Das matte Silberfunken trug, Wie Schlangenauge über'm Hort; Ein Knistern durch die Haide fort, Ein leises Brodeln unterm Moos, Ein Quitschern in der Kräuter Schooß; Mit Hügelchen der Grund belegt, Wo's d'runter gährt und Dämpfe regt, Wie Elfenkirchhof, Geisterheerd; Und d'rüber her das schwarze Pferd Mit grauem Reiter, dessen Schritt Treibt Brodem auf bei jedem Tritt: So durch die Haide zieht der Tod. Doch Albrecht dachte nicht daran, Er schien sich wie ein andrer Mann; Ihm war die Stunde ganz genehm, Da noch so fern das Morgenroth, Das Dunkel recht, der Weg bequem, Und nicht im kleinsten schauerlich. So vorwärts längs der Haide Strich Durch manche Lache sprengt' er frisch, Daß d'rin das Sternenlicht erlosch, Behend zum Grunde fuhr der Fisch, Und plätschernd der erschreckte Frosch Kopfüber in den Ginster schnellt. Ein wenig fluchte unser Held, Da immer länger schien das Feld; Und endlich zeigte doch ein Pfad Des Waldes rechten Eingang grad.
Als in den Liesner10 kam der Graf, Die Zügel zog er straffer an.
Das matte Silberfunken trug, Wie Schlangenauge über'm Hort; Ein Kniſtern durch die Haide fort, Ein leiſes Brodeln unterm Moos, Ein Quitſchern in der Kräuter Schooß; Mit Hügelchen der Grund belegt, Wo's d'runter gährt und Dämpfe regt, Wie Elfenkirchhof, Geiſterheerd; Und d'rüber her das ſchwarze Pferd Mit grauem Reiter, deſſen Schritt Treibt Brodem auf bei jedem Tritt: So durch die Haide zieht der Tod. Doch Albrecht dachte nicht daran, Er ſchien ſich wie ein andrer Mann; Ihm war die Stunde ganz genehm, Da noch ſo fern das Morgenroth, Das Dunkel recht, der Weg bequem, Und nicht im kleinſten ſchauerlich. So vorwärts längs der Haide Strich Durch manche Lache ſprengt' er friſch, Daß d'rin das Sternenlicht erloſch, Behend zum Grunde fuhr der Fiſch, Und plätſchernd der erſchreckte Froſch Kopfüber in den Ginſter ſchnellt. Ein wenig fluchte unſer Held, Da immer länger ſchien das Feld; Und endlich zeigte doch ein Pfad Des Waldes rechten Eingang grad.
Als in den Liesner10 kam der Graf, Die Zügel zog er ſtraffer an.
<TEI><text><body><divn="1"><divn="2"><divn="3"><lgtype="poem"><pbfacs="#f0551"n="537"/><lgn="4"><l>Das matte Silberfunken trug,</l><lb/><l>Wie Schlangenauge über'm Hort;</l><lb/><l>Ein Kniſtern durch die Haide fort,</l><lb/><l>Ein leiſes Brodeln unterm Moos,</l><lb/><l>Ein Quitſchern in der Kräuter Schooß;</l><lb/><l>Mit Hügelchen der Grund belegt,</l><lb/><l>Wo's d'runter gährt und Dämpfe regt,</l><lb/><l>Wie Elfenkirchhof, Geiſterheerd;</l><lb/><l>Und d'rüber her das ſchwarze Pferd</l><lb/><l>Mit grauem Reiter, deſſen Schritt</l><lb/><l>Treibt Brodem auf bei jedem Tritt:</l><lb/><l>So durch die Haide zieht der Tod.</l><lb/><l>Doch Albrecht dachte nicht daran,</l><lb/><l>Er ſchien ſich wie ein andrer Mann;</l><lb/><l>Ihm war die Stunde ganz genehm,</l><lb/><l>Da noch ſo fern das Morgenroth,</l><lb/><l>Das Dunkel recht, der Weg bequem,</l><lb/><l>Und nicht im kleinſten ſchauerlich.</l><lb/><l>So vorwärts längs der Haide Strich</l><lb/><l>Durch manche Lache ſprengt' er friſch,</l><lb/><l>Daß d'rin das Sternenlicht erloſch,</l><lb/><l>Behend zum Grunde fuhr der Fiſch,</l><lb/><l>Und plätſchernd der erſchreckte Froſch</l><lb/><l>Kopfüber in den Ginſter ſchnellt.</l><lb/><l>Ein wenig fluchte unſer Held,</l><lb/><l>Da immer länger ſchien das Feld;</l><lb/><l>Und endlich zeigte doch ein Pfad</l><lb/><l>Des Waldes rechten Eingang grad.</l><lb/></lg><lgn="5"><l>Als in den Liesner10 kam der Graf,</l><lb/><l>Die Zügel zog er ſtraffer an.</l><lb/></lg></lg></div></div></div></body></text></TEI>
[537/0551]
Das matte Silberfunken trug,
Wie Schlangenauge über'm Hort;
Ein Kniſtern durch die Haide fort,
Ein leiſes Brodeln unterm Moos,
Ein Quitſchern in der Kräuter Schooß;
Mit Hügelchen der Grund belegt,
Wo's d'runter gährt und Dämpfe regt,
Wie Elfenkirchhof, Geiſterheerd;
Und d'rüber her das ſchwarze Pferd
Mit grauem Reiter, deſſen Schritt
Treibt Brodem auf bei jedem Tritt:
So durch die Haide zieht der Tod.
Doch Albrecht dachte nicht daran,
Er ſchien ſich wie ein andrer Mann;
Ihm war die Stunde ganz genehm,
Da noch ſo fern das Morgenroth,
Das Dunkel recht, der Weg bequem,
Und nicht im kleinſten ſchauerlich.
So vorwärts längs der Haide Strich
Durch manche Lache ſprengt' er friſch,
Daß d'rin das Sternenlicht erloſch,
Behend zum Grunde fuhr der Fiſch,
Und plätſchernd der erſchreckte Froſch
Kopfüber in den Ginſter ſchnellt.
Ein wenig fluchte unſer Held,
Da immer länger ſchien das Feld;
Und endlich zeigte doch ein Pfad
Des Waldes rechten Eingang grad.
Als in den Liesner10 kam der Graf,
Die Zügel zog er ſtraffer an.
Informationen zur CAB-Ansicht
Diese Ansicht bietet Ihnen die Darstellung des Textes in normalisierter Orthographie.
Diese Textvariante wird vollautomatisch erstellt und kann aufgrund dessen auch Fehler enthalten.
Alle veränderten Wortformen sind grau hinterlegt. Als fremdsprachliches Material erkannte
Textteile sind ausgegraut dargestellt.
Sie haben einen Fehler gefunden?
Dann können Sie diesen über unsere Qualitätssicherungsplattform
DTAQ melden.
Kommentar zur DTA-Ausgabe
Dieses Werk wurde von OCR-Software automatisch erfasst und anschließend
gemäß den DTA-Transkriptionsrichtlinien
von Muttersprachlern nachkontrolliert. Es wurde gemäß dem
DTA-Basisformat in XML/TEI P5 kodiert.
Droste-Hülshoff, Annette von: Gedichte. Stuttgart u. a., 1844, S. 537. In: Deutsches Textarchiv <https://www.deutschestextarchiv.de/droste_gedichte_1844/551>, abgerufen am 15.06.2024.
Alle Inhalte dieser Seite unterstehen, soweit nicht anders gekennzeichnet, einer
Creative-Commons-Lizenz.
Die Rechte an den angezeigten Bilddigitalisaten, soweit nicht anders gekennzeichnet, liegen bei den besitzenden Bibliotheken.
Weitere Informationen finden Sie in den DTA-Nutzungsbedingungen.
Insbesondere im Hinblick auf die §§ 86a StGB und 130 StGB wird festgestellt, dass die auf
diesen Seiten abgebildeten Inhalte weder in irgendeiner Form propagandistischen Zwecken
dienen, oder Werbung für verbotene Organisationen oder Vereinigungen darstellen, oder
nationalsozialistische Verbrechen leugnen oder verharmlosen, noch zum Zwecke der
Herabwürdigung der Menschenwürde gezeigt werden.
Die auf diesen Seiten abgebildeten Inhalte (in Wort und Bild) dienen im Sinne des
§ 86 StGB Abs. 3 ausschließlich historischen, sozial- oder kulturwissenschaftlichen
Forschungszwecken. Ihre Veröffentlichung erfolgt in der Absicht, Wissen zur Anregung
der intellektuellen Selbstständigkeit und Verantwortungsbereitschaft des Staatsbürgers zu
vermitteln und damit der Förderung seiner Mündigkeit zu dienen.
Zitierempfehlung: Deutsches Textarchiv. Grundlage für ein Referenzkorpus der neuhochdeutschen Sprache. Herausgegeben von der Berlin-Brandenburgischen Akademie der Wissenschaften, Berlin 2024. URL: https://www.deutschestextarchiv.de/.