Eichendorff, Joseph von: Gedichte. Berlin, 1837.Terzett. Hirt. Wenn sich der Sommermorgen still erhebt, Kein Wölkchen in den blauen Lüften schwebt, Mit Wonneschauern naht das Licht der Welt, Daß sich die Aehrenfelder leise neigen, Da sink' ich auf die Knie im stillen Feld, Und bete wenn noch alle Stimmen schweigen. Jäger. Doch Keiner athmet so den Strom von Lüften, Als wie der Jäger in den grünen Klüften! Wo Euch der Athem schwindelnd schon vergangen, Hat seine rechte Lust erst angefangen, Wenn tief das Thal auffunkelt durch die Bäume Der Aar sich aufschwingt in die klaren Räume. Hirt. Und sinkt der Mittag müde auf die Matten, Rast' ich am Bächlein in den kühlsten Schatten, Ein leises Flüstern geht in allen Bäumen, Das Bächlein plaudert wirre wie in Träumen, Die Erde säuselt kaum, als ob sie schliefe, Und mit den Wolken in den stillen Räumen Schiff' ich still fort zur unbekannten Tiefe. Jäger. Und wenn die Tiefe schwül und träumend ruh't,
Steh' ich am Berg' wie auf des Landes Hut, Terzett. Hirt. Wenn ſich der Sommermorgen ſtill erhebt, Kein Woͤlkchen in den blauen Luͤften ſchwebt, Mit Wonneſchauern naht das Licht der Welt, Daß ſich die Aehrenfelder leiſe neigen, Da ſink' ich auf die Knie im ſtillen Feld, Und bete wenn noch alle Stimmen ſchweigen. Jaͤger. Doch Keiner athmet ſo den Strom von Luͤften, Als wie der Jaͤger in den gruͤnen Kluͤften! Wo Euch der Athem ſchwindelnd ſchon vergangen, Hat ſeine rechte Luſt erſt angefangen, Wenn tief das Thal auffunkelt durch die Baͤume Der Aar ſich aufſchwingt in die klaren Raͤume. Hirt. Und ſinkt der Mittag muͤde auf die Matten, Raſt' ich am Baͤchlein in den kuͤhlſten Schatten, Ein leiſes Fluͤſtern geht in allen Baͤumen, Das Baͤchlein plaudert wirre wie in Traͤumen, Die Erde ſaͤuſelt kaum, als ob ſie ſchliefe, Und mit den Wolken in den ſtillen Raͤumen Schiff' ich ſtill fort zur unbekannten Tiefe. Jaͤger. Und wenn die Tiefe ſchwuͤl und traͤumend ruh't,
Steh' ich am Berg' wie auf des Landes Hut, <TEI> <text> <body> <div n="1"> <div n="2"> <pb facs="#f0112" n="94"/> </div> <div n="2"> <head> <hi rendition="#b #g">Terzett</hi> <hi rendition="#b">.</hi><lb/> </head> <p><hi rendition="#g">Hirt</hi>.</p><lb/> <lg type="poem"> <l><hi rendition="#in">W</hi>enn ſich der Sommermorgen ſtill erhebt,</l><lb/> <l>Kein Woͤlkchen in den blauen Luͤften ſchwebt,</l><lb/> <l>Mit Wonneſchauern naht das Licht der Welt,</l><lb/> <l>Daß ſich die Aehrenfelder leiſe neigen,</l><lb/> <l>Da ſink' ich auf die Knie im ſtillen Feld,</l><lb/> <l>Und bete wenn noch alle Stimmen ſchweigen.</l><lb/> </lg> <p><hi rendition="#g">Jaͤger</hi>.</p><lb/> <lg type="poem"> <l>Doch Keiner athmet ſo den Strom von Luͤften,</l><lb/> <l>Als wie der Jaͤger in den gruͤnen Kluͤften!</l><lb/> <l>Wo Euch der Athem ſchwindelnd ſchon vergangen,</l><lb/> <l>Hat ſeine rechte Luſt erſt angefangen,</l><lb/> <l>Wenn tief das Thal auffunkelt durch die Baͤume</l><lb/> <l>Der Aar ſich aufſchwingt in die klaren Raͤume.</l><lb/> </lg> <p><hi rendition="#g">Hirt</hi>.</p><lb/> <lg type="poem"> <l>Und ſinkt der Mittag muͤde auf die Matten,</l><lb/> <l>Raſt' ich am Baͤchlein in den kuͤhlſten Schatten,</l><lb/> <l>Ein leiſes Fluͤſtern geht in allen Baͤumen,</l><lb/> <l>Das Baͤchlein plaudert wirre wie in Traͤumen,</l><lb/> <l>Die Erde ſaͤuſelt kaum, als ob ſie ſchliefe,</l><lb/> <l>Und mit den Wolken in den ſtillen Raͤumen</l><lb/> <l>Schiff' ich ſtill fort zur unbekannten Tiefe.</l><lb/> </lg> <p><hi rendition="#g">Jaͤger</hi>.</p><lb/> <lg type="poem"> <l>Und wenn die Tiefe ſchwuͤl und traͤumend ruh't,</l><lb/> <l>Steh' ich am Berg' wie auf des Landes Hut,</l><lb/> </lg> </div> </div> </body> </text> </TEI> [94/0112]
Terzett.
Hirt.
Wenn ſich der Sommermorgen ſtill erhebt,
Kein Woͤlkchen in den blauen Luͤften ſchwebt,
Mit Wonneſchauern naht das Licht der Welt,
Daß ſich die Aehrenfelder leiſe neigen,
Da ſink' ich auf die Knie im ſtillen Feld,
Und bete wenn noch alle Stimmen ſchweigen.
Jaͤger.
Doch Keiner athmet ſo den Strom von Luͤften,
Als wie der Jaͤger in den gruͤnen Kluͤften!
Wo Euch der Athem ſchwindelnd ſchon vergangen,
Hat ſeine rechte Luſt erſt angefangen,
Wenn tief das Thal auffunkelt durch die Baͤume
Der Aar ſich aufſchwingt in die klaren Raͤume.
Hirt.
Und ſinkt der Mittag muͤde auf die Matten,
Raſt' ich am Baͤchlein in den kuͤhlſten Schatten,
Ein leiſes Fluͤſtern geht in allen Baͤumen,
Das Baͤchlein plaudert wirre wie in Traͤumen,
Die Erde ſaͤuſelt kaum, als ob ſie ſchliefe,
Und mit den Wolken in den ſtillen Raͤumen
Schiff' ich ſtill fort zur unbekannten Tiefe.
Jaͤger.
Und wenn die Tiefe ſchwuͤl und traͤumend ruh't,
Steh' ich am Berg' wie auf des Landes Hut,
Suche im WerkInformationen zum Werk
Download dieses Werks
XML (TEI P5) ·
HTML ·
Text Metadaten zum WerkTEI-Header · CMDI · Dublin Core Ansichten dieser Seite
Voyant Tools ?Language Resource Switchboard?FeedbackSie haben einen Fehler gefunden? Dann können Sie diesen über unsere Qualitätssicherungsplattform DTAQ melden. Kommentar zur DTA-AusgabeDieses Werk wurde von OCR-Software automatisch erfasst und anschließend gemäß den DTA-Transkriptionsrichtlinien von Muttersprachlern nachkontrolliert. Es wurde gemäß dem DTA-Basisformat in XML/TEI P5 kodiert.
|
Insbesondere im Hinblick auf die §§ 86a StGB und 130 StGB wird festgestellt, dass die auf diesen Seiten abgebildeten Inhalte weder in irgendeiner Form propagandistischen Zwecken dienen, oder Werbung für verbotene Organisationen oder Vereinigungen darstellen, oder nationalsozialistische Verbrechen leugnen oder verharmlosen, noch zum Zwecke der Herabwürdigung der Menschenwürde gezeigt werden. Die auf diesen Seiten abgebildeten Inhalte (in Wort und Bild) dienen im Sinne des § 86 StGB Abs. 3 ausschließlich historischen, sozial- oder kulturwissenschaftlichen Forschungszwecken. Ihre Veröffentlichung erfolgt in der Absicht, Wissen zur Anregung der intellektuellen Selbstständigkeit und Verantwortungsbereitschaft des Staatsbürgers zu vermitteln und damit der Förderung seiner Mündigkeit zu dienen.
2007–2024 Deutsches Textarchiv, Berlin-Brandenburgische Akademie der Wissenschaften.
Kontakt: redaktion(at)deutschestextarchiv.de. |