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Droste-Hülshoff, Annette von: Letzte Gaben. Nachgelassene Blätter. Hrsg. v. Levin Schücking. Hannover, 1860.

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Gepredigt hast du in der Steppengluth --
So weißt du auch, wie harte Arbeit thut;
Doch arm und nicht der Arbeit fähig sein,
Das ist gewiß die allergrößte Pein.
Du hast ja kaum geruht in Mutterarmen,
Warst früh ein elternlos, verwais'tes Kind,
Woll' eines armen Knaben dich erbarmen,
Der eine Waise ist wie du, und blind!"

Gepredigt haſt du in der Steppengluth —
So weißt du auch, wie harte Arbeit thut;
Doch arm und nicht der Arbeit fähig ſein,
Das iſt gewiß die allergrößte Pein.
Du haſt ja kaum geruht in Mutterarmen,
Warſt früh ein elternlos, verwaiſ’tes Kind,
Woll’ eines armen Knaben dich erbarmen,
Der eine Waiſe iſt wie du, und blind!“

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[102/0118] Gepredigt haſt du in der Steppengluth — So weißt du auch, wie harte Arbeit thut; Doch arm und nicht der Arbeit fähig ſein, Das iſt gewiß die allergrößte Pein. Du haſt ja kaum geruht in Mutterarmen, Warſt früh ein elternlos, verwaiſ’tes Kind, Woll’ eines armen Knaben dich erbarmen, Der eine Waiſe iſt wie du, und blind!“

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Zitationshilfe: Droste-Hülshoff, Annette von: Letzte Gaben. Nachgelassene Blätter. Hrsg. v. Levin Schücking. Hannover, 1860, S. 102. In: Deutsches Textarchiv <https://www.deutschestextarchiv.de/droste_letzte_1860/118>, abgerufen am 20.05.2024.