Ebeling, Johann Justus: Andächtige Betrachtungen aus dem Buche der Natur und Schrift. Bd. 1. Hildesheim, 1747.Die Schöpfung Auch das kleineste Gewürme, das in dem Mo-raste liegt, Und mit unsichtbaren Füssen in geschwinder Wen- dung kriecht, Zeugt von einer Wunder Hand, die aus zartesten Gelenken Können ein solch lebend Thier, das sich krümmt, zu- sammen schränken. Sieht das Auge auf die Grossen, die auf starken Knochen gehn, Und als schöne Kunstmaschinen die gelenkten Thei- le drehn; So ist alles wunderbar von dem Schöpfer aus- gezieret, Der das Triebwerk der Natur nach der Thiere Art formiret. Aeusert sich das weise Wissen nicht an ihren Man- nigfalt? Strahlt nicht eines Schöpfers Grösse, aus der Bil- dung und Gestalt? Wenn man ihre Arten zählt, die von ihm besondre Gaben, Nach der weisen Vorsicht Zweck, zum Gebrauch empfangen haben. Da erschienen auf sein Wollen, die gehörnet an dem Haupt, Andre hatten spizze Klauen, womit die Begierde raubt; Diese hatten ihre Krafft, in den woll gesteifften Rükken: Und ein iedes muste sich nach des Schöpfers Absicht schikken. So ward auch das Reich der Thiere, das die Weis- heit ausgedacht Durch
Die Schoͤpfung Auch das kleineſte Gewuͤrme, das in dem Mo-raſte liegt, Und mit unſichtbaren Fuͤſſen in geſchwinder Wen- dung kriecht, Zeugt von einer Wunder Hand, die aus zarteſten Gelenken Koͤnnen ein ſolch lebend Thier, das ſich kruͤmmt, zu- ſammen ſchraͤnken. Sieht das Auge auf die Groſſen, die auf ſtarken Knochen gehn, Und als ſchoͤne Kunſtmaſchinen die gelenkten Thei- le drehn; So iſt alles wunderbar von dem Schoͤpfer aus- gezieret, Der das Triebwerk der Natur nach der Thiere Art formiret. Aeuſert ſich das weiſe Wiſſen nicht an ihren Man- nigfalt? Strahlt nicht eines Schoͤpfers Groͤſſe, aus der Bil- dung und Geſtalt? Wenn man ihre Arten zaͤhlt, die von ihm beſondre Gaben, Nach der weiſen Vorſicht Zweck, zum Gebrauch empfangen haben. Da erſchienen auf ſein Wollen, die gehoͤrnet an dem Haupt, Andre hatten ſpizze Klauen, womit die Begierde raubt; Dieſe hatten ihre Krafft, in den woll geſteifften Ruͤkken: Und ein iedes muſte ſich nach des Schoͤpfers Abſicht ſchikken. So ward auch das Reich der Thiere, das die Weis- heit ausgedacht Durch
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Die Schoͤpfung
Auch das kleineſte Gewuͤrme, das in dem Mo-
raſte liegt,
Und mit unſichtbaren Fuͤſſen in geſchwinder Wen-
dung kriecht,
Zeugt von einer Wunder Hand, die aus zarteſten
Gelenken
Koͤnnen ein ſolch lebend Thier, das ſich kruͤmmt, zu-
ſammen ſchraͤnken.
Sieht das Auge auf die Groſſen, die auf ſtarken
Knochen gehn,
Und als ſchoͤne Kunſtmaſchinen die gelenkten Thei-
le drehn;
So iſt alles wunderbar von dem Schoͤpfer aus-
gezieret,
Der das Triebwerk der Natur nach der Thiere Art
formiret.
Aeuſert ſich das weiſe Wiſſen nicht an ihren Man-
nigfalt?
Strahlt nicht eines Schoͤpfers Groͤſſe, aus der Bil-
dung und Geſtalt?
Wenn man ihre Arten zaͤhlt, die von ihm beſondre
Gaben,
Nach der weiſen Vorſicht Zweck, zum Gebrauch
empfangen haben.
Da erſchienen auf ſein Wollen, die gehoͤrnet an
dem Haupt,
Andre hatten ſpizze Klauen, womit die Begierde
raubt;
Dieſe hatten ihre Krafft, in den woll geſteifften
Ruͤkken:
Und ein iedes muſte ſich nach des Schoͤpfers Abſicht
ſchikken.
So ward auch das Reich der Thiere, das die Weis-
heit ausgedacht
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Zitationshilfe: | Ebeling, Johann Justus: Andächtige Betrachtungen aus dem Buche der Natur und Schrift. Bd. 1. Hildesheim, 1747, S. 178. In: Deutsches Textarchiv <https://www.deutschestextarchiv.de/ebeling_betrachtungen01_1747/194>, abgerufen am 18.06.2024. |