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Eichendorff, Joseph von: Ahnung und Gegenwart. Nürnberg, 1815.

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Anfang durchaus ein schillerndes Stück verlangt hat.
Ich werde der Vorstellung mit beywohnen und ha¬
be alle Folgen über mich genommen.

Ja, wahrhaftig, sagte Faber, wenn das noch
lange so fortgeht, so sage ich aller gebildeten Welt
Lebewohl und fange an auf dem Seile zu tanzen
oder die Zigeunersprache zu studieren. Ich bin des
Herumziehens in der That von Herzen satt. --
Verstellen Sie sich nur nicht immer so, fiel ihm
Leontin ins Wort, Sie können doch am Ende nicht
weg von mir. Wir zanken uns immer, und tref¬
fen doch immer wieder auf einerley Wegen zusam¬
men. Uebrigens sind diese Schauspieler ein gar vor¬
trefflicher Künstlerverein; sie wollen nicht gepriesen,
sondern gespeißt seyn, und geh'n daher in der Ver¬
zweiflung der Natur noch keck und beherzt auf den
Leib.

Es war unterdeß an einen jungen Menschen
von der Truppe, der auch eine Rolle in dem Stü¬
cke übernommen hatte, die Reihe gekommen, eben¬
falls seinen Theil vorzustellen. Er benahm sich aber
sehr ungeschickt und war durchaus nicht im Stande,
etwas zu erfinden und vorzubringen. Ein schönes
Mädchen, mit welcher er eben die Szene spielen
sollte, wurde ungeduldig, erklärte, sie wolle hier nicht
länger einen Narren abgeben, und sprang lachend
fort. Der andere, ältere Schauspieler lief ihr nach,
um sie zurückzuholen, und so war die ganze Probe
gestört.

Anfang durchaus ein ſchillerndes Stück verlangt hat.
Ich werde der Vorſtellung mit beywohnen und ha¬
be alle Folgen über mich genommen.

Ja, wahrhaftig, ſagte Faber, wenn das noch
lange ſo fortgeht, ſo ſage ich aller gebildeten Welt
Lebewohl und fange an auf dem Seile zu tanzen
oder die Zigeunerſprache zu ſtudieren. Ich bin des
Herumziehens in der That von Herzen ſatt. —
Verſtellen Sie ſich nur nicht immer ſo, fiel ihm
Leontin ins Wort, Sie können doch am Ende nicht
weg von mir. Wir zanken uns immer, und tref¬
fen doch immer wieder auf einerley Wegen zuſam¬
men. Uebrigens ſind dieſe Schauſpieler ein gar vor¬
trefflicher Künſtlerverein; ſie wollen nicht geprieſen,
ſondern geſpeißt ſeyn, und geh'n daher in der Ver¬
zweiflung der Natur noch keck und beherzt auf den
Leib.

Es war unterdeß an einen jungen Menſchen
von der Truppe, der auch eine Rolle in dem Stü¬
cke übernommen hatte, die Reihe gekommen, eben¬
falls ſeinen Theil vorzuſtellen. Er benahm ſich aber
ſehr ungeſchickt und war durchaus nicht im Stande,
etwas zu erfinden und vorzubringen. Ein ſchönes
Mädchen, mit welcher er eben die Szene ſpielen
ſollte, wurde ungeduldig, erklärte, ſie wolle hier nicht
länger einen Narren abgeben, und ſprang lachend
fort. Der andere, ältere Schauſpieler lief ihr nach,
um ſie zurückzuholen, und ſo war die ganze Probe
geſtört.

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[230/0236] Anfang durchaus ein ſchillerndes Stück verlangt hat. Ich werde der Vorſtellung mit beywohnen und ha¬ be alle Folgen über mich genommen. Ja, wahrhaftig, ſagte Faber, wenn das noch lange ſo fortgeht, ſo ſage ich aller gebildeten Welt Lebewohl und fange an auf dem Seile zu tanzen oder die Zigeunerſprache zu ſtudieren. Ich bin des Herumziehens in der That von Herzen ſatt. — Verſtellen Sie ſich nur nicht immer ſo, fiel ihm Leontin ins Wort, Sie können doch am Ende nicht weg von mir. Wir zanken uns immer, und tref¬ fen doch immer wieder auf einerley Wegen zuſam¬ men. Uebrigens ſind dieſe Schauſpieler ein gar vor¬ trefflicher Künſtlerverein; ſie wollen nicht geprieſen, ſondern geſpeißt ſeyn, und geh'n daher in der Ver¬ zweiflung der Natur noch keck und beherzt auf den Leib. Es war unterdeß an einen jungen Menſchen von der Truppe, der auch eine Rolle in dem Stü¬ cke übernommen hatte, die Reihe gekommen, eben¬ falls ſeinen Theil vorzuſtellen. Er benahm ſich aber ſehr ungeſchickt und war durchaus nicht im Stande, etwas zu erfinden und vorzubringen. Ein ſchönes Mädchen, mit welcher er eben die Szene ſpielen ſollte, wurde ungeduldig, erklärte, ſie wolle hier nicht länger einen Narren abgeben, und ſprang lachend fort. Der andere, ältere Schauſpieler lief ihr nach, um ſie zurückzuholen, und ſo war die ganze Probe geſtört.

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Zitationshilfe: Eichendorff, Joseph von: Ahnung und Gegenwart. Nürnberg, 1815, S. 230. In: Deutsches Textarchiv <https://www.deutschestextarchiv.de/eichendorff_ahnung_1815/236>, abgerufen am 31.10.2024.