Eckermann, Johann Peter: Gespräche mit Goethe in den letzten Jahren seines Lebens. Bd. 1. Leipzig, 1836.denn das Ganze wird umschrieben und beleuchtet seyn." Mittwoch den 10. November 1823. Goethe befindet sich seit einigen Tagen nicht zum Ich war diesen Abend vor dem Theater ein halbes Nachdem wir Einiges gesprochen, wünschte er, daß I. 6
denn das Ganze wird umſchrieben und beleuchtet ſeyn.“ Mittwoch den 10. November 1823. Goethe befindet ſich ſeit einigen Tagen nicht zum Ich war dieſen Abend vor dem Theater ein halbes Nachdem wir Einiges geſprochen, wuͤnſchte er, daß I. 6
<TEI> <text> <body> <div n="1"> <div n="2"> <p><pb facs="#f0101" n="81"/> denn das Ganze wird umſchrieben und beleuchtet ſeyn.“<lb/> Dieſen Rath ergriff ich als zweckmaͤßig. „Ja, was<lb/> hindert Sie, dabey auch einmal dramatiſch zu verfahren<lb/> und ein Geſpraͤch etwa mit dem Gaͤrtner fuͤhren zu<lb/> laſſen? — Und durch dieſe Zerſtuͤckelung macht man es<lb/> ſich leicht und kann beſſer das Characteriſtiſche der ver¬<lb/> ſchiedenen Seiten des Gegenſtandes ausdruͤcken. Ein<lb/> umfaſſendes groͤßeres Ganze dagegen iſt immer ſchwierig<lb/> und man bringt ſelten etwas Vollendetes zu Stande.“</p><lb/> <milestone rendition="#hr" unit="section"/> </div> <div n="2"> <dateline rendition="#right">Mittwoch den 10. November 1823.<lb/></dateline> <p>Goethe befindet ſich ſeit einigen Tagen nicht zum<lb/> beſten; eine heftige Erkaͤltung ſcheint in ihm zu ſtecken.<lb/> Er huſtet viel, obgleich laut und kraͤftig; doch ſcheint<lb/> der Huſten ſchmerzlich zu ſeyn, denn er faßt dabey ge¬<lb/> woͤhnlich mit der Hand nach der Seite des Herzens.</p><lb/> <p>Ich war dieſen Abend vor dem Theater ein halbes<lb/> Stuͤndchen bey ihm. Er ſaß in einem Lehnſtuhl, mit<lb/> dem Ruͤcken in ein Kiſſen geſenkt; das Reden ſchien ihm<lb/> ſchwer zu werden.</p><lb/> <p>Nachdem wir Einiges geſprochen, wuͤnſchte er, daß<lb/> ich ein Gedicht leſen moͤchte, womit er ein neues jetzt<lb/> im Werke begriffenes Heft von Kunſt und Alterthum<lb/> eroͤffnet. Er blieb in ſeinem Stuhle ſitzen und be¬<lb/> zeichnete mir den Ort, wo es lag. Ich nahm ein<lb/> <fw place="bottom" type="sig"><hi rendition="#aq">I.</hi> 6<lb/></fw> </p> </div> </div> </body> </text> </TEI> [81/0101]
denn das Ganze wird umſchrieben und beleuchtet ſeyn.“
Dieſen Rath ergriff ich als zweckmaͤßig. „Ja, was
hindert Sie, dabey auch einmal dramatiſch zu verfahren
und ein Geſpraͤch etwa mit dem Gaͤrtner fuͤhren zu
laſſen? — Und durch dieſe Zerſtuͤckelung macht man es
ſich leicht und kann beſſer das Characteriſtiſche der ver¬
ſchiedenen Seiten des Gegenſtandes ausdruͤcken. Ein
umfaſſendes groͤßeres Ganze dagegen iſt immer ſchwierig
und man bringt ſelten etwas Vollendetes zu Stande.“
Mittwoch den 10. November 1823.
Goethe befindet ſich ſeit einigen Tagen nicht zum
beſten; eine heftige Erkaͤltung ſcheint in ihm zu ſtecken.
Er huſtet viel, obgleich laut und kraͤftig; doch ſcheint
der Huſten ſchmerzlich zu ſeyn, denn er faßt dabey ge¬
woͤhnlich mit der Hand nach der Seite des Herzens.
Ich war dieſen Abend vor dem Theater ein halbes
Stuͤndchen bey ihm. Er ſaß in einem Lehnſtuhl, mit
dem Ruͤcken in ein Kiſſen geſenkt; das Reden ſchien ihm
ſchwer zu werden.
Nachdem wir Einiges geſprochen, wuͤnſchte er, daß
ich ein Gedicht leſen moͤchte, womit er ein neues jetzt
im Werke begriffenes Heft von Kunſt und Alterthum
eroͤffnet. Er blieb in ſeinem Stuhle ſitzen und be¬
zeichnete mir den Ort, wo es lag. Ich nahm ein
I. 6
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