seiner Blicke Funken, Sag an, was deine klugen Augen glühn? Ich bin es nicht, die deine Schale füllt, Nicht gab der Nahrung Trieb dich mir zu eigen, Und mit der Sklavenpeitsche kann mein Bild Noch minder dir im dumpfen Hirne steigen.
Wer kann mir sagen, ob des Hundes Seele Hinaufwärts, oder ob nach unten steigt? Und müde, müde drück' ich in die Schmehle Mein Haupt, wo siedend der Gedanke steigt. Was ist es, das ein hungermattes Thier, Mit dem gestohlnen Brode für das bleiche Blutrünst'ge Antlitz, in das Waldrevier Läßt flüchten und verschmachten bei der Leiche?
Das sind Gedanken, die uns könnten tödten, Den Geist betäuben, rauben jedes Glück, Mit tausendfachem Mord die Hände röthen, Und leise schaudernd wend' ich meinen Blick. O schlimme Zeit, die solche Gäste rief In meines Sinnens harmlos lichte Bläue! O schlechte Welt, die mich so lang' und tief Ließ grübeln über eines Pudels Treue!
Und du, mein zottger Tremm, der ſchlafestrunken Noch ob der Herrin wacht, und durch das Grün Läßt blinzelnd ſtreifen ſeiner Blicke Funken, Sag an, was deine klugen Augen glühn? Ich bin es nicht, die deine Schale füllt, Nicht gab der Nahrung Trieb dich mir zu eigen, Und mit der Sklavenpeitſche kann mein Bild Noch minder dir im dumpfen Hirne ſteigen.
Wer kann mir ſagen, ob des Hundes Seele Hinaufwärts, oder ob nach unten ſteigt? Und müde, müde drück' ich in die Schmehle Mein Haupt, wo ſiedend der Gedanke ſteigt. Was iſt es, das ein hungermattes Thier, Mit dem geſtohlnen Brode für das bleiche Blutrünſt'ge Antlitz, in das Waldrevier Läßt flüchten und verſchmachten bei der Leiche?
Das ſind Gedanken, die uns könnten tödten, Den Geiſt betäuben, rauben jedes Glück, Mit tauſendfachem Mord die Hände röthen, Und leiſe ſchaudernd wend' ich meinen Blick. O ſchlimme Zeit, die ſolche Gäſte rief In meines Sinnens harmlos lichte Bläue! O ſchlechte Welt, die mich ſo lang' und tief Ließ grübeln über eines Pudels Treue!
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Und du, mein zottger Tremm, der ſchlafestrunken
Noch ob der Herrin wacht, und durch das Grün
Läßt blinzelnd ſtreifen ſeiner Blicke Funken,
Sag an, was deine klugen Augen glühn?
Ich bin es nicht, die deine Schale füllt,
Nicht gab der Nahrung Trieb dich mir zu eigen,
Und mit der Sklavenpeitſche kann mein Bild
Noch minder dir im dumpfen Hirne ſteigen.
Wer kann mir ſagen, ob des Hundes Seele
Hinaufwärts, oder ob nach unten ſteigt?
Und müde, müde drück' ich in die Schmehle
Mein Haupt, wo ſiedend der Gedanke ſteigt.
Was iſt es, das ein hungermattes Thier,
Mit dem geſtohlnen Brode für das bleiche
Blutrünſt'ge Antlitz, in das Waldrevier
Läßt flüchten und verſchmachten bei der Leiche?
Das ſind Gedanken, die uns könnten tödten,
Den Geiſt betäuben, rauben jedes Glück,
Mit tauſendfachem Mord die Hände röthen,
Und leiſe ſchaudernd wend' ich meinen Blick.
O ſchlimme Zeit, die ſolche Gäſte rief
In meines Sinnens harmlos lichte Bläue!
O ſchlechte Welt, die mich ſo lang' und tief
Ließ grübeln über eines Pudels Treue!
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Droste-Hülshoff, Annette von: Gedichte. Stuttgart u. a., 1844, S. 147. In: Deutsches Textarchiv <https://www.deutschestextarchiv.de/droste_gedichte_1844/161>, abgerufen am 15.06.2024.
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